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(Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Guten Abend liebe Aussensaiter,
mich wundert ja immer sehr, dass auch die tollsten engagierten Singer/Songwriter keinerlei Bedenken haben z.B. Taylor Gitarren zu spielen, obwohl Kurt Listug und Bob Taylor der Scientology Sekte sehr nahe stehen oder meinetwegen Olson Gitarren mit Rio Palisander Fretboards zu spielen. Überhaupt finde ich, dass in Magazinen und Foren diese Themen doch oft ausgespart werden.

Kaum jemand scheint sich Gedanken zu machen, dass vielleicht hinter der Produktion der supergünstigen Baton Rouge oder Harley Benton Gitarre vielleicht nicht die besten Arbeitsbedingungen stecken?!?!

Ich will jetzt gar nicht polarisieren, vielmehr würd ich gerne wissen, ob Euch das Thema interessiert bzw wo ihr Eure Grenzen zieht. Ich habe mir ja auch vor kurzem einen Peavey Amp "Made in China" gekauft, auf der anderen Seite habe ich die Taylor Attacke erfolgreich abwenden können...

Was gibt's noch für "Don't to this"?????? Woody hatte sich auch schon mal um diese Thema bemüht. Vielleicht ist man aber auch unter Muckern am falschen Platz damit. So nach dem Motto: Augen zu, Saiten drauf und durch........

Was meint ihr?

Grüße

Rolli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Guten Abend, lieber Rolli,

Eine P.C. Debatte hatten wir lange nicht mehr.

Was Taylor betrifft, wusset ich nicht, dass die Betreiber dieser Marke zur SC gehörten. Ich habe einmal erwägt, eine solche Klampfe zu kaufen, aber sie gefiel mir nicht, stattdessen war eine Martin fällig. Wobei ich keine Ahnung habe, in welche Kirche Herr C.F. Martin IV. geht und mich das normaler Weise auch nicht interessiert.
In Filme mit Tom Cruise gehe ich nicht, weil er in Torfkopp ist, der nicht spielen kann, in Filme mit John Travolta gehe ich, wenn der richtige Regie führt.

Zu Harley Benton und Baton Rouge, denen man noch Fender Squire und etliche andere zufügen kann, habe ich einen etwas angestaubten Text ausgegraben, das Kommunistische Manifest:

Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d. h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.

Die "unendlich erleichterten Kommunikationen" werden letzlich die gerontokratischen Mandarine in China in die Knie zwingen, nicht die gutgemeinten Boykottversuche einiger Musiker in Europa.

Was mich aber viel mehr interessiert: gibt es bezahlbare Alternativen aus nachhaltiger Produktion? Damit wir die Debatte produktiv weiterführen können.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

hie rolli,
interessantes thema.
obwohls mich eigentlich nicht so sehr trifft. wär vielleicht auch ne kleine lösung, um das problem zu umgehen. ich kaufe grundsätzlich nix neues. was ich so an guits oder amps kaufe, ist 10-15 jahre alt. da waren die arbeitsbedingungen nocht nicht so krass wie jetzt, und wegen des alters der teile gibt man auch nicht unbedingt mehr aus. gibt immer noch schnäppchen, es wird ja genug angeboten. und gerade was akustikgit. angeht, die arbeiten im lauf der jahre und klingen, entsprechende pflege und behandlung auch besser als jede neue aus dem billigsegment.
ausprobieren!!!!
gruß hayman

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral


: Die "unendlich erleichterten Kommunikationen" werden letzlich die gerontokratischen Mandarine in China in die Knie zwingen, nicht die gutgemeinten Boykottversuche einiger Musiker in Europa.

Ach, ich red ja nicht gleich von Boykott, eher davon sich Gedanken zu machen, was man - von wem und mit welchen Konsenquenzen verbunden - kauft. Und ob denn z.B. nun wirklich exotische Hölzer verwenden muss?

: Was mich aber viel mehr interessiert: gibt es bezahlbare Alternativen aus nachhaltiger Produktion? Damit wir die Debatte produktiv weiterführen können.

Klar - nimm doch mal die kanadischen Godin, La Patrie und Seagul Produkte. Tolle Instrumente für einen guten Kus,z und ich meine gelesen zu haben, dass die relative ökologisch mit den Resourcen umgehen. Oder nimm heimische Hersteller wie Christian Stoll, da gibts handgebaute Western ab 500/600 Euro. Oder AER, LUK, Lakewood, Diego, Thorndal etc. Alles tolles Zeugs und dann auch noch den Herstellerservice um die Ecke. Gibson hat doch eine Linie - ich glaube Smartwood - die aus nachhaltiger Produktion kommen. Die sollten superschlecht sein, laut Test in G&B. Die, welche ich gespielt hatte, war eine gute Gitarre.

Mir gehts aber auch um Infos, die vielleicht jemand über Firmen, Hölzer, Produktionsverfahren, Arbeitsbedingungen etc liefern kann, bevor ich halt einen Kauf tätige, der politisch/moralisch/ethisch fraglich ist.

Grüße
Rolli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

:gibt immer noch schnäppchen, es wird ja genug angeboten. und gerade was akustikgit. angeht, die arbeiten im lauf der jahre und klingen, entsprechende pflege und behandlung auch besser als jede neue aus dem billigsegment.


Hi hayman, mir gehts nicht so um Schnäppchen, eher darum Infos zu politischen Verflechtungen oder Produktionsbedienungen zu bekommen, die mich davor bewahren, moralisch/ethische/politisch fragliche Käufe zu tätigen. Danke aber für die Tipps.... die mögen auch gut nützen.

Bis bald

Rolli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hallo Rolli,

zum ersten:

Klar finde ich Scientology scheisse, aber deswegen Chick Corea boykottieren ? Kann ich nicht. Ist der einzige Musiker, von dem vier CD's mit auf meine "Insel" kommen.....

Und das Thema Arbeitsbedingungen -> Politik -> Globalisierung führt unweigerlich zu der Tatsache, dass ich in den letzten Jahren mdst. Sozialist geworden bin (was sicherlich nicht daran liegt, dass ich jetzt in der Ex-DDR lebe, bei den hier herrschenden Lohn-Verhältnissen aber sicherlich davon gefördert wurde...) Manchmal überwältigt einen aufgrund der individuellen Ohmacht gegenüber dem Bösen in der Welt auch richtige Wut im Bauch.

Hätte ich nicht eine liebe Familie und könnte mich mit so schönen Dingen wie dem Gitarrespielen ablenken..... müsste ich dagegen irgendwo im Wüstenstaub hocken, ohne Arbeit, ohne Zukunft und fünfmal am Tag diesem grässlichen Gejaule zuhören..... dann würden meine gelegentlichen Anwallungen von Pyromanie und Sprengkraft sicherlich konkretere Formen annehmen.... ein *GRINS* wäre jetzt nicht wirklich angebracht, daher: *Sarkasmusmodus=off*

Liebe Grüße

Uli

P.S.

Ne, Chick Corea kann ich wirklich nicht boykottieren.....

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

:
: Kaum jemand scheint sich Gedanken zu machen, dass vielleicht hinter der Produktion der supergünstigen Baton Rouge oder Harley Benton Gitarre vielleicht nicht die besten Arbeitsbedingungen stecken?!?!
:
hallo rolli

"geiz ist geil" ist leider die devise. und was viel schlimmer ist, wenn man aus geldmangel geizig wird. mal abgesehen von dem luxus einer guten (teuren) gitarre bin ich ja gezwungen die billigen waren zu kaufen. und die sind dann meistens unter weniger guten arbeitsbedingungen produziert worden. wenn es nach meinen vorstellungen ginge, würde ich mit sicherheit bei vielen dingen auf "made in europe" achten und meine nächste mandoline bei einem instrumentenbauer in auftrag geben. aber das ist nun mal luxus den ich mir nicht leisten kann. ich hoffe das sich die leute, die es sich leisten können, diese gedanken auch machen, sonst kaufen wir solange made in china bis wir hier auch ein billiglohn land sind. und dann sind wir froh überhaupt ein instrument zu haben auf dem wir klimpern können.

gruß lothar
der sich peinlicher weise eine Thüringer Waldzitter bei ebay ersteigert hat und sie erst am nächsten 15. bezahlen kann:-(

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi Rolli,

das mit Taylor ist mir neu. Ist das belegt? Eine Weile war ja z.B. auch Warsteiner angeblich sozusagen scientologisch belastet, was sich dann wohl als unwahr rausgestellt hat.(?)

Also, ich muss zugeben, dass ich mich nicht sonderlich um dieses Thema kümmere. Ebenso China. Es kann doch eigentlich letztendlich nicht so negativ für das Land sein, wenn es mehr exportiert, oder? Das muss sich doch auch irgendwann positiv für die Menschen dort auswirken und um die geht es ja. Wie wäre es denn dort ohne die Billigexporte?
Vielleicht ist das aber auch blauäugig, keine Ahnung. Eben wegen zu geringer Kümmerung.
Und auf was für Arbeitsbedingungen steuern wir hier denn eigentlich allmählich zu?

