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(Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Moinsens,

letztens las ich in einem Interview mit dem Drummer einer allseits beliebten Metalkapelle sinngemäß: "Die Plattenfirmen, so wie wir sie kennen, werden aussterben. Das Internet wird das Vertriebsmedium sein. Und weil's so ist, haben wir auf der neuen CD auch ein PC Game, Zugangscode für Downloadmöglichkeiten von unseren Liveshows ...." ... und so weiter und sofort. Die Rede ist, wer hat ihn nicht erkannt, latürnich von Tennisass und Wackelpeter Lars Ullrich. Egal, der Mann soll nun nicht gerade das Thema sein. Vielmehr war das Interview (und die ganze Napster Arie und die Erinnerung an die "Hometaping is killing Music"-Geschichte) für mich der Anlass mal allgemein darüber nachzudenken, wo's denn hingeht, mit den Plattenfirmen, den Labels, den Vertriebswegen ... und nicht unbedingt jetzt für Bands, die mit 85 Millionen verkauften Alben ihr Schäflein schon im Trockenen haben.

Wie sieht es eigentlich heute für kleine veröffentlichungswillige Kapellen aus? Und den kleinen Labels? Klar ist: sowas wie das "Sankt Ärger" Album, also inkl. PC-Ballerspiel, Video Material und Connection zu Online Contents ist für kleines Geld nicht zu machen. Überhaupt, für kleines Geld. Selbst das kleine Geld wird ja zur Mangelware. Wo geht's hin? Kleine Brötchen backen in Eigenregie? Mehr und mehr lockt da ja das Web. Die "Großen" machen es ja gerade vor: iTunes zum Bleistift. Aber wie siehts im Kleinen aus? Gibt es sie eigentlich, die kleinen Online-Labels? Virtual-Volume fällt mir da ein. Allerdings hört man von denen, nach anfänglicher Euphorie, auch nichts mehr so richtig...

Überhaupt Stichwort Eigenregie ... hat schon mal jemand von euch drüber nachgedacht soetwas zu starten? Ein reines Online-Label, vielleicht nur noch zu Gigs kleine limitierte Mengen von CDs anbieten und ansonsten auf das Web zu setzen? Dem Fan Songs für 0,30 - 0,50 Eypos das Stück zum Download anzubieten? Ist sowas im kleine überhaupt realisierbar? Wo sind da die (technischen) Grenzen? Und die liebe GEMA und überhaupt GEMA oder ge'ma da besser nicht hin?

Ist das ein Thema? Würd mich freuen, wenn ja...

slide on ...
bO²gie

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Hi.

Eines der pragmatischsten Gründe für den regulären Plattenmarkt ist, dass es so "zentriert" abläuft: Man weiß was es gibt, man kann die grösseren Namen darunter überschauen und die Neuigkeiten über große Label-Acts werden - wenn auch bis zum Inzest - in den Medien herumgereicht und ich erfahre dann davon.

Online-Eigenregie hat keine "Bündelungsmaschine" Plattenindustrie mit seinen Zentralmedien die mir sagen, wo ich was finde, die mich über Neues und Ungewöhnliches informiert und mir sagt was sich lohnen könnte. Der Filtermechanismus schadet also nicht nur, denn es gibt auch eine Menge echt blöder Bands die ich froh bin, nicht selber alle hören zu müssen.
Ich und mein Modem, wir sind - auch bei überdurchschnittlichem Einsatzwillen - nur begrenzt belastbar.

Außerdem mosern zwar viele Verbraucher über die Plattenindustrie, aber sie haben sich auch an das bequeme Geliefert-Bekommen gewöhnt. Sie wollen zwar mehr Vielfalt, wollen aber danach nicht extra suchen müssen. Dabei war gerade das durch die Technik noch nie so einfach wie heute. Dennoch wird gemeckert und der Musikkultur nachgetrauert.
Was nützt also das Internet und Homerecording wenn die Mehrheit der Musikhörer keinen Sinn für's Selber-Entdecken hat?

Ich glaube, das sind die beiden Aspekte die bisher dem Independent-Markt bisher die härtesten Grenzen setzen.


Gruß,
groby
*

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

: Online-Eigenregie hat keine "Bündelungsmaschine" Plattenindustrie mit seinen Zentralmedien die mir sagen, wo ich was finde, die mich über Neues und Ungewöhnliches informiert und mir sagt was sich lohnen könnte. Der Filtermechanismus schadet also nicht nur, denn es gibt auch eine Menge echt blöder Bands die ich froh bin, nicht selber alle hören zu müssen.

Moin,

dem allerdings wiederspricht der immense Erfolg von Apples iTune. Hat viele überrascht - mich inbegriffen - wie rege die Leute für nen Dollar das Stück dort ihre Musike bezahlen. Der Support seitens der Künstler durch das Beisteuern von auf CD nicht erhältlichen Tracks ist sicher Teil des Marketingkonzepts von iTune, ist aber auch ein Statement seitens der Musiker. Das Sinnieren vieler Bands über den selbständigen Vertrieb ihrer Musik via Internet ist ja wirklich kein Novum mehr, aber mittlerweile gibt es konkrete Projekte, wie beispielsweise bei Radiohead, die definitiv ihr letztes Album bei einem "echten" Label gemacht haben. Nach deren Argumentation steht zwar dann nicht mehr die schöne Hardware zuhause, schick mit Cover und Booklet, aber zum Einen kann man Druckvorlagen liefern, zum Anderen hat das Vorteile, die mittlerweile kaum eine Band ignorieren können wird, wie etwa der Wegfall irrsinig teurer Fernsehwerbung, Zeitschriftenhype uswusf.
Wir sprechen hier von Bands, nicht von den Barbies der Plattenindustrie. Die wären ja im Internet tatsächlich auch Kritik ausgesetzt wären, die jeder lesen könnte...

Grüße
::alex

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Hi.

Radiohead, ja gut. Aber in wie weit haben unbekannte Bands eine Chance? Das ist keine rhetorische Frage. Ich weiß es nicht. Sicher eine grössere als auf dem bisherigen Großmarkt, aber wenn sich keine Infrastruktur bildet - die dann zwangsläufig wieder irgendwie "siebt" - dann verlaufen sich die großen Chancen in unübersichtlicher Beliebigkeit.

Text war im Internet schneller in großen Mengen verbreitungsfähig als Audiodateien. Dennoch hat sich trotz anfänglicher Aufbruchsstimmung relativ wenig an der Literaturszene verändert. Die Revolution blieb aus, nur Nischen bildeten sich.

Diese Erfahrung ist sicher nur begrenzt auf Musik übertragbar, wegen eines vielleicht konservativeren Haupt-Publikums und dem Problem, ob man 300 Seiten Romane am Bildschirm lesen will oder ausdrucken muß.

Trotzdem denke ich, die von Herrn Ulrich geweißsagte Revolution wird etwas kleiner ausfallen. Mir selber würde es schon reichen wenn sich ein kleiner Nebenmarkt bildet. Aber der ist doch eigentlich schon fast da. Kann er noch so viel größer werden? Keine Ahnung.

Der Löwenanteil des Publikums wird wahrscheinlich fett umworben werden wollen mit großen Budgets und verlockenden Pomp. Er würde dann, off- oder online, immer noch den Major-Label Kram kaufen. Daher könnte der Independent-Markt dazu verdammt sein, eine Ergänzung zu bleiben.

Außerdem: Radiohead können sich außerdem ihre Go-Indie Mission nur leisten, weil man sie bereits kennt. Sie hatten schon diverse MTV-Videos und plakatierte Großstädte. Man müsste in einem Kontroll-Parallel-Universum nachschauen, wie weit sie es ohne gebracht hätten.


Gruß,
groby
*

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Hallo zusammen,

die Idee ist faszinierend.Ich stehe immer bewundernd vor Leuten wie Steve Vai mit Favoured Nations oder Ani di Franco.Bei Steve Vai hat natürlich der Name geholfen, Ani verkaufte ihre CD's aus dem Kofferraum. Ich glaube, daß das Zukunft hat, das Problem ist, ein überschaubares Forum zu etablieren bei dem sich alle unabhängigen Bands und Songwriter melden. Letztendlich entscheidet doch der Bekanntheitsgrad ob ich die CD kaufe oder nicht. Wenn ich an all die gute Musik denke, die ich nicht kenne wird mir schlecht.

