Hallo zusammen,
Schrieb ich eigentlich, dass ich mir zum ersten Mal in meinem Leben quasi einen Neuwagen gekauft habe? Also, Firmenwagen und sowas bekomme ich ja eh nicht von daher ist das mein erstes neues Gefährt. Es ist ein Fahrrad :-) Und ich fühle mich echt schlecht, neu kaufen ist irgendwie bescheuert, man verliert nur Geld und es gibt so viele Räder da draußen, da muss man eigentlich keine neuen mehr bauen (klar, SUV Fahrräder mit dicksten Walzen, fetten Motoren und Computer an Bord mal außen vor, denn die sind wichtig....). Aber hey, nach 40 Jahren, ich finde, das kann ich mir irgendwie schönreden dadurch. Das hat auch alles am Start was ich gar nicht wusste, dass ich es brauche, STI's (kannte ich gar nicht sowas), Kettenschaltung, Licht, Gepäckträger, Rennlenker und zumindest leichter als mein altes Peugeot. Ich fahre jetzt quasi Ferrari. Fahrradi. Ich brauche einen neuen Schlüsselanhänger.
Und mal nebenbei - ich meine OT ist hier ja schon so viel geschrieben worden, da kann ich ja auch mal weiter herumspinnern - Fahrräder, die Branche ist größer als Musikinstrumente, ne? Und habt ihr euch da mal die Onlineshops der "großen" angesehen (also, sowas wie Thomann gibt es in dem Bereich ja nicht)? Die sind alle shice. Echt, wer sich über Shops im MI Bereich aufregt, also, Fahrräder, Riesenmarkt und Zuwachsraten, die Shops sind in meinen Augen wesentlich verbesserungswürdiger, als im MI Bereich. Große Händler jetzt betrachtet.
Ich habe mein Rad vor Ort abgeholt bei einem großen Händler. Mega schicker Laden, also echt, Hut ab, das war echt spitze! Personal auch sehr freundlich, aber: fachlich i.d.R. wenig Ahnung, außer von ihrem Spezialgebiet. Vergleiche ich das mit einem Instrumentenladen, dann finde ich da MI auch besser aufgestellt als Fahrrad. Ich meine, Fahrrad SKU's in einem großen Laden verglichen mit z.B. nur Gitarren SKU's, also, ich meine, da ist die Diversität bei Gitarren WEITAUS höher. Aber: das Personal in diesem Laden (ich hatte mit 5 Leuten insgesamt zu tun) war meganett und hilfsbereit und das ist am Ende ja wichtiger, als die Megakompetenz in meinen Augen. Aber wenn ich so oft vom Anspruch an Fachverkäufer im MI Bereich lese und höre, also, da musste ich dann doch mal wieder mit dem Kopf schütteln. Und während ich da mein Fahrrad abholte (das hat unter 1000€ gekostet, quasi Bretterklasse, wie ich jetzt weiß, für mich war das unfassbar viel Geld für ein Rad) ging ein sackteures Pedelec nach dem nächsten über die Theke, also, das wäre so wie Custom Shop Fließbandverkauf im Gitarrenladen.
Verrückte Welt.
Egal, ich bin auf jeden Fall mit dem neuen Rad viel schneller in der Werkstatt, das ist schonmal geil (und 16 Gänge im Vergleich zu 2, die ich vorher hatte, sind gerade in Kurven und an Ampeln tatsächlich hilfreich für die Geschwindigkeit). Und die letzten tage war ich auch oft da, denn: ich habe was verbockt.
Es ging ja darum, die Gitarre zu beizen. Ich schrub ja dann, schwarz und dann mal sehen. Gesagt getan.Spoiler: schwarz ist shice, weil es die Maserung kaputtmacht.
So sieht das - verwackelt - in schwarz aus:
Gra nicht mal so geil. Klar, mit Öl druff ist das alles wieder schicker, aber die Irideszenz ist total im Arsch. Hm. Also runtergeschliffen und rot drüber, weil, das Muster sah ja ganz nett aus vorher.
Das sah dann so aus:
Das fand ich auch eher so subdufte. Shice, shice. Also ein bischen gelb drüber, um ein wenig aufzuhellen:
Etwas besser, aber eigentlich auch shice. Und weil jetzt so viel Beize drauf war, sah das Maserungsbild auch schon echt shice aus. Totgebeizt nennt das der Fachmann, sieht man regelmäßig bei PRS. Eieieiei, das tut schon weh, gerade bei so einer Pornodecke.
Ich habe sehr gehadert. Schleifen musste ich eh, wenn rot schonmal geschliffen ist, kann man ja mit Blau drüber und etwas grün, dann wird das so lila/rot/grün changierend, auch cool, aber auch sehr poppig. Und poppig geht einem auch schnell aufs Auge. Ärgerlich, ärgerlich. Grün fand ich reizvoll, aber nachdem ich mir einen Wolf geschliffen habe (4x Beize drüber, alter, da bekommt man nie mehr alles raus aus den Poren) war noch genug Restbeize in Rot drin, das wäre shitty geworden.