Vielleicht brauche ich aber auch nur mal eine realistische TV-Doku über die Arbeitsbedingungen in China. Ich kaufe z.B. aufgrund einer solchen über den Baumwollgürtel in Asien keine Klamotten, die aus Indien kommen könnten.

Ich sollte mich mehr kümmern!

Gruß Diet

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi Rolli,

guter Thread.

Ich versuche schon darauf zu achten, was ich von wem kaufe. Aber woher bekommt man denn gesicherte Infos über einen Hersteller. Das mit Taylor war mir beispielsweise neu.
Das Billigzeug aus China versuche ich auch zu vermeiden, aber zugegeben mehr aus anderen Gründen. Ich persönlich mag ieber eine gute Gitarre als vier Billigtrümmer. Mir ist natürlich auch klar, daß man sich diese Einstellung erst mal leisten können muß!

Ich habe mich schon lange vom Gedanken verabschiedet, daß Musiker die besseren, verantwortungsbewußteren Menschen sind. Im Gegenteil, manchmal kommt es mir echt so vor, als ob unsere Zunft um einiges spießiger und konservativer ist, als die Normalbürger.
Oder meine ich da eher die Amateurmusiker, mich eingeschlossen?

Gruß
Dan

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin Dieter,
: das mit Taylor ist mir neu. Ist das belegt? Eine Weile war ja z.B. auch Warsteiner angeblich sozusagen scientologisch belastet, was sich dann wohl als unwahr rausgestellt hat.(?)

Es gibt die sogen. Mitgliederliste von WISE (World Institute of Scientology Enterprises), quasi die Unternehmervereinigung von Scientology. Dort ist das Unternehmen Taylor und deren Geschäftsführer Listug und Taylor aufgeführt.

Siehe Link

: Also, ich muss zugeben, dass ich mich nicht sonderlich um dieses Thema kümmere. Ebenso China. Es kann doch eigentlich letztendlich nicht so negativ für das Land sein, wenn es mehr exportiert, oder? Das muss sich doch auch irgendwann positiv für die Menschen dort auswirken und um die geht es ja. Wie wäre es denn dort ohne die Billigexporte?

Ja, dies Argument ist weitverbreitet und auch nachvollziehbar. Ich frage mich halt nur, wer da die wahren Gewinn(l)er sind. Der kleinste Teil der Profite bleibt wohl in den Herstellerländern, sonder landet auf den Konten der Auftraggeber/Investoren (meist westl. Unternehmen). Aber klar, es ist wahrscheinlich besser unter miesen Bedingungen zu arbeiten und sein Leben bestreiten zu können als gar nicht.

Ich könnte mir nur vorstellen, dass man mit mehr Bewustsein bei seinen alltäglichen Kaufentscheidunge einen - wenn auch sehr kleinen Teil- leisten kann, für eine gerechtere Verteilung und einen schonenderen Umgang mit Resourcen zu bewirken. Vielleicht bin aber auch zu naiv oder will nur mein Gewissen beruhigen. Aber irgendwie hätte ich ein ungutes Gefühl, eine tolle oder billige Gitarre zu spielen, von deren Profite Organisationen unterstützt werden, die ich nicht mag oder wenn Hölzer genutzt werden, die wir besser mal stehen lassen sollten. Oder vielleicht beim Lackieren von Bodies keinerlei Sicherheitsstandards eingehalten werden und die Arbeiter in den Lackierhallen krebserregende Substanzen ausgesetzt sind. Ich mache mir auch nur so meine Gedanken.....

: Und auf was für Arbeitsbedingungen steuern wir hier denn eigentlich allmählich zu?

Eben, bestimmt ist da der globalierte Markt und die daraus erzeugte Druck auf den Hersteller nicht ausser acht zu lassen.


: Vielleicht brauche ich aber auch nur mal eine realistische TV-Doku über die Arbeitsbedingungen in China. Ich kaufe z.B. aufgrund einer solchen über den Baumwollgürtel in Asien keine Klamotten, die aus Indien kommen könnten.

Gutes Beispiel, da gibts bestimmt Parallelen. Am meisten wundert mich, dass man diesen Themen in Fachmagazinen wie Akustik Gitarre, G&B etc kaum begegnet! Ein Kotau vor der Industrie?

Schöne Woche,

Rolli

PS: Verklopst Du gerade dein Heritage Jazzmama????

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi.

...bin ich ja gezwungen die billigen waren zu kaufen.

Niemand ist gezwungen, IRGENDWAS zu kaufen. Schon gar nicht Gitarren.

Man darf sich also selbst keine Generalabsolution für bedenkenloses Handeln erteilen nur um materialistische Wünsche dringend zu befriedigen.

Dann könnte ich ja auch Dein Auto klauen weil ich gerne eins hätte aber kaufen zu teuer wäre. Der Unterschied wäre lediglich: Diebstahl ist juristisch verboten, kapitalistische Ausbeutung von Billiglohnländern und Raubbau an Naturresourcen hingegen nicht.

Ich finde, man darf von erwachsenen Menschen erwarten, dass sie die Konsequenzen ihres Handelns beachten.

Dass Kälber in Mastbetrieben wie im KZ gehalten werden, darf man wissen wenn man sich über billiges Kalbfleisch freut. Dann kann sich entweder entscheiden, diese Kälberhaltung aufrecht zu billigen oder man kann sich entscheiden, kein solches Fleisch mehr zu kaufen. Aber sich in eine vermeintliche Hilflosigkeit hineinzufabulieren nur weil man seine Wünsche schnell und billig befriedigen möchte, ist nicht akzeptabel.

Aber viele moderne Konsumenten wollen eben beides: Ein Verbot von Kinderarbeit in Pakistan UND billige handgeknüpfte Teppiche. Und wenn dann keiner hinguckt, kaufen sie doch die billigen Teppiche. Hauptsache billig.

80% aller Befragten lehnen Legebatterienhaltung von Hühnern ab. Aber 75% aller Käufer kaufen genau diese Eier. Wenn man sie fragt warum, suchen sie die Schuld überall: Bei der Steuerlast, beim teuren Sprit, bei der Last der Sozialabgaben, bei der hohen Miete, bei der wenigen Rente.
Aber nicht bei sich. Sie selbst und ihre Wünsche sind heilig und WENIGER von etwas ist keine Option.

Eine ganze Welt voller Opfer.


Und Gitarren sind nun echt weder lebensnotwendig noch im Schnitt besonders teuer.

Nur Leute die es total akzeptabel finden, wenn indonesische Arbeiter für ein paar Cent die Stunde im Lösungsmittelnebel stehen, sollten sich ernsthaft über Gitarren für unter 70 Euro Neupreis freuen. Für alle anderen ist das kein Grund zum Freuen.


Sorry, Lothar, dass Du mit Deiner harmlosen Bemerkung jetzt die volle Breitseite abkriegst aber da hast Du einen Nerv bei mir getroffen.


Gruß,
robert
*

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin lieber Lothar,

: "geiz ist geil" ist leider die devise. und was viel schlimmer ist, wenn man aus geldmangel geizig wird. mal abgesehen von dem luxus einer guten (teuren) gitarre bin ich ja gezwungen die billigen waren zu kaufen.

na, da machst Du es Dir wirklich ein wenig leicht oder?
Wenn man sich das gute (teurere) Instrument nicht leisten kann, dann heisst es halt sparen oder? Mag man kaum glauben, aber so mach ich das auch! Ich kann ja auch nicht einmal die Woche ein paar Tausender für eine High-End Gitarre hinlegen. Wenn mir das Instrument wichtig ist, dann heisst es halt, die Knete zusammenhalten bis es langt!

Habe gerade Grobys charmante Antwort gelesen. Er hat auch meiner Meinung nach leider zu 150% recht!

Ich bin ja auch so ein falscher Moralapostel. Erst esse ich 7 Jahre kein Fleisch und Fisch und dann schmeiss ich alle Prinzipien über Bord und hau mir ein Schitzel rein. Aber ich bin mir zumindest bewusst falsch zu handeln und arbeite daran, wieder auf den - für mich richtigen - fleischfreien Weg zu gelangen.

Liebe Grüße und bis Freitag,

Rolli


Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi Rolli,

ja, die Heritage soll weg.
Sie ist leider doch nichts für mich. Sie klingt für mich gut und ist eigentlich das, was ich haben wollte. Aber immer wenn ich nach der Heritage meine ES in die Hand nehme, merke ich, dass ich auf dem falschen Dampfer bin. Ich fühle mich mit der ES derart viel wohler, dass es eigentlich nur diese Konsequenz geben kann.
Der Hauptgrund ist wohl die Mensur, aber der Korpus ist mir auf Dauer auch zu groß. Wenn ich sie für einen halbwegs guten Kurs verkaufen kann, suche ich nach einer gebrauchten L4, was wohl schwer werden wird.
Das positive daran ist, das ich mir keine Gedanken um eine L5 machen brauch, die ich mir sowieso nicht leisten kann :-)

Schöne Grüße vom Diet


Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Mojn,

Ein aktueller Link zum Thema.

