(Meinung) Reflexionen über Amps und Modeler


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Beitrag von erniecaster vom November 15. 2008 um 14:09:18:

Liebe Gemeinde!

In letzter Zeit habe ich verschiedene Sessions mit verschiedenen Gitarren über verschiedene Amps und Effekte gespielt. Ich habe geübt, geprobt, gegiggt und aufgenommen. Eigentlich die ganze Palette. Immer mit dem Gefühl, einen neuen Amp und vielleicht einen neuen Modeler und andere Effekte zu brauchen. Jetzt ist es an der Zeit, mal die Eindrücke zu sortieren und festzuhalten, damit ich in ein paar Monaten nicht wieder völligen Unsinn im Kopf habe.

Jetzt folgen meine Erfahrungen und meine Meinungen. Ohne Ansprüche auf Wahrhaftigkeit oder Objektivität. Jeder Satz enthält ein virtuelles IMHO oder "meiner Meinung nach".

Seit Jahren spiele ich meinen Tech21 Trademark60 (Vorsicht! Werbung!) und bin meistens zufrieden, manchmal aber auch nicht. An Effekten besitze ich nur noch zwei Delaypedale, eins davon (BOSS RV-3) kann auch Hall, das andere (Line6 Echopark) ein bißchen modulieren. Außerdem habe ich ja noch ein Tech21 Blonde Pedal (siehe Werbeposting, das Liverpool ist dazu gekommen und sorgt für die "Vox-Option") und für die Aufnahmen einen POD 2.0. Tokai (Stratkopie) und Ibanez Artcore (ES-175-Kopie) davor, fertig.

Der Amp, der mich bei der Session am meisten beeindruckt hat, war Ulis Koch Studiotone. Leicht, klein, laut und toller Sound in drei Gainstufen. Im Vergleich dazu hat mein Trademark eine deutlich weitere Palette an Sounds, die aber qualitativ nicht an den des Kochs rankommen. Ich hatte nicht die Möglichkeit, mal mit spitzen Fingern an den Potis zu drehen, um mir wirklich meinen eigenen Wohlfühlsound einzustellen, könnte mir aber vorstellen, dass das gehen könnte.

Nur - brauche ich das?

Nein.

Sessions nehme ich musikalisch gesehen nicht so richtig ernst. Meistens spiele ich dabei über fremde Amps, lieber sogar als über meinen eigenen. Darum geht´s ja unter anderem bei einer Session auch, finde ich. Für eine Session brauche ich keinen neuen Amp. Modeler vor dem Amp funktionieren bei mir nicht richtig, zu Modelern vor Endstufe habe ich eigentlich keine Lust. Und Modeler über P.A. finde ich bei einer Session unglücklich.

Beim Üben zuhause in Zimmerlautstärke - entsprechend der Lautstärke eines Fernsehers eines nicht Gehörgeschädigten - gibt es keinen Amp, der meinem Trademark60 so überlegen ist, dass ich ernsthaft wechseln müsste. Mit einem Modeler in den Einschleifweg gibt es mehr als genug Soundvielfalt. Die analogen Tech21-Pedale Blonde und Liverpool (Vorsicht! Werbung!) sind in puncto Latenz unkritisch, was ich fürs Üben wichtig finde. Der POD 2.0 war mir immer ein wenig schwammig und diffus, mit zuwenig Knack im Anschlag. Equipment für´s Üben? Ich sollte mehr üben, das ist der Punkt.

Proben ist ja immer eine Gemeinschaftsarbeit. Ich versuche, meine Mitmusiker dabei möglichst wenig zu nerven und meine Sounds schnell einzustellen. Dafür brauche ich Geräte, die einfach zu bedienen sind und mir schnell gute Sounds bieten. Interessant dabei ist, dass ich beim Proben alles andere als ein "Sound-Gourmet" bin. Das muss schnell gehen und dann will ich mich auf meine Mitmusiker und meine Parts konzentrieren und arbeiten. Mein Krempel tut es da. Bei Gigs gilt für mich das Gleiche. Brauche ich einen neuen Amp? Brauche ich einen anderen Modeler? Nö. Brauche ich mehr Effekte? Nö.

Im Studio war es sehr lustig. Wir haben gleichzeitig verschiedene Mikrofone vor dem Trademark60 an verschiedenen Stellen aufgebaut und gleichzeitig den Direct Out aufgenommen. Der Direct Out klang erstaunlich gut, einige Mikros waren deutlich schlechter, andere ein bißchen besser. Das Blonde Pedal haben wir vor dem Amp probiert, dabei kam nichts Verwertbares raus. Die Blonde direkt ins Pult war okay, sehr brauchbar. Überraschend gut war die folgende Variante: Gitarre in Blonde Pedal, von da in die Endstufe des Trademark und aus dem Direct out ins Pult. Voilà.

Mit einem anderen Speaker ließe sich aus dem Amp noch was rausholen. Dann würde der mit Mikro abgenommene Sound ja auch noch mal besser klingen. Ein Speaker kostet ja nun auch nicht die Welt, das ist eine überschaubare Angelegenheit. Ein anderer Amp würde mich jetzt hier nicht weiter bringen.

Und ein anderer Modeler?

Das POD 2.0 brachte die bekannt guten Ergebnisse - sowohl direkt ins Pult als auch über Endstufe+Box+Mikros oder Direct Out des Amps. Offen gestanden war ich aber von der Bedienung der Kiste ein wenig genervt. Was ich für mich brauche, ist das berühmte "what you see is what you get". Ich hasse es, wenn z.B. der tatsächlich fassbare Gain-Regler auf 11:00 Uhr steht, er aber eigentlich auf 9:00 Uhr stehen müsste, damit Du das hörst, was Du gerade hörst.

Ich habe auch mehr davon, wenn ich im Vorfeld charakterstarkes Equipment auswähle. Der POD hat einfach schon zu viele Optionen. Nun könnte ich ja einfach ein paar Amp-Models ignorieren aber dafür bin ich zu charakterschwach. Das führt dann einfach dazu, mehr oder minder ziellos an diversen Reglern zu drehen, was Zeit verbraucht aber nicht ansatzweise weiter bringt.

Mein persönliches Fazit ist ganz einfach. Der Amp muss laut genug sein, um in einer Band beim Proben mitzukommen. Der Grundsound oder besser die Grundsounds in überschaubarer Anzahl muss bzw. müssen brauchbar sein und sich mit wenigen greifbaren Reglern zurecht schneidern lassen. Das tut es dann live und im Studio auch, insbesondere wenn der Amp einen vernünftigen Direct Out hat. Und für Modeler gilt sinngemäß das Gleiche.

Ich brauch nix Neues.

Naja.

´ne Tele, das wär ja schon was Feines. Und wo ich doch jetzt keinen Amp brauche...


Grüße aus dem Land der Zufriedenheit

erniecaster


P.S. Schreiben ist immer auch Therapie!


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