(Meinung) Es muß sein
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Beitrag von Jonas vom Juli 12. 2002 um 01:46:07:
Hallo zusammen!
Ich würde mich mal gerne zu etwas auslassen, was mir doch ab und zu mal passiert und mich doch auch schonmal ein wenig auf die Palme bringen kann: "Aber davon hast du ja keine Ahnung/kannst du ja keine Ahnung von haben". So. Diese und ähnliche Sprüche kriegt man schon oft zu hören. Da erzählt mir der nette Mann auf dem Flohmarkt, während ich so in der Plattenkiste wühle und mal 'ne Audience Scheibe rausziehe was davon, wie toll die Musik früher war, und wie toll doch die Musiker waren und heute doch alles so nach Plastik klingt, und garnicht mehr handgemacht ist, sondern nur noch am Coimputer gemacht, und die Jugend nicht weiß was sie verpasst und ach so ignorant ist. Ja klar sage ich, hast ja recht. In der Tat sehe ich es so, dass es früher in der Breite bessere Musik gab. Meine persönlcihe Meinung. Und dann frage ich doch mal, ob er auch Bands wie Gäa oder Arcadium auch so toll fände wie ich. Und dann? "Keine Ahnung wer das ist". Natürlich nicht, ist zwar alt aber speziell. Und dann nochmal nett sein, und sagen, ja früher, früher da war das Gefühl ja auch noch anders, da war ja noch Protest gegen Eltern unbd deren Schlagermusik, das waren noch Zeiten und der Geist von 68 erst, ja klar. Natürlich Zustimmung. Aber mal im Ernst: Da denke ich mir doch, damals war die Mucke neu, aufregend, anders meinetwegen auch noch Rebellion gegen irgendwas, und alles was alt war fand man halt spießig (wenn's nicht gerade Blues war,-)): Papa zu konservativ und Mama nich' locker genug. Naja, und jetzt kommt ein mittlerweile ergrauter Alt68er o.ä. an, und drückt mir denselben Quatsch auf, den er früher auch nicht gut fand: Früher war alles besser. Toll, seine Meinung, aber die ist dann so gefestigt, dass er heutzugae im unübersichtlichen Plattenladen das Heil in der Vertrautheit sucht und sich für neuere Musik kaum interessiert, weil's ja eh nur schlechter sein kann. Natürlich, muß es ja auch. Das Gefühl von 1970 als man die gerade erschienene "DP in Rock" zum ersten Mal anhört kann ich natürlich nicht nachempfinden, weil ich eben noch nicht gelebt habe damals, sondern erst 24 Jahre später mit dem Gefühl, das man etwas Aufregendes entdeckt hat, das schon jeder kennt . Und das Gefühl kann eben der Jugendliche von damals jetzt aber auch nicht haben, wenn ich mir die neue RHCP reinziehe. Und trotzdem fühlt sich besagter Mitt40er (das ist jetzt um Gottes Willen nichts gegen Mitt40er im Allgemeinen und hier schon gar nicht,-)) irgendwie überlegen, warum auch immer. Dabei bin ich doch Im Vorteil oder was? Och mir kann seine ganzen Platten aus seiner Jugendzeit die ihn über die Jahre beeinflußt haben innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums anhören, dann noch sowas wie Krautrock antun mit dem Scheiß den man damals schon nicht verstanden hat(Amon Düül, Guru Guru? Also ehrlich!), Zeitsprung zurück zum juten Robert Johnson und Gary Davis, Charlie Parker nehmen wir auch noch, Mr. Monk auch und ab geht's zu Humble Pie, Allman Bros. etc.pp. So schön. Und selbst wenn man sich einigermaßen im Allergröbsten Überblick verschafft hat, also ein wenig mitreden kann, kann man's doch nicht, weil man eben nicht so alt ist und das nich miterlebt hat. Schön. Also? Neckermann -Katalog von damals holen, Bude nach Abbildungen einrichten, Schlaghose her, Haare wachsen lassen und sich mal für eine Woche jeden Tag einen durchziehen. Und? Super, die Musik hört sich genauso an, für mich. Und zwar immernoch genausogut für mich mit meinen anderen Einflüssen und Werdegängen. aber trotzdem anders, als wenn ich damals gelebt hätte. Und? GUT SO!! Dann natürlich auch schön: Man nehme den hochgeschätzen Herrn Reußenzehn( auch hier NUR als Beispiel, nix gegen Reu!): Der kann auch mal eben im väterlichen Leichtsinn eine ganze Generation für nicht ganz helle erklären, weil sie doch seine Produkte nicht gut finden. Denkt er. Erklärt dann noch warum sie so toll sind, aber dass ja trotzdem niemand schnallen kann, der nicht schon seit Ewigkeiten spielt. Denkt er. Es ist aber m.E. dann doch so, dass z.b. meine Bandkollegen, auch weit über 40 den namen Reußenzehn noch nie jehört haben, und dann doch eher sowas wie ENGL, Marshall oder Line6 spielen, obwohl auch von der Musik her eigentlich die Klientel eines Herrn Reußenzehns. Warum? Auch deren Idole spielen kein Reußenzehn, sondern Marshall oder Fender, oderoderoder. Und für jemanden der halt NuRock liebt, wird wohl Mesa Boogie das Maß der Dinge sein, weil eben von solchen Bands gespielt. Warum das? Schubladendenken. Ich darf mal sagen, dass ich Reußenzehn Sachen von der Philosophie her ganz toll finde, aber meine, dass sie für sich nicht gut klingen. Dann heißt es immer wieder, die klingen erst im Zusammenhang gut. Hat man auf der letzten Session gehört. Na und? Ich bin halt jung und hol mir etwas, das auch in Zimmerlautstärke abzerrt und abfeiert in Vollröhre. Später kann ich immer noch umsteigen. Später. Wichtiger Aspekt: Zeit. Es wird einem keine Zeit gelassen. Man muß genau jetzt und überhaupt das Equipment und die bevorzugte Musik von sog. Kennern (Mitt40er wie gehabt, wie gehabt,-)) toll finden. Und wenn nicht? Tja, klar, ignorante Jugend, hat ja keine Ahnung. Solche Leute passieren mir wirklich, und das nicht selten. Nicht hier im Forum, aber im Musikladen auf'm Flohmarkt und eigentlich immer dort, wo amn sich erdreistet als Jugendlicher was von Rory Gallagher zu spielen. Warum? Tja, mußte ich jetzt mal loswerden, ist aber nicht böse gemeint, nur eine Feststellung halt.
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