Gruß Torsten

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

: Hi.
:
: Radiohead, ja gut. Aber in wie weit haben unbekannte Bands eine Chance? Das ist keine rhetorische Frage. Ich weiß es nicht. Sicher eine grössere als auf dem bisherigen Großmarkt, aber wenn sich keine Infrastruktur bildet - die dann zwangsläufig wieder irgendwie "siebt" - dann verlaufen sich die großen Chancen in unübersichtlicher Beliebigkeit.
:

Ich weiß es auch nicht - aber die andere Frage ist: Muß eine Band denn unbedingt international bekannt werden? Würde es nicht reichen, wenn sie davon leben kann, Musik zu machen?
Natürlich fällt so die Option aus, per "Deutschland sucht den Superrockstar" von null auf hundert zu starten - aber der Weg über Konzerte, Touren, Mundpropaganda etc. langsam eine Gefolgschaft von Fans aufzubauen ist mühsam, aber doch gangbar.
Der Qualität der Musik tut es doch keinen Abbruch, und darauf kommt es doch letztendlich an, oder?

Gruß,
Johannes

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Hi.

Ich weiß es auch nicht - aber die andere Frage ist: Muß eine Band denn unbedingt international bekannt werden?

Stimmt, guter Punkt. Was will man überhaupt erreichen? Weltruhm? Das wird knapp. Einfach nur mehr Leute? Okay, das wäre drin. Mit Musik den Lebensunterhalt bestreiten können? Hart. Gibt das Internet das her? Da scheint mir in der Umbruchs-Euphorie das Versprechen grösser als die Chance.

Der Qualität der Musik tut es doch keinen Abbruch, und darauf kommt es doch letztendlich an, oder?

Richtig, aber wenn Du nur gute Musik machen willst, dann reicht der Keller. Sobald Publikum ins Spiel kommen soll, stellt sich die Frage: Wie erreichen? Und dann sind wir doch wieder bei bO²gies Eingangsfrage.

Scheint aber keine Frage zu sein die viele Leute zum Antworten reizt. Ich komme mir auch schon etwas absaits vor.


tapfer,
groby
*

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Moinsens Robert,

: Radiohead, ja gut. Aber in wie weit haben unbekannte Bands eine Chance? Das ist keine rhetorische Frage. Ich weiß es nicht. Sicher eine grössere als auf dem bisherigen Großmarkt, aber wenn sich keine Infrastruktur bildet - die dann zwangsläufig wieder irgendwie "siebt" - dann verlaufen sich die großen Chancen in unübersichtlicher Beliebigkeit.

das ist ein Punkt der mir da auch quer durch den Kopf läuft. Ohne eine (wie auch immer geartete) Infrastruktur verläuft sich das natürlich in den unendlichen Weiten des Netzes. Auch wenn längst nicht so deutlich wie Mitte/Ende der Siebziger, so scheint es mir aber zumindest Parallelen zu geben, die einen als "Künstler/Musiker" wieder die Frage aufdrängen: "Wie bekomm ich mein Zeugs unters Volk?". Die "klassische" Plattenfirma funktioniert nicht mehr. Die Alternative Labels sterben langsam weg oder müssen ganz kleine Brötchen backen und können auch nichts mehr bewegen. Klar, man könnte jetzt mal fett die Frustkeule schwingen. zB hier, ein ernüchterndes Interview mit "Punkpapst" Alfred Hilsberg. Die Parallelen sind da ....

: Trotzdem denke ich, die von Herrn Ulrich geweißsagte Revolution wird etwas kleiner ausfallen. Mir selber würde es schon reichen wenn sich ein kleiner Nebenmarkt bildet. Aber der ist doch eigentlich schon fast da. Kann er noch so viel größer werden? Keine Ahnung.

Angesichts der katastrophalen Veröffentlichspolitik der großen Labels und der (nicht vorhandenen Strategie) neue Künstler aufzubauen, sind wir mittendrin in diesem Umbruch ("Revolution" ist mir, ehrlich gesagt immer eine Nummer zu groß im Musikumfeld). Nur wo ist die Alternative im Web? Wo ist der Gegenentwurf? Bisher beschränkt es sich doch mehr oder weniger auf "Ich stelle meine mp3 zum freien Download auf meine Bandwebsite"?

slide on ...
bO²gie

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Moinsens again -

: Weltruhm? Das wird knapp. Einfach nur mehr Leute? Okay, das wäre drin. Mit Musik den Lebensunterhalt bestreiten können? Hart. Gibt das Internet das her? Da scheint mir in der Umbruchs-Euphorie das Versprechen grösser als die Chance.

Mein Ansatz ist nicht der "Weltruhm weil Web ja weltweit". "Mehr Leute" erreichen schon eher. "Lebensunterhalt bestreiten"? Hmmm, nicht wirklich, aber die Frage nach: "Wie finanzier ich meine Musik?" stellt sich einfach ab einem gewissen Stadium. "Gibt das Web das her?" Ich denke schon. Noch sind wir das Internet als großen "Hier gibts alles für null Mark zum freien Download"-Basar gewohnt. Nur Abmahnungen kosten bisher richtig Zaster. Projekte wie iTunes im Großen weisen aber einen anderen Weg ...

In meinem letzten Beitrag hatte ich ja schon Alfred Hilsberg erwähnt. In seinem Plattenladen "Rip Off", in dem ich einen Teil meiner Jugend verbrachte, standen die Platten oft im schlichten weißen Pappcover. Handgeschriebenes zierte das Cover, oder einfach ein Stempel. Ebenso die Platte ansich. Schlichtes weißes Etikett in der Mitte, ein Stempel drauf und fertig. Das ganze bezahlbar, auch für's kleine Schülereinkommen. 'ne Stunde Musik für 10 Mark (Fünfkommairgendwaseuro)... heute legst du oft 19,98 Teuro für eine CD auf den Ladentisch. Wundert sich da einer warum die Kids Musik im Netz zusammenklauen?

Nochmal: es geht mir nicht um den Punkt mit Musik reich zu werden. Es geht mir darum Musik wieder finanzierbar zu machen, sowohl für den Erzeuger als auch für den Endverbraucher. Und Vermarktung muß nicht zwangsläufig heißen den großen globalen Markt aufzurollen. Da geht die kleine Indieband von Nebenan baden, ohne Frage. Die Idee ist mehr kleine Märkte zu schaffen. Und ich glaube, das das das Internet hergibt. Wie auch immer man das gestaltet...

: Scheint aber keine Frage zu sein die viele Leute zum Antworten reizt. Ich komme mir auch schon etwas absaits vor.

Keine Sorge, wir sind bei dir.

slide on ...
bO²gie

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution


: : Scheint aber keine Frage zu sein die viele Leute zum Antworten reizt. Ich komme mir auch schon etwas absaits vor.
:
Och, wenn ich mal wieder nicht schlafen kann, dann stelle ich mir diese Frage durchaus. Leider habe ich momentan keine Zeit, da in gebührender Länge drauf einzugehen, obwohl die Diskussion jetzt schon sehr interessant ist.

Ein Gedanke nur: Ich habe die Präselektion immer als eine der wichtigsten Aufgaben von Labels betrachtet und ich bezweifle sehr, dass mit der Demokratisierung der Aufnahmetechnik analog auch die Vertriebswege eine ebensolche erfahren. Ich denke eher, dass mailorder wichtiger werden und diese Selektion ebenfalls zu ihrem Aufgabengebiet gehören wird. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Labels als Dienstleister bals ausgestorben sein werden und besagte mailorder das finished product direkt vom Künstler beziehen werden. Mittlerweile kann man ja schon kleinstauflagen "pressbrennen" lassen, ohne, dass man bei der CD selber einen Unterschied zu einer richtigen, "gepressten" CD feststellen kann. Bleibt die Frage, ob man sich mit einem Farbausdruck des Covers zufrieden geben wird...

Aber zu diesem Thema kann man wirklich Bücher schreiben, so viele Aspekte gilt es zu berücksichtigen. Ich versuche derweil, unsere CDs noch analog an den Käufer zu bringen. Hatte ich schon erwähnt, dass es alle ulfTone-CDs den ganzen Sommer lang für nur 12 EUR in unserem webshop gibt? Eben.

-Martin

Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

Überhaupt Stichwort Eigenregie ... hat schon mal jemand von euch drüber nachgedacht soetwas zu starten? Ein reines Online-Label, vielleicht nur noch zu Gigs kleine limitierte Mengen von CDs anbieten und ansonsten auf das Web zu setzen? Dem Fan Songs für 0,30 - 0,50 Eypos das Stück zum Download anzubieten? Ist sowas im kleine überhaupt realisierbar? Wo sind da die (technischen) Grenzen? Und die liebe GEMA und überhaupt GEMA oder ge'ma da besser nicht hin?
:
: Ist das ein Thema? Würd mich freuen, wenn ja...


Moin Boogie,

genau darüber haben wir am WE in München mit all den 'gottgleichen'von Stone, ME, PPV undwiesealleheißen gesprochen. Seit iPod und dem unglaublichen Erfolg in den Staaten wird die CD Branche in den nächsten Jahren so nicht mehr existieren.
Es gibt interessante Ansätze, sehr gute Artikel und viel Diskussion genau darüber. Nur, die Chefs der verlage lassen das im Moment nicht raus.
Frag doch mal bei ME nach, warum eine CD 36 Mark kostet?