Wobei die Nachfrage nach den Erzeugnissen der 'Billiglohnländer' ein Beitrag zu ihrer Industrialisierung war und dazu geführt hat, dass Japan, Taiwan, Südkorea inzwischen keine Billiglohnländer mehr sind, sondern auch über ein höheres Lohnniveau, Arbeits- und Umweltschutzbestimmungen etc. verfügen.

Aber war Lebensmittel betrifft, ist Geiz nicht nur nicht geil, sondern schlicht ungesund und schmeckt einfach Scheiße.
Und ich wüsste auch gern von unseren gehassliebten Gitarrenmagazinen mehr über die Produktionsbedingungen unserer geliebten Instrumente, aber das ist offebnsichtlich utopisch, da deren Hersteller (oder Vertriebe) ja auch ihre Werrbekunden sind.

ne schöne Jrooß, Mathias

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Mh, so genau nicht darüber nachgedacht. Ich kann wenigstens zweifelsfrei behaupten, daß mein Gitarrenequipment (mit Ausnahme des Danelectro FAB Pedals) 1A Handarbeit ist, die nicht von Kinderhänden angefertigt wurde. Zwei zwar aus seltenen kalifornischem Holz, aber da regelt der Preis alles.

Allerdings habe ich auch einen Behringer V-Amp Pro und einen Tapco Mixer, beides in China hergestellt. Da möchte ich eigentlich schon mehr über die Produktionsverhältnisse Bescheid wissen.

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin moin,

Um’s mal provokativ zu formulieren: Ich als bekennender Atheist glaube weder an den Weihnachtsmann, den Osterhasen, noch an den Klapperstorch oder dergleichen, und ich mache mir auch nicht die Mühe zwischen Sekten und Kirchen zu unterscheiden. Macht und Einfluß dürfte für beide nicht ganz uninteressant sein. Insofern ist es mir auch relativ egal, ob Taylor von bekennenden Scientologen oder von frommen Katholiken produziert wird. (Da nervt mich dann schon eher, wenn mir im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit völliger Selbstverständlichkeit etwas vom lieben Gott erzählt wird, und für mich auch sonst die viel propagierte Trennung von Staat und Kirche nicht wirklich erkennbar ist.)

Was mir jedoch weniger egal ist, ist die rücksichtslose, frühkapitalistische Ausbeutung der Billiglohnländer, die, wie wir alle wissen, nicht erst seit gestern betrieben wird, sondern Ihre Wurzeln in der Kolonialzeit hat. Jedoch stellt sich für mich die Frage: Können wir uns dem wirklich entziehen, so wie Robert meint? Ich fürchte, unsere Entscheidungsmöglichkeiten sind da doch sehr eingeschränkt. Bei vielen Artikeln steht ja nicht mal mehr drauf, wo sie hergestellt werden. Ich gebe zu, bei der Gretsch hatte ich die Wahl. Mir war bekannt, daß sie aus China stammt. Und ich habe der Verlockung trotzdem nicht widerstehen können. Neulich der Canon-Knipser, den ich über’s Internet bestellt habe, da hab ich’s dann erst gelesen, als ich das Teil in den Händen hielt. Sollte ich den jetzt zurückschicken, sämtlich Läden zu Fuß abklappern und ’ne Kamera aussuchen, die nicht aus China kommt? (Gibt es solche Kameras überhaupt noch?) Und ich stelle halt immer öfter fest, daß auf den Produkten kein "Made in..." mehr zu finden ist. Sicher, es gibt Gelegenheiten, bei denen man sich entscheiden kann. Gitarren sind solch ein Fall. Eier auch. Aber ich fürchte, es gibt nicht genug Gelegenheiten, um damit das System umzukrempeln.

Gruß Falk

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin Rolli,

ich kann deine Bedenken sehr gut verstehen. Aber wer garantiert mir denn, dass bei einer USA Fender (nur als Beispiel) politisch und moralisch alles im Lot ist? Made in USA (oder auch made in Germany) heißt unterm Strich doch nur, dass in diesem Land die Endfertigung stattfindet. Aber aus welchen Ländern kommen denn die verbauten Teile? Und waren hier nicht vielleicht auch Zulieferer mit zweifelhaftem Ruf beteiligt? Was kann und darf ich als Endverbraucher noch mit gutem Gewissen kaufen und was nicht?

Ich will auch noch einen weiteren Aspekt in die Runde werfen: Was ist mit den Instrumenten, die dunnemals in der DDR gefertigt wurden?

Die Diskussion wird zunehmend schwerer, je knapper das Geld wird.

Grüße aus dem hohen Norden,
Kai-Peter

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

: Moin Rolli,
:
: ich kann deine Bedenken sehr gut verstehen. Aber wer garantiert mir denn, dass bei einer USA Fender (nur als Beispiel) politisch und moralisch alles im Lot ist? Made in USA (oder auch made in Germany) heißt unterm Strich doch nur, dass in diesem Land die Endfertigung stattfindet.

Eben, deswegen sollte man sich halt dafür interessieren und nachfragen beim Hersteller. Das ist so wie beim Reservieren eines Nichtrauchertisches im Restaurant, welches eigentlich keinen Nichtraucherbereich hat. Wir haben jedesmal nachgefragt und empört getan, dass es sowas nicht bei unserem Italiener gab und nach ein paar Monaten, hat er doch glatt einen rauchfreien Bereich eingerichtet. Klar geht sowas nicht immer, aber a) kann man es versuchen und b) geht's dann manchmal doch.

:Aber aus welchen Ländern kommen denn die verbauten Teile? Und waren hier nicht vielleicht auch Zulieferer mit zweifelhaftem Ruf beteiligt? Was kann und darf ich als Endverbraucher noch mit gutem Gewissen kaufen und was nicht?

Wie gesagt, deswegen nachfragen. Umso öfter wir Verbraucher wir das machen, desto besser.

Grüße
Rolli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

:
: na, da machst Du es Dir wirklich ein wenig leicht oder?
: Wenn man sich das gute (teurere) Instrument nicht leisten kann, dann heisst es halt sparen oder? Mag man kaum glauben, aber so mach ich das auch! Ich kann ja auch nicht einmal die Woche ein paar Tausender für eine High-End Gitarre hinlegen. Wenn mir das Instrument wichtig ist, dann heisst es halt, die Knete zusammenhalten bis es langt!
:
: Habe gerade Grobys charmante Antwort gelesen. Er hat auch meiner Meinung nach leider zu 150% recht!

hi rolli
ja, leicht mach ich's mir schon, aber es geht mir jetzt nicht um preiswerte gitarren oder ähnliches. ich kann mit sicherheit mein leben so einrichten das mein geld für meine lebensbedürfnisse reicht, das heist aber schon das ich dann auf mache dinge verzichten muss. ich muß nicht 2 mal im monat auf ein konzert gehen und ich muß auch nicht 2 kästen bier im monat haben. ich muß auch nicht ein mal im monat essen gehen. dann brauch ich auch keine billige hose für 15,- euro kaufen oder sonst irgendwas wo der preis schon klarmacht das es made in china ist. es finden sich bestimmt auch noch ein paar sachen zum einsparen damit es für den bioladen reicht. dann bin ich aber auch an der stelle zu behaupten, das ein normaler facharbeiterlohn heute nicht mehr ausreicht um sein leben zu bestreiten. vieleicht reicht es ja wenn man keine kinder hat aber so steh ich doch öfter vor der qual der wahl.
die zeiten wo ein lohn eine famielie ernährt hat sind ja schon länger vorbei.

wo ist da jetzt die grenze an der ich mich auch ein wenig gezwungen sehe made in china zu kaufen?

gruß lothar

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi Lothar,

: die zeiten wo ein lohn eine famielie ernährt hat sind ja schon länger vorbei.
:
: wo ist da jetzt die grenze an der ich mich auch ein wenig gezwungen sehe made in china zu kaufen?

Das ist ja gerade die Crux und was der Spiegel Artikel den Pepe geposted hat, recht gut beschreibt. Es ist ein Teufels-Kreislauf den auch der Verbraucher - also wir - sehr stark angeschoben haben. Wir möchten alle gerne gut und abgesichert leben, uns aber dies nichts oder wenig kosten lassen. Und wir nehmen jegliches Wirtschaftsbild und -Modell hin, ohne zu hinterfragen, ob das wirklich alles so sein muss (Euro, Globalisierung, OnlineHandel etc). Es wiederholt sich alles immer wieder auf's neue. Wir erleben halt jetzt den Anfang des Niedergangs der westlichen Industrienationen und hoffentlich schwappt dann wirklich mal der Wohlstand in die Billiglohnländer, wie wir es hier in den letzten 50 Jahre hatten!! Ich bezweifele das aber mal stark, da wir ja kaum noch von klassischer verantwortlicher handelnder Unternehmerschaft ausgehen können, sondern uns Investoren gegenübersehen, die halt viele Aktionäre (oft auch wieder Verbraucher sind) kapitalseitig vertreten. Im Grunde ist das alles nur eine riesige Verarsche...

