Eine Frage (ich habe gestern schon mal mit unserem Keyboarder drüber geredet; wir sind aber nicht recht weitergekommen).
Also: Wer Musik macht, live, im Übungsraum oder daheim: Redet der mit sich oder mit Anderen? Und wenn er (nur) mit sich redet, ist das dann so in Ordnung?
Dahinter steckt folgende Erfahrung: Ich habe Musik bis zuletzt, ohne jemals näher darüber nachgedacht zu haben, immer als Kommunikationsform verstanden. Außer Zweifel, dass Konzerte und Proben gleichzeitig Gespräche mit dem Publikum ebenso wie mit den Mitmusikern darstellen, und darum war auch beim Spielen zu Hause zumeist auch ein - gedachter - Zuhörer präsent. Daraus resultierte übrigens auch die Bedeutung von Blickkontakt mit den Kollegen, eingeschränkt auch mit dem Publikum. Ist ja auch gut so.
Jetzt aber - Es gibt da so ein Phänomen, das manche von euch möglicherweise kennen: Dass man nämlich manchmal, wenn man allein und bei sich ist, irgendetwas erreicht, was sich in dieser Form nicht einstellt, wenn Andere dabei sind. Das hat mal was mit rein technischen Möglichkeiten zu tun, mal mit dem Mut zum Ausdruck, mal damit, dass man sich einfach mehr traut (weil eh keiner zuhört), nicht zuletzt damit, dass man leiser (und deshalb auch schöner) spielt, weil niemand mit der Musik erreicht werden muss.
Das hat dann zu der Frage geführt, ob man in sozialen Situationen (Proberaum, Bühne, Session, Musikgeschäft) auch zu sozial spielen kann, was immer das heißen mag. Ob es also vielleicht besser wäre, die Umwelt mal ein Stück weit zu vergessen.
Diese Frage habe ich dann gleich an den Hüter meines Grals, Frank Zappa, gerichtet. Nach nur sechsstündigem Videostudium bin ich zu dem Schluss gekommen, dass er (zumindest wenn er soliert hat), so nahe bei sich war, wie ein Mensch das überhaupt nur sein kann. Und da beneide ich ihn (posthum) drum. Hendrix meinem Eindruck nach ähnlich. Ed Van Halen ist da vielleicht anders, George Benson möglicherweise auch. Andere Beispiele könnte man suchen.
Von da zur Klassik: Ohne es näher beurteilen zu können, wirken mir z. B. klassische Pianisten ebenfalls nicht so, als bestünde außerhalb des Tons ein irgendwie geartetes Kommunikationsband zum Publikum die schauen ja nicht mal zum Dirigenten; wenn ich das richtig wahrnehme, geht es in diesem Bereichen also ebenfalls eher darum, so nah wie möglich bei sich zu sein. Und so reden sie oft ja auch.
Von Charly Parker, einem anderen Gralshüter, kenne ich keine Videos und habe nur vor etlichen Jahren mal eine Dokumentation gesehen: Der macht aber nicht den Eindruck, als würde er sich sehr weit aus seiner Welt herausbewegen. Drogen mögen da eine Rolle spielen. Dizzy Gillespie wäre allerdings ein mögliches Gegenbeispiel.
Zum Blues: Ganz anders. Reine Kommunikation, totales gemeinsames Baumwollfeld, oder täusche ich mich?
So, das ist jetzt aber wirklich ein überdimensioniertes Posting geworden, hat aber einen Grund: Kann irgendjemand von euch sagen, mit wem er beim Spielen redet? Hat wer schon mal versucht, mehr mit sich/mit Anderen zu kommunizieren? Eine Meinung, eine Erfahrung, ein Tipp? Kennt wer einen Musiker, der gerade deswegen so gut ist, weil er bei sich/bei Anderen ist? Ich bin da nämlich zur Zeit nicht so recht glücklich mit, und vielleicht gibt's ja eine Entwicklungsmöglichkeit. Freue mich sehr über Anregungen.
Gruß,
Michael (Jacuzzi)
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- (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich? - gestartet von Michael (Jacuzzi) 20. Mai 2003 um 15:19h
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Friedlieb
am 21. Mai 2003 um 20:23
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
woody
am 21. Mai 2003 um 18:02
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
bO²gie
am 21. Mai 2003 um 14:43
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 16:03
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
bO²gie
am 21. Mai 2003 um 17:03
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 17:33
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
bO²gie
am 21. Mai 2003 um 18:20
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
bO²gie
am 21. Mai 2003 um 18:20
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 17:33
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
bO²gie
am 21. Mai 2003 um 17:03
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 16:03
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Pepe
am 21. Mai 2003 um 09:17
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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ferdi
am 21. Mai 2003 um 11:03
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Friedlieb
am 21. Mai 2003 um 20:39
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Kurt
am 21. Mai 2003 um 23:27
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Kurt
am 21. Mai 2003 um 23:27
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Kurt
am 21. Mai 2003 um 13:27
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Friedlieb
am 21. Mai 2003 um 20:39
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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ferdi
am 21. Mai 2003 um 11:03
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Kurt
am 20. Mai 2003 um 18:58
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 18:24
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 18:24
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Der Felix
am 20. Mai 2003 um 17:59
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 15:31
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
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Der Felix
am 21. Mai 2003 um 16:19
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Johannes
am 21. Mai 2003 um 15:58
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Der Felix
am 21. Mai 2003 um 16:19
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Michael (Jacuzzi)
am 21. Mai 2003 um 15:31
- Re: (Philosophie) Mit wem redet ihr eigentlich?
- von
Friedlieb
am 21. Mai 2003 um 20:23
Moin Michael,
: Und wenn er (nur) mit sich redet, ist das dann so in Ordnung?
Alles, wirklich alles was nicht weh tut ist in Ordnung. Das gilt von A wie 'Analverkehr' bis Z wie 'Zuwiderhandeln'.
: Daraus resultierte übrigens auch die Bedeutung von Blickkontakt mit den Kollegen, eingeschränkt auch mit dem Publikum. Ist ja auch gut so.
Livespielen ist für's Publikum, deswegen sollen die ja auch Eintritt zahlen, dafür erwarte ich als Zuschauer jedenfalls auch Kontaktaufnahme zu den Zuschauern. Natürlich muss es den Musikern auch Spaß machen, das ist quasi zwingende Vorraussetzung dafür, daß sie diesen Spaß auch auf's Publikum übertragen können.
: was sich in dieser Form nicht einstellt, wenn Andere dabei sind.
Aus diesem Grund besaufen sich einige Menschen vor dem Gang auf die Bühne, was allerdings meist auch kontraporduktiv ist. Und die Menschen, die auf der Bühne diesen freien Zustand erreichen sind dann seltenst zur Kommunikation mit dem Publikum fähig, füllen aber trotzdem den gesamten Raum aus. Überhaupt sind zur Kommunikation mit dem Zuschauer nicht viele fähig, deswegen gibt's ja sog. Frontmänner, die nicht zwingend schlechtere Intrumentalisten sein müssen. Es gibt eben wie immer solche und solche. Nur die dazwischen, die weder viel Spaß haben, noch kommunizieren, noch transzendent-selbstreferenziell vor sich hin solieren, die müssen noch üben oder es sein lassen.
: Von da zur Klassik:
Gerade in der Klassik habe ich mit einigen Menschen die Errfahrung gemacht, daß sie bei aller intensiven Konzentration nicht fähig sind, überhaupt ein Gefühl in die Musik zu legen, weil sie nicht gelernt haben, die auf dem Blatt angegebenen Crescendi etc. neu zu interpretieren oder zu missachten. Andererseits habe ich neulich nachts auf'm WDR ein irre Violinistin mit dem WDR-Orchester gesehen, war 'n Stück von Sarasate, die sowas von von ihrer Musik besessen war daß ich hinterher zu beeindruckt war mir ihren Namen zu merken. Insofern ist es in der Klassik da vermutlich einfach nur extremer, irgendwie scheint sich da die Spreu stärker vom Weizen zu trennen, wenn man das so sagen darf, das eben nicht bezogen auf "Qualität" eines Instrumentalisten, sondern wohl eher auf die Ambitionen der einzelnen. Wird wohl auch damit zusammenhängen, daß es es bei den meisten Orchesterinstrumenten schlicht wesentlich schwieriger ist einen gerade Ton herauszubekommen als bei populären instrumenten und die Lernkurve entsprechend steil ist. Aber ich schweife ab.
Ich bin da nämlich zur Zeit nicht so recht glücklich mit, und vielleicht gibt's ja eine Entwicklungsmöglichkeit.
Einfach keine Sorgen machen. Wer sucht, der findet nicht. Nicht drüber nachdenken und völlig frei von Druck drauf los spielen. Du musst niemandem etwas beweisen. Es geht darum Spaß zu haben. Alles andere kommt von selbst. Habe einfach nur Vertrauen.
Grüße
Felix
NP: Zakk Wylde - Hey (You)
: Und wenn er (nur) mit sich redet, ist das dann so in Ordnung?
Alles, wirklich alles was nicht weh tut ist in Ordnung. Das gilt von A wie 'Analverkehr' bis Z wie 'Zuwiderhandeln'.
: Daraus resultierte übrigens auch die Bedeutung von Blickkontakt mit den Kollegen, eingeschränkt auch mit dem Publikum. Ist ja auch gut so.
Livespielen ist für's Publikum, deswegen sollen die ja auch Eintritt zahlen, dafür erwarte ich als Zuschauer jedenfalls auch Kontaktaufnahme zu den Zuschauern. Natürlich muss es den Musikern auch Spaß machen, das ist quasi zwingende Vorraussetzung dafür, daß sie diesen Spaß auch auf's Publikum übertragen können.
: was sich in dieser Form nicht einstellt, wenn Andere dabei sind.
Aus diesem Grund besaufen sich einige Menschen vor dem Gang auf die Bühne, was allerdings meist auch kontraporduktiv ist. Und die Menschen, die auf der Bühne diesen freien Zustand erreichen sind dann seltenst zur Kommunikation mit dem Publikum fähig, füllen aber trotzdem den gesamten Raum aus. Überhaupt sind zur Kommunikation mit dem Zuschauer nicht viele fähig, deswegen gibt's ja sog. Frontmänner, die nicht zwingend schlechtere Intrumentalisten sein müssen. Es gibt eben wie immer solche und solche. Nur die dazwischen, die weder viel Spaß haben, noch kommunizieren, noch transzendent-selbstreferenziell vor sich hin solieren, die müssen noch üben oder es sein lassen.
