(Philosophie) Profimusiker? Da lern' ich doch lieber was anständiges :-)))


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Beitrag von Oly vom Oktober 27. 2003 um 15:09:08:

Hi alle,

melde mich aussem Urlaub zurück und muß ich euch unbedingt erzählen:

Wir waren auf Mallorca und haben dann die Ballermannstraße nach Live-Bands abgeklappert. Erstes ernüchterndes Erlebnis: es gab nur zwei Läden, in denen "richtig" Musik gemacht wurde (war früher auch mal anders - da gab's in fast jedem Hotel 'ne Band). Im ersten Laden waren es die "Tiroler Spatzen" oder so ähnlich, die wir uns erst gar nicht angetan haben und im zweiten Laden spielte "Michis Partyband". Wir also rein in den Schuppen - Discothekenmäßig, aber ohne Spiegelball, mit Bühne, ca. 2 auf 4 Meter. Als wir reinkamen, so gegen 21.00 Uhr, machte sich der deutsche DJ Peter grade warm: "Und jetzt kommt Andrea Berg mit "Du hast mich tausendmal belogen". Glücklicherweise war grad Happy Hour, so daß wir gleich vier anstelle von zwei Cuba Libre bekamen - und die waren auch nötig :-))) Nach der geballten Ladung Roger Whittaker, Andy Borg und Roland Kaiser kam dann um 22.00 Uhr die Band auf die Bühne. (Ach so, hab ich vergessen zu erwähnen - Carola und ich senkten das Durchschnittsalter der Gäste um einige Jährchen - und wir sind beide über 40 :-))) Mumienschieben war angesagt, wie auf Kur in Bad Dingsda. Naja, egal. Auf jeden Fall quetschte sich dann die sechsköpfige Band (alle so zwischen 30 und 40) auf die Bühne und legte los: "Königin der Nacht" von Peter Orloff, gefolgt von "Sie will einen Italiener" von den Flippers, anschließend "Sonne in der Nacht" von Wolle "schickt ihn endlich in die Hölle" Petry, usw. usf. - genau 'ne halbe Stunde lang und dann war wieder DJ Peter dran - genau 'ne halbe Stunde und dann wieder die Band, genau 'ne halbe Stunde, dann wieder ...

Buysevai - ich will hier nix gegen die Musik sagen - sie war absolut zielgruppengerecht und die Oldies waren gar nicht von der Tanzfläche runterkriegen.

Gezz aber zur Band - absolut klasse Musiker - jeder mindestens zwei Instrumente (der Bassist z.B. hat noch Keyboard, Saxophon, Klarinette, Akkordeon und Trompete gespielt) und 'n super Satzgesang. In ihrer zweiten Pause is der Bandleader zu uns gekommen und meinte nur: "Ihr macht doch bestimmt auch Musik?". Auf mein "Wie hasten das gemerkt?", meinte er "Ihr habt so interessiert geguckt und die einzigen, die geklatscht haben". :-))))

Naja - wir ham die Jungs dann mal so'n bißken ausgequetscht, wie es da so läuft - und ich denke, 'ne deutsche Gewerkschaft würde sowas nicht mitmachen:

Die spielen in diesem Laden von Anfang April bis Ende Oktober, 7 Tage (bzw. Nächte) die Woche, von 21.30 Uhr bis 4.30, immer 'ne halbe Stunde die Band, dann wieder halbe Stunde DJ, pro Pause gibt es ein alkoholfreies Getränk, Zimmer zum übernachten is frei und der Verdienst pro Tag 70 Eypos brutto. (Und nix mit Groupies und braungebrannten Mädels im Stringbikini - wie gesagt, das Publikum ging so bei 60 Jahren los.) Und natürlich nur die entsprechende Musik - das "rockigste" Lied war David Lee Roths "just a gigolo" - aber das durften sie erst als "Rausschmeisser" gegen 4.25 Uhr spielen - und da ging's dann aber so richtig ab (mein ich nicht ironisch).

Auf meinen Kommentar, dass das doch schon 'n Knochenjob wäre, gabs als Antwort "Klar, aber 'n fester Verdienst" und das hat mir dann doch mal wieder bewußt gemacht, dass es für die meisten Profimucker eben nicht nur Sex 'n Drugs ' Rock'n'Roll gibt.

Ach ja - zwischendurch is dann auch immer mal 'n Gaststar aufgetreten - z.B. Klaus Peter mit seinem Hit "Im warmen Sand" - da kam dann irgendson Jürgen Drews für Arme (Vokuhila-Frisur, braun gebrannt, Hemd bis zum Bauchnabel auf, Goldkettchen, Friseuse am Arm) mit 'nem Midifile oder 'ne Karaoke CD auf die Bühne und hat dann gesungen - dagegen sind die Flippers die reinsten Heavy Gothic Metal Punks - aber da hat dann das Publikum begeistert geklatscht - außer natürlich Carola und ich :-)))

So - ersma genuch und Gruß

Oly


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