Grüße
Rolli


Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi.

Wer zwingt?

Es ist ja okay, Wünsche zu haben. Und jeder muss mit seinem Gewissen vereinbaren, um welchen Preis sie umgesetzt werden.

Aber ich wehre mich dagegen, Wünsche als Zwänge umzudeuten um sich dadurch ein RECHT auf bedenkenlose, billige Erfüllung abzuleiten.
Wir leben halt in sozialen und globalen Umständen in denen wir nicht nur hilflos Handelnde sind, sondern die wir durch unser Handeln selber erschaffen und beeinflussen.

Heißt ja nicht dass man nichts mehr darf. Man darf ja fast alles. Nur die Verantwortung darüber ablehnen, das darf man nicht.


Gruß,
robert
*

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

:: Aber ich wehre mich dagegen, Wünsche als Zwänge umzudeuten um sich dadurch ein RECHT auf bedenkenlose, billige Erfüllung abzuleiten.

hi grobi
ja, du hast ja recht, ich bin auch nicht völlig bedenkenlos. und wenn ich vor die wahl gestellt werde ist es nicht die wahl billig oder teuer, sondern, worauf verzichte ich wenn ich das teurere nehme. wobei die erfahrung sagt, das das teurere auch meistens qualitativ besser ist.

gruß lothar

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin Falk!
: : Ich will auch noch einen weiteren Aspekt in die Runde werfen: Was ist mit den Instrumenten, die dunnemals in der DDR gefertigt wurden?
:
: Den Gedankengang verstehe ich jetzt nicht ganz. Kannst Du das mal erläutern?


Das will ich gerne tun.

Die DDR wurde seinerzeit von verschiedenen Unternehmen im Osten wie im Westen als "Billiglohnland" missbraucht. So steckten beispielsweise in vielen westdeutschen Autos Schläuche und andere Gummiwaren aus ostdeutscher Herstellung.

Ein Instrumentenbauer hat im Osten sehr viel weniger verdient und hatte möglicherweise auch nicht den Lebensstandard seiner Kollegen im Westen. Vielleicht wurde er sogar gegen seinen Willen im Osten festgehalten.

Bei näherer Betrachtung ist das Beispiel natürlich widersinning, da es die DDR nicht mehr gibt.

Grüße aus dem sonnigen Norden,
Kai-Peter

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral



Hi zusammen!

Ein interessantes Thema - finde ich auch.


: Klar finde ich Scientology scheisse, aber deswegen Chick Corea boykottieren ? Kann ich nicht. Ist der einzige Musiker, von dem vier CD's mit auf meine "Insel" kommen.....


Das geht mir so ähnlich, aber das Gift hat gewirkt. Seit ich weiß, dass er Mitglied von SC ist habe ich es mir verkniffen CDs oder Konzerttickets zu kaufen. Was Chick Corea denkt ist seine Sache - dass mit seinen Tantiemen auch SC-Aktivitäten finanziert werden geht seine "Kunden" durchaus was an.

Seit ich weiß, dass er Mitglied in diesem Verein ist, höre ich seine Musik mit anderen Ohren - genauer gesagt, es macht mir keinen Spaß mehr, seine Musik zu hören.

Viele Grüße
Bernd


Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi Rolli,

Kaum jemand scheint sich Gedanken zu machen, dass vielleicht hinter der Produktion der supergünstigen Baton Rouge oder Harley Benton Gitarre vielleicht nicht die besten Arbeitsbedingungen stecken?

Was die Arbeitsbedingungen betrifft gibt es in China, wo dieses preiswerte Zeugs herkommt, kein einheitliches Level. Du findest Betriebe mit den unmöglichsten Arbeitsbedingungen und solche, wo es vernünftig zugeht, mit einem Standard ähnlich wie in Europa - abgesehen davon, dass ein Chinese sehr viel länger und für sehr viel weniger Lohn arbeiten muss als sein Kollege in Europa und abgesehen davon, dass wir es immer noch mit einer sozialistischen Diktatur mit einer durch und durch korrupten Verwaltung zu tun haben. Sind das Gründe, Produkte aus China zu boykottieren? Ich hab mir meine endgültige Meinung noch nicht gebildet.



Nachdenkliche Grüße
Bernd





Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi!
Ohne jetzt alles gelesen zu haben ein paar Worte von mir:

Schon mal auf die Etiketten von Schuhen, Hemden, T-shirts, etc., etc., etc...........geschaut? Es ist echt schockierend, wieviel Geld so auf direktem Wege nach China (aber nicht nur China) geht.

Es ist heutzutage gar nicht mehr möglich, sich hier politisch korrekt zu verhalten!

Wo kommen die ganzen Bauteile für Amps, Effekte etc.. her?

Moral gibt es nicht mehr! Nur noch den Geldbeutel! Solange wird Know How in diese Länder gepumpt, bis diese dann selbst unabhängig produzieren können! China hat zb fest eingeplant große Verkehrsflugzeuge selbst in Eigenregie zu bauen! Und dennoch schmieren ihnen Boeing und Airbus das Know How zwischen die Backen! Warum? - Kohle! China ist der Markt der Zukunft!

Moral? Kohle? Moral? Kohle?...............................................................

Jeder kann ein bisschen was dafür (Moral) tun, aber das wird die Minderheit bleiben!
Grüsse, "ACY"

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi Rolli,
schwer, schwer....
Der Reiz alles haben zu können und dann auch noch billig und sofort - da ist schon ein hoher Druck über die Medien und die Gesellschaft aufgebaut worden.
Das bei dem ganzen bis zur Neige ausgeschöpften "Geiz ist Geil" Nummer am Ende eben zwangsläufig Gammelfleisch und minderwertige Instrumente heraus kommen muss der Konsument erst mal begreifen und dann irgendwann sagen "danke nein".
Keiner soll nur noch Gitarren vom André kaufen und nicht nur Edel-Liga ist gut genug, aber der dauernde Run um noch billiger und noch schneller verfügbar kann es auch nicht sein.
Vielen ist der Sinn für ein gesundes Mittelmaß abhanden gekommen.
Ich hab zum Beispiel nur zwei Dinge wo ich ohne jeden Kompromis nur das beste kaufe: Brot und Fleisch/Wurst.
Brot ok - geht immer, aber wenn gerade mal warum auch immer der Taler knapper wird... dann eben dieses Wochenende kein Steak.
Immer noch besser zu verzichten als Müll zu kaufen.
Genauso boykottiere ich ganz klar Wein aus Chile oder so.
Warum soll ich etwas um die ganze Welt fliegen, was es in Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland in bester Qualität gibt - so eine Resourcenverschwendung unterstütze ich nicht.
Was Gitarren angeht... Santander und Co. sind nicht wirklich auf meinem Radar der Begehrlichkeiten.
Allerdings - es gibt auch in Korea, Japan und so langsam auch in China eine echte Tradition von wirklich guten Gitarrenfirmen.
Pauschal zu sagen - China geht gar nicht.....wäre zu einfach.
Aber blind alles aus dem Store-Prospekt zu kaufen ohne sich Gedanken zu machen ist sicherlich auch nicht wirklich die Lösung.
Wie oben geschrieben... gesundes Mittelmaß ist wohl der Weg.
Und wenn es eben gerade nicht geht - auch mal einen Kauf sein lassen.
Ich hatte auch schon einen 18er Marshall auf dem Zettel, derzeit zickt das Auto meiner Frau etwas rum - also wird erstmal das Auto klar gemacht und der 18er ist auf Eis.
Was grad nicht geht - geht eben nicht.
Diese Erkenntnis ist manchmal schmerzhaft, aber unvermeidlich ;-)

Grüße
MIKE

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Interessante Frage ... und wirklich auch für mich nicht einfach zu beantworten.

Wobei ich doch das Thema Scientology (und ähnliches) vom Thema China (bzw. ähnliche Länder) erstmal trennen möchte.

Zum Thema China muß ich erstmal anführen, daß, seit dem wirtschaftlichen Aufschwung, es dort manchen Chinesen (natürlich weit nicht allen - genauer gesagt unter anderem denen, die durch Export Jobs haben) doch deutlich besser geht, als früher. Die dicke Kohle stecken nicht die einfachen Arbeiter ein - das ist klar - aber wo liegt da der Unterschied zu Europa, Amerika?
Ich bin es den Chinesen von Herzen vergönnt, daß es ihnen langsam besser geht (zB daß sie auch beginnen Auto zu fahren anstatt Fahrrad) und sich die Wirtschaft da weiterentwickelt. Problematisch ist das ganze nur ökologisch betrachtet, weil damit natürlich Erdöl/Erdgas-Verbrauch und Umweltverschmutzung rapide ansteigt. Aber wie hieß es mal in so nem Buch? "Wer von Euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" - tja ....

