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(Gitarre) Furcht vor der Furch

Guten Tag zusammen,

kurz vor den Aufnahmen für mein neues Album habe ich im März schnell noch eine Akustikgitarre gekauft. Es ist eine Furch mit Superjumbo-Korpus geworden, denn sie war die einzige in dem Preissegment (und drei weiteren), die diesen irre knackigen, strammen und transparenten Bass hat.

Ich bin auch mit dem Klang total glücklich. Mit der Bespielbarkeit, auf die ich in der Eile nicht geachtet habe, allerdings überhaupt nicht. Die Furch ist zickig. Nehmen wir als Beispiel ein F#-moll als Barré. Sehr schwierig auf den ersten drei Saiten. Und dann vielleicht noch mit dem Mittelfinger kurz aufs D der h-Saite? Auf der Taylor für mich gar kein Problem. Die Furch wehrt sich.

Ganz gleich, was ich darauf spiele: Es klirrt immer ein wenig an den Bünden. Ja, dann muss man sauberer greifen. Dann geht das. Das stimmt auch. Nur ist die Gitarre dann eben um ein Vielfaches aufwendiger (soll ja heutzutage: aufwändiger heißen) und viele meiner Songs kann ich darauf nicht spielen.

Das kann doch nicht das Ende der Geschichte sein. Denn dann müsste ich die Gitarre wieder loswerden, schwersten Herzens. Aber ich möchte und muss darauf spielen.

Welche Optionen habe ich bzw was könnten die Ursachen dieser Zickigkeit sein? Ein Gitarrenbauer hatte wegen einer anderen Sache schon drübergeschaut und nichts gefunden, stand in dem Moment aber auch unter Zeitdruck.

Habt Ihr Ideen?

Herzliche Grüße
Felix


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Moin Felix,

nach meiner bescheidenen Erfahrung mit Akus hast Du eine ganze Reihe von Möglichkeiten, was da nicht passen könnte. Der Sattel könnte nicht ausreichend tief gefeilt sein, die Bünde nicht sauber im Griffbrett sitzen, der Hals für Deine Hände zu dick oder zu breit oder beides sein. Auch die Halskrümmung könnte zu stark sein.

Was ich in so einem Fall versuchen würde, wären weniger starke Saiten. Alles andere sind dann wahrscheinlich schon Operationen beim Gitarrenbauer Deines Vertrauens.

Die nach meiner Erfahrung schlechte Nachricht: wenn eine Gitarre von vorneherein nicht passt, wird das meistens auch nicht mehr signifikant besser. Leider.

Viele Grüße,
Michael


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Mojn Felix,

schön, mal wieder was von Dir zu lesen.

 Welche Optionen habe ich bzw was könnten die Ursachen dieser Zickigkeit sein? Ein Gitarrenbauer hatte wegen einer anderen Sache schon drübergeschaut und nichts gefunden, stand in dem Moment aber auch unter Zeitdruck.

Die vier Komponenten des "Systems Gitarre", die ihre Bespielbarkeit ausmachen, sind Saitenlage, Halskrümmung, Bünde, Halsprofil. Und da behkanntlich jeder Mensch andere Finger hat, ist das Zusammenspiel besagter Faktoren immer individuell.

An den ersten beiden kannst Du selbst was ändern, Bünde kann man erneuern lassen, das Halsprofil ist leider gegeben. Ich persönlich kann nicht mit Spaghetti-Bünden und V-Profil à la Fender. Ich hatte mal eine Martin D-16 mit Spaghetti-Bünden, da rappelte es beim Spielen. Die Bünde waren glücklicherweise ziemlich fix runtergespielt, Abhilfe schafften die neuen à la Gibson.

Also schau Dir mal an, was den Unterschied der Furch zur Taylor ausmacht, vielleicht kannst Du ja mit einfachen Mitteln was dran ändern.

ne schöne Jrooß, Mathias


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hallo Felix,

habe ja auch seit vielen jahren eine Furch CR 23-Dreadnaught im Gebrauch ; die ist blitzsauber gebaut und ich mußte in der Zeit noch nie irgendwas nachjustieren. Ist bei deiner Jumbo gecheckt worden, ob die Sattelkerben richtig gefeilt sind ? Bei Schnarrgeräuschen in den ersten Bünden würde ich eher da eine Ursache vermuten.....

Grüsse,

teleman


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hallo

was ich gerade gesehen habe, die Furch´s sind ja nicht ganz billig. Fängt bei 1100 Euros an. da geh ich mal von aus, dass man dann perfekt eingestellte Instrumente erwarten kann.

Vielleicht must du dich erst dran gewöhnen. Dauert schon mal was länger. Und probier mal die Saiten von Elixier aus. Nanoweb. Ich hab auf meiner Sigma einen 10er Satz drauf. Viel weicheres Spielgefühl bei besserm Klang. Werksmäßig waren  Daddario 12er drauf. Bei einer Superjumbo müssten 10er reichen.