: Von da zur Klassik:
Gerade in der Klassik habe ich mit einigen Menschen die Errfahrung gemacht, daß sie bei aller intensiven Konzentration nicht fähig sind, überhaupt ein Gefühl in die Musik zu legen, weil sie nicht gelernt haben, die auf dem Blatt angegebenen Crescendi etc. neu zu interpretieren oder zu missachten. Andererseits habe ich neulich nachts auf'm WDR ein irre Violinistin mit dem WDR-Orchester gesehen, war 'n Stück von Sarasate, die sowas von von ihrer Musik besessen war daß ich hinterher zu beeindruckt war mir ihren Namen zu merken. Insofern ist es in der Klassik da vermutlich einfach nur extremer, irgendwie scheint sich da die Spreu stärker vom Weizen zu trennen, wenn man das so sagen darf, das eben nicht bezogen auf "Qualität" eines Instrumentalisten, sondern wohl eher auf die Ambitionen der einzelnen. Wird wohl auch damit zusammenhängen, daß es es bei den meisten Orchesterinstrumenten schlicht wesentlich schwieriger ist einen gerade Ton herauszubekommen als bei populären instrumenten und die Lernkurve entsprechend steil ist. Aber ich schweife ab.
Ich bin da nämlich zur Zeit nicht so recht glücklich mit, und vielleicht gibt's ja eine Entwicklungsmöglichkeit.
Einfach keine Sorgen machen. Wer sucht, der findet nicht. Nicht drüber nachdenken und völlig frei von Druck drauf los spielen. Du musst niemandem etwas beweisen. Es geht darum Spaß zu haben. Alles andere kommt von selbst. Habe einfach nur Vertrauen.
Grüße
Felix
NP: Zakk Wylde - Hey (You)
Also: Wer Musik macht, live, im Übungsraum oder daheim: Redet der mit sich oder mit Anderen? Und wenn er (nur) mit sich redet, ist das dann so in Ordnung?
Meine Meinung ist: Musik ist ein Gemeinschaftserlebnis (von Soloauftritten mal abgesehen), in allererster Linie mit den Mitmusikern. Zwischen Dir und ihnen findet die Kommunikation statt.
Zu Hause allein beim Üben - kannst Du mit der Playalong-CD oder dem Metronom oder dem Cubase-/BiaB-Begleitgeföpel aus Deinem Compi kommunizieren? Wohl kaum.
Dahinter steckt folgende Erfahrung: Ich habe Musik bis zuletzt, ohne jemals näher darüber nachgedacht zu haben, immer als Kommunikationsform verstanden. Außer Zweifel, dass Konzerte und Proben gleichzeitig Gespräche mit dem Publikum ebenso wie mit den Mitmusikern darstellen, und darum war auch beim Spielen zu Hause zumeist auch ein - gedachter - Zuhörer präsent. Daraus resultierte übrigens auch die Bedeutung von Blickkontakt mit den Kollegen, eingeschränkt auch mit dem Publikum. Ist ja auch gut so.
Musik ist aber kein visuelles sondern auditives Medium (von der Bühnenshow und Videoclips mal abgesehen, aber darum gehts wohl hier nicht). Also: warum glaubst Du, der Blickkontakt mit den Kollegen und dem Publikum sei dazu notwendig? Selbst wenn ein Musiker ganz in sich versunken ist/scheint, kann er den anderen aufmerksam zuhören.
Soweit ich Dich verstehe, sind es immer die Solisten, die Dir dabei insofern auffallen, daß sie als "ganz bei sich", als nicht kommunizierend wirkend. Sowohl bei Zappa, Hendrix, Jazzern oder auch Klassikern.
Übrigens: Miles hat häufig gebückt in Richtung Boden, die Trompete zwischen die Beine gesteckt, soliert. Und er war bekannt dafür, ganze Konzerte mit dem Rücken zum Publikum zu spielen. Null Blickkontakt mit irgendjemandem. Er war aber auch als außerordentlich arrogant verschrien.
Musik ist eine Sprache, die Phrasen, die Du spielst, sind Wie Wörter oder Sätze. Dein Gegenüber muß sie kennen, muß die Sprache und das Sprechen gelernt haben, dann kann er Deine Phrasen erkennen und darauf antworten. Diese unmittelbaren Antworten wird ein Solist fast immer registrieren. Die sprachlichen Ausdrucksmittel sind z.B. rhythmischer, melodiöser, harmonischer und dynamischer Art.
Wenn dein Mitmusiker diese Sprachelemente gelernt und intus hat, dann kannst Du ihn mitten in der Nacht aufwecken, ihm was vorsingen und er wird entsprechend drauf antworten. Das geht fast automatisch.
So hat mir das mal ein Profi-Gitarrist und Idol von mir erklärt. Ich konnte das in einigen Trio-Konzerten von ihm bestätigt finden.
Die Kommunikationsweise, die ein Ensemble-Novize zuerst lernt, ist Dynamik: wenn der Solist sein Solo "aufmacht", sollte die Band darauf eingehen und ihn unterstützen.
Aber ganz wichtig: der Solist ist der Sprechende! Er macht die Vorgaben, die anderen hören zu und gehen drauf ein. Er muß sich notgedrungen am meisten konzentrieren (bei sich sein), weil er ja ständig was von sich gibt.
Die Mitmusiker sind eher diejenigen mit Blickkontakt zum Solisten, um dessen Phrasen besser wahrnehmen zu können. Sie geben ihm durch diese konzentrierte Aufmerksamkeit auch Energie zurück. Das funktioniert auch als Zuhörer: schau den Solisten an, fixiere ihn und konzentriere Dich auf sein Spiel. er wird es spüren - und er spielt besser.
: Jetzt aber - Es gibt da so ein Phänomen, das manche von euch möglicherweise kennen: Dass man nämlich manchmal, wenn man allein und bei sich ist, irgendetwas erreicht, was sich in dieser Form nicht einstellt, wenn Andere dabei sind. Das hat mal was mit rein technischen Möglichkeiten zu tun, mal mit dem Mut zum Ausdruck, mal damit, dass man sich einfach mehr traut (weil eh keiner zuhört), nicht zuletzt damit, dass man leiser (und deshalb auch schöner) spielt, weil niemand mit der Musik erreicht werden muss.
Mir geht es da umgekehrt: ich spüre, daß ich mehr erreichen kann, wenn ich mit Menschen Musik mache. Am besten geht das im Probenraum, wenn ich nur Menschen um mich habe, denen ich vertrauen kann, die mich "auffangen", wenn ich was riskiere und danebentrete.
Ich finde es nicht einfach, diese Kommunikation zu lernen, sie setzt einiges an Routine (oder Unbekümmertheit?) voraus, die ich beim Spielen (noch) nicht habe. Es klappt besser, wenn die Mitmusiker nicht zuviele sind, logo, dann ist das "Gespräch" transparenter, weil nicht soviele Leute gleichzeitig was "sagen". Als Mitpsieler (wenn ich nicht soliere) muß ich das Stück gut beherrschen, um auf den Solisten eingehen zu können.
Ich finde Dein Posting sehr interessant! Mal was ganz anderes als ich sonst hier gewohnt bin. Bin auf weitere Beiträge gespannt.
Gruß,
Kurt
Meine Meinung ist: Musik ist ein Gemeinschaftserlebnis (von Soloauftritten mal abgesehen), in allererster Linie mit den Mitmusikern. Zwischen Dir und ihnen findet die Kommunikation statt.
Zu Hause allein beim Üben - kannst Du mit der Playalong-CD oder dem Metronom oder dem Cubase-/BiaB-Begleitgeföpel aus Deinem Compi kommunizieren? Wohl kaum.
Dahinter steckt folgende Erfahrung: Ich habe Musik bis zuletzt, ohne jemals näher darüber nachgedacht zu haben, immer als Kommunikationsform verstanden. Außer Zweifel, dass Konzerte und Proben gleichzeitig Gespräche mit dem Publikum ebenso wie mit den Mitmusikern darstellen, und darum war auch beim Spielen zu Hause zumeist auch ein - gedachter - Zuhörer präsent. Daraus resultierte übrigens auch die Bedeutung von Blickkontakt mit den Kollegen, eingeschränkt auch mit dem Publikum. Ist ja auch gut so.
Musik ist aber kein visuelles sondern auditives Medium (von der Bühnenshow und Videoclips mal abgesehen, aber darum gehts wohl hier nicht). Also: warum glaubst Du, der Blickkontakt mit den Kollegen und dem Publikum sei dazu notwendig? Selbst wenn ein Musiker ganz in sich versunken ist/scheint, kann er den anderen aufmerksam zuhören.
Soweit ich Dich verstehe, sind es immer die Solisten, die Dir dabei insofern auffallen, daß sie als "ganz bei sich", als nicht kommunizierend wirkend. Sowohl bei Zappa, Hendrix, Jazzern oder auch Klassikern.
Übrigens: Miles hat häufig gebückt in Richtung Boden, die Trompete zwischen die Beine gesteckt, soliert. Und er war bekannt dafür, ganze Konzerte mit dem Rücken zum Publikum zu spielen. Null Blickkontakt mit irgendjemandem. Er war aber auch als außerordentlich arrogant verschrien.
Musik ist eine Sprache, die Phrasen, die Du spielst, sind Wie Wörter oder Sätze. Dein Gegenüber muß sie kennen, muß die Sprache und das Sprechen gelernt haben, dann kann er Deine Phrasen erkennen und darauf antworten. Diese unmittelbaren Antworten wird ein Solist fast immer registrieren. Die sprachlichen Ausdrucksmittel sind z.B. rhythmischer, melodiöser, harmonischer und dynamischer Art.
Wenn dein Mitmusiker diese Sprachelemente gelernt und intus hat, dann kannst Du ihn mitten in der Nacht aufwecken, ihm was vorsingen und er wird entsprechend drauf antworten. Das geht fast automatisch.
So hat mir das mal ein Profi-Gitarrist und Idol von mir erklärt. Ich konnte das in einigen Trio-Konzerten von ihm bestätigt finden.
Die Kommunikationsweise, die ein Ensemble-Novize zuerst lernt, ist Dynamik: wenn der Solist sein Solo "aufmacht", sollte die Band darauf eingehen und ihn unterstützen.
Aber ganz wichtig: der Solist ist der Sprechende! Er macht die Vorgaben, die anderen hören zu und gehen drauf ein. Er muß sich notgedrungen am meisten konzentrieren (bei sich sein), weil er ja ständig was von sich gibt.