Klasse - Fred, bin gespannt wie's weitergeht.

groetjes.

andreas.


war sehr geil in München. Schreiben können'se die Redakteure, Ahnung hamse meinzwegen auch - aber Musik machen könnense nicht. Da mußten erst zwei Provinznasen kommen und zeigen, wie's geht. (Angebermodus wieder ausgeschaltet)
:
: slide on ...
: bO²gie

hab ich gemacht.

andreas


Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

servus bO²gie,

tolles thema ! so richtig nach meinem gusto. seit dem ich musikalisch tätig bin, war´s schon immer frustbeladen aktuell.

jetzt aber der reihe nach:

ohne auf die argumentative einzelheiten der "vorposter" einzugehen, hier ein paar gedanken dazu. wer will es nicht, seine musikalischen perlen mit anderen zu teilen ? wie soll man es schaffen ? wie sind die wege ? lohnt sich das ? was machen die anderen ? etc...

als leidenschaftlicher querdenker, der daran gewöhnt ist, außergewöhnliche aufgaben stets mit ausgefallenen vorgehensweisen zu lösen, betrachte ich folg. resignative argumentationen, als richtigen ansporn:

  • das haben wir schon immer so gemacht
  • das haben wir so noch nie gemacht
  • da könnte ja jeder kommen


    ohne auf die details zu achten, hier einige fragen vorab:

    wer ist meine zielgruppe ?

    wie kreativ muss ich vorgehen, um meine webkunden zu erreichen ? spamproblematik ?

    wäre ein musikantenpool, als platform denkbar ?

    wie klar und "unverspielt" muss die webpräsenz werden ?

    fragen über fragen.

    bis heute ist die geschichte von 2001 versand für mich immer noch das synonym für ein gelungenes gegenprogramm !

    bis hier hin. ich möchte mich gerne an einer konzeption nutzlich machen.

    bis neulich - emil

  • Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moinsens Falke -

    : Seit iPod und dem unglaublichen Erfolg in den Staaten wird die CD Branche in den nächsten Jahren so nicht mehr existieren.
    : Es gibt interessante Ansätze, sehr gute Artikel und viel Diskussion genau darüber. Nur, die Chefs der verlage lassen das im Moment nicht raus.


    Mir scheint es auch, das es unter der Oberfläche schon brodelt. iTunes und vorher die Napster Welle sind, so denke ich, erstmal die Spitze des Eisbergs. Momentan rührt die Plattenindustrie ja eher hilflos herum, Stichwort SACD zB. Ist ja auch gerade im RS Magazin Thema gewesen. Wobei das auch wieder an dem Ende kratzt wo es nicht juckt. Ebenso die Vinyl Wiederveröffentlichungen im 180gr Format. Schön das, aber mir persönlich an einem Ende zuviel HiEndgedöhns und am anderen Ende zuviel Nostalgica.

    Mir geht's aber weniger um die Diskussion: "Was machen die Großen falsch?". Interessanter wäre: "Was kann man im Kleinen richtig/anders machen?". Zusammentun, kleine Märkte schaffen, bezahlbar und interessant genug sein.

    Die Frage ist natürlich auch: "Warum beschäftigen sich die Printmedien mit dem Thema nur sehr vorsichtig?". Eine denkbare Antwort: RS, ME und wie sie alle heißen, leben natürlich von den Anzeigenkunden und die sind nun mal zu 99,9% aus dem Hause der Großen. Kritik am System bitte nur soweit wie's cool ist und kein Schritt weiter. Wo der Geldfluß stockt wird's uncool.

    : Frag doch mal bei ME nach, warum eine CD 36 Mark kostet?

    Gute Frage. Was haben sie dir denn erzählt? So aus der hohlen Hand gegriffen: Ich bin mehr und mehr bereit für einen Song 00,30 - 00,50 Teuro zu zahlen. Macht bei durchnittlich 12 Songs pro CD ....

    : Klasse - Fred, bin gespannt wie's weitergeht.

    Ich würd mich auch freuen wenn da noch was geht. Diese und ähnliche Diskussionen haben wir gerade bei den Cliff Barnschen und bei meiner kleinen Hamburger Kuhjungenwalzerkapelle. Teils mit konkreten Ideen, teils mit Stochern im großen Topf der Möglichkeiten. Bringt jedenfalls Spaß, regt an und hält den Kopf wach.

    slide on ...
    bO²gie

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Mir geht's aber weniger um die Diskussion: "Was machen die Großen falsch?". Interessanter wäre: "Was kann man im Kleinen richtig/anders machen?". Zusammentun, kleine Märkte schaffen, bezahlbar und interessant genug sein.


    Recht hast' alter Hanseat. Ob es eine Lösung ist, ein eigenes Label wie 'Anna Dig' zu gründen, oder sich an erfahrene Köpfe zu hängen, die eben jene Schlachten in großen Häusern verloren haben... ist ein Denkansatz.

    Sunny Canibol, geschaßter EMI Scheff, macht ja eben genau dies. Versucht, neue Wege zu gehen.
    Ich werd' ihn mal antriggern. Vielleicht kann man ja mal für die mittlere Zukunft sowas wie ein 'from Dig to Tape' Symposium installieren.
    Ich weiß erst in der nächsten Wochen, ob ich es nach Berlin schaffe. Vielleicht wäre dann ja mal zwischen Fis und Gis ein Moment Zeit sowas konkreter zu besprechen.
    Zum Tippen ist es einfach zu schwül...

    Groetjes

    Andreas

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Das Problem ist doch das einsammeln von Kleinstbeträgen über das Netz. Natürlich bin ich bereit, für ein Mp3 50 Centimen zu löhnen. Nur an wen und wie denn? Überweisen und danach kaufen? eher blöde beim surfen. Firstgate oder ähnliches. Das geht schon, aber dann sind wieder 30 Prozent weg. Und ganz kompliziert wird es, wenn ich von einer Band in den Niederlanden oder von mir aus von den Farör etwas kaufen will. Da hilft dann auch das Netz wenig. Das ist schade, aber es ist trotzdem irgendwie so.
    Das war jetzt die Abteilung: ham wir ja noch nie so gemacht.
    Jetzt die konstruktive Idee: Man gründe eine Netzzeitung gegen Abo-Gebühr auf der gibt es jede Menge Musik, die ersten Downloads sind frei, die nächsten werden vom Konto abgebucht. Es kann nicht so schwer sein, jede Menge Bands für so etwas zusammen zu bekommen (auch die mir einem Deal können ja abseitiges so vertreiben, kleine Plattenfirmen suchen ja auch Kunden. Wäre ein Weg.
    Denkt sich der Captain.


    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Tag!

    Bevor ich jetzt groß rumtöne, ist ja klar, dass ich auch kein Patentrezept parat habe. Nur ein paar gedankliche Ansätze. Ich glaube, dass diese Frage gut ist:

    : ...die Frage nach: "Wie finanzier ich meine Musik?" stellt sich einfach ab einem gewissen Stadium.

    groby und martin brachten schon gut auf den Punkt, dass auch zukünftig "Plattenfirmen" selektieren müssen, da der Konsument sonst total überfordert ist. Aber was sollen die denn verkaufen?

    Machen wir uns nichts vor, vergessen wir für einen Moment mal, dass uns Musik wichtig ist und denken nur kaufmännisch. Wenn der Konsument ein Produkt gratis oder sehr preiswert bekommen kann, wird er nichts mehr dafür bezahlen wollen. Die kostenlose oder sehr billige Verbreitung von Musik durch Downloads und Brennerei sorgt dafür, dass der Konsument die reine Ware Musik eben nicht mehr teuer erwerben will. Wir können also Musik als Ware nicht mehr so gewinnbringend verkaufen, dass Musiker und Vertriebsmaschinerie davon vernünftig leben können.

    Die Richtung, die Metallica einschlagen, ist die gleiche, die Tchibo mit Erfolg vorführt: Kaffee/Musik wird zur Nebensache. Der gewinnbringende Faktor sind die Nebensächlichkeiten. Ohne lange nachzudenken, fallen mir Aufkleber, Kaffeetassen, Handy-Oberschalen, Handtücher, Poster, Taschenmesser, Kondome, T-Shirts etc. ein, der ganze Kram, den z.B. die RTL-Superstars auch als Merchandising verticken. Der Verkauf dieser Beigaben muss dann die Herstellung von Musik finanzieren. Kaffeetassen lassen sich nicht aus dem Web laden und die GEMA verdient auch nicht mit.

    Das Thema Artwork ist natürlich auch heiß. Dieses Fellcover der Ärzte z.B. fand ich schon klasse. Hier ist auch einfach mehr Kreativität verlangt.

