Mein persönliches Waterloo
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Beitrag von Ralf vom März 22. 2001 um 19:33:32:
Tachtach,
eben war es wieder soweit. Ich musste ein Instrument im Shop antesten. Ich habe gehört, daß manche Leute sowas gerne machen oder sogar zum Zeitvertreib. Für mich ist es der wahre Horror! Quasi nackt und schutzlos auf einem Höckerchen, aus der ungewohnten Froschperspektive auf die Gürtelschnallen der Umherstehenden - anscheinend GASlos glücklichen Instrumenten- besitzer - glotzend, von denen zu allem Überfluß der eine oder andere mit der Kaffeetasse in der Hand auf das arme Würmchen runterstiert, das da so hilflos das Instrument seiner zukünftigen Begierde umfingert, während er gerade mit dem Saiten- oder Plektrumkauf (wie feige!!) beschäftigt ist. Ahnend, daß ausgerechnet in dieser Stunde die Elite der regionalen Profimusiker in diesem schäbigen Schuppen - wo doch sonst immer nur die Schülerbands der Quinta an ihrer Libido feilt - versammelt ist, greifen die noch klammen und eigentartigerweise klebrigen Finger an die störrischen neuen Saiten und entlocken die ersten Töne. Abgesehen davon, daß der krötige Verstärker reichlich laut ist (hätte man DIESEN testen wollen, hätte er garantiert laff und schlapp geklungen!), will die noch gestern im Proberaum druckvoll und akzentuierte Cold-Sweat-Basslinie nicht wirklich gelingen. Um weiteren vermeintlichen Blicken zu entgehen, widmet sich der Probierende lieber dem Allgemein- Zustand des Instruments. In diesem Moment fällt einem aber nicht mehr ein, was man eigentlich untersuchen wollte und vom Überprüfen auf Deadspots nimmt man dann auch Abstand - aus purer Angst davor, daß die anwesenden Koryphäen mutmaßen könnten, daß das chromatische Auf- und Abjagen der Saiten den höchsten Punkt des Könnens markiert. Was also tun: Man stellt sichtlich angezickt den Bass in den Hängeständer zurück (natürlich nicht ohne mit der Kopfplatte die Rauhfaser zu rasieren, was einem auch nur dann passiert) und murmelt etwas von: "Nicht übel, aber eigentlich auch nicht besser als mein jetziger. Ruf mich an, wenn Du was Gutes reinbekommst" Was selbstverständlich nie passieren wird (der Anruf).
Wenn also einer von Euch mal von einem ehemaligen Bordell hört, das jetzt einen Musicshop beherbergt, maile er mich bitte an. Wegen der Separees.
Gruss, Ralf
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