Die Mitmusiker sind eher diejenigen mit Blickkontakt zum Solisten, um dessen Phrasen besser wahrnehmen zu können. Sie geben ihm durch diese konzentrierte Aufmerksamkeit auch Energie zurück. Das funktioniert auch als Zuhörer: schau den Solisten an, fixiere ihn und konzentriere Dich auf sein Spiel. er wird es spüren - und er spielt besser.
: Jetzt aber - Es gibt da so ein Phänomen, das manche von euch möglicherweise kennen: Dass man nämlich manchmal, wenn man allein und bei sich ist, irgendetwas erreicht, was sich in dieser Form nicht einstellt, wenn Andere dabei sind. Das hat mal was mit rein technischen Möglichkeiten zu tun, mal mit dem Mut zum Ausdruck, mal damit, dass man sich einfach mehr traut (weil eh keiner zuhört), nicht zuletzt damit, dass man leiser (und deshalb auch schöner) spielt, weil niemand mit der Musik erreicht werden muss.
Mir geht es da umgekehrt: ich spüre, daß ich mehr erreichen kann, wenn ich mit Menschen Musik mache. Am besten geht das im Probenraum, wenn ich nur Menschen um mich habe, denen ich vertrauen kann, die mich "auffangen", wenn ich was riskiere und danebentrete.
Ich finde es nicht einfach, diese Kommunikation zu lernen, sie setzt einiges an Routine (oder Unbekümmertheit?) voraus, die ich beim Spielen (noch) nicht habe. Es klappt besser, wenn die Mitmusiker nicht zuviele sind, logo, dann ist das "Gespräch" transparenter, weil nicht soviele Leute gleichzeitig was "sagen". Als Mitpsieler (wenn ich nicht soliere) muß ich das Stück gut beherrschen, um auf den Solisten eingehen zu können.
Ich finde Dein Posting sehr interessant! Mal was ganz anderes als ich sonst hier gewohnt bin. Bin auf weitere Beiträge gespannt.
Gruß,
Kurt
Tach Michael!
Ums kurz zu machen: Ich bin Bassist. Ich darf nicht für mich selbst spielen, sondern muß auf jeden Ton von Drums und Rhythmusgitarre/Keyboard etc. hören. Wenn ich zuhause für mich allein spiele, sind die anderen Instrumente im Kopf. Anders geht das gar nicht. Wenn mir etwas neues einfällt, ist immer der zweite Gedanke: Was könnte das Schlagzeug hier machen? Soll die Gitarre sich da zurücknehmen oder pushen? Gedanke Nr. 3 ist dann: An welche Stelle im Song paßt die Idee, wenn überhaupt.
Und wenn ich mir keine Gedanken über Bandkontext mache und einfach nur rumdudel, dann ist das auch kein Spielen in dem Sinne, sondern reines Fingerausschütteln. Musikalisch völlig wertfrei. Manchmal spiele ich aber auch dabei lustige Sachen, die merke ich mir (oder versuche es), und dann geht es wieder los wie oben.
Ich glaube, kein Musiker kann Gutes bringen ohne sich auf die Mitmusiker einzulassen. Auch Zappa und Hendrix waren nicht weggetreten (bzw. verdammt übel, wenn sie wirklich weggetreten waren), sondern versunken. Sieht nach Selbstbezug aus, dürfte aber eher völliges Aufgehen in der Musik sein. OK, ich gebe zu, das ist eine recht einseitige Art zu kommunizieren, aber immerhin ...
Nos vemos en infierno, Pepe
Ums kurz zu machen: Ich bin Bassist. Ich darf nicht für mich selbst spielen, sondern muß auf jeden Ton von Drums und Rhythmusgitarre/Keyboard etc. hören. Wenn ich zuhause für mich allein spiele, sind die anderen Instrumente im Kopf. Anders geht das gar nicht. Wenn mir etwas neues einfällt, ist immer der zweite Gedanke: Was könnte das Schlagzeug hier machen? Soll die Gitarre sich da zurücknehmen oder pushen? Gedanke Nr. 3 ist dann: An welche Stelle im Song paßt die Idee, wenn überhaupt.
Und wenn ich mir keine Gedanken über Bandkontext mache und einfach nur rumdudel, dann ist das auch kein Spielen in dem Sinne, sondern reines Fingerausschütteln. Musikalisch völlig wertfrei. Manchmal spiele ich aber auch dabei lustige Sachen, die merke ich mir (oder versuche es), und dann geht es wieder los wie oben.
Ich glaube, kein Musiker kann Gutes bringen ohne sich auf die Mitmusiker einzulassen. Auch Zappa und Hendrix waren nicht weggetreten (bzw. verdammt übel, wenn sie wirklich weggetreten waren), sondern versunken. Sieht nach Selbstbezug aus, dürfte aber eher völliges Aufgehen in der Musik sein. OK, ich gebe zu, das ist eine recht einseitige Art zu kommunizieren, aber immerhin ...
Nos vemos en infierno, Pepe
hallo,
ich bin Gitarrist und finde, du siehst das genau richtig. Viele junge Gitarristen üben pfeilschnelle Soli bis zum Erbrechen, können aber die Rolle in der Band nicht wirklich auskleiden, weil sie nicht gelernt haben, wie man Rhythmusspiel im Bandzusammenhang einsetzen kann / muss / sollte.
An deiner Stelle würde ich zuallererst (war das deine Frage?) auf den Drummer hören. Bass und Schlagzeug sind das Rückgrat der Band. Der Song muss auch ohne Gitarre stehen können... ...die mit einem Fuß auf der Monitorbox die Locken schüttelnden Gitarristen überschätzen ihren "Wert" oft total. Vor allem Soli sind Kerzen auf dem Kuchen, nicht Hefe im Teig. Und: nur, wenn du mit den Drums gut klarkommst, kann die Rhythmusgitarre arbeiten, d.h. Songs durch gnadenloses "nach-vorne-Spielen" fetzig machen oder einen slow blues dadurch zum Schmachten bringen, dass sie völlig laid back und immer eine Mikrosekunde zu spät spielen. Orientieren sich Bass und vor allem Schlagzeug vom Tempo her an der Gitarre, muss das Timing aus dem Leim gehen. Jeder kennt das: sobald das fetzige Solo anfängt, zieht der Drummer an, damit es fetzig bleibt, spielt der Solo-Gitarrist noch mehr nach vorne, der Drummer zieht wieder mit, der Basser guckt blöd weil er zwischen den Stühlen steht und am Ende des Solos, wenn es wieder in die Strophe geht, verhaspelt sich der Sänger dauernd, weil der Song doppelt so schnell geworden ist.... so oder so ähnlich hat das jeder schon erlebt, denke ich.
Allerdings ist es bei Gitarristen auch sehr beliebt, die Schuld für "das Feeling" und "den Groove" grundsätzlich auf Bass und Schlagzeug zu schieben: "Wenn ihr nicht groovt, kann ich kein Solo spielen..."
Jeder muss halt seinen Job machen.
cu, ferdi
ich bin Gitarrist und finde, du siehst das genau richtig. Viele junge Gitarristen üben pfeilschnelle Soli bis zum Erbrechen, können aber die Rolle in der Band nicht wirklich auskleiden, weil sie nicht gelernt haben, wie man Rhythmusspiel im Bandzusammenhang einsetzen kann / muss / sollte.
An deiner Stelle würde ich zuallererst (war das deine Frage?) auf den Drummer hören. Bass und Schlagzeug sind das Rückgrat der Band. Der Song muss auch ohne Gitarre stehen können... ...die mit einem Fuß auf der Monitorbox die Locken schüttelnden Gitarristen überschätzen ihren "Wert" oft total. Vor allem Soli sind Kerzen auf dem Kuchen, nicht Hefe im Teig. Und: nur, wenn du mit den Drums gut klarkommst, kann die Rhythmusgitarre arbeiten, d.h. Songs durch gnadenloses "nach-vorne-Spielen" fetzig machen oder einen slow blues dadurch zum Schmachten bringen, dass sie völlig laid back und immer eine Mikrosekunde zu spät spielen. Orientieren sich Bass und vor allem Schlagzeug vom Tempo her an der Gitarre, muss das Timing aus dem Leim gehen. Jeder kennt das: sobald das fetzige Solo anfängt, zieht der Drummer an, damit es fetzig bleibt, spielt der Solo-Gitarrist noch mehr nach vorne, der Drummer zieht wieder mit, der Basser guckt blöd weil er zwischen den Stühlen steht und am Ende des Solos, wenn es wieder in die Strophe geht, verhaspelt sich der Sänger dauernd, weil der Song doppelt so schnell geworden ist.... so oder so ähnlich hat das jeder schon erlebt, denke ich.
Allerdings ist es bei Gitarristen auch sehr beliebt, die Schuld für "das Feeling" und "den Groove" grundsätzlich auf Bass und Schlagzeug zu schieben: "Wenn ihr nicht groovt, kann ich kein Solo spielen..."
Jeder muss halt seinen Job machen.
cu, ferdi
Den Satz unterschreibe ich, ich finde ihn auch oberklasse formuliert:
Soli sind Kerzen auf dem Kuchen, nicht Hefe im Teig.
Gruß,
Kurt
Soli sind Kerzen auf dem Kuchen, nicht Hefe im Teig.
Gruß,
Kurt
Moin Michael,
ein schöner Beitrag, den man sich garnicht oft genug durchlesen kann. Stellt er doch eine der Grundfragen, die mich auch hin und wieder beschäftigt haben: "Für wen spiele ich da eigentlich?" d.h. eben auch: "Mit wem kommuniziere ich da eigentlich und will ich kommunizieren?"....
Ich trenn das jetzt einfach mal von den Rollen der einzelnen Instrumentalisten. Welche Position/Funktion jedes einzelne Instrument einnimmt ist mir bei dieser Frage zuerst (und auch letztendlich) egal. Ich kann auch nicht für Solisten sprechen. Ich hatte nie das Bedürfnis allein auf eine Bühne zu gehen und den Alleinunterhalter zu spielen. Was mich interessiert ist Teamwork und das Ergebnis von Teamwork...
Du erwähntest Zappa, den ich, als ich so ca. 16 war, live gesehen habe. Abgesehen davon, das ich damals nicht wirklich begriffen habe was Zappa eigentlich wollte, ging mir seine Anti-Haltung gegenüber dem Publikum extremst auf die Eier. Diese "mit dem Rücken zum Publikums"-Masche wirkte dermassen aufgesetzt und dokumentierte sich noch deutlicher im Sound der Veranstaltung: Zappa's Gitarre (vorzugsweise spielte er auf einer Mini Strat die kaum 2 Töne ohne heftige Verstimmung überstand) war ca. doppelt so laut wie der Rest der (fantastischen) Band. Die Message war ziemlich eindeutig: "Was meine Kollegen hier machen geht euch nichts an, solange ich soliere und mir geht das am Arsch vorbei...". Gut, Zappa wird das mit extrem hoher Sicherheit nicht gedacht haben ... aber es kam hochgradig unkommunikativ beim Publikum an (das im übrigen bist zu 60,-- DM für einen Sitzplatz gelatzt hat, was damals schweinsviel Geld war)...
