Re: (Philosophie) Profimusiker? Da lern' ich doch lieber was anständiges :-)))
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Beitrag von Johannes vom Oktober 29. 2003 um 11:25:28:
Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Profimusiker? Da lern' ich doch lieber was anständiges :-))) geschrieben von Olkmar am Oktober 28. 2003 um 12:59:54:
Hallo Olkmar,
nachdem ich dein Posting etwas inkubiert habe, will ich auch was dazu schreiben.
: Ich habe lange überlegt, ob ich mich in diese Diskussion überhaupt einmischen soll,
Danke, daß Du es getan hast :-)
: : >Die restlichen 2% sind wohl für jeden anders.* : : Ja, aber in den wenigsten Fällen im Sinne einer Individualität, sondern eher einer Gruppenzugehörigkeit.
Da würde ich Dir vollkommen zustimmen. Frank Zappa hat (wenn ich mich richtig erinnere) einmal den Ge(Miß-?)brauch von Musik als "reinforcement of a lifestyle" bezeichnet.
Ich selber würde mich davon auch überhaupt nicht freisprechen, ich denke, meine Plattensammlung hat genau so angefangen.
Jetzt nochmal zum Thema "Qualität von Musik": : >Trotzdem überlege ich immer wieder, ob es nicht irgendwelche objektiven Kriterien für Qualität in der Musik geben könnte - zu irgendeinem Schluß bin ich in meinen Überlegungen allerdings noch nicht gekommen. :
Deine Antwort (die ich jetzt mal aus Platzgründen lösche) habe ich so verstanden, daß man die Qualität einer Komposition durchaus objektiv beurteilen kann, weil man sich entweder das Fachwissen dazu über eine Ausbildung angeeignet hat oder sich lange genug intensiv autodidaktisch mit dem Thema beschäftigt hat. Außerdem zitierst Du den "Komponisten", der keine kompositorische Leistung vollbringt, da er nur altbekannte Akkordfolgen recycelt (Mozarts Ah vous dirais-je maman-Variationen versus Don Giovanni). Habe ich das richtig zusammengefaßt?
Dann habe ich damit ein bißchen Schwierigkeiten, denn für mich besteht die Qualität von Musik nicht alleine in der handwerklichen Qualität ihrer Komposition. (Improvisation behandle ich jetzt mal als "instant composition", insofern ist es hierfür irrelevant, ob ein Stück notiert ist oder improvisiert.)
Mich kann ein Musikstück tief berühren, auch wenn es eine recycelte Version einer alten Struktur ist. Wenn die Chieftains eine Volksmusik-Ballade schreiben, kann die möglicherweise bei mir eine ähnlich tiefe emotionale Reaktion auslösen, wie ein Stück von Miles Davis' Kind of Blue. Natürlich nehme ich solche Musik anders wahr als eine Bachsche Fuge, und sie spricht andere Bereiche in mir an, aber trotzdem würde ich sie als qualitativ hochwertig ansehen.
Ist das ein antrainierter emotionaler Reflex auf außermusikalische Dinge oder hat das mit der Qualität der Musik zu tun? Benutze ich hier Musik nur als Gefühlsverstärker? Oder ist es die hervorragende Darbietung des Stückes durch exzellente Musiker?
: >*Gestern mußte ich wieder lachen, als ich bei amazon eine Kundenrezension einer Platte las, die ich im Moment begeistert rauf und runter höre (Miles Davis' "Bitches Brew"). Fazit: "Nur Lärm!" ;-) : : Das ist ja nun auch wirklich nix für jeden! Wie ich schon sagte, Strukturen, die man nicht erkennt, hält man für Strukturlosigkeit. Vielen ist doch selbst eine Bach-Fuge zu chaotisch, obwohl es kaum was Geordneteres gibt...
Natürlich, und ich würde auch niemanden dazu zwingen, "Bitches Brew" zu hören. Bei mir hat es auch lange gedauert, bis ich außer einer gewissen Faszination wirklich etwas damit anfangen konnte. Ich fand diese Rezension einfach unfreiwillig komisch. Soll ich noch mehr zitieren? Na gut, wenn ihr unbedingt wollt... ;-)
Miles Davis und seine Mitstreiter sind zwar fantastische Musiker, dieses Hurengebräu ist allerdings so ungenießbar, dass es selbst dem Jazzfan den Magen verdreht. Wer so masochistisch veranlagt ist, über 2 Stunden mitzuleiden, wie sich einige der besten Musiker, nur um avantgardistisch zu scheinen, in einem unmelodiösen, unrhythmischen und vor allem unmusikalischem Chaos verirren, oder wer seine ungeliebten Nachbarn mal so richtig ärgern möchte, der greife bedekenlos zu.
Ich muß meine Nachbarn wohl sehr hassen. ;-)
Viele Grüße, Johannes
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