    Das sind wie gesagt nur gedankliche Ansätze.

    Gruß

    Matthias

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moinsens Falke -

    : Ob es eine Lösung ist, ein eigenes Label wie 'Anna Dig' zu gründen, oder sich an erfahrene Köpfe zu hängen, die eben jene Schlachten in großen Häusern verloren haben... ist ein Denkansatz.

    Erfahrungen und Erfahrene bündeln ist sicher einer der wichtigsten Denkansätze.

    Den Anstoss zum Schreiben des "Homef*cking..." Beitrags lieferte mir z.B. Bob, seines Zeichens Sangesbarde bei den Barnschen und Kundiger in Sachen Indielabel/Künstlerbegleitung. Wir hatten am Montag ein langes Telefonat zum Thema: "Wie bringt man Cliff Barnes und andere interessante Acts unters Volk?". Grobe Ideen wurden gestrickt und Gedanken in verschiedenste Richtungen angestossen ....

    : Sunny Canibol, geschaßter EMI Scheff, macht ja eben genau dies. Versucht, neue Wege zu gehen.
    : Ich werd' ihn mal antriggern. Vielleicht kann man ja mal für die mittlere Zukunft sowas wie ein 'from Dig to Tape' Symposium installieren.
    : Ich weiß erst in der nächsten Wochen, ob ich es nach Berlin schaffe. Vielleicht wäre dann ja mal zwischen Fis und Gis ein Moment Zeit sowas konkreter zu besprechen.


    Aber gerne doch. Würd mich freuen wenn das Thema im Laufe der Zeit konkrete Folgen hat. Und Fis und Gis ist eh auf der Mandoline nich soooo einfach, da bleibt genug Zeit zwischen den Bünden die eine oder andere Bohnenheißschale zu versenken (obwohl ich mit meiner neuen Paige Capo Talentbremse auf der Mando auch in den Bereich der verbotenen Kreuztonarten vorstosse ;-)).

    slide on ...
    bO²gie

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moin Matthias -

    : ...dass auch zukünftig "Plattenfirmen" selektieren müssen, da der Konsument sonst total überfordert ist. Aber was sollen die denn verkaufen?

    Hmmm ... ein entschiedenes Jain von mir. Das mit dem "Konsumenten überfordern" seh ich nicht so. Zumindest nicht jenseits der "Deutschland sucht den Suppenkasper"-Konsumenten. Mir geht's auch nicht um Weltverbesserung und Daniel Küblböck-Fanbekehrung. Kein Sturm auf die Bastille. Ich glaube das es einen Konsumententyp gibt der bereit ist, abseits der Trampelpfade der Industrie, zu suchen und zu finden.

    Und was die Selektion angeht: ich habe da kein Problem mit. Warum nicht den geneigten Hörer an die Hand nehmen und Acts anbieten die einem am Herzen liegen?

    : Wenn der Konsument ein Produkt gratis oder sehr preiswert bekommen kann, wird er nichts mehr dafür bezahlen wollen. Die kostenlose oder sehr billige Verbreitung von Musik durch Downloads und Brennerei sorgt dafür, dass der Konsument die reine Ware Musik eben nicht mehr teuer erwerben will.

    Auch wieder mal ein kräftiges Jain. Schließlich werden noch CDs verkauft. Am Tag als Napster die Tore öffnete mußte keiner der Großen seine Tore schließen. Ein Grund für den Erfolg von Napster & Co war sicherlich die völlige Überteuerung des Produkt Musik. Warum kosten mich 60 Minuten Musik heute das Dreifache von dem was ich mal für gutes Vinyl mit überzeugenden Covern bezahlt habe? Gut, das ist nicht mein eigentliches Problem, aber Falke hat die Frage ja auch schon zurecht in den Raum gestellt.

    : Wir können also Musik als Ware nicht mehr so gewinnbringend verkaufen, dass Musiker und Vertriebsmaschinerie davon vernünftig leben können.

    Und das ist der Punkt wo ich gedanklich ansetzen will. Vertrieb muß sein. Sag ich mal so. Es sei denn, ich möchte nur mir selbst auf dem stillen Örtchen ein Lied ins Ohr pfeifen. Maschinerie muß wohl auch sein. Wenn ich "Deutschland sucht den Suppenkasper" verkaufen möchte. Aber die Maschinerie kann nichts für mich tun und ich nichts für sie. Also erlischt zusehend mein Interesse am klassischen Vertriebsmaschinenpark. Also muß ich's selbst in die Hand nehmen. So wie es der Musiker ja auch macht wenn er auf die Bühne geht. Da steht nicht der Vertriebsmensch und zupft "Blowing in the Wind" ... da steht der Musiker und vertreibt seine Musik ins Publikum. Dafür kriegt er (hoffentlich) was an der Tür für ihn in den Hut geworfen wurde (ok ok, hinkt etwas, der Vergleich, schließlich bezahlen sich die Kosten des Clubs auch nicht von Luft und Liebe... aber da jibbet ja noch den Gastrobereich ... Musiker trällert, Publikum verzehrt ...).

    : Die Richtung, die Metallica einschlagen, ist die gleiche, die Tchibo mit Erfolg vorführt: Kaffee/Musik wird zur Nebensache. Der gewinnbringende Faktor sind die Nebensächlichkeiten. Ohne lange nachzudenken, fallen mir Aufkleber, Kaffeetassen, Handy-Oberschalen, Handtücher, Poster, Taschenmesser, Kondome, T-Shirts etc. ein, der ganze Kram, den z.B. die RTL-Superstars auch als Merchandising verticken. Der Verkauf dieser Beigaben muss dann die Herstellung von Musik finanzieren. Kaffeetassen lassen sich nicht aus dem Web laden und die GEMA verdient auch nicht mit.

    Kein Frage, aber wer kauft zB das Chuck Prophet Kondom oder die John Hiatt Handyoberschale?

    : Das Thema Artwork ist natürlich auch heiß. Dieses Fellcover der Ärzte z.B. fand ich schon klasse. Hier ist auch einfach mehr Kreativität verlangt.

    Durchaus durchaus ... zwar eine andere Baustelle als das eigentliche Thema, aber immer einen Gedanken wert.

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    bO²gie

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moinsens Maddin -

    : Ein Gedanke nur: Ich habe die Präselektion immer als eine der wichtigsten Aufgaben von Labels betrachtet und ich bezweifle sehr, dass mit der Demokratisierung der Aufnahmetechnik analog auch die Vertriebswege eine ebensolche erfahren.

    interessanter Gedanke, wenn auch zwei zugleich ;-)

    Zur Präselektion: Eine Selektion generell findet immer statt ("Dich veröffentlichen wir und dich nicht"). Logisch. Inwiefern es "Aufgabe" ist, hängt sehr von der Größe des Labels ab. Lustigerweise kann sich ein kleines Label in der Richtung viel mehr "leisten" als die Großen. Ein kleines Label kann (und muß) sich den Luxus erlauben "musikalisch" zu denken, bei den Großen wird "verwaltet". Klingt oberflächlich betrachtet ja ziemlich romantisch, aber du weißt ja aus eigener schweißtreibender Arbeit das dem nicht so ist. Letztendlich muß das "kleine" Label sich dem gleichen Markt stellen, dem sich auch das große Label stellt. Die Nische, in die viele kleine Labels auswandern werden, hast du ja schon genannt: "Mailorder". Die Aufgabe "Bring die Platte in den Plattenladen/Radio/Fernsehen" kann von Kleinen kaum noch wahrgenommen werden. U.a. fehlen heute ja einfach die Plattenläden die einem Special-Intrest Label noch Platten abnehmen. Schaulandt, Media Markt, Saturn? *schüttel* Bleibt in Hamburg gerade noch Zardoz, 2001 und ein, zwei kleine Läden in der Schanze, deren Namen mir gerade nicht einfallen wollen.