Ein anderes Beispiel: Miles Davis. 2x Live gesehen in der Fabrik Hamburg, an einem Abend Doppelkonzert. Miles ist ja nun nicht gerade als extrovertierter Showhase bekannt. Trotzdem waren diese beiden Konzerte dermaßen spannend und zeigten auf eindrucksvolle Art und Weise das Blickkontakt nicht zwangsläufig zum Kommunikationsrepertoire gehören muß. Man konnte es körperlich förmich spüren wie Miles den Boden der Bühne nach Tönen absuchte, die Band reflektierte, gegenseitig wurden Freiräume aufgetan und behutsam gefüllt. Sehr schön auch der Unterschied zwischen Konzert 1 und Konzert 2. Wärend bei dem ersten Konzert des Abends die Band noch sehr intensiv ihre Blicke untereinander und zu Miles richteten und eher streng konzentriert wirkte (oder sagen wir besser: ernsthaft konzentriert) und so eine sehr spannende kühle, aber nicht distanzierte Musik entwarfen, so war bei Konzert 2 der Groove im Vordergrund. Miles spielte noch weniger, essentieller, Percussion, Drums und Bass traten mehr und mehr in den Vordergrund und die konzentrierten Blicke wichen einem entspannten gegenseitig anlächeln ...
Nun bin ich selbst null Jazzer, noch nicht einmal "Künstler". Ich empfinde das, was ich bei Miles Davis gesehen habe, als spannend und das was ich bei Zappa gesehen habe als arrogant. Oder wenn nicht arrogant, dann zumindest als Statement das bei mir nicht ankam. Wenn ich auf die Bühne gehe möchte ich kommunizieren, mit meinen Mitmusikern UND mit dem Publikum ... im übrigen sind für mich beide (als auch ich selbst) erstmal "Zuhörer". Zuhören bringt Spaß, jemanden zum zuhören zu bewegen (und nicht zu "erzwingen"), zu überzeugen ... das bringt mir Spaß...
So, mal einen kurzen Cut hier ... ich denk ich schreib dazu nachher noch mehr ...
slide on ...
bO²gie
ein schöner Beitrag, den man sich garnicht oft genug durchlesen kann. Stellt er doch eine der Grundfragen, die mich auch hin und wieder beschäftigt haben: "Für wen spiele ich da eigentlich?" d.h. eben auch: "Mit wem kommuniziere ich da eigentlich und will ich kommunizieren?"....
Ich trenn das jetzt einfach mal von den Rollen der einzelnen Instrumentalisten. Welche Position/Funktion jedes einzelne Instrument einnimmt ist mir bei dieser Frage zuerst (und auch letztendlich) egal. Ich kann auch nicht für Solisten sprechen. Ich hatte nie das Bedürfnis allein auf eine Bühne zu gehen und den Alleinunterhalter zu spielen. Was mich interessiert ist Teamwork und das Ergebnis von Teamwork...
Du erwähntest Zappa, den ich, als ich so ca. 16 war, live gesehen habe. Abgesehen davon, das ich damals nicht wirklich begriffen habe was Zappa eigentlich wollte, ging mir seine Anti-Haltung gegenüber dem Publikum extremst auf die Eier. Diese "mit dem Rücken zum Publikums"-Masche wirkte dermassen aufgesetzt und dokumentierte sich noch deutlicher im Sound der Veranstaltung: Zappa's Gitarre (vorzugsweise spielte er auf einer Mini Strat die kaum 2 Töne ohne heftige Verstimmung überstand) war ca. doppelt so laut wie der Rest der (fantastischen) Band. Die Message war ziemlich eindeutig: "Was meine Kollegen hier machen geht euch nichts an, solange ich soliere und mir geht das am Arsch vorbei...". Gut, Zappa wird das mit extrem hoher Sicherheit nicht gedacht haben ... aber es kam hochgradig unkommunikativ beim Publikum an (das im übrigen bist zu 60,-- DM für einen Sitzplatz gelatzt hat, was damals schweinsviel Geld war)...
Ein anderes Beispiel: Miles Davis. 2x Live gesehen in der Fabrik Hamburg, an einem Abend Doppelkonzert. Miles ist ja nun nicht gerade als extrovertierter Showhase bekannt. Trotzdem waren diese beiden Konzerte dermaßen spannend und zeigten auf eindrucksvolle Art und Weise das Blickkontakt nicht zwangsläufig zum Kommunikationsrepertoire gehören muß. Man konnte es körperlich förmich spüren wie Miles den Boden der Bühne nach Tönen absuchte, die Band reflektierte, gegenseitig wurden Freiräume aufgetan und behutsam gefüllt. Sehr schön auch der Unterschied zwischen Konzert 1 und Konzert 2. Wärend bei dem ersten Konzert des Abends die Band noch sehr intensiv ihre Blicke untereinander und zu Miles richteten und eher streng konzentriert wirkte (oder sagen wir besser: ernsthaft konzentriert) und so eine sehr spannende kühle, aber nicht distanzierte Musik entwarfen, so war bei Konzert 2 der Groove im Vordergrund. Miles spielte noch weniger, essentieller, Percussion, Drums und Bass traten mehr und mehr in den Vordergrund und die konzentrierten Blicke wichen einem entspannten gegenseitig anlächeln ...
Nun bin ich selbst null Jazzer, noch nicht einmal "Künstler". Ich empfinde das, was ich bei Miles Davis gesehen habe, als spannend und das was ich bei Zappa gesehen habe als arrogant. Oder wenn nicht arrogant, dann zumindest als Statement das bei mir nicht ankam. Wenn ich auf die Bühne gehe möchte ich kommunizieren, mit meinen Mitmusikern UND mit dem Publikum ... im übrigen sind für mich beide (als auch ich selbst) erstmal "Zuhörer". Zuhören bringt Spaß, jemanden zum zuhören zu bewegen (und nicht zu "erzwingen"), zu überzeugen ... das bringt mir Spaß...
So, mal einen kurzen Cut hier ... ich denk ich schreib dazu nachher noch mehr ...
slide on ...
bO²gie
Lieber Felix,
das wichtigste vorneweg: NP Zakk Wilde. Also, dieses NP ist mir jetzt schon so oft aufgefallen (Boogie hört z.B. gar nicht immer Boogie) & muss so was ähnliches bedeuten wie "ich höre gerade", aber ich finde beim besten Willen kein "N" (vorausgesetzt, "P" bedeutet "play", "playlist" oder vergleichbares). Ich würd nämlich auch gern mal "NP" schreiben und dahinter dann noch was, aber solange ich nicht genau weiß, was ich damit schreibe, .....
So, jetzt zum Zweitwichtigsten:
Aus diesem Grund besaufen sich einige Menschen vor dem Gang auf die Bühne ...
Das ist exakt das Ergebnis, auf das mich mit unserem Keyboarder gekommen bin (wir haben auch gleich drauf angestoßen). War aber nur die Wiederholung von Wohlbekanntem. Ist, auf verschiedenen Wegen, immer Thema: Je größer die Gigs, desto mehr Bedürfnis, sich vorher 1 wenig lockerzutrinken, und desto größer dann auch der normative Druck im Vorfeld: "Heute kein Bier vor dem Auftritt oder allerhöchstens zwei." (Netter Side-Effekt: Vor und während einer richtig kleinen privaten Veranstaltung letztes Jahr in Regensburg haben es dann Alle dahinfahren lassen. Jeder war mal "so richtig bei sich".) Im Ernst: Dass du den lieben Helfer Alkohol ansprichst, trifft einen wichtigen Aspekt, der sich ja irgendwie auch durch diese Musik duchzieht. Obwohl ich in meinem Posting nichts drüber geschrieben habe: Wenn's um Dinge wie Lockerheit, Konzentration, Feeling, Ausdruck, insbesondere aber Kommunikation geht, spielen Alkohol & andere Drogen zumindest subkutan immer eine Rolle. Da gehts vielen Musikern wie der SPD: Man müsste sich vielleicht stellen. Vielleicht aber auch nicht.
irgendwie scheint sich [in der Klassik] die Spreu stärker vom Weizen zu trennen, wenn man das so sagen darf, das eben nicht bezogen auf "Qualität" eines Instrumentalisten, sondern wohl eher auf die Ambitionen der einzelnen.
Interessanter Satz. Muss ich erst noch mal drüber nachdenken. Oder du erklärst es mir. Denn die Sache mit den Ambitionen ist bei "uns" doch auch verbreitet, oder?
Gruß erschtamoi
Michael
das wichtigste vorneweg: NP Zakk Wilde. Also, dieses NP ist mir jetzt schon so oft aufgefallen (Boogie hört z.B. gar nicht immer Boogie) & muss so was ähnliches bedeuten wie "ich höre gerade", aber ich finde beim besten Willen kein "N" (vorausgesetzt, "P" bedeutet "play", "playlist" oder vergleichbares). Ich würd nämlich auch gern mal "NP" schreiben und dahinter dann noch was, aber solange ich nicht genau weiß, was ich damit schreibe, .....
So, jetzt zum Zweitwichtigsten:
Aus diesem Grund besaufen sich einige Menschen vor dem Gang auf die Bühne ...
Das ist exakt das Ergebnis, auf das mich mit unserem Keyboarder gekommen bin (wir haben auch gleich drauf angestoßen). War aber nur die Wiederholung von Wohlbekanntem. Ist, auf verschiedenen Wegen, immer Thema: Je größer die Gigs, desto mehr Bedürfnis, sich vorher 1 wenig lockerzutrinken, und desto größer dann auch der normative Druck im Vorfeld: "Heute kein Bier vor dem Auftritt oder allerhöchstens zwei." (Netter Side-Effekt: Vor und während einer richtig kleinen privaten Veranstaltung letztes Jahr in Regensburg haben es dann Alle dahinfahren lassen. Jeder war mal "so richtig bei sich".) Im Ernst: Dass du den lieben Helfer Alkohol ansprichst, trifft einen wichtigen Aspekt, der sich ja irgendwie auch durch diese Musik duchzieht. Obwohl ich in meinem Posting nichts drüber geschrieben habe: Wenn's um Dinge wie Lockerheit, Konzentration, Feeling, Ausdruck, insbesondere aber Kommunikation geht, spielen Alkohol & andere Drogen zumindest subkutan immer eine Rolle. Da gehts vielen Musikern wie der SPD: Man müsste sich vielleicht stellen. Vielleicht aber auch nicht.
irgendwie scheint sich [in der Klassik] die Spreu stärker vom Weizen zu trennen, wenn man das so sagen darf, das eben nicht bezogen auf "Qualität" eines Instrumentalisten, sondern wohl eher auf die Ambitionen der einzelnen.
