Re: Der "wir mäkeln mal an Jochens Sound rum" Sammelthread
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Beitrag von andi-o vom Januar 01. 2008 um 14:55:54:
Als Antwort zu: Der geschrieben von Jochen am Dezember 31. 2007 um 18:33:48:
Moin Jochen,
erstmal vorweg: Ja, es ist hart, wenn man für seinen Sound kritisiert wird. Aber: DU weisst, wie dein Setup klingt, deine Band weiss es, du hast mit dem Ding Gigs gespielt und warst/bist davon begeistert. Also mein Tipp, mach's etwas wie die Eiche, der es egal ist, wenn sich die Sau an ihr kratzt!
Ich habe die ganzen Postings zum JET und zu Jochens Sound sehr interessiert gelesen, und mir persönlich kommt es etwas so vor, als ob nicht sein kann, was nicht sein darf!
Ich erinnere mich noch, als Michael J. mal erzählte, dass ihn ein ihm bekannter MuPo damit kritisiert hätte, dass seine Gitarre "bei 1200 Hz etwas dicht geklungen hätte" (Nagelt mich jetzt nicht auf die genaue Frequenz fest...). Das ist eine ziehmlich perfide Art von Kritik, nämlich eine, der man mit Argumenten kaum begegnen kann.
Mein (Obacht, rein subjektives!!!) Empfinden ist es, dass man es viel, viel leichter hat, eine evtl. sehr gut klingende Digitalkiste zu kritisieren (oder auch bloss schlecht zu machen), als einen Röhrenamp - es genügt zu sagen dass es (ja immer noch) "irgendwie synthetisch" klingt, oder so einen "digitalen Beigeschmack" hat - you name it. Schon nicken alle vermeintlichen Röhren-Experten mit wissendem Gesichtsausdruck. Auch wenn keiner derjenigen, die Jochens Sound kritisierten, im "Blindtest" herausfinden könnte, ob Gitarrist X bei einem bestimmten Sound jetzt einen Röhrenamp oder einen Digitalamp spielt (ich selbst würde mir das übrigens auch nicht unbedingt zutrauen)- wenn man aber SIEHT, dass Gitarrist X etwas digitales spielt, dann HÖRT man auch plötzlich dieses synthetische im Sound.....Natürlich, ich vergass, die Durchsetzungsfähigkeit. Diese haben latürnich ausschliesslich Röhrenamps für sich gepachtet.
Wurde eigentlich ein Sessionist in der Vergangenheit schon mal für (s)einen "schlechten Sound trotz Röhrenamp" kritisiert? Ich glaube nicht! Schlechte Sounds aus Röhrenverstärkern werden doch fast immer schöngeredet; "das muss so dröhnen in den Mitten, das ist vintage" oder "jaaa, schneidet einem Sackhaare samt Eiern ab, setzt sich aber suuuper gegen 10 andere Amps durch" oder, der Klassiker schlechthin: "der Amp MUSS so laut sein, dass es einem die Ohren abreisst, weil, sonst klingt der nämlich nicht weil die Röhren zu wenig schwitzen".... etc.pp.
Ein kleiner Exkurs zum Thema Durchsetzungsfähigkeit...bei meiner ersten Duisburg Session hatte Falk (glaube ich) einen 4x10 Bassman Klon dabei, irgendwann am Abend spielte Helmut mal seine rosa Tele über den Amp. War das durchsetzungsfähig? Aber hallo! Um mit meinem Diezel gegen diesen Sound "anzuspielen" musste ich gefühlt doppelt so laut sein. Aber, sorry Helmut und Falk, der Sound dieser "klasischen" Kombination war in meinen Ohren vollkommen scheisse, aber sowas von. Mir wäre es aber nicht im Traum eingefallen, zu Helmut zu sagen, seine Tele klänge scheisse, bzw. zu Falk, sein Amp wäre schlecht... wer weiss, gut möglich, dass man aus diesen Gerätschaften auch einen Ton hätte holen können, der nicht wie ein Eierschneider auf Droge sondern wie ne Archtop mit Samthandschuh geklungen hätte - will sagen, Durchsetzungsfähigkeit ist für mich a) nicht das einzig seelig machende Soundkritierium und b)natürlich immer eine Frage, wie man das, was man hat, einstellt...