Das Thema Scientology (oder ähnliches) muß man IMO ganz anders aufrollen. Es ist eine Tatsache, daß man, je grösser eine Firma ist, umsomehr einigen wenigen die Taschen füllt. Wenn ich mir vom Günter Eyb eine Klampfe bauen lasse, dann verdient erstmal er dran, und nicht so viel, daß er dadurch reich wird - aber doch angemessen für die erbrachte Leistung.
Wenn ich mir eine Gitarre von Fender kaufe, verdienen diejenigen, die die Gitarre bauen, daran schlecht bis anständig, aber irgendwo im Management füllt sich jemand kräftig die Taschen.
So ist es nunmal, so funktioniert unsere Wirtschaft.
Deshalb will ich auch gar nicht zuviel daran rumkritisieren.
Aber ehrlich, was die "recihen Säcke" dann mit dem Geld machen, ist mir eigentlich egal, solange sie nicht gerade Terroranschläge oder Kriege bezahlen .....

Zuletzt: man muß sich sowieso fragen (grad bei den Konzernen), wieviel man denn nun ändert, wenn man eine Gitarre nicht kauft ...

LG,
Wolfgang

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

: Zuletzt: man muß sich sowieso fragen (grad bei den Konzernen), wieviel man denn nun ändert, wenn man eine Gitarre nicht kauft ...

Ich glaube, da unterschätzt Du die Macht des Verbrauchers, wenn dieser sich denn mal wieder aufraffen würde und die Muskeln spielen lassen würde. Es ist alles ein Frage der Aufklärung und der Organisation. Ich erinnere mich noch an den Shell Boykott, als die damals die Ölplattform kurzerhand im Meer entsorgen wollten.

Oder der staatl. unterstützte Benzin Boykott in den 70ern. Aber scheinbar geht's uns noch zu gut oder wir sind halt abgestumpft.

Grüße
Rolli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin Rolli,

interessantes Thema, aber ich habe mein E-Piano von den Schweden gekauft, also bin ich auf der Seite guten Gewissens. :-)

Ich denke, die Vorredner (ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen) haben schon einige Ansätze geliefert, die ich auch unterstützen würde. Boykottieren wir chinesische Produkt, was ist dann mit Korea, Indonesien, Taiwan, Vietnam? Was ist mit Tchechien (die übrigens hervorragende Instrumente bauen, weil sie eine Historie darin haben), da laufen auch Sachen, dass sich einem die Fußnägel aufrollen. Das Durchschnittseinkommen im tiefen Tchechien liegt für einfache Arbeiter unter 200€ im Monat, die Arbeitsbedingungen in vielen Industriebetrieben sind noch wie vor 50 Jahren.

Klar, predige ich meinen Kindern auch verantwortungsvolles Umgehen mit Energie und Rohstoffen, was aber bei denen nix nützt. Als Bassist und PA-Besitzer fahre ich dann einen Sharan, der sich in der Stadt locker 16l/100km Sprit reinzieht. Irgendwo beißt sich die Katze immer in den Schwanz, und ich bleibe bei solchen Fragen etwas ratlos zurück. Aber Deine Einwände haben eine Berechtigung. Muss nur noch jemand die Konsequenzen definieren. Die Backkartoffel heute mittag kommt bestimmt aus Südafrika ... bei ALDI gab es mal ägytische Kartoffeln ... Gen-Reis aus den USA? Italiener machen auch leckere Nudeln, Kartoffeln gibt's bei uns hinter'm Haus ... ein Glück, dass ich kein Fleisch essen, schon gar nicht aus Argentinien ...

Rainer

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Ich bin ja auch so ein falscher Moralapostel. Erst esse ich 7 Jahre kein Fleisch und Fisch und dann schmeiss ich alle Prinzipien über Bord und hau mir ein Schitzel rein.

Das verstehe ich jetzt nicht, Rolli. Also ich bin auch kein moralischer/religiöser/fundamentalisitischer Vegetarier. Und ich esse noch gelegentlich Fisch. Aber Fleisch schmeckt mir einfach nicht mehr, da könnte man mir ein sauteures argentinisches Steak hinlegen: nein Danke. Lieber einen leckeren überbackenen Linsenauflauf, oder einen holländischen Eintopf.

Rainer

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hallo zusammen,
da ich ja nun ohnehin namentlich in diesem Thread gelandet bin, mag ich mich nun auch mal zu Wort melden.

Zunächst mal möchte ich klarstellen, daß ich Political Correctness (schreibt man das so?) abartig finde.
Mir ist es lieber, jemand sagt direkt "Scheißniggersozialasylantenschwindlerschmarotzer" als "ausländischer Mitbürger", wenn er ohnehin ersteres meint; dann weiß ich wenigstens sofort, an welch Geistes Kind ich da geraten bin.
Daher würde ich diesen Thread ungern als PC-Debatte bezeichnet sehen, wo es in solchen doch immer z.B. darum geht, gemeinte "Krüppel" als "Menschen, die wir als behindert bezeichnen" umzuetikettieren, als wenn das zweite Label weniger trennend, ausgrenzend und diffamierend wäre.

Dann finde ich diese Debatte und ihren Fortgang wirklich erfreulich.
Ich finde es richtig, sich über seine persönliche Verantwortung Gedanken zu machenn auch den Menschen und Phänomenen gegenüber, die man nicht direkt sieht.
Klar blende ich das im Alltag oft aus; wenn ich im Sommer mein lecker Eis genieße, dann denke ich nicht darüber nach, daß gleichzeitig woanders Menschen verhungern und noch woanders Lebensmittel subventioniert vernichtet werden.
Mir ist auch für viele globale Probleme keine Lösung klar, aber im kleinen versuche ich, sinnvoll zu konsumieren.

Und gerade bei Gitarren sehe ich in letzter Zeit diesen "Geiz ist Geil!"-Trend.
In einem anderen Forum gab es eine ernsthafte Diskussion darüber, ob diese Markengitarrenraubkopien aus China nicht eine günstige und gute Alternative seien.
Mal ehrlich, eine E-Gitarre für weniger als 100 Peitschen, das ist nicht das, was hier als gutes Instrument durchgehen kann.
Die meisetn hier im forum haben Tonabnehmer in ihrer Gitarre, die teurer sind; ein swolider, bequemer Gurt liegt ja schon bei gut und gerne 30 Euro.
Was kann man da anderes erwarten, als billigste Zutaten, die unter fiesesten Arbeitsbedingungen zusammengewichst werden.
Und trotzem finden sich Leute, die bereit sind, 250€ (der Versand quer um die Welt ist ja schließlich teurer als die Geige selbst) in so ein GSO (danke, bOOgie) zu investieren, dessen "Spielbarmachung" ein vielfaches dessen verschlingen wird, was der Ast ursprünglich kostete.
Das finde ich persönlich wirklich ulkig. Vornehm gesprochen, zumal diese Leute auch meistens genau jene sind, die Jammern "aber eine Original Gibson/Fender/.. kann ich mir nicht leisten!"
Wo doch Geld genug da ist, um es im Hohen Bogen aus dem Fenster zu werfen.

Ich mag ja nicht von anderen verlangen, immer ökologisch/sozial/politisch/religiös/gesellschaftlich vernünftig zu kaufen, dafür bin ich ja oft selber zu blöd/faul/geizig/gierig.
Aber ich denke, mit einem Mindestmaß an gesundem Menschenverstand lassen sich ganz brutale Fehltritte schon vermeiden.

So, jetz habe ich mich etwas in Brast geredet, scheints.
Ich bin gespannt auf alles Weitere,
Gruß,
Woody

...der auch nicht versteht, daß heute jeder Arbeitslose/Student/Azubi/Jugendliche/sonstige Looser zum Lebensglück z.B. DSL und einen DVD-Player braucht.
Oder 13jährige Punkrocker mit Diezels...

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hallo Uli,

ich habe Holländer zum Fressen gern, schließlich war ich da auch mal als Gastarbeiter.

Nee, ganz einfach: 1 Drittel Kartoffeln, 1 Drittel Möhren, 1 Drittel Zwiebeln oder Lauch, Scheiben/Würfel geschnitten, ganz viel Kräuter (immer Petersilie, je nach Geschmack auch Basilikum, Muskat, Majoran, Bärlauch), etwas vegetarische Gemüsebrühe nach Gusto, Pfeffer, Salz. That's all. Im Schnellkochtopf und mit einem etwas komfortablen Gemüseschneider (der nicht nur in Scheiben, sondern auch direkt in Würfel schneidet) in 20 Minuten auf dem Tisch.