Interessanter Satz. Muss ich erst noch mal drüber nachdenken. Oder du erklärst es mir. Denn die Sache mit den Ambitionen ist bei "uns" doch auch verbreitet, oder?
Gruß erschtamoi
Michael
Hallo Michael,
:
: das wichtigste vorneweg: NP Zakk Wilde. Also, dieses NP ist mir jetzt schon so oft aufgefallen (Boogie hört z.B. gar nicht immer Boogie) & muss so was ähnliches bedeuten wie "ich höre gerade", aber ich finde beim besten Willen kein "N" (vorausgesetzt, "P" bedeutet "play", "playlist" oder vergleichbares). Ich würd nämlich auch gern mal "NP" schreiben und dahinter dann noch was, aber solange ich nicht genau weiß, was ich damit schreibe, .....
:
Du hast genau richtig getippt, hinter NP verstecken sich keine Schweinigeleien, es heißt einfach: "now playing".
Viele Grüße,
Johannes
NP: Klingeln in den Ohren vom Fehl-Feueralarm vorhin. Bei den Sirenen bleibt garantiert niemand im Gebäude, wenn's brennt. Meine Herrn!
:
: das wichtigste vorneweg: NP Zakk Wilde. Also, dieses NP ist mir jetzt schon so oft aufgefallen (Boogie hört z.B. gar nicht immer Boogie) & muss so was ähnliches bedeuten wie "ich höre gerade", aber ich finde beim besten Willen kein "N" (vorausgesetzt, "P" bedeutet "play", "playlist" oder vergleichbares). Ich würd nämlich auch gern mal "NP" schreiben und dahinter dann noch was, aber solange ich nicht genau weiß, was ich damit schreibe, .....
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Du hast genau richtig getippt, hinter NP verstecken sich keine Schweinigeleien, es heißt einfach: "now playing".
Viele Grüße,
Johannes
NP: Klingeln in den Ohren vom Fehl-Feueralarm vorhin. Bei den Sirenen bleibt garantiert niemand im Gebäude, wenn's brennt. Meine Herrn!
Abgesehen davon, das ich damals nicht wirklich begriffen habe was Zappa eigentlich wollte, ging mir seine Anti-Haltung gegenüber dem Publikum extremst auf die Eier. Diese "mit dem Rücken zum Publikums"-Masche wirkte dermassen aufgesetzt und dokumentierte sich noch deutlicher .....
Aaaaaaaaaaaaaaah, er hat Zappa beleidigt, er hat Zappa beleidigt, aaaaaaaaaaaaah .....in den See mit ihm, mit einem Gewicht an den Füßen.
Nun bin ich selbst [...] nicht einmal "Künstler".
Ach so, na dann ....
im übrigen sind für mich beide (als auch ich selbst) erstmal "Zuhörer". Zuhören bringt Spaß, jemanden zum zuhören zu bewegen (und nicht zu "erzwingen"), zu überzeugen ... das bringt mir Spaß...
Das Zuhören: keine Frage. Aber mal andersrum: Es gibt doch auch die Situation, in der du, ich sach ma: "an der Reihe bist". So, und jetzt: Die schauen plötzlich alle auf dich, und sind auch gerne bereit, dir zuzuhören. Publikum wie Kollegen. Und du: Hörst auch einfach zu, oder was? Und alle hören dann einfach nur noch zu? Aber warum schauen sie dann um Gottes willen alle nur auf dich? Das mit dem Zuhören ist wichtig, auch wenn man soliert, ganz klar. Aber es gibt da diesen Moment, wo die Intiative bei dir liegen muss. Und wo kommt die dann her? Aus der Kommunikation? Oder vielleicht doch von weiter drinnen (was ich jetzt mal als "nicht-kommunikativ" bezeichnen würde)?
Ich glaub ja, dass diese ganzen Regeln mit dem Zuhören und der Kommunikation schon ziemlich wichtig sind: für die Entwicklung, das Zusammenspiel, das Gehör, das Timing, was auch immer. Aber dann gibt's da noch was, und das ist dann anders. Und das seh ich übrigens nur bei ganz wenigen ausgesuchten Musikern, die ich dann aber auch richtig gut finde: Zappa, Miles (von mir aus), Parker, vor allem aber auch: Donald Fagen (noch so ein Heros).
Überhaupt & wo ich gerade dabei bin. Kennt jemand Steely Dan? Eine Band, die sich zeitlebens der Kommunikation mit dem Publikum nahezu vollständig verschlossen hat. Texte, die darauf angelegt sind, dass sie keiner versteht. Pure Nicht-Kommunikation, aber eben: Reine Musik.
Undsofort
Michael (Jacuzzi)
P.S. ich bin übrigens außerordentlich dankbar für die vielen gedankenreichen Postings zu dem Thread. Ich habe auch den Eindruck, selbst schon einiges für die nächsten Gelegenheiten mitnehmen zu können, und das war es ja, was ich gesucht hatte.
Aaaaaaaaaaaaaaah, er hat Zappa beleidigt, er hat Zappa beleidigt, aaaaaaaaaaaaah .....in den See mit ihm, mit einem Gewicht an den Füßen.
Nun bin ich selbst [...] nicht einmal "Künstler".
Ach so, na dann ....
im übrigen sind für mich beide (als auch ich selbst) erstmal "Zuhörer". Zuhören bringt Spaß, jemanden zum zuhören zu bewegen (und nicht zu "erzwingen"), zu überzeugen ... das bringt mir Spaß...
Das Zuhören: keine Frage. Aber mal andersrum: Es gibt doch auch die Situation, in der du, ich sach ma: "an der Reihe bist". So, und jetzt: Die schauen plötzlich alle auf dich, und sind auch gerne bereit, dir zuzuhören. Publikum wie Kollegen. Und du: Hörst auch einfach zu, oder was? Und alle hören dann einfach nur noch zu? Aber warum schauen sie dann um Gottes willen alle nur auf dich? Das mit dem Zuhören ist wichtig, auch wenn man soliert, ganz klar. Aber es gibt da diesen Moment, wo die Intiative bei dir liegen muss. Und wo kommt die dann her? Aus der Kommunikation? Oder vielleicht doch von weiter drinnen (was ich jetzt mal als "nicht-kommunikativ" bezeichnen würde)?
Ich glaub ja, dass diese ganzen Regeln mit dem Zuhören und der Kommunikation schon ziemlich wichtig sind: für die Entwicklung, das Zusammenspiel, das Gehör, das Timing, was auch immer. Aber dann gibt's da noch was, und das ist dann anders. Und das seh ich übrigens nur bei ganz wenigen ausgesuchten Musikern, die ich dann aber auch richtig gut finde: Zappa, Miles (von mir aus), Parker, vor allem aber auch: Donald Fagen (noch so ein Heros).
Überhaupt & wo ich gerade dabei bin. Kennt jemand Steely Dan? Eine Band, die sich zeitlebens der Kommunikation mit dem Publikum nahezu vollständig verschlossen hat. Texte, die darauf angelegt sind, dass sie keiner versteht. Pure Nicht-Kommunikation, aber eben: Reine Musik.
Undsofort
Michael (Jacuzzi)
P.S. ich bin übrigens außerordentlich dankbar für die vielen gedankenreichen Postings zu dem Thread. Ich habe auch den Eindruck, selbst schon einiges für die nächsten Gelegenheiten mitnehmen zu können, und das war es ja, was ich gesucht hatte.
Hallo Michael,
aber ich finde beim besten Willen kein "N"
Now. Now Playing. Echt. So einfach ist das. Habe ich damals aber auch lange dran geknabbert.
sich vorher 1 wenig lockerzutrinken [...]Dinge wie Lockerheit,
In der berechtigten Vermutung, ja geradezu in dem Wissen, daß sich jetzt mehr als nur ein Dutzend Leute auf den Schlips getreten fühlt, nicht weil ich das toll finde, sondern weil's so ist: Wie verdammt verklemmt muss man sein, damit man extra Drogen trinken muss um locker zu werden? Meine Güte, jedes Kind hat den Stolz, irgendwann aber ratzfatz auch ohne Stützräder Fahrradfahren können zu wollen, jeder will ohne die Hilfe von Mammi auf's Töpfchen gehen können, aber um locker zu werden, um "in Stimmung" zu kommen, da verlassen sie sich dann auf den Allohol und können nicht ohne.
Interessanter Satz. Muss ich erst noch mal drüber nachdenken. Oder du erklärst es mir. Denn die Sache mit den Ambitionen ist bei "uns" doch auch verbreitet, oder?
Ja, ist sie. Meine Aussage stand ja auch im Bezug zu der meist wesentlich steileren Lernkurve bei klassischen Instrumenten. Aus einer E-Gitarre bekommt man mit weniger Ambition und Anstrengung Bandtaugliche Töne heraus, es ist nicht nötig, technisch versiert zu sein, um erfolgreich zu sein. Bei den Klassikern ist das meist anders.
Mist, das ist jetzt wieder so doof erklärt. Ich kann nicht gut erklären. Also, was ich meine ist, in einer (professionellen) Rock-Band schleift man gerne mal einen mittelklassigen Gitarristen mit, weil der womöglich vollkommen ausreicht um die Halle zu rocken. In einem (professionellen) klassischen Orchester ist man selten bis nie so tolerant, da ist man was technische Instrumentalfähigkeiten angeht wesentlich härter.
Grüße
Felix
NP: Ennio Morricone - La resa dei conti
aber ich finde beim besten Willen kein "N"
Now. Now Playing. Echt. So einfach ist das. Habe ich damals aber auch lange dran geknabbert.
sich vorher 1 wenig lockerzutrinken [...]Dinge wie Lockerheit,
In der berechtigten Vermutung, ja geradezu in dem Wissen, daß sich jetzt mehr als nur ein Dutzend Leute auf den Schlips getreten fühlt, nicht weil ich das toll finde, sondern weil's so ist: Wie verdammt verklemmt muss man sein, damit man extra Drogen trinken muss um locker zu werden? Meine Güte, jedes Kind hat den Stolz, irgendwann aber ratzfatz auch ohne Stützräder Fahrradfahren können zu wollen, jeder will ohne die Hilfe von Mammi auf's Töpfchen gehen können, aber um locker zu werden, um "in Stimmung" zu kommen, da verlassen sie sich dann auf den Allohol und können nicht ohne.
