Re: (Philosophie) Profimusiker? Da lern' ich doch lieber was anständiges :-)))
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Beitrag von Olkmar vom Oktober 30. 2003 um 18:34:46:
Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Profimusiker? Da lern' ich doch lieber was anständiges :-))) geschrieben von Oly am Oktober 30. 2003 um 11:03:56:
Hi Oly!
>Und noch faszinierender finde ich, wie Schlagerschreiber es hinkriegen, Songs mit annähernd identischer melodischer Motivik zu kreiren, die viele Hörer dann trotzdem als unterschiedlich auffassen... :-)))))
Das ist in der Tat faszinierend, aber dennoch recht leicht zu erklären:
Der Normalhörer nimmt mit Sicherheit musikalische Geschehnisse anders wahr, als wir Musiker oder ein "trainierter" Hörer. Etliches entgeht ihm, Anderes nimmt er zwar wahr, kann es aber nicht benennen, die Zuordnungen zwischen bewusster und unbewusster Wahrnehmung fallen anders aus, ebenso die Gewichtungen hinsichtlich der Bedeutung des Wahrgenommenen.
Es addieren sich zwei Phänomene: Der mangelnde Zugang zu einer (uns geläufigen) Ebene erhöht die Wirkung einer anderen (für uns weniger bedeutsamen), verstärkt dadurch, daß innerhalb eines stilistisch eng gefassten Rahmens winzige Details eine höhere Bedeutung erhalten (etwa in folgendem Sinne: Bezogen auf eine Gruppe von Personen, die alle unterschiedliche Jacketts tragen, fallen uns geringe Farbunterschiede der Knöpfe kaum auf, nun stelle man sich aber dasselbe bei einer Gruppe von Uniformträgern vor...).
Auf dieser Basis liegt es nahe, daß sich auf der reinen Konsumebene eine drastische Überbewertung des Gesangsparts entwickelt hat, erkennbar in folgenden Punkten:
1.) Es scheint im Unterhaltungsfernsehen nicht nötig zu sein, daß über den Sänger/ die Sängerin hinausgehend irgendeine Klangquelle sichtbar sein muß. Entweder erfolgt eine Playbackdarbietung, oder selbst beim Vorhandensein realer Instrumentalisten zeigt die Bildregie im Falle eines Gitarrensolos lieber, wie der Sänger sich die Nase putzt, als den Gitarristen. Bei singenden Gitarristen ist auch in Gesangspausen das Gesicht im Bild, die Hände werden vermieden (ok, das kann auch andere Gründe haben *sfg*).
2.) Die "deutsche" Abmischung, die jedem Instrument einen Pegel von 20dB unterhalb dem des Gesanges zuweist.
3.) Etliche Hörer (meist Frauen) entwickeln einen bemerkenswerten Fleiß darin, Songtexte auswendig zu lernen. Man sollte dabei beachten, daß die Texte im Allgemeinen ihrem Begriffsvermögen entsprechen und sehr, sehr ernst genommen werden!
4.) Nur der Gesangspart ist oftmals entscheidend für den Wiedererkennungswert eines Songs. Ich habe in meiner studentischen Tanzmuckerzeit oft erlebt, daß gewünschte Titel nicht erkannt wurden, wenn sie (instrumental) gespielt wurden.
Darüberhinaus erwecken bestimmte Wörter innerhalb des Textes Assoziationen, die die Wahrnehmung aller anderen Ebenen einfärben. Daraus folgt:
"In einer Disco in Singapur" und "in einer Disco in Wattenscheid" sind zwangsweise zwei unterschiedliche Songs, auch wenn sie mit Ausnahme dieses einen Wortes völlig identisch sind.
>Da ist wieder die Sache mit der Grenze :-))) Was sind minimale Änderungen, die es bei einem Plagiat belassen? Da streiten sich ja genug Urheber drum :-)))
Wobei ich für sowas keinerlei Verständnis habe! Man findet jede angeblich hier oder dort abgekupferte Melodie mit ein wenig Suchen im Gesamtwerk Joseph Haydns! *g* Falls man dort ausnahmsweise einmal nicht fündig wird, greife man auf Claudio Monteverdi zurück... *ggg*
cu,
Olkmar
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