Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral


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Beitrag von rolli vom September 14. 2006 um 22:15:50:

Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Gitarren, GAS und Politik/Moral geschrieben von erniecaster am September 14. 2006 um 19:54:45:

Lieber Matthias,

: es ist schon sehr viel Gutes geschrieben worden, da will ich noch ein wenig Kontra geben.

ach lass mal stecken :-) Es geht ja nicht um Pro und Kontra und auch nicht darum um pauschal zu verteufeln.

: Auch Kurt Listug und Bob Taylor haben ein Recht darauf, zu glauben, was sie wollen. Dieser Punkt ist mir bisher zu kurz gekommen.

Sicher können die Herren glauben was sie wollen. Ich würde ihnen dies auch nie absprechen wollen. Nur ich als Verbraucher darf doch wohl deren Verhalten, Glauben oder was auch immer, wenn es mir denn zu Ohren kommt, in meine Kaufentscheidung einfliessen lassen, oder?


: Nächster Punkt. Unterstützt der Taylor-Käufer wirklich Scientology? Wenn wir Scientology als Sekte sehen wollen (ich sehe das so aber auch das ist eine Definitionsfrage!), dann müssten wir die beiden Herren als Opfer einstufen, nicht als Täter. Dann ist Hilfe angesagt, nicht Konfrontation.

Na ja - laut Aussage der Wise Organisation verpflichten sich die Mitglieder der Organisation einen bestimmten Betrag/Prozentsatz der Einkünfte zu überlassen. Falls ich das auf deren Website so richtig verstanden habe, dann ist die Chance das mein Geld für eine Taylor Gitarre Scientology unterstützt.

Sollten die Herren Listug und Taylor der Sekte abschwören und sich statt dessen verpflichten sofort 30% der Gewinn an die Aidshilfe oder z.B. World Vision zu spenden, verpflichte ich mich sofort nur noch Taylor Gitarren zu spielen. Da helfe ich dann gerne mit!

: Davon mal abgesehen, leben vom Verkauf einer Taylor auch der Verkäufer im Musikladen nebenan, der Vertrieb, der Spediteur, die Werbeabteilung von Gitarre&Bass und nicht zuletzt die Mitarbeiter am Band und im Büro von Taylor. Wer von all denen hat den größten Schaden bei einer flächendeckenden Boykottaktion?

Tolles Argument. Damit könnte man jedes kriminelle Verhalten sofort legitimieren. Was meinst Du wieviele 'legale' Jobs an den Machenschaften organisierter Kriminalität hängen. Jetzt mal abgesehen von unseren Polizeibeamten...

Ausserdem wer redet denn hier von flächendeckenden Boykottatktionen? Ich frage mich halt wo Musiker als Verbraucher bei manchen Produkten ihre Grenzen ziehen und wie hier im Forum dazu gedacht wird. Mit geht's vielleicht darum Bewusstsein zu schärfen und nicht um Verdrängung.

: Und woher weiß ich, dass der nette Gitarrenbauer oder sein Mitarbeiter von nebenan nicht doch ein rechtsradikaler Kinderpornograph ist, der auch noch seinen Müll nicht trennt? Das ist verdammt schwierig.

Na ja, auch wieder so ne dolle Logik.

Wenn ich doch nunmal informiert werde, dass die Taylors und Listugs in einem Verein mitmischen, den ich nicht mag, dann darf ich doch wohl mit meiner persönlichen Kaufverweigerung reagieren. Wüsste ich, dass der Besitzer des Musikladen XYZ in Mainz Kinderpornograph wäre oder auch nur blosses Mitglied bei den Republikanern, würde ich den Laden nicht mehr betreten. Du willst mir aber jetzt nicht erzählen, dass Du da anders handeln würdest oder?

Das wäre so als würde ich mir auf nüchternem Magen das Horst Wessels Lied anhören, nur weil die Melodie schön ist, aber den Text ignorieren.

: Die Einstellung in den Köpfen eines Menschen für den Kauf eines Gegenstands heranziehen zu wollen, erscheint mir merkwürdig.

Mhh, also find ich eigentlich normal. Wenn der Bäcker um die Ecke seine Frau verprügelt, kauf ich doch nicht auch noch seine Brötchen, sondern zeig den Sack an.

: Was wäre passiert, wenn ich nicht diese wunderbare orange Ibanez Artcore gekauft hätte? Sie würde vermutlich noch bei Thomann im Hochregallager vor sich hin stauben und ich wäre nicht so ein glücklicher Mensch wie jetzt. Mehr nicht.

Ja die Welt ist einfach. Niemand verteufelt Dich :-)

: Mortadella mit Gesicht - das ist zynisch.

Du sagst es....

Gute Nacht,

Rolli




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