Interessanter Satz. Muss ich erst noch mal drüber nachdenken. Oder du erklärst es mir. Denn die Sache mit den Ambitionen ist bei "uns" doch auch verbreitet, oder?
Ja, ist sie. Meine Aussage stand ja auch im Bezug zu der meist wesentlich steileren Lernkurve bei klassischen Instrumenten. Aus einer E-Gitarre bekommt man mit weniger Ambition und Anstrengung Bandtaugliche Töne heraus, es ist nicht nötig, technisch versiert zu sein, um erfolgreich zu sein. Bei den Klassikern ist das meist anders.
Mist, das ist jetzt wieder so doof erklärt. Ich kann nicht gut erklären. Also, was ich meine ist, in einer (professionellen) Rock-Band schleift man gerne mal einen mittelklassigen Gitarristen mit, weil der womöglich vollkommen ausreicht um die Halle zu rocken. In einem (professionellen) klassischen Orchester ist man selten bis nie so tolerant, da ist man was technische Instrumentalfähigkeiten angeht wesentlich härter.
Grüße
Felix
NP: Ennio Morricone - La resa dei conti
: Aaaaaaaaaaaaaaah, er hat Zappa beleidigt, er hat Zappa beleidigt, aaaaaaaaaaaaah .....in den See mit ihm, mit einem Gewicht an den Füßen.
Mit einem Gewicht an den Füßen geh ich noch lange nicht nach haus *g* Also, Steely Dan sind für mich nicht einmal im Fahrstuhl zu ertragen ...
Aber mal im Ernst, klasse ist das Geschmäcker und Herangehensweise an Musik bei uns allen so unterschiedlich ist. Es lebe die Ungleichheit und die Vielfalt.
Du hattest die Frage gestellt: "Was tu ich wenn ich "dran" bin?" und die Frage drangehängt "...hörst du dann auch nur zu?". Im Prinzip: ja ;-) Nein, ganz so ist es natürlich auch nicht.
Was passiert denn dann? Also, zuersteinmal passiert tatsächlich "zuhören" und zwar bevor ich "dran" bin. Mein Instrument ist meine Stimme und wenn ich was zu sagen habe (jetzt als Instrumentalist) dann seh ich das als Antwort oder als Weiterführung auf das was das für mich wichtigste Instrument, die Stimme, mir vorgegeben hat. Text, Inhalt, Melodik des Gesangs eintscheidet für mich in fast allen Fällen was ich zu sagen habe, wenn ich denn "dran" bin. Ausnahmen gibt es natürlich. Aber auch bei reiner Instrumentalmusik übernimmt für mich ein Instrument die "Hauptgesangsstimme". Und ich bin relativ ungern derjenige der diese Stimme übernimmt. Ich bin ein hundsmiserabler Songwriter und ich fühl mich in dieser Verantwortung auch nicht wohl.
Aber zurück zum "dran sein". Ich nehm da mal ein Beispiel, weil's das relativ deutlich macht: Mit einem Rocktrio covern wir u.a. "Saturday Night" von Hermann Brood. In diesem Song bin ich relativ lange "dran". Im Solo versuche ich einige "Bilder" zu übersetzen, die mir zum einen zum Thema "Saturday Night" einfallen, zB sind da die Wochenenden in der dienstältesten Rockdisco in Hamburg, wo ich jahrelang fast jeden Samstag war. Da kommt dann die Asoziation zu einem bestimmten Song/Sound der dort ständig über eine überdimensionale (und ebenso überforderte) alte Martin PA dröhnte, nämlich "Gamma Ray" von Birth Control. Dann natürlich die "Bilder" die ich zu Hermann Brood und seinen ungezählten Liveautritten zur Weihnachtszeit im LOGO habe. Danny Lademachers Gitarrensound und Broods vitales und trotzdem untotes Auftreten. Und dann kommt mir zu Hermann Brood immer wieder die Asoziation zu Ian Dury. Wahrscheinlich weil jahrelang die "Live Cha Cha" und die "New Boots and Panties" abwechselnd in meiner Schaub Lorentz Plattenkiste rotierten. So beginnt das Solo mit einigen "Verneigungen" Richtung Danny Lademacher, wird dann zu hippiesken Gegniedel und bevor es völlig abstürzt nehm ich die Melodielinie von "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" auf. Die findet sich nachher auch im Outro wieder, als Counterpart zum Gesang. Das ganze ist so entstanden weil ich vorher "zugehört" habe.
slide on ...
bO²gie
NP: Joe Jackson Band | Got the time (Volume 4 / Bonus Live CD)
... inkl Bass-Solo wo sagar ich gerne zuhöre *g*
Mit einem Gewicht an den Füßen geh ich noch lange nicht nach haus *g* Also, Steely Dan sind für mich nicht einmal im Fahrstuhl zu ertragen ...
Aber mal im Ernst, klasse ist das Geschmäcker und Herangehensweise an Musik bei uns allen so unterschiedlich ist. Es lebe die Ungleichheit und die Vielfalt.
Du hattest die Frage gestellt: "Was tu ich wenn ich "dran" bin?" und die Frage drangehängt "...hörst du dann auch nur zu?". Im Prinzip: ja ;-) Nein, ganz so ist es natürlich auch nicht.
Was passiert denn dann? Also, zuersteinmal passiert tatsächlich "zuhören" und zwar bevor ich "dran" bin. Mein Instrument ist meine Stimme und wenn ich was zu sagen habe (jetzt als Instrumentalist) dann seh ich das als Antwort oder als Weiterführung auf das was das für mich wichtigste Instrument, die Stimme, mir vorgegeben hat. Text, Inhalt, Melodik des Gesangs eintscheidet für mich in fast allen Fällen was ich zu sagen habe, wenn ich denn "dran" bin. Ausnahmen gibt es natürlich. Aber auch bei reiner Instrumentalmusik übernimmt für mich ein Instrument die "Hauptgesangsstimme". Und ich bin relativ ungern derjenige der diese Stimme übernimmt. Ich bin ein hundsmiserabler Songwriter und ich fühl mich in dieser Verantwortung auch nicht wohl.
Aber zurück zum "dran sein". Ich nehm da mal ein Beispiel, weil's das relativ deutlich macht: Mit einem Rocktrio covern wir u.a. "Saturday Night" von Hermann Brood. In diesem Song bin ich relativ lange "dran". Im Solo versuche ich einige "Bilder" zu übersetzen, die mir zum einen zum Thema "Saturday Night" einfallen, zB sind da die Wochenenden in der dienstältesten Rockdisco in Hamburg, wo ich jahrelang fast jeden Samstag war. Da kommt dann die Asoziation zu einem bestimmten Song/Sound der dort ständig über eine überdimensionale (und ebenso überforderte) alte Martin PA dröhnte, nämlich "Gamma Ray" von Birth Control. Dann natürlich die "Bilder" die ich zu Hermann Brood und seinen ungezählten Liveautritten zur Weihnachtszeit im LOGO habe. Danny Lademachers Gitarrensound und Broods vitales und trotzdem untotes Auftreten. Und dann kommt mir zu Hermann Brood immer wieder die Asoziation zu Ian Dury. Wahrscheinlich weil jahrelang die "Live Cha Cha" und die "New Boots and Panties" abwechselnd in meiner Schaub Lorentz Plattenkiste rotierten. So beginnt das Solo mit einigen "Verneigungen" Richtung Danny Lademacher, wird dann zu hippiesken Gegniedel und bevor es völlig abstürzt nehm ich die Melodielinie von "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" auf. Die findet sich nachher auch im Outro wieder, als Counterpart zum Gesang. Das ganze ist so entstanden weil ich vorher "zugehört" habe.
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bO²gie
NP: Joe Jackson Band | Got the time (Volume 4 / Bonus Live CD)
... inkl Bass-Solo wo sagar ich gerne zuhöre *g*
Lieber bO²gie, also abgesehen davon, dass ich den lieben JJ ganz und gar unerträglich finde: Die Geschichte von deinem Solo ist natürlich schon geil. Ich würd auch gern Bilder malen. Aber wenn ich, jetzt nur mal so, mich vor einem Gitarristen musikalisch "verneigen" würde, oder ein anderes Stück immer an den Schluss eines Solos packen würde, dann stünde zumindest ich relativ rasch vor der Tatsache, dass ich regelmäßig das gleiche spiele. Oder vielleicht sogar nachspiele. Ist das so? Und wenn ja, mal ganz ketzerisch, mit wem wird eigentlich dann kommuniziert? Mit Abwesenden?
Weiterweiter
Michael (Jacuzzi)
Ach ja (jetzt hab ichs verstanden), NP: Me'Shell Ndegeocello: If That's Your Boyfriend (He Wasn't Last Night)
Weiterweiter
Michael (Jacuzzi)
Ach ja (jetzt hab ichs verstanden), NP: Me'Shell Ndegeocello: If That's Your Boyfriend (He Wasn't Last Night)
Hallo Michael,
spannende Frage, das.
Ich für meinen Teil komme ja nun von der Klassik weg, und von daher steht für mich im Vordergrund die Interpretation.
Ein Stück hat zwei Dimensionen, zum einen den Notentext, das "Technische" und dann halt die emotionale Botschaft.
Ein Stück technisch zu beherrschen und es interpretieren zu könne sind zwei grundverschiedene Dinge.
Es ist ein bißchen wie beim Vorlesen, finde ich.
Zum "objektiven", technischen Inhalt, kommt die im Text "codierte" Botschaft hinzu.
Stell Dir einen Fremdsprachler vor, der einen deutschen Text vorträgt.
Er kann ihn vielleicht korrekt aussprechen, aber ob er eine Bedienungsanleitung für einen Toaster vorträgt, oder ein Liebesgedicht, bleibt für ihn gleich und somit die Interpretation.
Stell Dir vor dieser Fremdsprachler liest ein Liebesgedicht in seiner Sprache vor.
Du magst die Sprache nicht kennen, aber aus der Art und Weise des Vortrages, kannst Du auf den Inhalt schließen.
So. Jetzt wieder zur Musik.
Die technische Beherrschung des Stückes, ob nun im Notentext oder zur Improvisation, ist Voraussetzung für einen bewegenden Vortrag.