    @ Demokratisierung der Aufnahmetechniken analog zu den Vertriebwegen: Das hab ich so noch garnicht gesehen (jedenfalls nicht im Zusammenhang mit der Aufnahmetechnik), aber hey, why not? Find ich sogar einen sehr spannenden Ansatz. Warum nicht selbst in die Hand nehmen? Ein gutes Beispiel ist für mich der Standardspruch, den ich mir mit meinem Rockistentrio bei den großen Plattenfirmen abgeholt habe. Wir hatten uns ja den Spaß gegönnt uns auch bei der Industrie zu bewerben. Bis zum Verlagsdeal mit Universal hatten wir uns duch die Vorzimmer geschlafen (ok, ganz so schön war's nicht ;-)). Und dann der Standardspruch vom Schreibtischtäter: "Tolle Platte, aber ich weiß nicht wie ich das verkaufen soll!". Grundgütiger, haben wir gelacht. Der gute Mann von der Plattenfirma weiß nicht wie sein Job funktioniert. Wenn er es nicht weiß, wer denn? Nun, in dem Fall haben wir dann doch ein Label gefunden, das "weiß" wie man das Produkt O-feindt verkaufen kann. Man muß nur dort hin gehen, wo unsere potentiellen Kunden sind. In dem Fall ist es ein Label das hauptsächlich mit Ständen auf Biker Treffen, Tattooconventions und Harley Stores vertreten ist. Kleine realistische Erstauflage, keine Sprüchekasperei und Menschen die wissen was sie tun. Nun spiel ich aber nicht nur in Bands die ein so klar umrissenes Zielpublikum haben. Also warum nicht selbst auf den Weg machen und dieses Publikum suchen? Klar, nicht jeder hat Zeit, Lust und Laune die Fäden selbst in die Hand zu nehmen. Aber was spricht dagegen wenn Musiker anfangen sich selbst zu organisieren und Verantwortung nicht mehr aus der Hand geben (im übrigen damit ja auch den Lohn ihrer Arbeit wieder selbst einstreichen)? Schuster bleib bei deinen Leisten? Hmmmm, der Musiker perse ist ja schon mal "Vertrieb". Er vertreibt sein Werk von der Bühne herunter ins Volk. Dank Internet wird die Bühne jetzt etwas größer...

    Später mehr, jetzt wird erstmal gefrühstückt ....

    slide on ...
    bO²gie

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Tachauch - samma, bissu krank? So frueh am Tach schon Fruestucksespressi?

    Ich wollte hier nur mal eben dem Groby und allen anderen mitteilen, dass ihr ueberhaupt nicht allein seid - ich komme bloss nicht zum schreiben - bei Eurem Tempo kann ich nicht mal lesend mithalten! Aber ich freue mich sehr ueber den Thread - ueber's Urheberrecht und meine Visionen kam ja recht wenig - war wohl zu naiv. Aber hier hat bOOgie eine Ader angestochen!

    gut Ton!
    ullli

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Hi bO²gie,

    "Ein Grund für den Erfolg von Napster & Co war sicherlich die völlige Überteuerung des Produkt Musik. Warum kosten mich 60 Minuten Musik heute das Dreifache von dem was ich mal für gutes Vinyl mit überzeugenden Covern bezahlt habe?"

    In die Kerbe schlage ich ja eigentlich auch gerne, aber streggenommen liegen wir da ja beide falsch. :-))

    Klar, früher haben wir für eine LP irgendwas zwischen 10-15 DM bezahlt und heute kostet eine CD so zwischen 18-20 Euro. Wenn wir hier vom "Normalpreis" reden, Angebote gibt und gab es ja immer wieder.

    Aber überleg doch mal, was zu der damaligen Zeit z.B. ein Auto, ein Grundstück oder eine Gitarre gekostet hat. Ich habe mal nachgesehen, 81 kostete eine Gibson Les Paul aus der Heritage-Serie neu im Laden 2000,- DM. Vergleichbar ist diese Gitarre mit den heutigen Reissue Paulas aus der Historic Collection, die bei ca. 5500 Euro losgehen. Da ist noch nix mit Aging dabei, war damals aber auch nicht, die kosten dann so ab ca. 8000 Euro.

    Ich will jetzt natürlich nicht die Preispolitik von z.B. Gibson verteidigen, aber natürlich ist die Kaufkraft eine ganz andere als damals.

    Man kann ja nun nicht einfach die Preise von damals mit den heutigen vergleichen, dafür hat sich einfach zu viel geändert: Inflation, Löhne/Gehälter, Lebenshaltungskosten und und und.

    Aber wenn ich könnte, würde ich natürlich auch gerne eine 59er Les Paul zum damaligen Verkaufspreis von etwas über 200 Dollar erstehen. :-))

    Zum eigentlichen Thema war das nun leider so gut wie nix, dennoch finde ich es interessant, laßt uns ruhig weiter darüber palavern.

    Gruß

    Jochen
    noch 9 Tage :-)


    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moinsens Jochen -

    : In die Kerbe schlage ich ja eigentlich auch gerne, aber streggenommen liegen wir da ja beide falsch. :-))
    :
    : Klar, früher haben wir für eine LP irgendwas zwischen 10-15 DM bezahlt und heute kostet eine CD so zwischen 18-20 Euro. Wenn wir hier vom "Normalpreis" reden, Angebote gibt und gab es ja immer wieder.
    :
    : Aber überleg doch mal, was zu der damaligen Zeit z.B. ein Auto, ein Grundstück oder eine Gitarre gekostet hat...


    Absolut kein Widerspruch von meiner Seite. Mal abgesehen davon das das mit der "Kaufkraft" so nicht ganz stimmig ist. Und vielleicht noch der Einwand: CDs sind seit der Einführung auf dem Markt überteuert. Und das liegt ja nun auch schon ein paar Jährchen zurück ;-)

    Das ist natürlich nur ein Nebenaspekt in der ganzen Geschichte, aber letztendlich eben auch ein wichtiger in der Frage: "Wie mache ich Musik bezahlbar und wie finde ich Zahlungswillige?"...

    slide on ...
    bO²gie

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moinsens ul³i -

    : Aber ich freue mich sehr ueber den Thread - ueber's Urheberrecht und meine Visionen kam ja recht wenig - war wohl zu naiv.

    hmmm ... ich denke das auch gerade der Punkt "Urheberrecht/GEMA" in diesem Zusammenhang noch eine Rolle spielen kann ... ja, eigentlich zwangsläufig muß. Steht doch die GEMA, wenn du nicht gerade Grönemeyer und Co bist, meinen, in den hohlen Raum geworfenen, Ideen erstmal eher im Weg. Oder doch .. oder doch nicht?

    slide on ...
    bO²gie

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Hi Jochen,

    interessant und auch wahr, das. Teilweise.

    Als ich Deutschland verliess, konnte ich bei WOM aktuelle Alben fuer durchschnittlich 25DM kaufen. Ich erinnere mich an die "Aenima" von Tool, die habe ich vor vier Jahren fuer den exorbitanten Preis von 29DM erstanden. Dieselbe Scheibe kostet jetzt im selben Laden 18.99eypen. Das ist deutlich mehr als die Inflation im selben Zeitraum war (und ich habe ein paar mehr Vergleiche, das ist kein Ausreisser...). Ausserdem sind die Kosten fuer CD Herstellung und Vertrieb im gleichen Zeitraum gesunken.

    Mittlerweile schlaegt sich das auch auf die Gebrauchtpreise nieder, jedesmal, wenn ich im Sommer nach Deutschland kam, waren die CDs deutlich teurer...

    Was wurde eigentlich aus der Untersuchungskomission der EU zum Thema? Vielleicht mag dazu mal jemand was emil'n? (as in: Googlen a la Emil) - ick mutt aabeiten geh'n...

    gut Ton!
    ullli

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    : Steht doch die GEMA, wenn du nicht gerade Grönemeyer und Co bist, meinen, in den hohlen Raum geworfenen, Ideen erstmal eher im Weg. Oder doch .. oder doch nicht?


    Die Gema ist übrigens auch an dieser furchtbaren Hitze schuld (und war die erste, die von Massenvernichtungs-Affen im Irak gesprochen hat).

    Übrigens fand ich, um noch mal schnell auf den Anlass dieses Threads zurückzukommen, das heutige Interview mit Herrn Ulrich in der TAZ ganz passend:

    "Plattenfirmen werden immer gebraucht: als Bank. Es braucht erst mal Geld, um Musik herstellen und verkaufen zu können. Aber wer vom Aussterben bedroht ist, das sind die Einzelhändler, die großen Ketten genauso wie die kleinen Läden. Wenn die Band oder die Plattenfirma über das Internet direkt an den Kunden verkaufen kann, dann hat der Typ bei Tower Records keinen Job mehr."

    Gruß einstweilen

    Michael (Jacuzzi)

    NP: Kasho auf Tischplatte

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Hi bO²gie,

    wie mache ich Musik bezahlbar? Ich hatte Martins "Demokratisierung der Aufnahmetechnik" so verstanden, daß die heutigen sogenannten Heimstudios schon richtig gut sind.

    Ich sehe das an dem kleinen Studio, was wir hier im CW grad einrichten, man braucht heute nicht mehr allzuviel um schon recht gute Ergebnisse erzielen zu können.

    Was steht denn heute in vielen Studios? Jup, erstmal ein Computer. :-) Ne Bandmaschine suchen wir Älteren oft vergeblich. ;-)) Da steht ein Rechner mit nem Multicore dran. Dann braucht man eigentlich nur noch eine Software und es kann losgehen. Wir haben jetzt sogar noch ein Pult, und eine Abhöre, aber man käme sogar ohne das Pult aus, weil man ja direkt im Rechner mixen kann.