Gruß hayman

: Guten Tag zusammen,
: kurz vor den Aufnahmen für mein neues Album habe ich im März schnell noch eine Akustikgitarre gekauft. Es ist eine Furch mit Superjumbo-Korpus geworden, denn sie war die einzige in dem Preissegment (und drei weiteren), die diesen irre knackigen, strammen und transparenten Bass hat.
: Ich bin auch mit dem Klang total glücklich. Mit der Bespielbarkeit, auf die ich in der Eile nicht geachtet habe, allerdings überhaupt nicht. Die Furch ist zickig. Nehmen wir als Beispiel ein F#-moll als Barré. Sehr schwierig auf den ersten drei Saiten. Und dann vielleicht noch mit dem Mittelfinger kurz aufs D der h-Saite? Auf der Taylor für mich gar kein Problem. Die Furch wehrt sich.
: Ganz gleich, was ich darauf spiele: Es klirrt immer ein wenig an den Bünden. Ja, dann muss man sauberer greifen. Dann geht das. Das stimmt auch. Nur ist die Gitarre dann eben um ein Vielfaches aufwendiger (soll ja heutzutage: aufwändiger heißen) und viele meiner Songs kann ich darauf nicht spielen.
: Das kann doch nicht das Ende der Geschichte sein. Denn dann müsste ich die Gitarre wieder loswerden, schwersten Herzens. Aber ich möchte und muss darauf spielen.
: Welche Optionen habe ich bzw was könnten die Ursachen dieser Zickigkeit sein? Ein Gitarrenbauer hatte wegen einer anderen Sache schon drübergeschaut und nichts gefunden, stand in dem Moment aber auch unter Zeitdruck.
: Habt Ihr Ideen?
: Herzliche Grüße
: Felix


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Siehst du Andy, so unvollständig war mein Beitrag:

: so wie du das beschreibst, würde ich am ehesten einen nicht tief genug gefeilten Sattel vermuten,

das war die "andere Arbeit", von der ich gesprochen hatte. Die hatte der Gitarrenbauer durchgeführt und das hat dieses Problem zwar auch gelindert, aber nicht behoben.

: aaaber, in erster Linie vermute ich, dass dir - möglicherweise - das (tägliche ;) Training (meine ich wörtlich) auf der Akustischen fehlt?!

Ich spiele tatsächlich seit einem Jahr praktisch nichts anderes. Und zwar relativ viel. Und ich bin dahingehend praktisch in der Form meines Lebens. So trainierte Finger hatte ich noch nie.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: da geh ich mal von aus, dass man dann perfekt eingestellte Instrumente erwarten kann.

Das sehe ich auch so und es ist freilich mein Fehler, denn ich habe die Klampfe so gekauft. Ich hatte genau diesen Klang gesucht und dabei völlig vergessen, ebenso pingelig auf die Bespielbarkeit zu schauen. Als ich dann erfasst habe, dass unter den Saiten ein LKW durchfahren kann, hat der im Laden angestellte Gitarrenbauer mir erklärt, das liege an unserem Klima. Und als alter Holzwurm konnte ich ihm nur Recht geben. Er hat das korrigiert und es wurde viel besser. Aber offenbar nicht gut genug.

: Vielleicht must du dich erst dran gewöhnen. Dauert schon mal was länger. Und probier mal die Saiten von Elixier aus. Nanoweb. Ich hab auf meiner Sigma einen 10er Satz drauf. Viel weicheres Spielgefühl bei besserm Klang. Werksmäßig waren  Daddario 12er drauf.

Die Elixir spiele ich auch, allerdings Polyweb 80/20, weil mir die Phosphorbronze zu sehr klingeln.

: Bei einer Superjumbo müssten 10er reichen.

Der Zusammenhang (zwischen Korpusgröße und Saitenstärke) ist mir neu. Könntest du mir deine Perspektive erläutern?


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Danke Mathias,

bei den Bünden kann ich kaum einen Unterschied zwischen Furch und Taylor erkennen, aber mein Auge ist darin auch nicht geübt.

Ich werde mal einen Termin bei dem Gitarrenbauer machen und mich mit ihm beraten. Im schlimmsten Fall war es ein Fehlkauf und das Instrument muss mich verlassen. Wäre schade um den Klang, aber wenn ich sie wegen ihrer Zicken nicht spiele, höre ich den ohnehin nicht.

Liebe Grüße!


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Ich denke, je größer der Korpus, desto größer der Klang. Mit dünneren Saiten wird´s dann etwas leiser. Gitarre mit kleinem Korpus wäre dann zu leise...................

Alles nur Vermutung. Meine Sigma mit 10er Saiten ist etwas leiser nun mit Elixiers. Aber klanglich das was ich suchte.

: : da geh ich mal von aus, dass man dann perfekt eingestellte Instrumente erwarten kann.
: Das sehe ich auch so und es ist freilich mein Fehler, denn ich habe die Klampfe so gekauft. Ich hatte genau diesen Klang gesucht und dabei völlig vergessen, ebenso pingelig auf die Bespielbarkeit zu schauen. Als ich dann erfasst habe, dass unter den Saiten ein LKW durchfahren kann, hat der im Laden angestellte Gitarrenbauer mir erklärt, das liege an unserem Klima. Und als alter Holzwurm konnte ich ihm nur Recht geben. Er hat das korrigiert und es wurde viel besser. Aber offenbar nicht gut genug.
: : Vielleicht must du dich erst dran gewöhnen. Dauert schon mal was länger. Und probier mal die Saiten von Elixier aus. Nanoweb. Ich hab auf meiner Sigma einen 10er Satz drauf. Viel weicheres Spielgefühl bei besserm Klang. Werksmäßig waren  Daddario 12er drauf.
: Die Elixir spiele ich auch, allerdings Polyweb 80/20, weil mir die Phosphorbronze zu sehr klingeln.
: : Bei einer Superjumbo müssten 10er reichen.
: Der Zusammenhang (zwischen Korpusgröße und Saitenstärke) ist mir neu. Könntest du mir deine Perspektive erläutern?


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: Ich denke, je größer der Korpus, desto größer der Klang. Mit dünneren Saiten wird´s dann etwas leiser. Gitarre mit kleinem Korpus wäre dann zu leise...................

Achso. Meine Vorstellung ist eher: Je größer der Korpus, desto tiefere Töne werden stabil abgestrahlt. Meine (begrenzte) praktische Erfahrung bestätigt das.

