gitarristen-midlife-crisis...!?


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Beitrag von martin vom Mai 05. 2003 um 21:07:30:

hallo liebe aussensaiter!

kennt ihr dieses gefühl:

jahrelang spielt und übt man, macht bands auf und wieder zu, wird besser, lernt neue leute kennen, die einen beeinflussen, wird wieder besser, die leute loben einen, die ersten studio-jobs, größere und wichtigere konzerte u.s.w.

und dann hört man irgendwann wieder mal uralte aufnahmen und stellt dann fest, dass man eigentlich vor 15 jahren ziemlich genau genauso geklungen hat wie heute (ich will dabei gar nicht näher auf das inzwischen viel teurere und umfangreichere equipment eingehen).

komme ich also zu meiner ersten theorie: man wird irgendwie ziemlich schnell genau so gut, wie man halt werden kann, und dann geht es nur noch in homöopathischen dosen weiter (aber irgendwie nicht so wirklich richtig weiter).

aber was mich neulich so richtig frustriert hat war folgende begebenheit:

ich habe letztes jahr einen trompeter in detmold kennen gelernt, der im bujazzo (bundesjugendjazz-orchester) spielt. über ihn gab es dann auch einige tolle sessions mit weiteren musikern aus dem bujazzo. die sind dort alle max. unter 25, also so im schnitt 10 jahre jünger als ich.

und wie die spielen! sowieso toll, schnell und kompliziert, aber für ihr alter halt außerdem noch gefühlvoll und irgendwie älter und bedeutsamer als sie es eigentlich können dürften... und dabei sind die auch noch total locker und unverkrampft, scheinen mehr party zu machen als zu üben!ich meine, der eindruck trügt wohl, die üben auch viel, aber es spielen dort halt die besten aus ganz deutschland, und die üben irgenwie anders und intensiver als ich das jemals könnte.

tja, und ich? ich habe für die konzerte geübt wie ein wahnsinniger, um überhaupt die stücke einigermaßen mitspielen zu können! mit ewig viel vorbereitung und fleiß.
das war dann hinterher auch ganz okay, auch mit lob, aber der preis war so hoch, der druck so stark.

der peter herbolzheimer, der das bujazzo leitet, hat neulich einen fusion-big-band-workshop bei uns an der hochschule gemacht, an dem ich auch mitspielen durfte. wieder ein tolles erlebnis, aber stress und leistungsdruck pur.

und jetzt kommt es: obwohl ich da mit leuten zusammen spielen konnte, die so super sind, hat es mir richtig ein bisschen den spaß an der musik verdorben, weil ich ständig immer nur an meine grenzen kam und ständig überfordert war (das ging soweit, dass ich an einer wirklich offenen unisono-stelle total hörbar gepatzt habe, in einer mit 500 leuten besetzten aula in der musikakademie, peinlich!).

zwischenzeitlich dachte ich einfach, "dann hör halt auf zu spielen, du bist an deinem zenit angelangt, ab jetzt geht es nur noch abwärts".

dann, mit etwas pause habe ich ausnahmsweise sogar mal wieder etwas für meine bluesband geübt...

trotzdem, so richtig entspannt macht mich das auch gerade nicht.

findet ihr das gefühl auch so gemein, sich selbst einfach grenzen eingestehen zu müssen?

zu akzeptieren, dass man halt nicht alles erreichen kann, was man gerne hätte?


das es dinge gibt, die einfach unerreichbar sind, die man sich nur bei anderen anhören kann?



bin gespannt auf eure sicht der dinge,

gruß martin


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