    Effektkühlschränke? Fehlanzeige! Wozu auch? Von den meisten Anbietern der 19-Zoll-Geräte gibt es Plugins, die den Job genauso gut erledigen. Lexicon? Ja. TC-Electronics? Aber sicher. usw.

    Und eine etwas ältere Version von - sagen wir mal Logic Audio - bekomme ich erstmal für kleines Geld gebraucht. Es soll ja auch legal zugehen.

    Dann kann es eigentlich schon losgehen. Damit ist ja u.U. schonmal eine früher größere Hürde genommen.

    Wenn wir in der Bedienung unseres Studios fitter sind, werde ich das hier auch sicherlich für recht kleines Geld anbieten können. Und solche Studios wie unseres findet man heute zuhauf, die gibt es mittlerweile ja fast überall.

    Damit ist dann der erste Schritt getan und wir sind wieder am Punkt der Verbreitung angekommen. :-)

    Gruß

    Jochen
    hmmmm... immer noch 9 Tage
    PS: bringe anderes Equipment mit ;-)


    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Hi ullli, hi bO²gie,

    nicht, daß Ihr mich falsch versteht, ich ärgere mich ebenso über die viel zu hohen CD-Preise und stimme voll und ganz zu. Aber als die CD rauskam, kostete sie eigentlich - wenn ich mich nicht total irre - so viel wie eine LP auch.

    Ich meine, meine ersten CDs (die erste war übrigens die Spliff Radio Show) kosteten damals 14,95 DM.

    Der Teuro hat schon enorm zugeschlagen und da will ich auch nichts beschönigen oder verteidigen. Ich wollte nur dahingehend widersprechen, daß ne CD heute 7,50 Euro kosten würde, wenn alles nach unseren Maßstäben vorginge. :-)

    Gruß

    Jochen


    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution-Vorschlag

    Hallo zusammen.
    Die immer wieder genannten Probleme scheinen die Präsentation und die Selektion zu sein.

    Wie wäre es denn, wenn man ein Portal Forumsähnlich gestaltete.
    So mit festen Musikredakteuren, die Musik bewerten und kritisieren, an Hand deren Geschmack manm sich ein eigenes Urteil bilden kann.
    Das Vorbild wäre in diesem Fall vielleicht die Visions, die Platten dem breiten Indie-Publikum zugänglich macht, die es sonst nicht kennengelernt hätte.
    Zudem könnte man Label-ecken einrichten, in denen Label und Produzenten ihre Musik präsentieren können.
    Dann müsste man jeden Track selbst bewerten können, so daß auf Dauer eine eigene Struktur von Selektion und Präsentation entsteht. Vorraussetzung wäre eine gut gegliederte Suchfunktion.
    Gruß,
    Woody

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Hi Jochen,

    dazu fällt mir spontan ein alkoholgeschwängertes Gespräch mit Tim Renner von Universal ein, in dessen Verlauf er mir erzählte, wie frustrierend es wäre, dauernd an den Hürden hängengebliebener Preispolitiker im eigenen Laden zu scheitern.
    Auch seiner festen Überzeugung nach dürfte die CD nicht mehr als 10€ kosten und es gab (gibt) konkrete Ideen, dies zu realisieren, scheitert aber an der "Warum weniger verdienen, wenn auch mehr geht"-Attitüde der Managemet-Abteilungen.

    Da erzähl mir auch keiner, Copy-kills-Music und Musterklagen gegen armselige Studenten hätten irgedwas mit Existenzangst und Überleben zu tun, schon garnicht bei den Pfeifen, von denen diese Aktionen ausgehen.

    Und am allerwenigsten lass ich mir was von Inflationsraten und Kostendeckung erzählen, und wer mir erklären kann, wieso ich beim Kauf einer Radiohead-CD den Brainwash-Hype von Supermatt-Alex und Joghurt-Kübli mitblechen sollte, kommt entweder grad aus einer Sitzung des Finanzministeriums oder hat eine andere Art von Realitätsschwund.

    GNARF!

    Grüße
    ::alex

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Hallo,

    offen gesagt, mit dem Typen bei Tower Records habe ich wenig Mitleid angesichts der Tatsache, daß fast jeder in Deutschland um seinen Job bangen muß (mich eingeschlossen).

    Selbstverständlich ist die Plattenfirma so eine Art Bank, die eine Produktion erstmal vorfinanziert. Aber so wie ich das verstanden habe geht es ja hier darum, diesen Kreislauf zu durchbrechen, die Abkürzung zu nehmen oder so ähnlich.

    Gruß Torsten

    Guter Thread bo²gie

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution - getting off topic

    : Hallo,
    :
    : offen gesagt, mit dem Typen bei Tower Records habe ich wenig Mitleid angesichts der Tatsache, daß fast jeder in Deutschland um seinen Job bangen muß (mich eingeschlossen).
    :

    Komisch, da geht's mir gerade umgekehrt, gerade weil ich weiß, wie der Arbeitsmarkt aussieht, hat der Typ bei Tower Records mein Mitgefühl.

    Gruß,
    Johannes (ab Sonntag arbeitslos)

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moinsens Michael -

    : Die Gema ist übrigens auch an dieser furchtbaren Hitze schuld (und war die erste, die von Massenvernichtungs-Affen im Irak gesprochen hat).

    ...und ich dachte immer die GEMA wäre für die Unwetter der letzten Tage verantwortlich?

    : Übrigens fand ich, um noch mal schnell auf den Anlass dieses Threads zurückzukommen, das heutige Interview mit Herrn Ulrich...

    Liebreizend wie der gute Lars sich da windet wie ein Aal. Leider ebenso glatt, wie langweilig.

    : NP: Kasho auf Tischplatte

    Ich trag mein Kasho gleich mal für einen Song ins Studio. Die Tischplatte bleibt aber hier.

    Gruß in den Süden,
    bO²gie


    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution - getting off topic

    Hi Johannes,

    : Komisch, da geht's mir gerade umgekehrt, gerade weil ich weiß, wie der Arbeitsmarkt aussieht, hat der Typ bei Tower Records mein Mitgefühl.

    Da geht's mir aehnlich. Besonder der Typ mit seinem laden an er Ecke tut mir leid, denn solche Laeden haben i.d.R. eine viel weitere Funktion als nur Plattenladen zu sein. Informationspunkt fuer Musiker, Gigs, Jobs und so weiter. Also, all das, was das Internet eben nicht automatisch mitbietet. Darum kaufe ich CDs, obwohl ich sie alle von meinen Freunden kopieren koennte...

    Upps, natuerlich kaufe ich CDs auch um Bands zu unterstuetzten...

    : Johannes (ab Sonntag arbeitslos)

    Weia, der befristete Job hat nix ergeben? /me drueckt die Daumen fuer neue Chancen!

    gut Ton!
    ullli

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution-Vorschlag

    :
    : Wie wäre es denn, wenn man ein Portal Forumsähnlich gestaltete.
    : So mit festen Musikredakteuren, die Musik bewerten und kritisieren, an Hand deren Geschmack manm sich ein eigenes Urteil bilden kann.
    :

    Hallo Woody,

    ein Portal ist ja nett, aber das muss man dann auch zu dem in Relation setzen, was schon da ist: Ich bin ein glücklicher Mensch mit myownmusic.de, besonic.de und mp3.de. Da hören dich welche, du kriegst Bewertungen, lernst ab & zu mal wen kennen, Foren gibts auch - nur verdient wird halt nix.

    Dass nichts zu verdienen ist, liegt aber wiederum nicht an den Portalen, sondern umgekehrt: Die Portale sind da, weil es mit der Musik nichts zu verdienen gibt. Und das liegt am Markt, den wir nicht ändern werden (und in meinem Fall auch nicht wollen).

    Ich finde das eine schöne Lösung für alle: Wer Geld verdienen will, soll die entsprechende Musik machen, und wer nicht die entsprechende Musik macht, lädt seine Stücke hoch und vergnügt sich bei Aussensaiters. Ist doch alles prima. (Was oft am meisten unter den Versuchen, mit Musik Geld zu machen, leidet, ist sie.)


    Gruß erstma,

    Michael (Jacuzzi)


    NP: Lady P (Scott Henderson)

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Hi bO²gie,

    nochmal etwas strukturierter vielleicht und nur auf eine "kleine" Band wie Ohrenfeindt gemünzt.

    Die Herstellung von Musik auf CD ist erheblich billiger geworden, siehe Jochens Posting. Das geht recht problemlos.

    Punkt zwei ist "Werbung". Woher soll der noch zukünftige Konsument wissen, dass es z.B. Ohrenfeindt gibt. Dazu hast du auch schon gute Ansätze geschrieben. Publikum finden, sollte also kein Problem sein.