Meine andere These, die ich nie geprüft oder recherchiert habe: Dickere Saiten sind bei gleichem Anschlag leiser, da die Auslenkung (=Amplitude) durch die höhere Steifigkeit geringer ist.

Aber nun: Probier'n geht über studier'n. Und bevor ich die Gitarre abstoße lohnt es wohl, diese Stunden noch in solche Experimente zu stecken.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Diese Gitarren sind werksmäßig auf eine 12-er-Besaitung eingestellt und klingen damit m.E. am Besten. 11/52-er-Saiten wären noch ein gangbarer Kompromiss.

10-er-Saiten sind für mich E-Gitarrensaiten und bringen dann nicht im Ansatz das klangliche Potential aus so einer Jumbo-Akustik - würde ich nie in Erwägung ziehen.Der Saitenzug wird dann auch sehr gering und die Schepperneigung eher noch größer.

Wenn - wie Du schreibst - ursprünglich ein "LKW zwischen Saiten und Griffbrett" durchpasste, nun aber das mit den Sattelkerben korrekt gefeilt sei, müsste noch die Halskrümmung geprüft werden.

In seltenen Fällen hat man mal vertwistete Hälse, was das Scheppern in einigen wenigen Lagen erklären könnte ? Warst Du mit der Furch bei einem qualifizierten Gitarrenbauer oder einem "Serviceman" an der Ladentheke von Discounter ?

Sowas muß eigentlich behebbar sein und ich würde bei einer Gitarre dieser Preisklasse auch nicht mit lauwarmen Kompromissen leben wollen.

Grüsse,

teleman


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: Wenn - wie Du schreibst - ursprünglich ein "LKW zwischen Saiten und Griffbrett" durchpasste, nun aber das mit den Sattelkerben korrekt gefeilt sei, müsste noch die Halskrümmung geprüft werden.

Das hat er gemacht. Und es war wie Zauberei, das habe ich im Laden so empfunden und auch gesagt. Aus einem Ast mit Saiten wurde eine Gitarre.

: In seltenen Fällen hat man mal vertwistete Hälse, was das Scheppern in einigen wenigen Lagen erklären könnte ? Warst Du mit der Furch bei einem qualifizierten Gitarrenbauer oder einem "Serviceman" an der Ladentheke von Discounter ?

Das war, ich glaube Matthias, jedenfalls der Mann, den sie bei Musik Produktiv McGyver nennen. Der macht das zumindest seit vielen Jahren Vollzeit und er machte auf mich einen äußerst anständigen Eindruck. Ich würde sagen, der ist qualifiziert für diese Arbeit - aber ich mag mich auch nicht erdreisten, das näher zu beurteilen.

Ich danke jedenfalls auch dir für den Input.

Nun werde ich noch ein paar Stunden darauf spielen. Rein oberflächlich sollte sie sich genauso verhalten wie die Taylor. Aber vielleicht sind die Mikrometerabweichungen in mehreren Dimensionen einfach etwas, das die Greifhand bei jedem Instrument unterbewusst erfassen muss, genug, dass diese Oberflächlichkeit in der Praxis eben nicht funktioniert.

Unterm Strich wird trotzdem gelten: Wenn die Gitarre immer eine Sonderbehandlung braucht, muss ich mich davon trennen.

Nach den paar Stunden werde ich Matthias noch einmal konsultieren. Er hatte (per Telefon) noch ein paar Ideen. Es wäre im Service mit drin, insofern kein Problem. Die Fahrerei nervt halt, aber mimimi Ersteweltprobleme und so.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: Nun werde ich noch ein paar Stunden darauf spielen. 

Nicht dass das falsch rüberkommt: Ich habe viele, viele Stunden darauf gespielt. Aber auf der Taylor spiele ich trotzdem mehr und in letzter Zeit ausschließlich - unter der hoffentlich nicht irrigen Annahme, diese Übung sei übertragbar auf andere Akustikgitarren.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hi Felix,

wie ist denn der Hals der Tailor so im direkten Vergleich mit der Furch? Also Griffbrett-Radius und Halsprofil da, wo Du die Probleme verortest? Ich würde die ganzen Kleinigkeiten 1:1 anschauen, also auch wie nah die Saiten am Rand des Griffbretts sind, Abstände der Saiten am Steg und an der Brücke etc pp. Mensurlänge, Höhe überm 9. Bund wenn am ersten und letzten runtergedrückt, der ganze Scheiss. Irgendwas muss ja Dir/Deinen Händen bei der Tailor mehr entgegenkommen.

Das kann ja nur entweder an der Physik liegen - aber das scheint der Gitarrenservicemensch ja schon im Rahmen des Möglichen eingenordet zu haben. Vielleicht nimmst Du die Tailor mit zum Service, damit man da mal die Hälse/Lage etc vergleichen kann…

viele Grüße,
Tom


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Ich würde die Saitenlage einfach mal messen, das geht ganz gut mit Plektren unterschiedlicher Stärke. Eines mit 0,6 mm kann ich zwischen den Diskantsaiten und dem zweiten Bundstäbchen festklemmen, ab dem dritten Bundstäbchen hält es nicht mehr. Eines mit 0,72 mm hält an der Stelle noch.

Halskrümmung ist im 2. Bund nicht das Problem, auch die Höhe der Stegeinlage hat hier wenig Einfluss.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: Ich würde die Saitenlage einfach mal messen, das geht ganz gut mit Plektren unterschiedlicher Stärke.

Sind (derzeit) bei der Taylor .88, bei der Furch .96.

Als perfide empfinde ich, dass mit der Furch im Grunde alles in Ordnung ist. Nur ist sie eben zickig. Die Töne funktionieren alle. Nur manche brauchen eben etwas mehr Einsatz. Die muss man etwas sauberer greifen.