Wenn ich auf der Bühne stehe, versuche ich, den Leuten den emotionalen Inhalt des Stückes klar zu machen. Ich versuche, mich in die Stimmung des Stückes zu versetzen, und den Zuhörern diese zu vermitteln.
In der Rolle des Solisten heißt das also, ich höre zunächst auf mich. Höre in mich hinein, und versuche meinen Empfindungen und Erfahrungen nachzuspüren. Ich rede und trage vor und versuche den Inhalt wiederzugeben. Was ich dabei denke und spüre ist von Mal zu Mal unterschiedlich und führt vom einen aufs andere Mal zu völlig unterschiedlichen Interpretationen.
Bei Improvisierter Musik gibt es meist Begleiter, die Rhythmusgruppe.
Die können auf das, was ich sage eingehen, zustimmen, Vorschläge und Einwürfe machen. wenn ich frei sprechen soll zu einem Thema, habe ich wahrscheinlich schnell alles gesagt, ein interessanter einwurf kann mir neue Ideen und Perspektiven öffnen.
Daher habe ich immer ein Ohr bei den Mitmusikern, wenn ich Ideen brauche.
Die Zuhörer beziehe ich in erster Linie über ihr Ohr ein, wobei es natürlich gut ist, ins Publikum zu schauen und Leute anzusprechen, wenn ich nicht zu sehr von der Musik eingenommen bin.
Ein wenig länglich und konfus geraten, jetzt, fürchte ich, aber darüber nachzudenken finde ich spannend und fruchtbar.
Gruß,
woody
spannende Frage, das.
Ich für meinen Teil komme ja nun von der Klassik weg, und von daher steht für mich im Vordergrund die Interpretation.
Ein Stück hat zwei Dimensionen, zum einen den Notentext, das "Technische" und dann halt die emotionale Botschaft.
Ein Stück technisch zu beherrschen und es interpretieren zu könne sind zwei grundverschiedene Dinge.
Es ist ein bißchen wie beim Vorlesen, finde ich.
Zum "objektiven", technischen Inhalt, kommt die im Text "codierte" Botschaft hinzu.
Stell Dir einen Fremdsprachler vor, der einen deutschen Text vorträgt.
Er kann ihn vielleicht korrekt aussprechen, aber ob er eine Bedienungsanleitung für einen Toaster vorträgt, oder ein Liebesgedicht, bleibt für ihn gleich und somit die Interpretation.
Stell Dir vor dieser Fremdsprachler liest ein Liebesgedicht in seiner Sprache vor.
Du magst die Sprache nicht kennen, aber aus der Art und Weise des Vortrages, kannst Du auf den Inhalt schließen.
So. Jetzt wieder zur Musik.
Die technische Beherrschung des Stückes, ob nun im Notentext oder zur Improvisation, ist Voraussetzung für einen bewegenden Vortrag.
Wenn ich auf der Bühne stehe, versuche ich, den Leuten den emotionalen Inhalt des Stückes klar zu machen. Ich versuche, mich in die Stimmung des Stückes zu versetzen, und den Zuhörern diese zu vermitteln.
In der Rolle des Solisten heißt das also, ich höre zunächst auf mich. Höre in mich hinein, und versuche meinen Empfindungen und Erfahrungen nachzuspüren. Ich rede und trage vor und versuche den Inhalt wiederzugeben. Was ich dabei denke und spüre ist von Mal zu Mal unterschiedlich und führt vom einen aufs andere Mal zu völlig unterschiedlichen Interpretationen.
Bei Improvisierter Musik gibt es meist Begleiter, die Rhythmusgruppe.
Die können auf das, was ich sage eingehen, zustimmen, Vorschläge und Einwürfe machen. wenn ich frei sprechen soll zu einem Thema, habe ich wahrscheinlich schnell alles gesagt, ein interessanter einwurf kann mir neue Ideen und Perspektiven öffnen.
Daher habe ich immer ein Ohr bei den Mitmusikern, wenn ich Ideen brauche.
Die Zuhörer beziehe ich in erster Linie über ihr Ohr ein, wobei es natürlich gut ist, ins Publikum zu schauen und Leute anzusprechen, wenn ich nicht zu sehr von der Musik eingenommen bin.
Ein wenig länglich und konfus geraten, jetzt, fürchte ich, aber darüber nachzudenken finde ich spannend und fruchtbar.
Gruß,
woody
: NP: Me'Shell Ndegeocello: If That's Your Boyfriend (He Wasn't Last Night)
Moin² Michael -
Mist, mist, mist, die Me'Shell kann ich nun beim besten Willen nicht scheiße finden...
Aber zurück zum (wie ich finde spannenden) Thema. Das Beispiel meines "Saturday Night" Solos ist natürlich nicht exemplarisch für alle meine Soli. Schon in Ermangelung der nötigen "Schafsscheiße" (spätere Generation mögen dieses geflügelte Wort im Archiv nachschlagen *g*) verzichte ich oft genug darauf mir Soli oder Melodien anderer draufzuschaffen um mit Zitaten zu glänzen. Aber deine Frage: "Wer kommuniziert da mit wem?" ist schon berechtigt. Lass ich mich mal versuchen so zu beantworten: Der erste Schritt ist das zuhören. Was erzählt mir der Song und die Band da? Der Song, respektive die Band spricht also zu mir. Bei mir löst das "Bilder" im Kopf aus. Bestimmte Stimmungen, Erinnerungen ... diese setz ich zusammen wenn ich "dran" bin (im übrigen nicht nur da. Ich bin viel zu ungern Soloinstrumentalist. Für mich sind Rhytmusgeschichten viel spannender). Im Falle des "Saturday Night" Solos versuche ich genau diese "Bilder"/Stimmung ins Publikum zu kommunizieren. Natürlich gibt es keine "kollektive" Erinnerung im Publikum, schon garnicht an meine Jugend. Insofern wird bei dem Zuhörer im Publikum auch sicher andere Bilder/Stimmungen ausgelöst. Aber es gibt "Eckpunkte" von denen ich denke, das ein Großteil des Publikums sie "versteht". Hermann Brood -> Rock'n'Roll [&] Junkie ->Sex & Drugs & Rock'n'Roll -> Ian Dury -> Ian Dury/Herman Brood beide tot. Das ist jetzt natürlich sehr theoretisch und simplifiziert ausgedrückt ... aber manchmal ist's eben auch einfach einfach. Im übrigen kommuniziert auch oft das Publikum an dieser Stelle zurück zu mir. Wir haben es bei Gigs schon gehabt, das an der Stelle, an der die "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" Melodie im Outro wieder erscheint, das das Publikum eben dieses singt.
slide on ...
bO²gie
NP: Calexico | Not even Steve Nicks ...
Moin² Michael -
Mist, mist, mist, die Me'Shell kann ich nun beim besten Willen nicht scheiße finden...
Aber zurück zum (wie ich finde spannenden) Thema. Das Beispiel meines "Saturday Night" Solos ist natürlich nicht exemplarisch für alle meine Soli. Schon in Ermangelung der nötigen "Schafsscheiße" (spätere Generation mögen dieses geflügelte Wort im Archiv nachschlagen *g*) verzichte ich oft genug darauf mir Soli oder Melodien anderer draufzuschaffen um mit Zitaten zu glänzen. Aber deine Frage: "Wer kommuniziert da mit wem?" ist schon berechtigt. Lass ich mich mal versuchen so zu beantworten: Der erste Schritt ist das zuhören. Was erzählt mir der Song und die Band da? Der Song, respektive die Band spricht also zu mir. Bei mir löst das "Bilder" im Kopf aus. Bestimmte Stimmungen, Erinnerungen ... diese setz ich zusammen wenn ich "dran" bin (im übrigen nicht nur da. Ich bin viel zu ungern Soloinstrumentalist. Für mich sind Rhytmusgeschichten viel spannender). Im Falle des "Saturday Night" Solos versuche ich genau diese "Bilder"/Stimmung ins Publikum zu kommunizieren. Natürlich gibt es keine "kollektive" Erinnerung im Publikum, schon garnicht an meine Jugend. Insofern wird bei dem Zuhörer im Publikum auch sicher andere Bilder/Stimmungen ausgelöst. Aber es gibt "Eckpunkte" von denen ich denke, das ein Großteil des Publikums sie "versteht". Hermann Brood -> Rock'n'Roll [&] Junkie ->Sex & Drugs & Rock'n'Roll -> Ian Dury -> Ian Dury/Herman Brood beide tot. Das ist jetzt natürlich sehr theoretisch und simplifiziert ausgedrückt ... aber manchmal ist's eben auch einfach einfach. Im übrigen kommuniziert auch oft das Publikum an dieser Stelle zurück zu mir. Wir haben es bei Gigs schon gehabt, das an der Stelle, an der die "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" Melodie im Outro wieder erscheint, das das Publikum eben dieses singt.
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bO²gie
NP: Calexico | Not even Steve Nicks ...
Lieber Kurt,
jetzt rinnt mir gerade die Zeit davon, aber zwei Sachen wollte ich dir noch schreiben:
: Soweit ich Dich verstehe, sind es immer die Solisten, die Dir dabei insofern auffallen, daß sie als "ganz bei sich", als nicht kommunizierend wirkend. Sowohl bei Zappa, Hendrix, Jazzern oder auch Klassikern.
Ja, so ist es wohl. Ist mir aber selbst erst im Laufe des weiterpostens aufgefallen.
: Die Kommunikationsweise, die ein Ensemble-Novize zuerst lernt, ist Dynamik: wenn der Solist sein Solo "aufmacht", sollte die Band darauf eingehen und ihn unterstützen.
Das ist nicht immer so, und auch ein bisschen stilabhängig, glaube ich. Ich spiel zum Beispiel Musik, die auf "gespielte" oder "individuelle" Dynamik weitgehend verzichtet und den dynamischen Effekt statt dessen eher durch Instrumentierung zu erreichen versucht. Allerdings haben wir da auch immer wieder ein Thema mit: Nur ich persönlich versuche zu verhindern, dass Instrumente Lautstärkeschewankungen unterliegen, hab also lieber den virtuellen Kompressor eingeschaltet. Wenn wir Jazz machen würden, wär's natürlich was anderes.
: Aber ganz wichtig: der Solist ist der Sprechende! Er macht die Vorgaben, die anderen hören zu und gehen drauf ein. Er muß sich notgedrungen am meisten konzentrieren (bei sich sein), weil er ja ständig was von sich gibt.
Das ist Zappa, gell?
: Mir geht es da umgekehrt: ich spüre, daß ich mehr erreichen kann, wenn ich mit Menschen Musik mache. Am besten geht das im Probenraum, wenn ich nur Menschen um mich habe, denen ich vertrauen kann, die mich "auffangen", wenn ich was riskiere und danebentrete.
