Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von bO²gie vom Juni 10. 2003 um 23:20:56:

Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Homef*cking is killing Prostitution geschrieben von Matthias am Juni 10. 2003 um 19:13:09:

Moin Matthias -

: ...dass auch zukünftig "Plattenfirmen" selektieren müssen, da der Konsument sonst total überfordert ist. Aber was sollen die denn verkaufen?

Hmmm ... ein entschiedenes Jain von mir. Das mit dem "Konsumenten überfordern" seh ich nicht so. Zumindest nicht jenseits der "Deutschland sucht den Suppenkasper"-Konsumenten. Mir geht's auch nicht um Weltverbesserung und Daniel Küblböck-Fanbekehrung. Kein Sturm auf die Bastille. Ich glaube das es einen Konsumententyp gibt der bereit ist, abseits der Trampelpfade der Industrie, zu suchen und zu finden.

Und was die Selektion angeht: ich habe da kein Problem mit. Warum nicht den geneigten Hörer an die Hand nehmen und Acts anbieten die einem am Herzen liegen?

: Wenn der Konsument ein Produkt gratis oder sehr preiswert bekommen kann, wird er nichts mehr dafür bezahlen wollen. Die kostenlose oder sehr billige Verbreitung von Musik durch Downloads und Brennerei sorgt dafür, dass der Konsument die reine Ware Musik eben nicht mehr teuer erwerben will.

Auch wieder mal ein kräftiges Jain. Schließlich werden noch CDs verkauft. Am Tag als Napster die Tore öffnete mußte keiner der Großen seine Tore schließen. Ein Grund für den Erfolg von Napster & Co war sicherlich die völlige Überteuerung des Produkt Musik. Warum kosten mich 60 Minuten Musik heute das Dreifache von dem was ich mal für gutes Vinyl mit überzeugenden Covern bezahlt habe? Gut, das ist nicht mein eigentliches Problem, aber Falke hat die Frage ja auch schon zurecht in den Raum gestellt.

: Wir können also Musik als Ware nicht mehr so gewinnbringend verkaufen, dass Musiker und Vertriebsmaschinerie davon vernünftig leben können.

Und das ist der Punkt wo ich gedanklich ansetzen will. Vertrieb muß sein. Sag ich mal so. Es sei denn, ich möchte nur mir selbst auf dem stillen Örtchen ein Lied ins Ohr pfeifen. Maschinerie muß wohl auch sein. Wenn ich "Deutschland sucht den Suppenkasper" verkaufen möchte. Aber die Maschinerie kann nichts für mich tun und ich nichts für sie. Also erlischt zusehend mein Interesse am klassischen Vertriebsmaschinenpark. Also muß ich's selbst in die Hand nehmen. So wie es der Musiker ja auch macht wenn er auf die Bühne geht. Da steht nicht der Vertriebsmensch und zupft "Blowing in the Wind" ... da steht der Musiker und vertreibt seine Musik ins Publikum. Dafür kriegt er (hoffentlich) was an der Tür für ihn in den Hut geworfen wurde (ok ok, hinkt etwas, der Vergleich, schließlich bezahlen sich die Kosten des Clubs auch nicht von Luft und Liebe... aber da jibbet ja noch den Gastrobereich ... Musiker trällert, Publikum verzehrt ...).

: Die Richtung, die Metallica einschlagen, ist die gleiche, die Tchibo mit Erfolg vorführt: Kaffee/Musik wird zur Nebensache. Der gewinnbringende Faktor sind die Nebensächlichkeiten. Ohne lange nachzudenken, fallen mir Aufkleber, Kaffeetassen, Handy-Oberschalen, Handtücher, Poster, Taschenmesser, Kondome, T-Shirts etc. ein, der ganze Kram, den z.B. die RTL-Superstars auch als Merchandising verticken. Der Verkauf dieser Beigaben muss dann die Herstellung von Musik finanzieren. Kaffeetassen lassen sich nicht aus dem Web laden und die GEMA verdient auch nicht mit.

Kein Frage, aber wer kauft zB das Chuck Prophet Kondom oder die John Hiatt Handyoberschale?

: Das Thema Artwork ist natürlich auch heiß. Dieses Fellcover der Ärzte z.B. fand ich schon klasse. Hier ist auch einfach mehr Kreativität verlangt.

Durchaus durchaus ... zwar eine andere Baustelle als das eigentliche Thema, aber immer einen Gedanken wert.

slide on ...
bO²gie


verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.