Komme ich auf der Furch von einem offenen G-Dur mit Ringfingerfinger auf dem d der h-Saite rüber zum offenen D-Dur, wird die h-Saite wahrscheinlich scheppern. Weil der Ringfinger zwangsläufig (aufgrund des darunter liegenden kl. Fingers) eher in der Bundmitte liegt.

Die Taylor macht das mit, da scheppert nix. Die Furch zickt. Das gilt besonders für die drei Diskantsaiten. Da kann man noch drumherumarbeiten und üben, in diesem Fall den Finger beim Akkordwechsel neu zu positionieren. Ist aber ein Extraufwand, den bei mir kein anderes Instrument erfordert.

Die Furch reagiert sozusagen empfindlicher, wenn man sich von der perfekten Fingerposition (die in der Praxis oft nicht möglich ist) entfernt. Die Taylor vergibt das.

Bei Barré-Griffen drückst du in solchen Fällen automatisch fester. Dadurch schiebt sich (bei mir) der Zeigefinger näher zum Bundstäbchen, landet teils darauf und wo vorher etwas gescheppert hat, mag es nun klingen, während es an anderer Stelle bereits gedämpft ist.

Halsradius messen kann ich nicht, Umfang ist bis auf 0,5mm gleich.

Unter dem Steg ist auch keine Einlage mehr übrig, nur noch der Pickup. Runterfeilen/-schleifen?

Halskrümmung begradigen bzw Trussrod anziehen geht nicht weiter, sonst schepperts in den oberen Bünden.

Halswinkel einstellen ist meines Wissens nach bei Furch praktisch undenkbar.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: Ich hatte mal eine Martin D-16 mit Spaghetti-Bünden, da rappelte es beim Spielen. 

Ah.

Aha.

Die krude Plektrumstärkenmessung zeigt, dass die Bünde der Furch nicht so hoch sind wie die der Taylor.

Rückblickend deckt sich das mit meinem Spielgefühl: Als wäre der Hals dünner und würde mir irgendwie enweichen.

Kann es das sein?

Ich finde ja diese fetten Edelstahl-Jumbobünde auf meiner Schecter so geil.

Ist sowas eine Option bei Akustikgitarren (frage ich als einer, der sich mit solcher Materie nie befasst hat)?

Liebe Grüße
Felix


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Du schreibst nicht, wo du die 8,88 bzw. 0,96 mm gemessen hast. Aber ich nehme mal an, dass das die Saitenlagen über dem dritten Bundstäbchen ist. Beide Werte fände ich schon recht hoch, aber noch normal für Fabrikgitarren - die werden halt mit einer etwas höheren Saitenlage ausgeliefert, Runterschleifen geht ja immer noch.

Du könntest auch mal bei beiden Gitarren einen Kapo in den ersten Bund setzen. Spielt sich die Furch jetzt mehr oder weniger wie die Taylor, ist der zu hohe Sattel schuld. Und wenn du dabei bist, nimm doch mal die gleiche Messung über dem 13. Bundstäbchen vor (mit Kapo im 1. Bund). Werte von 1,2 bis 2,0 mm (Diskant) bzw. 1,6 bis 2,6 mm (Bass) sind hier üblich.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Oli, danke für all die Tipps.
: Du schreibst nicht, wo du die 8,88 bzw. 0,96 mm gemessen hast.

Dort, wo du vorgeschlagen hast: "kann ich zwischen den Diskantsaiten und dem zweiten Bundstäbchen festklemmen"
: Du könntest auch mal bei beiden Gitarren einen Kapo in den ersten Bund setzen. Spielt sich die Furch jetzt mehr oder weniger wie die Taylor, ist der zu hohe Sattel schuld.

Spielt sich bei so einem kurzen Vergleich minimal besser
: Und wenn du dabei bist, nimm doch mal die gleiche Messung über dem 13. Bundstäbchen vor (mit Kapo im 1. Bund). Werte von 1,2 bis 2,0 mm (Diskant) bzw. 1,6 bis 2,6 mm (Bass) sind hier üblich.

Da lande ich im Diskant bei über 2,1mm. Genauer: Wenig mehr als 3*0,73mm.

Was die These stützt, das Problem liege auf der Stegseite. Wenn ich das richtig verstehe.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: Kann man machen. Ich meine, Adam Rafferty hat Jumbobünde auf seinen Matons.

Dann werde ich mal, auch auf Grundlage der anderen Ergebnisse hier im Thread, das Fachgeschäft ansteuern und mich nach den Optionen erkundigen. Rückgabe oder neue Bünde. Denn ich kann mir schon vorstellen, dass Flache Bünde mit bestimmten Fingern nicht gut funktionieren. Ich habe verhältnismäßig große Hände. Vielleicht brauche ich zur Ablage des übrigen Fingers mehr Raum, der bei flachen Bünden einfach fehlt.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Oli, danke für all die Tipps.

Ja gerne! Ich schaue hier noch alle paar Wochen rein und freue mich, mal wieder was schreiben zu können.

Dort, wo du vorgeschlagen hast: "kann ich zwischen den Diskantsaiten und dem zweiten Bundstäbchen festklemmen"

Ah, ok. Das war eigentlich Zufall, ich hab' halt kein ausreichend dünnes Plektrum, um die Saitenlage über dem ersten Bund zu messen. Das müsste man eigentlich tun, um die Einstellung des Sattels zu beurteilen und alle anderen Faktoren möglichst aus der Rechnung zu nehmen.

Du hast da bei beiden Gitarren 50 % mehr Luft als ich. Ich würde bei der Gelegenheit auch mal die Sättel einstellen lassen, aber dein Problem mit der Furch erklärt es nicht (Kapo-Test).