Ähnlich zu den Linsen: 50% geschälte rote + normale Linsen, je 25% Kartoffeln und Lauch, mit guter Portion Kurkuma + Kreuzkümmel + Chili (oder auch einfach mit Madras- oder mildem Curry) + Salz + Pfeffer andünsten und abschmecken, 10 Minuten mit etwas Wasser oder auch milder Gemüsebrühe köcheln lassen, einen Schuss Sahne dazu, in Auflaufform mit Käse überbacken.

@Friedlieb: wird's nicht Zeit für eine AS-Rezepte-Sammlung?

Rainer

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hallo Rolli,

nein, ich unterschätzte nicht wirklich die Macht des Verbrauchers, ich bin nur nicht besonders optimistisch, was die Vereinigung einer ausreichenden Anzahl von Verbrauchern betrifft - weil das wäre ja notwendig, um diese Macht zu nutzen. Ein einzelner nutzt nichts, wenn sich ausreichend zusammenfinden, die gleich denken und konsquent handeln, dann würde das sicher was nutzen - da stimme ich Dir schon zu.
Aber wie gesagt - ich sehe das eher mutlos, daß so etwas klappen könnte ... und da fang ich bei mir selbst an: ich hab vor mehreren Jahren einen sehr guten Fender Amp und eine sehr gute Fender Strat gekauft. Damals hatte ich keine Ahnung vom lokalen Angebot von Gitarrenbauern und Ampherstellern. Genausogut hätte ich nämlich das Geld in eine Staufer oder Eyb Gitarre und einen Marble Amp (nur als Beispiele jetzt mal) investiren können, hätte fürs gleiche Geld dann aber mindestens gleiche Qualität bekommen und keinen Konzern (zumindest nicht direkt) gestützt ... naja gut, damals war ich nicht entsprechend über das Angebot informiert ... heute denke ich mir, daß ich das mittlerweile anders machen würde ... denke es aber nur, weil gekauft hab ich zuletzt eine China-Epi-Paula ... ähm ja, war dann eben doch preiswerter ...
Eben, und weil vermutlich doch mehr so sind wie ich, würde es nur schwer funktionieren ... leider

Das heißt aber nicht, daß ich nicht im Grunde doch wollen würde, daß es funktioniert ...

LG,
Wolfgang

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hallo Kai-Peter im hohen Norden,

ich denke, China und Dritte-Welt-Länder mit der ehem. DDR „auf eine Ebene“ zu stellen, ist ein bißchen unglücklich. Dafür sind die Unterschiede einfach zu groß, und Gründe für einen Boykott zu damaliger Zeit kann ich nicht wirklich erkennen. Mir ist nicht bekannt, daß es hier Kinderarbeit gab, und die Arbeitsbedingungen waren hier auch nicht frühkapitalistisch. Auch sind die Dimensionen der Umweltverschmutzung in China und Indien ganz andere. Allein China „produziert“ nach eigenen Angaben jährlich Umweltschäden in Höhe von 200 Milliarden Dollar – das entspricht ziemlich genau seinem Wirtschaftswachstum.

Ein Instrumentenbauer hat im Osten nicht nur sehr viel weniger verdient als sein Kollege im Westen. Er hatte auch viel geringere Miete zu zahlen (bei mir waren’s 40 Mark im Monat für ’ne 3-Raum Wohnung). Auch waren die übrigen Lebenshaltungskosten viel, viel geringer. Und: er wußte auch, daß er in 20 oder 30 Jahren noch seinen Job haben würde. Welcher Instrumentenbauer kann das hier und heute von sich behaupten? Natürlich war der Lebensstandard geringer als im Westen – andererseits höher als in allen anderen Ostblockstaaten. Lebensstandard allein ist aber nicht das glückseligmachende Allheilmittel. Da gehört schon ein bißchen mehr dazu - z.B. auch, keine Angst vor der Zukunft – sprich drohender Arbeitslosigkeit – haben zu müssen.

: Vielleicht wurde er sogar gegen seinen Willen im Osten festgehalten.

Du meine Güte. Das kommt mir vor wie die klischeebeladene Vermutung eines Leser der Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Mensch Kinners, glaubt doch bitte nicht alles, was Euch die Springer-Presse vorsetzt. Die DDR bestand doch nicht nur aus Stasimitarbeitern und Ausreisewilligen.

: Bei näherer Betrachtung ist das Beispiel natürlich widersinning, da es die DDR nicht mehr gibt.

Ja eben. Damit hat sich die Diskussion ja dann auch erübrigt. Ich kann die Vorurteile eh nicht mehr hören.

Gruß Falk

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Guten Tag,

da sprichst Du ein interessantes Thema an Rolli.

Ich denke, man kann nur versuchen so weit es geht möglichst "vernünftig" zu handeln, sich zu informieren und notfalls zu verzichten.

Ich sag' es mal so, wir kaufen so viel wie möglich Bio-Artikel, Eier nur von freilaufenden Hühnern, Bio-Fleisch, Obst von hiesigen Bauern, nach Möglichkeit nur unbehandelt, Saft vom Obstgut, welches in der Nähe ist usw.

Wir halten das aber nicht immer konsequent, oder um es mal anders zu sagen: "stur" durch, denn das klapt leider nicht immer. Der Biobauer ist halt nur Dienstags und Freitags auf dem Markt und wenn man mal kurzfristig Wurst braucht, gehe ich auch schonmal zu Metzger meines geringsten Misstrauens, selbst wenn es kein Bio-Fleisch ist. Es geht sogar so weit, daß wir mittlerweile Duschgel und Schampoo als entweder tierversuchsfrei, oder sogar als Naturkosmetik kaufen, selbst das Bier ist Bio. Wobei das mit dem Bier ein Zufall war. Das heißt aber nicht, daß ich nur noch Bio-Bier trinken würde.

Ab und an bekomme ich sogar richtigen Heißhunger auf nen Burger und den esse ich dann auch gerne und mit Appetit.

Ich habe auch Gitarren aus China und würde China auch als Herkunftsland nicht direkt verteufeln wollen. Meine Ibanez Akustik ist aus China und für den Preis (um die 300 Euro) habe ich ein überraschend gutes Instrument bekommen. Natürlich hätte ich großen Spaß an einer Lakewood wie der von Matthias oder an einer schönen Martin 000 aber für mich ist diese Gitarre nur eine Wohnzimmer- oder vielleicht mal Sessiongitarre und dafür kann ich nicht und will ich auch nicht das fünf- bis zehnfache ausgeben.

Bei einer E-Gitarre und da sehe ich meinen musikalischen Schwerpunkt, sieht das dann wieder ganz anders aus, da bin ich gerne bereit zu sparen und wesentlich mehr auszugeben.

So weit erstmal, ist wirklich ein interessantes Thema.

Viele Grüße

Jochen

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral und natürlich direkt was vergessen

da bin ich direkt nochmal....

Zum Thema Bio-Artikel: ich schrieb eben, "wir kaufen so viel wie möglich Bio-Artikel" und das klappt für mich nämlich leider nicht immer.

Ich achte beim Einkaufen immer sehr genau auf die Herkunft der Waren, oft, um nicht zu sagen sehr oft, kommen dann die Bio-Kartoffeln aus Ägypten, die Zwiebeln aus Israel, Äpfel aus Australien usw.

Da tut es mir dann leid, aber da sehe ich den Bio-Gedanken nicht mehr. Wo bleibt da die Vernunft, wenn mein Sack Kartoffeln erstmal ne halbe Weltreise antreten muß und dabei massenhaft Rohstoffe vernichtet werden?

Da kaufe ich dann lieber vom kleinen Bauern hier aus der Gegend, oder vom Niederrhein und pfeiffe dann auf Bio. Da kann ich ihm dann nnur glauben, daß er so wenig wie möglich spritzt.

Ich hatte letztes Jahr ein längeres Gespräch mit einem Winzer an der Mosel zum Thema Biowein. Er sagte, er könne ohne weiteres Bio-Wein anbieten, die Vorschriften seien aber teilweise in seinen Augen unsinnig und das Bio-Zeichen (also nur die Bezeichnung) würde dazu führen, daß er den Wein wesentlich teurer anbieten müßte. Er hat sich bewußt dagegen entschieden. Auch hier kann ich dann nur überlegen, ob ich ihm vertraue und das ist hier mal der Fall und wenn der Jahrgang gut ist, dann kaufe ich gerne bei ihm.

Viele Grüße

Jochen

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral und natürlich direkt was vergessen

... erstmal ne halbe Weltreise antreten muß ...


Ja, genau. Das finde ich auch extrem ätzend.

Und ich verstehe das nicht, dass so ne Dampferfahrt rund um den Globus billiger ist (sein soll?) als hier vernünftige Löhne zu bezahlen.

Schiffs- und Flugbenzin müssten daher viel stärker besteuert werden, oder? Zu einfach gedacht?