... womit ich gleich beim nächsten Punkt bin, Ferdi schrob weiter oben: "ich als Gitarrist würde mir von anderen Gitarristen ungeschönte Kommentare wünschen, ohne jede unangebrachte Rücksicht. "
Wirklich wahr, Ferdi? Also, für mich ist der "persönliche" Sound eines jeden Gitarristen quasi seine Intimsphäre - ich würde nur dann etwas dazu losewerden (wollen), wenn mich der betreffende darum bittet, ihm meine Meinung zu seinem Ton zu sagen. Sonst nicht. Kann sein, dass ich mich jetzt gleich sehr arrogant anhören werde; aber eine ganze Reihe von Leuten, die ich bei den Ausensaitern kennengelernt (und spielen gehört) habe, und die ich menschlich und/oder musikalisch sehr schätze, hat in meinen Ohren nen Sound, den ich alles andere als berauschend finde. Die Skala geht von "ja, ok" bis "richtig scheisse". Ah, Blasphemie - die Kerle spielen aber alle handverlesenes Röhrenequipment, Klassiker, whatever. Wie kann ich da bloss ihren Sound scheisse finden? Ich würde das den Betreffenden aber nur dann sagen, wenn sie mich direkt darauf ansprechen, persönlich, unter vier Augen. Sonst nicht. Niemals. Ist nämlich Geschmackssache, das mit dem Sound, falls ich es noch nicht erwähnt habe.
Ich habe zudem auch das Gefühl, dass es nicht wirklich um Jochens Sound geht, sondern um's AxeFx im speziellen. Dazu habe ich aber gar nicht so viel zu sagen, werde ja aber als ebenfalls-AxeFx-Besitzer von ein paar Leuten erwähnt, und es wird evtl. von mir erwartet, etwas dazu zu schreiben... ok. Ich weiss, wie ich mit dem AxeFx klinge, ich habe damit geprobt und bin damit aufgetreten. Womit ich nochmal zur Durchsetzungsfähigkeit komme: Ich spiele mit dem Axe "gegen" ein Bass Fullstack und einen Diezel Einstein mit MESA oversized 4x12 sowie ein sehr lautes Drumset an, zu 90% benutze ich Highgain Sounds. Ich höre mich (und den gesamten Bandsound) mit dem AxeFx besser und transparenter wie zuvor mit meinem Diezel VH4. Insofern kann ich die "mangelnde Durchsezungsfähigkeit" des AxeFx nur mit einem Schulterzucken kommentieren. Übrigens gehe ich vom AxeFx direkt in die PA, also mit den Boxensims, die Röhrenendstufe in meinem Rack und die 4x12 hinter mir sind nur noch für mein persönliches Hörvergnügen zuständig...
Ach ja, ich habe es Jochen schon gesagt, ich mag die Atomic Kisten nicht. Mir sind diese Dinger zu brav.... Aber ich habe auch andere Vorstellungen vom idealen Gitarrensound als Jochen.
Nochmal ach ja, @Pepe, mit eingesetztem Gehörschutz würde ich a) weder meinen eigenen Sound einstellen wollen, noch b) den eines anderen beurteilen.
Vielleicht bilde ich mir das ja auch ein, aber ich glaube, Jochen wird/wurde dafür kritisiert, das es wagt, eine Digitalkiste zu spielen. Egal, wie gut diese auch immer klingt. Wo kämen wir auch hin, wenn man Musiker nur nach ihren erzeugten Tönen beurteilen würde - OHNE ZUVOR EINEN BLICK AUF IHR VERWENDETES GERAFFEL GEWORFEN ZU HABEN.
Mir ist es egal, WOMIT ein Sound erzeugt wird, wenn mir der Sound gefällt, und ja, ich unterstelle, dass dies manchen eben NICHT egal ist.
Soweit meine eigene, rein persönliche Sicht der Dinge. Your mileage may vary.
Grüße und ein frohes neues Jahr,
Andreas
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