Da lande ich im Diskant bei über 2,1mm. Genauer: Wenig mehr als 3*0,73mm. 

Ich war da vielleicht etwas extrem mit den Zahlen. Man kann sicher noch was von der Stegeinlage abschleifen, ich würde das tun. Aber dramatisch hoch sind deine etwa 2,2 mm nicht. Auch hier wäre der Vergleich mit der Taylor interessant.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

: Auch hier wäre der Vergleich mit der Taylor interessant.

Die Taylor liegt vielleicht 10-20% darunter in allen Fällen.

Was mich irritiert sind Art und Vorkommen der Störgeräusche an den Bundstäbchen. Alles ist empfindlicher und wenn es dann scheppert/brizzelt, dann auch höherfrequent.

Mein Eindruck: Die Bundstäbchen sind auf der Furch dünner und haben einen kleineren Radius. Und das ist (Mit-)Ursache für die höhere Empfindlichkeit und höhere Frequenz des Schepperns. (Weil es "kleiner" ist, ist eben alles wackeliger, sozusagen.) Damit kann ich total daneben liegen.

Dazu kommt dann, dass mangels Luft zwischen Saiten und Bundstäbchen die Finger einfach nicht so flutschen wie auf den anderen Instrumenten.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hallo

Ich habe so ein bisschen mitgelesen. Ich kann eigentlich viel besser Gitarren reparieren als spielen (ausser die sch... Elektrik, da bin ich froh um Xtoph - danke).

klingt alles ein bisschen merwürdig für ein Instrument in dieser Preisklasse.

Ich glaube nicht dass du dein Problem via Forum lösen kannst. Die einzelnen Beiträge sind ok bis gut, aber wenn du sie benötigst brauchst du eigentlich jemanden in Echt.

Such dir ein Geschäft, dass auch Reparaturen anbietet, nicht nur einstellt. Furch's sind mehrheitlich (wirklich mehrheitlich) gut gebaute Instrumente, ein bisschen einstellen aber mehr brauchts in der Regel auch nicht. Ansonsten brauchts den Fachmann (die Fachfrau), und sei es nur für eine Beurteilung.

In deinem Fall könntes es eins oder beides sein; das Intrument passt nicht (zb nicht die Bundstabdimension die du magst) oder wirklich technisch/statische Probleme ( Decke hebt sich). Im blödsten Fall beides.

Good luck, Manuel


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hallo,

jetzt kam ein paar mal schon die Vermutung "da kommt die Decke hoch".

Wie muss ich mir das vorstellen und wie passiert sowas bei einem 'guten' Instrument?

Ich hatte mal eine alte Wandergitarre geschenkt bekommen, und auf der waren Westerngitarrensaiten statt der Konzertgitarrensaiten aufgespannt, und da konnte man irgnedwann zwischen Brücke und Schalloch eine leichte Delle erkennen, da der Saitenzug über die Jahre die Decke wohl verformte. Ich hatte irgendwann mal Muße und mir das genauer angeschaut - da war dann aber auch die Strebe, die unter der Decke läuft, angebrochen. Ich habe die dann mit Holzleim und Klemmen wieder fixiert (ohne Saitenzug), und danach (das ist jetzt auch schon 20 Jahre her oder so) die Gitarre mit den korrekten Nylons bespannt und die Decke ist seitdem wieder flach.

Also wie würde denn bei einer Gitarre, die, so gehe ich bei der Preisklasse und Verarbeitung der Furch aus, so konstruiert ist, dass sie dem Saitenzug stand hält, eine Verformung der Decke passieren, die sich so auf die Saitenlage auswirkt, ohne dass an der Unterkonstruktion irgendwas kaputt ist (was der Gitarrenmensch der sie einstellte, ja gesehen hätte)?

viele Grüße,

Tom 


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Moin Tom,

der sehr gute Mann, der vorher in dem Laden die Akustikgitarrenabteilung geleitet hat (einer der wenigen von der Sorte, die dir gar nichts verkaufen wollen, sondern dir nur passende Instrumente raussuchen und es dir gemütlich machen) hatte mir offenbart, dass praktisch bei jeder Marke auch totale Gurken dabei sein können. Und das unabhngig von der Behandlung. Die eine Gitarre lebt höchst gepflegt mit Luftbefeuchter und digitaler Klimaüberwachung, stets im Koffer und ist trotzdem nach 'nem Jahr ein Fall für die Werkstatt. Und die andere hängt an der Außenwand neben der Heizung und macht das klaglos mit.

Ich würde sagen, ein wesentliches Problem ist die Beschaffung von Rohware. Mein Vater hatte als Tischler seit spätestens Mitte der 90er regelmäßig die schlechte Qualität/Vorbereitung der Hölzer beklagt und ist teils weit ins Ausland gefahren, um vernünftiges Material zu bekommen. Im Textilbereich beobachte ich das gleiche.

Aber hoffen wir mal, dass ich mich in diesem Fall einfach zu blöd anstelle und eigentlich mit der Klampfe alles in Ordnung ist.

Alles Gute (im Deutschen nach der Abschlussformel kein Komma, habe ich mal recherchiert)
Felix


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Eine Neuigkeit gibt es in der Sache. Zwar ist gewiss mit der Furch wenigstens eine Kleinigkeit nicht ganz in Ordnung, nämlich die Halskrümmung (leichtes Scheppern).

Allerdings hatte ich zufällig und nebenbei mit meinem Physiotherapeuten darüber gesprochen. Er meint, das Problem könne durchaus bei mir liegen. Aufgrund des größeren Korpus (auch die Zarge ist erheblich breiter als üblich) muss ich den Arm stärker anwinkeln bzw anheben. Das ist bei mir aufgrund einer chronischen Verletzung ein größeres Problem und führt oft zu Taubheit in den Händen - mal mehr (jenseits von fühlbar), mal weniger (nicht fühlbar).

