Re: (Philosophie) Profimusiker? Da lern' ich doch lieber was anständiges :-)))


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Beitrag von Andreas Falke vom Oktober 29. 2003 um 12:38:09:

Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Profimusiker? Da lern' ich doch lieber was anständiges :-))) geschrieben von Johannes am Oktober 29. 2003 um 11:25:28:

: Hallo Olkmar, Hallo Johannes

Jetzt nochmal zum Thema "Qualität von Musik":
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: : >Trotzdem überlege ich immer wieder, ob es nicht irgendwelche objektiven Kriterien für Qualität in der Musik geben könnte - zu irgendeinem Schluß bin ich in meinen Überlegungen allerdings noch nicht gekommen.
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Das ist ein Gedanke, der mich qua Ausbildung im Bereich der bildenden Kunst schon lange beschäftigt. Die Frage nach objektiven Kriterien in der Malerei, der bildhauerei...
In den 80ern galt es als 'hip und chic' gerade an der HDK Kunst und Malerei mit dem Duktus des Herumrührens in Farbe zu versehen. Erklärungen folgten meist mit: "Mir war so, ich fühlte mich so, so bin ich und das entspricht meinem seelischem Zustand")
Mir war und ist das immer schon zu wenig gewesen.
Ich meine, in der Musik, wie in der Malerei/Bildhauerei muß man sich die Frage nach dem 'Warum' gefallen lassen.



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Mich kann ein Musikstück tief berühren, auch wenn es eine recycelte Version einer alten Struktur ist. Wenn die Chieftains eine Volksmusik-Ballade schreiben, kann die möglicherweise bei mir eine ähnlich tiefe emotionale Reaktion auslösen, wie ein Stück von Miles Davis' Kind of Blue. Natürlich nehme ich solche Musik anders wahr als eine Bachsche Fuge, und sie spricht andere Bereiche in mir an, aber trotzdem würde ich sie als qualitativ hochwertig ansehen.

Ich glaube, das ist ein antrainierter Reflex. Das ist die Situation, die, wenn Stoppok 'leise' singt, dich in richtiger Stimmung morgens um drei in der Küche mit gehörig Liebeskummer zum Strick greifen läßt. In anderen Situationen, mit Kopfhörern auf dem Surfbrett bei Windstärke 4 bis 6 möchte man lieber die Beachboys im Ohr haben, oder? Die Qualität hat sich indes nicht geändert.
Gleichwohl sollte unterschieden werden können zwischen objektiv guter und objektiv weniger guter Musik. Finde ich, ich weiß nur auch noch nicht wie.

Ein Schlitz in weißgrundierter Leinwand kann ein Attentat ebenso wie der Ausdruck eines ästhetischen Empfinden sein. Kann Destruktion als Gestaltungselement sein, ebenso wie Produktion als Neu-Entwicklung.
Es funktioniert nicht, wenn jemand eine Leinwand aufschlitzt, weil es bereits schonmal erfolgreich (monetär) gemacht wurde und somit epigonal lediglich wiederholt. = Cover-Musik. Wird gecovert um Dienst zu leisten? Wird gecovert, weil keine Zeit eigenes zu machen?
Wird gecovert um neue Eindrücke eines Stückes zu bekommen?

Wird so Musik zur intellektuellen Reifeprüfung?

Das ist ja nun auch wirklich nix für jeden! Wie ich schon sagte, Strukturen, die man nicht erkennt, hält man für Strukturlosigkeit. Vielen ist doch selbst eine Bach-Fuge zu chaotisch, obwohl es kaum was Geordneteres gibt...

Ah, wunderbar. Strukturen, die man nicht erkennt hält man für Strukturlosigkeit.. Das ist doch der alte Dialog Eupalinos und Phaidros (die wo über Ästhetik schwadronieren) sehr geschmeidiger Text. (Ich glaube, geschrieben von Paul Valery?) So kommen wir der Sache doch näher. Ist Strukturlosigkeit Gestaltungselement in der Musik, oder ist es Destruktion? Kommen hier nicht antrainierte Begriffe ins Spiel, wie: 'schön = regelmäßige Schallwellen ; schlimm = unregelmäßige = Geräusch?
Ist 1 und 3 Stadl und 2 und 4 Rock'Roll?

Ich wünschte einen langen Abend solcherlei Dispute.

Jetzt aber wacker an die Arbeit.


Groetjes

andreas schwafelberger
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