Tja, wenn das mit dem Auffangen immer so nett wäre, wie du es schreibst. Das wär aber mal schön. Aber egal: Für seine Unsicherheiten ist man am Ende ja wahrscheinlich selbst verantwortlich, ne. Da können die Anderen mit einem Sprungtuch bereitstehen, und es hilft auch nur bedingt.
: Ich finde es nicht einfach, diese Kommunikation zu lernen, sie setzt einiges an Routine (oder Unbekümmertheit?) voraus, die ich beim Spielen (noch) nicht habe.
Sic.
In diesem Sinne, bis bald (jetzt Probe mit vieeeeel Kommunikation & 1 bisschen Introvertiertheit), nett mit euch zu plaudern
Michael (Jacuzzi)
jetzt rinnt mir gerade die Zeit davon, aber zwei Sachen wollte ich dir noch schreiben:
: Soweit ich Dich verstehe, sind es immer die Solisten, die Dir dabei insofern auffallen, daß sie als "ganz bei sich", als nicht kommunizierend wirkend. Sowohl bei Zappa, Hendrix, Jazzern oder auch Klassikern.
Ja, so ist es wohl. Ist mir aber selbst erst im Laufe des weiterpostens aufgefallen.
: Die Kommunikationsweise, die ein Ensemble-Novize zuerst lernt, ist Dynamik: wenn der Solist sein Solo "aufmacht", sollte die Band darauf eingehen und ihn unterstützen.
Das ist nicht immer so, und auch ein bisschen stilabhängig, glaube ich. Ich spiel zum Beispiel Musik, die auf "gespielte" oder "individuelle" Dynamik weitgehend verzichtet und den dynamischen Effekt statt dessen eher durch Instrumentierung zu erreichen versucht. Allerdings haben wir da auch immer wieder ein Thema mit: Nur ich persönlich versuche zu verhindern, dass Instrumente Lautstärkeschewankungen unterliegen, hab also lieber den virtuellen Kompressor eingeschaltet. Wenn wir Jazz machen würden, wär's natürlich was anderes.
: Aber ganz wichtig: der Solist ist der Sprechende! Er macht die Vorgaben, die anderen hören zu und gehen drauf ein. Er muß sich notgedrungen am meisten konzentrieren (bei sich sein), weil er ja ständig was von sich gibt.
Das ist Zappa, gell?
: Mir geht es da umgekehrt: ich spüre, daß ich mehr erreichen kann, wenn ich mit Menschen Musik mache. Am besten geht das im Probenraum, wenn ich nur Menschen um mich habe, denen ich vertrauen kann, die mich "auffangen", wenn ich was riskiere und danebentrete.
Tja, wenn das mit dem Auffangen immer so nett wäre, wie du es schreibst. Das wär aber mal schön. Aber egal: Für seine Unsicherheiten ist man am Ende ja wahrscheinlich selbst verantwortlich, ne. Da können die Anderen mit einem Sprungtuch bereitstehen, und es hilft auch nur bedingt.
: Ich finde es nicht einfach, diese Kommunikation zu lernen, sie setzt einiges an Routine (oder Unbekümmertheit?) voraus, die ich beim Spielen (noch) nicht habe.
Sic.
In diesem Sinne, bis bald (jetzt Probe mit vieeeeel Kommunikation & 1 bisschen Introvertiertheit), nett mit euch zu plaudern
Michael (Jacuzzi)
Hi Michael,
: Also: Wer Musik macht, live, im Übungsraum oder daheim: Redet der mit sich oder mit Anderen? Und wenn er (nur) mit sich redet, ist das dann so in Ordnung?
danke für diesen Thread. Überhaupt mehren sich in letzter Zeit die hochkarätigen Diskussionen hier, ich bin ganz beglückt (btw. willkommen und danke an Kurt) und so.
Da schon viel gesagt wurde, fang ich mal weiter vorn an. Ich halte das nämlich in allererster Linie für eine ur-philosophische Frage:
Tut nicht jeder Mensch letztenendes alles, was er tut, für sich selbst?
Bei Egoisten oder Egozentrikern wird das schnell klar.
Aber auch Gebende könnten das alles ja für sich selbst tun. Und damit meine ich nicht nur die Kategorie "Fishin' for Compliments". Nehmen wir mal so Leute wie Mutter Theresa. Nehmen wir an, sie hätte wesentlich weniger an Dank und Anerkennung geerntet, als sie an guten Taten gesät hat. Trotzdem kann sie all das Gute für sich selbst getan haben; eben weil sie weiß, daß es richtig ist, was sie tut, geben die Taten ihr ein tiefes Glück.
Also, anders gefragt: gibt es irgendwas, was wir wirklich nur für andere tun?
Okay, ich weiß, Thema verfehlt, 5, setzen.
Ich glaube, ich spiele meistens für mich, ich rede mit mir beim Spielen. Manchmal, in seltenen Momenten, auf Sessions häufiger als mit der Band, kommt es zu einem Dialog mit einem Mitmusiker. Das sind dann besonders schöne Momente. Mit bOOgie hab ich schonmal so Zwiegespräche auf Sessions, oder Lothy.
Keep rockin'
Friedlieb
NP: Towering Fool/Gov't Mule
: Also: Wer Musik macht, live, im Übungsraum oder daheim: Redet der mit sich oder mit Anderen? Und wenn er (nur) mit sich redet, ist das dann so in Ordnung?
danke für diesen Thread. Überhaupt mehren sich in letzter Zeit die hochkarätigen Diskussionen hier, ich bin ganz beglückt (btw. willkommen und danke an Kurt) und so.
Da schon viel gesagt wurde, fang ich mal weiter vorn an. Ich halte das nämlich in allererster Linie für eine ur-philosophische Frage:
Tut nicht jeder Mensch letztenendes alles, was er tut, für sich selbst?
Bei Egoisten oder Egozentrikern wird das schnell klar.
Aber auch Gebende könnten das alles ja für sich selbst tun. Und damit meine ich nicht nur die Kategorie "Fishin' for Compliments". Nehmen wir mal so Leute wie Mutter Theresa. Nehmen wir an, sie hätte wesentlich weniger an Dank und Anerkennung geerntet, als sie an guten Taten gesät hat. Trotzdem kann sie all das Gute für sich selbst getan haben; eben weil sie weiß, daß es richtig ist, was sie tut, geben die Taten ihr ein tiefes Glück.
Also, anders gefragt: gibt es irgendwas, was wir wirklich nur für andere tun?
Okay, ich weiß, Thema verfehlt, 5, setzen.
Ich glaube, ich spiele meistens für mich, ich rede mit mir beim Spielen. Manchmal, in seltenen Momenten, auf Sessions häufiger als mit der Band, kommt es zu einem Dialog mit einem Mitmusiker. Das sind dann besonders schöne Momente. Mit bOOgie hab ich schonmal so Zwiegespräche auf Sessions, oder Lothy.
Keep rockin'
Friedlieb
NP: Towering Fool/Gov't Mule
Hi Ferdi,
: weil sie nicht gelernt haben, wie man Rhythmusspiel im Bandzusammenhang einsetzen kann / muss / sollte.
das Thema hatten wir schon oft und ich sag da jetzt nochmal was dazu, was vielleicht im Widerspruch zu meinem gerade eben abgesonderten Statement zu stehen scheint:
Wer banddienlich spielt, hat mehr Spaß.
Dazu gehört man natürlich auch, daß man nicht nur (zumindest an der Oberfläche seiner Seele) für die anderen spielt, sondern auch und vor allem auf die anderen hört.
Emil hat das zum Thema Rhytmusgitarre mal sehr schön ausgedrückt: es soll nicht auffallen, daß Du spielst, aber es soll auffallen, wenn Du nicht mehr spielst.
Mir ist das bei Sessions schon öfter aufgefallen: spielt man irgendein Solo, passiert gar nichts, spielt man zurückhaltender und überwiegend Akkorde, hört man nachher, das hätte aber schwer gerockt, was man da gespielt hat.
Keep rockin'
Friedlieb
: weil sie nicht gelernt haben, wie man Rhythmusspiel im Bandzusammenhang einsetzen kann / muss / sollte.
das Thema hatten wir schon oft und ich sag da jetzt nochmal was dazu, was vielleicht im Widerspruch zu meinem gerade eben abgesonderten Statement zu stehen scheint:
Wer banddienlich spielt, hat mehr Spaß.
Dazu gehört man natürlich auch, daß man nicht nur (zumindest an der Oberfläche seiner Seele) für die anderen spielt, sondern auch und vor allem auf die anderen hört.
Emil hat das zum Thema Rhytmusgitarre mal sehr schön ausgedrückt: es soll nicht auffallen, daß Du spielst, aber es soll auffallen, wenn Du nicht mehr spielst.
Mir ist das bei Sessions schon öfter aufgefallen: spielt man irgendein Solo, passiert gar nichts, spielt man zurückhaltender und überwiegend Akkorde, hört man nachher, das hätte aber schwer gerockt, was man da gespielt hat.
Keep rockin'
Friedlieb
Hallo Friedlieb,
Danke für die "Willkommenheißung".
Zum Thema "viel Spielen" (irgendein Solo mit vielen Tönen) bzw. "weniger Töne spielen" ...
: Mir ist das bei Sessions schon öfter aufgefallen: spielt man irgendein Solo, passiert gar nichts, spielt man zurückhaltender und überwiegend Akkorde, hört man nachher, das hätte aber schwer gerockt, was man da gespielt hat.
... soll mal ein berühmter Jazzer (ich weiß aber nicht wer) gesagt haben:
"Jazz is what you don't play" (Die Betonung liegt dabei auf dem Wort "don't", nicht auf "you" ;-) er wollte sicher keinen beleidigen).
Gruß,
Kurt
Danke für die "Willkommenheißung".
Zum Thema "viel Spielen" (irgendein Solo mit vielen Tönen) bzw. "weniger Töne spielen" ...
: Mir ist das bei Sessions schon öfter aufgefallen: spielt man irgendein Solo, passiert gar nichts, spielt man zurückhaltender und überwiegend Akkorde, hört man nachher, das hätte aber schwer gerockt, was man da gespielt hat.
... soll mal ein berühmter Jazzer (ich weiß aber nicht wer) gesagt haben:
"Jazz is what you don't play" (Die Betonung liegt dabei auf dem Wort "don't", nicht auf "you" ;-) er wollte sicher keinen beleidigen).
Gruß,
Kurt