Politik fängt an, mir viel zu kompliziert zu werden, die montägliche Lektüre des Spiegels gestaltet sich auch immer mehr als Frustschub....

Aber morgen ist ja Session !

Liebe gRüße

Uli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin Falk,

ich wollte hier niemandem zu nahe treten oder "an die Wäsche" gehen.

Da ich selbst jahrelang mit einer Frau aus dem Osten verheiratet war und auch viel mit Menschen gesprochen habe, die in der DDR gelebt haben, sind meine Vorurteile schon lange abgebaut.

Die westliche Propaganda von den "armen Brüdern und Schwestern hinter der Grenze" zieht bei mir also nicht mehr.

Hüben und drüben gab es Gutes und Schlechtes. Schade finde ich, dass man sich im Westen nach der Wiedervereinigung so gar nicht an den guten Seiten des Ostens orientiert hat. Da hätte man viel mehr voneinander lernen können.

Grüße aus dem hohen Norden,
Kai-Peter

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Hi lieber schlagbrettloser Jochen,

: Ich denke, man kann nur versuchen so weit es geht möglichst "vernünftig" zu handeln, sich zu informieren und notfalls zu verzichten.

Ja, so sehe ich das in etwas auch. Selbst unser Hund Buddy frisst Bio.
Ich war ja die letzten 7 Jahre Vegetarier und bin mittlerweile wieder (ich hoffe nur temporär) in den Kreis der Biofleischfresser zurückgekehrt. Auf jeden Fall würde ich verzichten bevor ich mir irgendein Walmart Schnitzel in den Körper schiebe.


: Ich habe auch Gitarren aus China und würde China auch als Herkunftsland nicht direkt verteufeln wollen. Meine Ibanez Akustik ist aus China und für den Preis (um die 300 Euro) habe ich ein überraschend gutes Instrument bekommen. Natürlich hätte ich großen Spaß an einer Lakewood wie der von Matthias oder an einer schönen Martin 000 aber für mich ist diese Gitarre nur eine Wohnzimmer- oder vielleicht mal Sessiongitarre und dafür kann ich nicht und will ich auch nicht das fünf- bis zehnfache ausgeben.

Den Chinesen wünsche ich ja eigentlich von Herzen viel Wohlstand, bezweifele aber dass das für die Menge der Menschen dort gilt. Und boykotieren will ich ja China nicht, es geht mir nur drum, die Menschen zu denken anzuregen. Ähnliche wie im Spielelartikel beschrieben, muss halt klar sein, dass es Produkte mit eingebauten Sozialstaat und welche ohne gibt und wir uns oft kopflos ins eigene Knie schießen.
:
: Bei einer E-Gitarre und da sehe ich meinen musikalischen Schwerpunkt, sieht das dann wieder ganz anders aus, da bin ich gerne bereit zu sparen und wesentlich mehr auszugeben.

Na, da würde ich den Groby-Ansatz bringen....
Was mir auf jeden Fall sehr gegen den Strich geht, ist es evtl. ein teures Instrument zu kaufen und evtl. mit dem Bezahlten merkwürdige Machenschaften zu unterstützen.

Deshalb noch mal die Bitte an alle. Wenn Euch bekannt sein sollte, dass irgendein Hersteller so wie Taylor Scientology oder ähnl. bekloppte Sekten/Organisationen unterstützt, mailt mit doch einfach oder postet. Ich würde da gerne klar sehen.

Danke und schöne Session,

Rolli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Lieber rolli,

es ist schon sehr viel Gutes geschrieben worden, da will ich noch ein wenig Kontra geben.

Auch Kurt Listug und Bob Taylor haben ein Recht darauf, zu glauben, was sie wollen. Dieser Punkt ist mir bisher zu kurz gekommen. Ich habe auch noch nicht gehört, dass Nutzer einer Taylor zur Missionierung herangezogen werden. Bei Blueridge habe ich riesige Kreuze auf einer Kopfplatte gesehen - das würde mich stören, obwohl ich dem Christentum erheblich näher stehe als Scientology.

Nächster Punkt. Unterstützt der Taylor-Käufer wirklich Scientology? Wenn wir Scientology als Sekte sehen wollen (ich sehe das so aber auch das ist eine Definitionsfrage!), dann müssten wir die beiden Herren als Opfer einstufen, nicht als Täter. Dann ist Hilfe angesagt, nicht Konfrontation.

Davon mal abgesehen, leben vom Verkauf einer Taylor auch der Verkäufer im Musikladen nebenan, der Vertrieb, der Spediteur, die Werbeabteilung von Gitarre&Bass und nicht zuletzt die Mitarbeiter am Band und im Büro von Taylor. Wer von all denen hat den größten Schaden bei einer flächendeckenden Boykottaktion?

Und woher weiß ich, dass der nette Gitarrenbauer oder sein Mitarbeiter von nebenan nicht doch ein rechtsradikaler Kinderpornograph ist, der auch noch seinen Müll nicht trennt? Das ist verdammt schwierig.

Die Einstellung in den Köpfen eines Menschen für den Kauf eines Gegenstands heranziehen zu wollen, erscheint mir merkwürdig.
Ich kann einem Gitarrenbauer guten Gewissens sagen, dass ich kein Binding aus Elfenbein und keine Einlagen aus Schildpatt kaufen werde. Dann baut er was ohne den politisch unkorrekten Kram und gut. Da ist ziemlich emotionslos zu diskutieren.

Der Punkt der Herstellerländer ist auch nicht so einfach, wie er hier immer dargestellt wird. Auch Mitteleuropa war vor einigen hundert Jahren eine Gegend der Ausbeuterei und Umweltzerstörung. Können wir anderen Ländern guten Gewissens vorwerfen, dass sie sich verhalten wie wir damals? China lernt jedenfalls rasant - dafür haben wir länger gebraucht.

Was wäre passiert, wenn ich nicht diese wunderbare orange Ibanez Artcore gekauft hätte? Sie würde vermutlich noch bei Thomann im Hochregallager vor sich hin stauben und ich wäre nicht so ein glücklicher Mensch wie jetzt. Mehr nicht.

Politisch korrekt? Ja, ich auch. Ich fahre sparsam Auto, kaufe mein Brot beim Biobäcker nebenan und das Fleisch bei einem alteingesessenen Schlachter. Gemüse auf dem Markt und Eier von glücklichen Bäumen. Selbst die Imkerin meines Honigs kenne ich. Und mein Kaffee ist sogar aus Fair Trade. In der Ecke der unverantwortlichen und gedankenlosen Schwachköpfe mag ich nicht stehen. Dennoch: Ich würde mir sofort eine Taylor kaufen, wenn ich eine wollte. Und meine wunderbare chinesische Gitarre strahlt mich aus der Ecke an und ich strahle zurück.

Mortadella mit Gesicht - das ist zynisch.

Gruß

erniecaster


Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Lieber Matthias,

: es ist schon sehr viel Gutes geschrieben worden, da will ich noch ein wenig Kontra geben.

ach lass mal stecken :-) Es geht ja nicht um Pro und Kontra und auch nicht darum um pauschal zu verteufeln.

: Auch Kurt Listug und Bob Taylor haben ein Recht darauf, zu glauben, was sie wollen. Dieser Punkt ist mir bisher zu kurz gekommen.

Sicher können die Herren glauben was sie wollen. Ich würde ihnen dies auch nie absprechen wollen. Nur ich als Verbraucher darf doch wohl deren Verhalten, Glauben oder was auch immer, wenn es mir denn zu Ohren kommt, in meine Kaufentscheidung einfliessen lassen, oder?


: Nächster Punkt. Unterstützt der Taylor-Käufer wirklich Scientology? Wenn wir Scientology als Sekte sehen wollen (ich sehe das so aber auch das ist eine Definitionsfrage!), dann müssten wir die beiden Herren als Opfer einstufen, nicht als Täter. Dann ist Hilfe angesagt, nicht Konfrontation.

Na ja - laut Aussage der Wise Organisation verpflichten sich die Mitglieder der Organisation einen bestimmten Betrag/Prozentsatz der Einkünfte zu überlassen. Falls ich das auf deren Website so richtig verstanden habe, dann ist die Chance das mein Geld für eine Taylor Gitarre Scientology unterstützt.

Sollten die Herren Listug und Taylor der Sekte abschwören und sich statt dessen verpflichten sofort 30% der Gewinn an die Aidshilfe oder z.B. World Vision zu spenden, verpflichte ich mich sofort nur noch Taylor Gitarren zu spielen. Da helfe ich dann gerne mit!

: Davon mal abgesehen, leben vom Verkauf einer Taylor auch der Verkäufer im Musikladen nebenan, der Vertrieb, der Spediteur, die Werbeabteilung von Gitarre&Bass und nicht zuletzt die Mitarbeiter am Band und im Büro von Taylor. Wer von all denen hat den größten Schaden bei einer flächendeckenden Boykottaktion?