Man muss nicht lange Kombinieren um dadurch auch die schlechtere Spielbarkeit erklären zu können. Selbst wenn ich keine Taubheit fühle, kann es zur Kraft- und Tastsinneinschränkung kommen. 

Die Lösung ist einfach: Nicht machen.

Ein Klavier musste ich zum Beispiel aufbocken, um da schmerzfrei dran zu spielen. Aber solche offensichtlichen Dinge vergisst man offenbar leicht.

Die übrigen Optionen (Halseinstellung, Gitarrenbauer) werde ich noch verfolgen, allerdings sehe ich im Moment die Chance dahinschwimmen, dass ich die Gitarre behalten kann.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Der Besuch beim Gitarrenbauer bringt mich zu der Folgerung, dass die wesentliche Ursache schlichtweg die Bundstäbchen sind. Das mag ein Zehntel Millimeter weniger sein oder noch weniger, aber natürlich genügt das, um für mich alles aus dem Gleichgewicht zu werfen. Ich habe große, relativ schlanke  Hände und wenn man genau hinschaut, kann man schnell erklären, warum das so nicht passt und warum mir z.B. Jumbo-Bünde so viel mehr liegen.

Die Gitarre ist sonst völlig in Ordnung. Er hat noch ein paar Handbreit unterm Steg weggenommen und im Grunde ist alles super - nur halt nicht für mich. 

Ist echt schade, aber dann werde ich mich von dem Instrument trennen. Das Spielgefühl ist wie ein klemmendes Rad am Einkaufswagen, das so alle paar Meter den Wagen nach rechts zieht. Isoliert betrachtet eigentlich pillepalle, aber in der Summe hast du durch solche (oft unbewussten) Einflüsse am Abend das Gefühl, einen beschissenen Tag gehabt zu haben. 

Vielleicht ist das auch ein weiterer Hinweis, dass ich das mit der Gitarre im Ganzen sein lassen und mich endlich voll aufs Klavier stürzen sollte. 

Danke euch für die Gedanken. 

Jemand 'ne Furch?


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hallo Felix,

nun ist man nach allen Regeln der Kunst den Malessen der Furch auf den Grund gegangen. Das ist doch irgendwie auch befriedigend. Besonders berührt hat mich aber schließlich dein Bild vom einseitig ziehenden Einkaufstrolley im Supermarkt. Ja, da kann so ein Tag schon mal gelaufen sein. Schlimmer nur noch, wenn Dir morgens im Bad gleich der Rasierpinsel ins Klo fällt.

Aber wirklich alles so schlimm, daß man jetzt deswegen gleich Klavieretüden spielen müsste ?

Grüsse,

teleman


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hallo teleman,

: Aber wirklich alles so schlimm, daß man jetzt deswegen gleich Klavieretüden spielen müsste ?

Isoliert betrachtet nicht. In der Summe, besonders mit der Verletzung und körperlicher - sagen wir mal: Inkompatibilität (ich kann und konnte nur selten ohne Schmerzen Gitarre spielen) und wenn ich bedenke, dass ich eigentlich nur Gitarre spiele, weil das damals in meiner Kindheit das einzige Instrument im Haus war und ich immer das Klavier mehr gemocht habe, und später war ich aber doch auf der Gitarre schon so weit und ach, ein Klavier kostet so viel Geld ...

Ich habe dann zwischendurch natürlich mit dem Klavier angefangen, aber irgendwann muss man sich entscheiden, weil die 24 Stunden am Tag sich mit heutigen Mitteln einfach nicht verlängern lassen. Und mittlerweile bekomme ich den Eindruck, dass ich auf der Gitarre ohnhin nicht besonders talentiert bin. Und die Luft ist auch einfach raus. Ich habe da alles erreicht, was ich erreichen wollte. Vielleicht ist das auch nur eine zeitweilige Ermüdung nach den Aufnahmen für das Album. Das Klavier rockt mich allerdings immer härter.

Und es ist ja auch ein Saiteninstrument...

Beste Grüße
Felix


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

 Und mittlerweile bekomme ich den Eindruck, dass ich auf der Gitarre ohnhin nicht besonders talentiert bin. Und die Luft ist auch einfach raus. Ich habe da alles erreicht, was ich erreichen wollte. Vielleicht ist das auch nur eine zeitweilige Ermüdung nach den Aufnahmen für das Album. Das Klavier rockt mich allerdings immer härter.
: Und es ist ja auch ein Saiteninstrument...

Nach meiner Erfahrung ist es so oder so kein Fehler, zwischen Instrumenten zu wechseln. Wenn die Inspiration auf dem einen nachlässt, ist sie auf dem anderen umso frischer. Alternativ kann man auch zwischen Kunstformen wechseln: Mal etwas malen, zeichnen oder schreiben. All das befruchtet sich gegenseitig.

Aber nicht den Fehler machen, und das eine Instrument komplett aufgeben. Das wird man später dann doch vermissen. :-)


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Danke Johannes.

: Nach meiner Erfahrung ist es so oder so kein Fehler, zwischen Instrumenten zu wechseln. Wenn die Inspiration auf dem einen nachlässt, ist sie auf dem anderen umso frischer. Alternativ kann man auch zwischen Kunstformen wechseln: Mal etwas malen, zeichnen oder schreiben. All das befruchtet sich gegenseitig.
: Aber nicht den Fehler machen, und das eine Instrument komplett aufgeben. Das wird man später dann doch vermissen. :-)

Bei alledem besteht kein Zweifel. Was mir stinkt: Auf der Gitarre dauert es gefühlt ewig, bis ich wieder fit bin. Der Wartungsaufwand ist mir einfach zu hoch. Und für das, was ich reinstecke, kommt mir da zu wenig heraus. Auch das gelingt mir auf dem Klavier besser.