    Mailorder dürfte auch kein Problem sein. Homepage erstellen, ganz kleinen Online-Shop, wie bei Rockinger Kohle per Bankeinzug. Kaum jemand, mit Verlaub, wird ein neues Ohrenfeindt-Album als mp-3 zum Runterladen ins Web stellen. Das ist ein Problem bei aktuellen Singles von Britney und Kolleginnen, nicht aber einer eher unbekannten Kapelle.

    Bleibt für die Independent-Band das Problem der gebrannten Raubkopien. Zwei Kumpel gehen zum Konzert, einer kauft die CD und brennt sie dem anderen. Gängige Praxis und nahezu verständlich. Daher muss die Band einen von der Musik unabhängigen Grund schaffen, die CD nicht zu brennen, sondern zu kaufen. Nochmal: Artwork, Booklet, Beigaben.

    Aber ich gehe mal einen Schritt in die ganz andere Richtung. Eigentlich kann es der Band sogar egal sein, wieviele CDs gebrannt werden. Das Album kommt vollständig zum Runterladen auf die Homepage. Schließlich will die Band ja, dass die Musik gehört wird.

    Die Band will aber auch leben. Das sind zwei unterschiedliche Dinge, die zu schnell zusammen geworfen werden. Wichtig als zweiter Punkt ist also, dass das Publikum lässt irgendwie Geld in der Kasse lässt. Wie komme ich an die Kohle? Wofür gibt mir der Konsument etwas? DAS ist die Frage.

    Vielleicht ist der Gedankengang ja falsch, mag sein.

    Gruß

    Matthias

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moin zu dieser sehr interessanten Diskussion hier,

    Wofür gibt mir der Konsument etwas? DAS ist die Frage.

    Da denke ich in letzter Zeit auch wieder vermehrt drüber nach. Gerade "die neue Metallica" liegt mir da quer: Die CD finde ich echt scheiße, aber ich tu mich schwer wie nie zuvor, das Ding wieder wegzugeben. Grund: Die Super-Aufmachung. "Digipack", schickes Artwork, sehr hübsches Booklet, zusätzliche gehaltvolle DVD. Und obendrein, und im wesentlichen fand und finde ich das Arguemnt immer albern, aber hier mag ich's mal sagen: Viel Spielzeit. Ich hasse eigentlich die Denkweise, Euro gegen Musikminuten aufzurechnen, aber irgendwo ist eine Grenze, und wenn ich eine CD für 17 Euro gekauft habe und der Spaß dann nach 31 Minuten vorbei ist, dann stellt sich bei mir bei noch so großartiger Musik ein leicht flaues Gefühl ein.
    Noch ein Phänomen hierbei: "St. Anger" kostet bei "meinem" Händler (leider Amazon weil's hier ausser MediaMarktKauf keine Plattenläden, mehr gibt) nur 13,99 Euro, während man mir für die neuen Subway to Sally (Jewelcase und das war's) 16,99 Euro abknöpfen wollte. Diesen Unterschied von 6 Mark, - ein gutes Mittagessen - den verstehe ich nicht.

    Mehrwert wäre meiner Meinung nach also eine Möglichkeit. Wie Matthias schon sagte, mehr Booklet, mehr Artwork (auf's Vinylcover passte halt mehr drauf), mehr Inhalt. Wer mit Musik Geld verdienen will, ob Superstar oder Garagenkrachmacher, der muss sich anstrengen - und weiterentwickeln, das müssen wir alle und in jeder Hinsicht. Geld ist nicht unbegrenzt vorhanden, freie Wirtschaft bedeutet Wettbewerb. Es wäre ja was völlig neues, wenn ein Produkt sich plötzlich nicht mehr weiterentwickeln müsste um den gleichen Absatz zu erfahren. Hollywood muss ja schließlich auch - unabhängig vom künstlerischen Inhalt - immer aufwändigere Filme raushauen, um die Sääle vollzubekommen. Ein Argument etwas zu kaufen kann ja auch sein "Dafür kann ich's nicht selbst machen". Auf eine CD trifft das heute so eben nicht mehr zu. Da muss schon ein Fellcover her. Mindestens. Wobei die Flucht nach vorn hin zur reinen DVD auch eine zweischneidige Sache sein wird.

    Soviel zu den "großen", merke ich gerade, dabei ging's um die doch nur zweitrangig.

    Und die "kleinen" sind nunmal die kleinen, was nicht kommerziell ist taugte schon immer schwerlich zum Lebensunterhalt, ich denke, das liegt auch in der Natur der Sache. Einer hat immer die Kohle, ein eigentlich "gutmütiges" System (wie das hier umrissene) zu umgehen, indem er mehr Werbung macht, "Leute kennt" oder sonstige Lücken findet. Wie ich schon feststellte, Geld ist nicht unbegrenzt vorhanden, und wer auf letzteren eingegangen ist (der ja nicht automatisch schlechte Musik machen muss) hat das Geld nicht mehr für den ärmeren, ganz kleinen Künstler. Kunst ist brotlos. Und wer nur die verbreiten will, der hat schon genügend Foren dafür im Netz.

    Für alles andere müsste man die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft umkrempeln, was sicher eine lohnenswerte und spannende Angelegenheit wäre.

    Beste Grüße
    Felix

    PS: Daß ich (z.B.) das Interesse an BeSonic, MyMP3 und Virtual Volume trotz einiger klasse Funde so schnell wieder verloren hab' lag eben daran, daß da nix anzufassen ist. Das nur für die Statistik.

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution

    Moinsens Felix -

    : Soviel zu den "großen", merke ich gerade, dabei ging's um die doch nur zweitrangig.

    Ich hab das ganze doch auch mit einem Blick auf die "Großen" begonnen und ich denke das der Blick da auch immer wieder hingehen kann/muß. Schließlich waren die Großen auch mal klein. D.h. irgendwo gibts da immer was zu lernen, abzugucken, zu überdenken, zu kritisieren ... also warum nicht den Blick in alle Richtungen schweifen lassen?

    : Und die "kleinen" sind nunmal die kleinen, was nicht kommerziell ist taugte schon immer schwerlich zum Lebensunterhalt...

    Teil ich ohne Widerspruch. Jacuzzi Michael schrieb ja schon ähnliches (auch wenn sich da bei mir eher Widerspruch regt. Geldverdienen verdirbt weder automatisch den Charakter, noch die Musik).

    Mir geht's auch nicht per se darum ein System umzukrempeln. Aus dem Alter wo ich "Anarchia si" verschämt auf die letzte Seite meines Matheheftes kritzelte, bin ich raus. Mir geht's dadrum das System ein wenig abzuklopfen. Ich will wissen wo es morsch ist und wo neue Sprossen spriesen. Und ich glaube, das sich momentan etwas bewegt...

    : PS: Daß ich (z.B.) das Interesse an BeSonic, MyMP3 und Virtual Volume trotz einiger klasse Funde so schnell wieder verloren hab' lag eben daran, daß da nix anzufassen ist. Das nur für die Statistik.

    Kann ich gut nachvollziehen. Für mich kommt noch etwas hinzu, was mein Interesse an dieser Art Portal ziemlich schnell wieder gen Null sinken lies: Imho finde ich dort einfach zuwenige Bands die mir gefallen. Ich könnte jetzt auch plump sagen: Zuviel schlechte Bands, zuwenig Aufregendes oder Angenehmes. Und schon sind wir wieder bei der (Pre)Selektion. Anders als bei kleinen Labels, sagen wir ulftOne oder dem Mailorder/Label Glitterhouse. Da weiß ich das ich zu 75% sicher fündig werde...

    Ich lass das einfach mal alles so stehen. In zwölf Stunden wird mit groby Eis gegessen. Und ein doppelter Espresso genippt. Kleine Eiscafès rocken.

    slide on ... und gut's nächtle für heut'...
    bO²gie


    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution - nachschlag #1

    servus alle,

    einnige von uns haben - auf verschiedensten niveau - erfahrungen mit studioaufzeichnungen und auch mit der problematik vom anschliessenden vertriebswegen. einige haben es noch vor und wiederum andere haben keine erfahrungen damit gemacht und wollen auch keine machen.

    da wir alle, als musiker nicht im lufleerem raum existieren, aber mittendrin in der thematik uns tümmeln, sind wir - das ist kein musikerspezifisches effekt - schlicht und einfach betriebsblind.

    warum dieses ? von bo²gie gestellte grundfrage lautete doch: [zitat] "wie mache ich musik bezahlbar und wie finde ich zahlungswillige?"..." [/zitat]

    was aber bis jetzt im thread von sich gegeben worden ist - bei allem respekt - ist nur rumgeiere über das thema, nur fingerzeigen auf die anderen etc.! weder konstruktive, noch kreative ansätze hab ich hier gelesen/gesehen.

    warum lehne ich mich so heftig aus dem fenster ? weil das thema mich, wie schon gepostet - positiv anmacht :o)

    praxis:

    nach dem motto, ...wie finde ich zahlungswillige?...habe ich ein paar menschen - 3 frauen, 2 männer mit folgenden informationen gefüttert:

    1. es gibt die möglichkeit, hochwertige audio-cd sowohl von einzelkünstler, kleinen formationen sowie bands in den spalten klassik, jazz, r&b, r&r, blues, metall etc.- gecovert und/oder mit eigenen werken für ein überschaubaren preis von € 0,50/titel käuflich zu erwerben.