Tolles Argument. Damit könnte man jedes kriminelle Verhalten sofort legitimieren. Was meinst Du wieviele 'legale' Jobs an den Machenschaften organisierter Kriminalität hängen. Jetzt mal abgesehen von unseren Polizeibeamten...

Ausserdem wer redet denn hier von flächendeckenden Boykottatktionen? Ich frage mich halt wo Musiker als Verbraucher bei manchen Produkten ihre Grenzen ziehen und wie hier im Forum dazu gedacht wird. Mit geht's vielleicht darum Bewusstsein zu schärfen und nicht um Verdrängung.

: Und woher weiß ich, dass der nette Gitarrenbauer oder sein Mitarbeiter von nebenan nicht doch ein rechtsradikaler Kinderpornograph ist, der auch noch seinen Müll nicht trennt? Das ist verdammt schwierig.

Na ja, auch wieder so ne dolle Logik.

Wenn ich doch nunmal informiert werde, dass die Taylors und Listugs in einem Verein mitmischen, den ich nicht mag, dann darf ich doch wohl mit meiner persönlichen Kaufverweigerung reagieren. Wüsste ich, dass der Besitzer des Musikladen XYZ in Mainz Kinderpornograph wäre oder auch nur blosses Mitglied bei den Republikanern, würde ich den Laden nicht mehr betreten. Du willst mir aber jetzt nicht erzählen, dass Du da anders handeln würdest oder?

Das wäre so als würde ich mir auf nüchternem Magen das Horst Wessels Lied anhören, nur weil die Melodie schön ist, aber den Text ignorieren.

: Die Einstellung in den Köpfen eines Menschen für den Kauf eines Gegenstands heranziehen zu wollen, erscheint mir merkwürdig.

Mhh, also find ich eigentlich normal. Wenn der Bäcker um die Ecke seine Frau verprügelt, kauf ich doch nicht auch noch seine Brötchen, sondern zeig den Sack an.

: Was wäre passiert, wenn ich nicht diese wunderbare orange Ibanez Artcore gekauft hätte? Sie würde vermutlich noch bei Thomann im Hochregallager vor sich hin stauben und ich wäre nicht so ein glücklicher Mensch wie jetzt. Mehr nicht.

Ja die Welt ist einfach. Niemand verteufelt Dich :-)

: Mortadella mit Gesicht - das ist zynisch.

Du sagst es....

Gute Nacht,

Rolli


Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

: Schöner Beitrag. Ausrufezeichen.

Klar - das erzählst Du doch nur, damit Du weiter dieses
Chick Corea Gefrickel hören kannst.....

Hast Du diese Chick Corea Electric Band Aufzeichnung aus dem Schweizer TV von 1986.....Mann, was Pattitucci und Scott Henderson da abliefern ist schon der Hammer. Na ja, jetzt zieh ich erstmal nen Nagel quer über die DVD :-)

Grüße und viel Spaß beim aussensaitigen Shredden

Rolli

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Lieber rolli,

Es geht ja nicht um Pro und Kontra und auch nicht darum um pauschal zu verteufeln.

Das sind genau die beiden Punkte, die ich sicher nicht gut genug zum Ausdruck gebracht habe. Natürlich geht es um Pro und Kontra: Ich kann entweder etwas kaufen oder eben nicht tun. Und es ist gut und richtig, sein eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen und das auch mal in eine öffentliche Diskussion zu tragen. Das vorneweg.

Aber die pauschale Verteufelung ist es ja, deren Unzulänglichkeiten ich (zwischen den Zeilen) zum Ausdruck bringen wollte.


: Nur ich als Verbraucher darf doch wohl ... Verhalten, Glauben oder was auch immer, wenn es mir denn zu Ohren kommt, in meine Kaufentscheidung einfliessen lassen, oder?

Das ist mir so zu simpel. Wenn ich ein kritischer Verbraucher sein will, darf ich nicht irgendwas, was mir zufällig zu Ohren kommt, als Entscheidungskriterium nehmen sondern müsste mich dann auch aktiv über die Konkurrenz erkundigen.

Beispiel: Du lehnst Taylor wegen Scientology ab und kaufst statt dessen eine Martin. Hast Du über Martins Management im Zusammenhang mit Scientology mal bei google gesucht?

Dann gehen hier verschiedene Dinge durcheinander. Trennen wir mal.

-> Religion

Da bin ich eisern: Toleranz gegenüber jedermann, so lange er mir seinen Glauben nicht aufzwingt.

-> Tropenhölzer

Ist auf den ersten Blick relativ einfach zu händeln. "Wat war´n dat für´n Baum?" "Tropenholz" "Nee, lassma." Könnte man so machen. Ob bei kontrolliertem Fällen von Tropenholz nicht besser ist als stumpfes Abholzen von nicht bedrohten Fichtenwäldern, ist die nächste Frage.

-> Herstellerländer

Gute Arbeitsbedingungen und Umweltschutz lassen sich erst erstreiten, wenn in einer Gesellschaft ein Mindestmaß an Wohlstand vorhanden ist. Das ist ein historischer Prozess, durch den eine Gesellschaft erst gehen muss. Ich bleibe dabei: Europa war auch nicht immer auf dem jetzigen Stand. Man kann also einen Kauf eines Gegenstands aus China auch als Entwicklungshilfe verstehen. Wie gesagt, es gibt immer zwei Seiten.

-> Politik

Auch hier ist ein großes Maß an Toleranz nicht zu vernachlässigen und die Frage, wo die Grenze zu ziehen ist, nicht einfach. Auf der rechten Seite des Spektrums finde ich es noch einfacher als auf der linken. Wie ich die NPD einsortieren soll, weiß ich. Was sage ich zur PDS?

-> Verbrechen

Du sprachst vom Bäcker, der seine Frau verprügelt. Dass Straftaten nicht akzeptabel sind, ist sicherlich Allgemeingut.

Du siehst, ich mache es mir verdammt nicht einfach - auch wenn das beim Durchlesen meines Postings vielleicht so den Anschein hatte. Die Überlegung, sein Geld mit offeneren Augen auszugeben, halte ich für goldrichtig. Ich finde nur einen halbherzigen Schritt nicht genug. Wenn kritisch, dann auch wirklich kritisch.

Gruß

Matthias


Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral und natürlich direkt was vergessen

Hallo zusammen,

so weit würde ich gar nicht gehen wie mit Ägypten und Südafrika. Warum bei uns in NRW, Milchland hoch fünf, im Supermarkt Milch aus Bayern stehen muss, habe ich noch nie verstanden. Und die Leute, die diese Milch mit Aufpreis von 20 oder 30 Cent kaufen, auch nicht. Dieser Aufpreis übrigens gegenüber einer Milch aus einem Bioland-Betrieb, die nun auch endlich 'normal' zu bekommen ist.

Rainer

Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral

Moin Matthias

: : Nur ich als Verbraucher darf doch wohl ... Verhalten, Glauben oder was auch immer, wenn es mir denn zu Ohren kommt, in meine Kaufentscheidung einfliessen lassen, oder?

: Das ist mir so zu simpel. Wenn ich ein kritischer Verbraucher sein will, darf ich nicht irgendwas, was mir zufällig zu Ohren kommt, als Entscheidungskriterium nehmen sondern müsste mich dann auch aktiv über die Konkurrenz erkundigen.

: Beispiel: Du lehnst Taylor wegen Scientology ab und kaufst statt dessen eine Martin. Hast Du über Martins Management im Zusammenhang mit Scientology mal bei google gesucht?

Habe ich doch gemacht bzw. weitesgehend versucht. Nun ist weder auf Google noch Wikipedia hunderprozentig verlass, wenn es um Fakten geht, aber man bekommt doch einen Eindruck. Und natürlich habe ich versucht etwas diesbezügliches über C.F.Martin Guitars zu recherchieren. Das einzige was zu Tage kam, war, dass es einige SC-Artists gibt die keine Taylor aber Martin Gitarren spielen :-)


: Du sprachst vom Bäcker, der seine Frau verprügelt. Dass Straftaten nicht akzeptabel sind, ist sicherlich Allgemeingut.

: Du siehst, ich mache es mir verdammt nicht einfach - auch wenn das beim Durchlesen meines Postings vielleicht so den Anschein hatte. Die Überlegung, sein Geld mit offeneren Augen auszugeben, halte ich für goldrichtig. Ich finde nur einen halbherzigen Schritt nicht genug. Wenn kritisch, dann auch wirklich kritisch.

Kann ich akzeptieren, nur ich fang halt erst mit kleinen oder halben Schritten an und vielleicht wird daraus mal ein ganzer Weg.

Grüße

Rolli

PS: Hier noch der LInk zu Kurt Listugs Homepage, nicht das jemand meint ich sauge mir was aus den FIngern
http://scientologist.myhomepage.org/kurtlistug/myself.htm