Meiner nicht ;-))
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Beitrag von Harvey vom März 23. 2001 um 19:05:44:
Als Antwort zu: Re: The Flow ... kann gefährlich sein geschrieben von Ralf am März 23. 2001 um 17:39:07:
Ich meine keinen ekstatischen Rauschzustand, bei dem Du Die Kontrolle verlierst.
Es gibt ja z.B. beim Langstreckenlaufen nach einiger Zeit - so etwa nach 50 Minuten, hängt vom Trainingszustand ab - einen deutlichen Endorphinschub - man spürt Schmerzen nicht mehr so, meint "zu fliegen", die Bewegungsabläufe erscheinen reibungslos, die Atmung beruhigt sich, alles bewegt sich in Harmonie, ohne großen Kraftaufwand.
Wenn man das forciert, kann man damit eine Zeit lang auch über die normale Belastungsgrenze gehen, was sich irgendwann rächt, weil der Akku leer ist. Aus dem Grund verausgaben sich z.B. erfahrene Tour-de-France-Fahrer an den Tagen, wo sie meinen, Bäume ausreißen zu können, nie völlig - der Endorphinschub macht eine Zeit lang euphorisch und unempfindlich gegen die wahren Leistungsgrenzen.
Was Du da beim Motorradfahren beschreibst, hört sich für mich auch eher nach Rauschzustand an als totaler Einheit von Mensch und Maschine - nach einem Adrenalin-Kick, vielleicht durch die Kombination von Krach, Tempo und Todesnähe.
Das meine ich aber nicht mit dem "Flow", sondern einen Zustand, bei dem man ohne störende Emotionen (etwa Angst, Wut) oder Gedanken (über Vergangenheit oder Zukünftiges) völlig eins mit seiner Tätigkeit in der Gegenwart ist, wo alles reibungslos und mit minimalem Energieaufwand schwingt, wie automatisiert. Beim Gitarrespielen z.B. wäre das ein Spiel ohne Verkrampfung, wo man nicht "kämpft", wo die Melodien einfach so fließen, als wäre das Instrument ein Teil des Körpers selbst, wo man sich dem jeweiligen Moment mit dem ganzen Gefühl hingibt, ohne z.B. an die schwierige Stelle in Takt 38 zu denken, die man erst gestern vermasselt hat ... und prompt gleich wieder ... ;-)))
Und das gibt´s auch beim Musikmachen in einer Band - wo man plötzlich das Gefühl hat, daß die Beteiligten "zu einem Organismus" werden, alles groovt. Dabei nimmt man sich selbst aber genauso wahr wie die anderen, das ist ein hellwacher Zustand. Der Gitarrist, der von seinen Bandkumpels nichts mehr mitkriegt, der ist eher so in seinem privaten Hormonrausch gefangen, würde ich sagen (das geht auch mit einer halben Flasche Whisk(e)y).
Cheers, Harvey
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