Okay, und nun? Es ist ja Herbst. Herbstfarben gehen immer. Gelb und Braun. Rot war eh noch in den Poren.
Also, Feuer frei, gab eh nix mehr zu verlieren. Tag 1:
Noch kein Öl drauf. Geht eigentlich. Aber der Bereich hinter der Tune-o-Matic, da, wo die schönen fetten Riegel sind, da ist soviel Beize in den Poren geblieben, das sieht jetzt eben shice aus. Arrrgh....
Tag 2 mit Öl:
Okay, die Irideszenz ist wieder halbwegs da, wo sie hinsoll. Und der Bereich hinter der TOM mit den Rotflecken, ja, äh, das ist ja dem Herbstthema geschuldet, hüstel und jetzt auch eher so Absicht...naja.
Aber da kommt ja eh ein Bigsby drüber.
Von daher beginne ich jetzt, mich etwas damit anzufreunden. Tag3:
Ist schon gut, dass das Truoil noch mitfärbt, es könnte jetzt mit jeder Schicht quasi besser werden. Puh. Diese Gitarre kostet mich echt Nerven bis jetzt....
Und apropos Bigsby, ich bin ja Graf Koks persönlich, daher habe ich mir mal das Upgrade von Callaham gegönnt, also Andruckrolle mit Riefen und Saitenrolle mit Bohrungen (jaaaaa, kann man selber machen, aber habe ich da Bock zu? Nö!). Da muss man ja einfach nur aus der Saitenrolle die Stifte rausziehen, Sprengring ab und wechseln. Mir sind natürlich 2 Stifte weggebrochen, kann man nicht mehr greifen, stehen dennoch etwas über. Versuch die Rolle mit sanften Schonhammerschlägen aus dem Lager zu bewegen führten zu Bruch des Lagers. Ein Nadellager. NADELLAGER. Sowas habe ich zuletzt in einem Porschegetriebe von 1959 gesehen. Ja, man sollte halt auch nicht so ungeduldig sein. Ich weiß. Ich habe jetzt ein Austauschlager bestellt. Und dann habe ich das teuerste Bigsby der Welt (weil, da kam neben den Callaham Teilen noch ein Duane Eddie Arm dazu, ne Reverend Feder - sehr geil! - und das Bigsby an sich kostet ja auch ein wenig), damit bin ich dann en par mit einem Floyd Rose System mit allen Schikanen. Naja, fast.
Manchmal nervt es.
Aber am Ende wird alles gut. Weil ja eigentlich eh alles gut ist, was soll der Lachs?!?
Ich hatte dann auch mal wieder Esche bestellt bei einem Lieferanten, der mir dieses Wahnsinnsholz von Riegelesche verkauft hat. Da war dann leider ein durchgehender Riss drin, hatte ich ihm kurz mitgeteilt und dann rief mich da ein ganz wunderbar netter Herr aus Süddeutschland an und dann haben wir am Telefon eine halbe Stunde über Holz geredet und wo er es herholt und das er alles aus den bergen holt (!), wird mit dem Pferd aus dem Wald gezogen (!!) und dann 4-5 Jahre luftgetrocknet (!!!). Und Bergfichte spaltet er auch ausschließlich (!!!!) wegen der stehenden Jahresringe und so. Und so gedämpfte Hainbuche als Griffbrettholz, ob das denn interessant wäre, oder Obstholz oder oder und dämpfen, rösten und tralala könnte man ja auch alles, er kennte da jemanden und sein Holz läge ja in 3 Sägewerken und wäre ja froh, wenn was verkauft würde...... Also, mein Urlaub nächstes Jahr ist damit geplant :-) Und alles heimisches Holz und in Zusammenarbeit mit dem Förster vor Ort. Ja mei, das finde ich pfundig! Ich lasse den Regenwald auf jeden Fall mal in Ruhe und träume mal vom gesperrten Nußbaumhals mit Räuchereiche Griffbrett, das wäre schon was.....
So, und nu suche ich mal meine alten Comics raus, da gabe es einen bairischen, der hieß Gallenstein, da habe ich immer laut lachen müssen, auch nach dem 100. Lesen.
Alles Gute!
Jonas
P.S.: Notiz an mich selbst: KEINE SCHWARZE BEIZE NEHMEN FÜR GAR NIX, AUSSER HOCHVERDÜNNT!!!!!DU PFOSTEN!!!!
Lesetipp: Mithu Sanyal - Identitti -> ich merke da zwar, dass ich alt geworden bin, aber es ist ein sehr kluges Buch wie ich finde und sehr humorvoll und angenehm entspannt geschrieben vor dem Hintergrund des Themas, ganz toll!