Das Schreiben führe ich ja (noch) beruflich weiter und ich bin dankbar für die Übung, die es mir verschafft. Malen und Zeichnen überlasse ich lieber meiner Frau.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Was mir stinkt: Auf der Gitarre dauert es gefühlt ewig, bis ich wieder fit bin. Der Wartungsaufwand ist mir einfach zu hoch. Und für das, was ich reinstecke, kommt mir da zu wenig heraus. Auch das gelingt mir auf dem Klavier besser.

Moin Felix,

was für Ansprüche stellst Du denn ans Gitarrespielen? Bzw. welche Ansprüche stellst Du an Dich beim Gitarrespielen? Willst Du ein bestimmtes Niveau erreichen/halten, oder soll es einfach Spaß machen?  

Wenn ich mir meinen Bass greife, der bei mir höchstens als Drittinstrument mitläuft, mache ich das, um entspannt ein paar tiefe Töne zu zupfen und mich am klassischen Bassound zu erfreuen. Da macht es mir nix aus, wenn ich keine Jaco-Pastorius-Sechzehntel hinbekommen. Und trotzdem kann es mich wieder auf eine andere Weise inspirieren als meine Hauptinstrumente, gerade weil ich mir keinen Erfolgsdruck mache.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Hallo Johannes,

: was für Ansprüche stellst Du denn ans Gitarrespielen? Bzw. welche Ansprüche stellst Du an Dich beim Gitarrespielen?

Immer höhere. Das geschieht nicht bewusst und ist auch nicht direkt getrieben von Vorbildern, zumal ich fast nie anderer Leute Musik nachspiele. Die meiste Zeit arbeite ich beim Musikmachen auf ein Ziel hin: fertige Songs. Denn immer nur spielen funktioniert für mich langfristig nicht. Und diese Songs werden von selbst immer anspruchsvoller. Beziehungsweise: Der Anspruch meines Gehörs selbst an einfache Sachen steigt.

Ich bremse mich seit einiger Zeit und schreibe wieder erheblich einfachere Sachen und arrangiere sie so, dass sie mein Gehör trotzdem erfreuen (denn Komplexität ist freilich kein Merkmal von Güte). Mein Anspruch ist, dass ich einen einfachen Song einfach so einspielen kann ohne grobe Fehler, ohne Overdubs und ohne ein Dutzend Anläufe. Ganz einfach, weil mir eine andere Arbeitsweise keinen Spaß macht.

Natürlich kann man lange darüber diskutieren, was "einfach" heißt. Da fehlt mir gewiss nicht selten die Relation.

Aber keine Sorge: Das reine Spielen und die Freude an der Musik, dem habe ich viel Raum eingeräumt (neuerdings mit so einem auf eBay erlegten Arturia Microbrute). Und diese Freude überkommt mich eben am allerschnellsten am Klavier. Ich hätte eine "große Liebe zum Klang", hat mir ein Kammermusikguru mal gesagt. Da hat er wohl recht. Ich kann da mühelos zwei Stunden sitzen und improvisieren. Aber ohne Weiterentwicklung langweilt mich auch das nach ein paar Tagen.

Natürlich sind in meinem Hinterkopf die Werke unserer größten Komponisten gespeichert und deren Köpfe schweben da herum (denn die hatten ja offenbar nur Köpfe und gar keine Körper - keine Ahnung, wie die Hände angeschraubt waren) und ohne Zweifel hat wenigstens ein kleiner Teil von mir Schiss, dass einer von denen den Mund öffnet und gähnt.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Moin Felix,

Ich denke, wo großer Anspruch und ganz viel "scheiß auf die Meinung von anderen" zusammen kommen, da kann sehr Großes entstehen. Auch ein großes Scheitern. Aber wenigstens groß. Ganz, oder gar nicht.

Großer Anspruch und "zu viel Wert auf die Meinung anderer" endet - denke ich - zwangsläufig im Frust. Das Ergebnis ist dann auch musikalisch eher durchwachsen, der Kopf ist zu sehr durch Meinungsnebenschauplätze und resultierender Angst, oder falschem Respekt abgelenkt.

Ich würde versuchen, weniger Wert auf die Meinung anderer zu legen. Es heißt zwar immer , dass Kritik förderlich sei und man sich dadurch verbessern kann, aber mal ehrlich, wer außer Dir selbst weiß denn, wie es klingen muss für Dich? Dieser Ansatz das Kritik zu Verbesserungen führen soll, das halte ich für großen Bullshit, sofern der eigene Anspruch eben groß ist und man sich mit den - für sich - Besten vergleicht.

Man darf da auch keinen falschen Respekt haben und sich nicht mit den "Großen" vergleichen wollen. Ich denke, genau mit denen muss man sich sogar vergleichen und versuchen, da ranzukommen, oder darüber hinaus. 

Und dann noch die Binsenweisheit, dass "einfache" und qualitative Songs, die am schwersten zu schreibenden sind.

Alles Gute!

Jonas


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Moin Jonas
: Ich würde versuchen, weniger Wert auf die Meinung anderer zu legen.

Oh, von der Meinung anderer habe ich mich schon vor vielen Jahren verabschiedet. Die haben ja eh keine Ahnung. Das lernst du ja schon als Kind, wenn Mama dein hässliches Bild an den Kühlschrank hängt und es als ganz großes Kunstwerk bezeichnet. Die anderen haben ja keine Ahnung, wo ich hinwill und was mir wichtig ist.