    2. die künstler sind überwiegend nur lokal und/oder regional bekannt.

    3. wie möchten sie beworben werden ?

    4. was muss eine audio-cd, ausser professionelle qualität der aufzeichnung, noch beinhalten ?

    5. werden sie bereit, seriosität und überschaubare struktur des labels vorausgesetzt, vorauszuzahlen ?

    6. kreative vorschläge zum thema erwünscht.

    die frauen sind 16, 28 und 49 jahre alt. allesamt musik konsumierend, daher auch audio-cd käuferinen. die männer sind 27 und 38 jahre alt. der rest wie beim frauen. keine von denen ist ein/eine aktive musikerIn.

    hier die antworten:

    1 alle 5 waren beim preis wie elektrisiert; wenn die qualität des vortrags stimmt und die abwicklung weitgehends unproblematisch sei.

    2 die 28 und 49 jährige und der 38 jährige mann waren für "no name" offen. wiederum, wenn die qualität stimmt. der rest machte keine angaben.

    3 vorab: da war ich ein wenig überrascht. 3 von denen haben kein eigenes internetzugang, aber immer wieder unkoplizierten zugang dazu. familie, kinder, firma etc. nur 2 haben eigenen netzzugamg. die bewerbung per newsletter und mit eine möglichkeit dann auch die audioclips sich anzuhören wäre dann in ordnung, sagten sinngemäss alle 5 aus.

    4. auch bei dem preisgefüge wollten 3 nicht auf eine "aufgemotzte" (übliche) aufmachung einer audio-cd nicht verzichten. 2 sagten aus, dass sie bei dem preis es verstehen würden, wenn eine knappe und informative beschreibung dabei ist. ohne viel schnickschnack.

    5. erstaunlich, aber alle 5 wären bereit.

    6. es kamen folg. vorschläge:

    a) wenn per email beworben sein sollte, dann sollte ein abgesprochenes, bzw. ein klares "betreff" im kopf stehen so, dass man es nicht aus versehen, als spam löscht.

    b) wäre es möglich aus dem angebot - querbeet - sich eine audio-cd zusammenstellen zu lassen ?

    c) wie reden hier über eine audiogeschichte und der vorschlag war, ob man ein eigenes ukw-sender (lokal und/oder regional) ,ohne diesen "vorsieben der herren musikredakteure", instalieren kann so, dass man unterwegs ins büro o.ä. und im auto selbst dann selektieren kann. oder in der küche etc. durchgehend die angebotenen künstler nur per ihre musik zum wort kommen zu lassen und einmal pro stunde dann nur die nötigsten angaben wie hp, addy etc durchsagt.


    bis hier hin - emil









    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution - nachschlag #1

    : was aber bis jetzt im thread von sich gegeben worden ist - bei allem respekt - ist nur rumgeiere über das thema, nur fingerzeigen auf die anderen etc.! weder konstruktive, noch kreative ansätze hab ich hier gelesen/gesehen.

    sorry Emil,

    aber ich lese hier keineswegs nur "gegeiere". Ich verstehe auch Deine Fragen nicht, sie betreffen nur teilgebiete bzw. bietet EINE ART von Lösungsansatz, ich hatte eher Allgemeineres im Sinn. Manche Deine Fragen/Ideen sind ja durch den iTunes Musicstore bereits verwirklicht. Das alles beantwortet aber trotzdem nicht die Frage, wie man Musik bezahlbar macht, wobeio ich allerdings denke, das Musik schon bezahlbar ist... Es geht einfach ums billioger machen.
    Maddin

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution - nachschlag #1

    : was aber bis jetzt im thread von sich gegeben worden ist - bei allem respekt - ist nur rumgeiere über das thema, nur fingerzeigen auf die anderen etc.! weder konstruktive, noch kreative ansätze hab ich hier gelesen/gesehen.

    Moin emil,

    bei allem Respekt und unter Berücksichtigung deiner netten Umfrage, aber was bitte hast du erwartet? Fertige Konzepte, die aus der Schublade gezogen werden? Der Heiland, der auf silbernen Scheiben über's Wasser schreitet? Mal im Ernst, ich fand die Diskussion bisher sehr spannend, teils erhellend und denke das wir gerade mal an der Oberfläche gekratzt haben. Da steckt noch weit mehr drin.

    wäre es möglich aus dem angebot - querbeet - sich eine audio-cd zusammenstellen zu lassen ?

    Offenbar bist du da schon erhört worden: www.individual-cd.de. Wie gesagt, in dem Bereich tut sich gerade einiges ....

    : c) wie reden hier über eine audiogeschichte und der vorschlag war, ob man ein eigenes ukw-sender (lokal und/oder regional) ,ohne diesen "vorsieben der herren musikredakteure"...

    Abgesehen davon, das ich mich wieder nach kompetenten Musikredakteuren und guten Wortbeiträgen sehne (und nicht nach dieser gruseligen Zwangskumpelei von irgendwelchen Aushilfslustigen im Äther) und ich mir meine Peter Urbans und Ruth Roggenschaubs zurück wünsche, ist auch das Thema Radio im Geflecht des Gesamtthemas nicht uninteressant. Stirbt doch zB in Hamburger gerade der Offene Kanal den langsamen Zensurtod durch die Hintertür (wenn nicht noch die entscheidende Wende kommt ... aber Kulturpolitik wird hier momentan ziemlich klein geschrieben) ....

    Ist noch viel drin, in diesem Thema ...
    bO²gie

    NP: Robbie Williams & Mr. Blue Eyes Sinatra | When I was Seventeen ...

    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution - nachschlag #1

    ...Da steckt noch weit mehr drin...

    servus bO²gie,

    trefflich formuliert.

    mein durchaus ungeduldiges vorpreschen in der sache sollte keineswegs davon ablenken, dass ich jedem in diesem forum, der sich zum thema äussert, die kompetenz zubillige.

    ich gehe/ging davon aus, dass es hier um eine sache/ein vorhaben geht, die/das in eigener regie angedacht und dann auch verwirklicht werden sollte.

    in der kleine enquete meinerseits ging mir zunächst nicht um eine representative erhebung zu bekommen, vielmehr um eine tendenz auszuloten.

    zur deine frage "wie mache ich musik bezahlbar ?", folgendees. die gesamte/notwendige bandbreite, die für eine realization einer audio-cd - musiker, aufzeichnung, vervielfältigung, layout, texte etc. - nötig erscheint, ist im forum vorhanden ! es gilt, strategische allianzen zu bilden.

    bis hier hin - emil


























    Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution - slight return (slight, yes, very slight, indeed)

    Hi.

    Hab ich gesehen und dachte, das kleb' ich mal als Ergänzung hintendran:

    Quelle: http://www.billboard.com/bb/daily/article_display.jsp?vnu_content_id=1919550

    Top Artists Balking At A La Carte Downloads

    Despite the major labels' success in clearing hundreds of thousands of tracks for purchase online through services like Apple's iTunes Music Store, some top artists continue to resist authorizing the dismantling of their albums for Internet consumption as a la carte singles.

    Some acts are requiring that their music be sold exclusively in album bundles. For example, Linkin Park recently pulled its music as a singles offering from digital services.

    Sources say the band has expressed concerns about undercutting album sales. Other acts with similar stipulations about their work include Radiohead, Madonna, Jewel and Green Day, sources say.

    Top acts and their representatives are expressing reservations about the creative and financial implications of shifting to a singles-based model. "The fear among artists is that the work of art they put together, the album, will become a thing of the past," says attorney Fred Goldring, whose firm represents Will Smith and Alanis Morissette.

    Artist representatives say a singles-oriented model means a significant hit to the bottom line. Instead of divvying the spoils of a $12-$18 CD sale, labels, artists and songwriters are vying for nickels and dimes from 99 cent downloads. For artists who write their own material
    [imagine that], the impact is even more substantial: Rather than collecting songwriting royalties on as many as 14 tracks, plus an artist royalty on the album sale, payment is being parsed on a per-track basis.


    Einige Punkte gehen an der Diskussion vorbei. Aber das Problem, dass das Album als sinnreiches Ganzes dabei verschutt gehen könnte, hatte ich bisher auch nicht bedacht. Und das mir als Singles- und Maxis-Doof-Finde.


    Gruß,
    groby
    *