: sich nicht mit den "Großen" vergleichen wollen. Ich denke, genau mit denen muss man sich sogar vergleichen und versuchen, da ranzukommen, oder darüber hinaus.

Das sehe ich auch so. Ich messe mich nur mit den Größten. Auch nur für mich selbst. Weil nämlich, die sind ja überhaupt der Grund, warum ich Musik mache. Die begeistern mich. Um allerdings der Selbstzerstörung auszuweichen, muss man dann schon irgendwann mal einen Schritt zurücktreten und die Möglichkeiten im Blick behalten. Zum Beispiel sind die (für mich) Großen allesamt Tenöre und sie singen seit ihrer Kindheit - UND sie haben Ausnahmeorgane. Ich bin eher Bariton und singe seit vielleicht 7 Jahren. Das habe ich anfangs gar nicht bedacht. Für mich war selbstverständlich, dass ich da irgendwann hinkomme, wenn ich genug übe. Das wird nie gehen, da fehlen einfach 20 Jahre Erfahrung, ganz abgesehen von ein paar Millimetern Stimmlippen.

Es ist allerdings nicht hilfreich, ständig an seinen Schwächen zu arbeiten auf Kosten der Förderung von Stärken. Das will unser Schulsystem uns zwar einreden, aber es ist totaler Blödsinn.

Deswegen schreibe ich gerade meine Musik als Nische genau um mich herum. Ich kann nicht singen oder spielen wie diese Leute. Aber das, was ich bei denen höre steckt tief in mir und durch den Filter meiner Fähigkeiten und Individualität kommt dann eben etwas ganz anderes heraus, das trotzdem eine Verbindung zu deren Musik hat. Ist eigentlich wie beim Kochen. Nur ganz anders.

All das ändert aber nichts daran, dass die Gitarre zwar mein Haupt- aber trotzdem allerhöchstens drittliebstes Instrument ist.

: "einfache" und qualitative Songs, die am schwersten zu schreibenden sind.

Ich glaube das kann man nicht pauschalisieren. Ich wollte erst zustimmen und dann doch schreiben, dass sich die besten Songs zwar einfach anhören, aber im Detail extrem kompliziert zu spielen sind und dann kam mir Beethovens Neunte in den Kopf und da waren diese Phrasen unhaltbar. Wobei der gute Ludwig auch ein paar von der Nummer "klingt kompliziert, ist aber total einfach" geschrieben hat.


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Salve Felix,


Oh, von der Meinung anderer habe ich mich schon vor vielen Jahren verabschiedet. Die haben ja eh keine Ahnung. Das lernst du ja schon als Kind, wenn Mama dein hässliches Bild an den Kühlschrank hängt und es als ganz großes Kunstwerk bezeichnet. Die anderen haben ja keine Ahnung, wo ich hinwill und was mir wichtig ist.

Ich bezog das auf den von Dir genannten kleinen Teil, der Angst vor dem Gähnen des imaginären Publikums der "Großen" hat. Auch deren "Meinung" ist ja nicht relevant, da zählt m.E. nur der Vergleich des eigenen mit deren Werk.


 : "einfache" und qualitative Songs, die am schwersten zu schreibenden sind.
 Ich glaube das kann man nicht pauschalisieren. Ich wollte erst zustimmen und dann doch schreiben, dass sich die besten Songs zwar einfach anhören, aber im Detail extrem kompliziert zu spielen sind und dann kam mir Beethovens Neunte in den Kopf und da waren diese Phrasen unhaltbar. Wobei der gute Ludwig auch ein paar von der Nummer "klingt kompliziert, ist aber total einfach" geschrieben hat.

Hehe, der Ludwig, der hat auch mal dieses Zitat gebracht (stand ewig auf einer Werbung von Bärenreiter in meinem Ausbildungsbetrieb): 

“was schwer ist, ist auch schön, gut, groß etc, jeder Mensch sieht also ein, daß dieses das fetteste Lob ist, was man geben kann, denn das schwere macht schwizen (sic)"

Ich bleibe trotz allem dabei, "einfache" und qualitative Songs, sind die, die am schwersten zu schreiben sind. Ich klammere dann aber mal ergänzungshalber so legendäre Momente in denen z.B. Knockin' on heaven's door entstanden sein soll mal aus ( die ich eh nicht so ganz glauben mag). 

Alles Gute!

Jonas


Re: (Gitarre) Furcht vor der Furch

Moin Jonas,

: Ich bezog das auf den von Dir genannten kleinen Teil, der Angst vor dem Gähnen des imaginären Publikums der "Großen" hat.

Ach, die Spinner. Sind ja auch nur eine Projektion meiner selbst.

Ich will halt ein paar Jahre später noch wenigstens sagen können: "OK, würde ich heute anders (besser) machen, aber das war der Stand der Dinge damals und ich habe dem nichts hinzuzufügen." Wobei: Mein Metal-Album von 2013 finde ich noch immer super - und da habe ich mich beim Schreiben genauso gequält.

Man sollte natürlich seinen eigenen Werke nicht zu früh werten und wegwerfen. Aber mit ein Bisschen Übung wird es auch einfacher, einen Text odr Song wegzuwerfen, der zwar Zeit gekostet hat und ein paar echt schöne Zeilen enthält, aber insgesamt einfach nicht knallt. Dass man den für so ein Urteil meist trotzdem erstmal fertigschreiben muss, nervt zwar, aber ist halt Teil der Übung. Wer nix schreibt, kann auch nicht besser schreiben lernen.

Ebenfalls: Alles Gute! Der Pickup liegt hier noch immer ... neben der Tele.

Felix