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(Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Liebe Gemeinde!

Es wäre albern, seine Meinung nicht zu ändern, wenn man klüger wird. Ich bin mir sicher, dass ich auch schon einmal diese berühmt-berüchtigte Serienstreuung von Gitarren heftig bejaht habe. Mittlerweile bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.

Wer hat denn mal wirklich ernsthaft bei einem der ganz großen Händler verlangt, bitteschön alle himmelblauen Made-in-Zamonien Erniecasters aus der 4711-Serie aus dem Lager hingestellt zu bekommen? Selbstverständlich mit gleichem Setup von Tonabnehmerhöhe, Saitenlage, Halsneigung, gleichen Saiten etc.? Alleine ein anständiges Setup kann aus einer guten Gitarre eine totale Gurke machen. Ob die Gurke eine gute Gitarre ist, kann man erst wissen, wenn sie anständig eingestellt ist.

Das übliche Szenario sieht doch so aus, dass der (potenzielle) Käufer in einem Laden mit einer Gitarre gar nicht richtig glücklich wird, die er vorher beim Lesen von irgendwelchen Zeitschriften oder Katalogen noch angebetet hat. Dann wird was anderes vom gleichen Hersteller getestet, für gut befunden und über Serienstreuung geredet. Oder ein anderer Laden gesucht, da - nach einer halben Stunde Autofahrt mit Musik oder gar erst Wochen später - das gleiche Modell noch einmal gespielt. Selbstverständlich mit einer ganz anderen Erwartungshaltung und plötzlich ist die Gitarre toll. Vielleicht sogar noch in einer anderen Farbe - statt deckendem Lack in sunburst oder gar transparent lackiert. Serienstreuung? Sehe ich so nicht bewiesen.

Hey, ich behaupte nicht, dass alle Gitarren gleich seien. Wirklich nicht. Aber die wirklich baugleichen flatschneuen Gitarren aus brandaktueller maschineller Herstellung, die keiner gespielt hat, machen untereinander nicht so richtig viel Unterschied, denke ich. Nochmal: Absolut neue, gleiche Modelle mit gleichem Setup. Nicht eingespieltes, gut eingestelltes Modell AB Baujahr 2002 mit Modell XY Baujahr 2005 direkt aus dem Karton verglichen.

Natürlich gibt es da noch den Faktor Holz. Jedes Stück ist anders, jaja. Aber wenn das Ergebnis nicht wenigstens tendenziell vorhersehbar ist, wie zum Uhu bekomen dann die kleinen Hersteller eine stetige Qualität hin?

Alles in allem bin ich der Ansicht, dass diese Serienstreuung erheblich kleiner ausfällt, als wir immer behaupten.

Was denkt ihr?

Gruß

Matthias


Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Moin Matthias,

zumindest in der maschinellen Großproduktion kann, mMn, der Unterschied nicht so groß sein, zumindest nicht hörbar.
Ein Tausendstel mm mehr oder weniger Lack, ein paar anders verlaufende Maserungen u.ä. können keine großen Auswirkungen haben. Wohl aber könnte ich mir vorstellen, dass bei unterschiedlichen Lackqualitäten (seidenmatt, hochglanz oder gar kein Lack) das gleiche Modell anders klingt.

In der maschinellen Großproduktion wird mittlerweile fast alles den Computern überlassen.

Was aber bei einem Vergleich nicht zu vergessen ist, bist Du selber. Denn Dein Hörempfinden ändert sich während des Spiels, Deine Finger werden geschmeidiger etc..
Ich denke daurch ergeben sich diese subjektiven Unterschiede.

Etwas anders ist es aber mit Sicherheit bei Klampfen aus kleinen Produktionen, handmade.

Gruß Waufel

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi,

Es wäre albern, seine Meinung nicht zu ändern, wenn man klüger wird.

gut.

Aber die wirklich baugleichen flatschneuen Gitarren aus brandaktueller maschineller Herstellung, die keiner gespielt hat, machen untereinander nicht so richtig viel Unterschied, denke ich.

Fahr zu Musik Produktiv und spiele nacheinander zehn Mexico-Strats des gleichen Modells. Danach weißt du, dass es Serienstreuung gibt.

Natürlich gibt es da noch den Faktor Holz. Jedes Stück ist anders, jaja. Aber wenn das Ergebnis nicht wenigstens tendenziell vorhersehbar ist, wie zum Uhu bekomen dann die kleinen Hersteller eine stetige Qualität hin?


Indem sie nicht jedes Stück Holz verwenden, dass sie einkaufen.

cu, ferdi

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Mojn 2T,

Ich muss gestehen, dass ich dazu nicht viel schreiben kann weil ich mir noch nie die Mühe gemacht habe, zehn baugleiche Idefix-Spitzkopf- oder Yamaha-Sperrholzklampfen gegeneinander zu probieren - wozu auch???

Aber in den oberen Regionen der bei uns gleichermaßen beliebten Steelstring-Gitarren meine ich schon, dass es kleine, aber feine Unterschiede gibt, nicht der Qualität, sondern des 'Charakters' oder wie immer man das nennen will. Die wohl auf das Material zurückgehen und nicht auf das Setup oder was der Gitarrenbauer gefrühstückt hat. Deswegen lohnt sich hier besonders die Prüfung, bevor man sich ewig bindet. Ähnliches dürfte auch für bessere E-Gitarren gelten. Aber hier fehlt mir als notorischem Ebay-Kunden erst recht die Empirie.

Schöne Grüße, 1T

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Tach.


Einerseits an die Klang"optimierung", sagen wir Klangveränderung durch Beschallung/Einspielen/Einschwingen zu glauben, andererseits aber nicht an Serienstreuung, sei sie nur Holzbedingt* anzuzweifeln, halte ich für äusserst merkwürdig.

Das ist wie die Metalfans, die immer Toleranz gegenüber Langhaarigen einfordern, dann aber über ihre eigene Familie herfallen, weil sich einer die Haare abschneidet.

Oder so ähnlich.

Gruß,
Felix

* Und mal ehrlich: Dem Holz traue ich eine größere Toleranz zu als z.B. den maschinell gefertigten Widerständen mit ihren 5% Schwankungen. Die, im Amp verbaut, hörbar sind.

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi,

Es wäre albern, seine Meinung nicht zu ändern, wenn man klüger wird.

gut.

Aber die wirklich baugleichen flatschneuen Gitarren aus brandaktueller maschineller Herstellung, die keiner gespielt hat, machen untereinander nicht so richtig viel Unterschied, denke ich.

Fahr zu Musik Produktiv und spiele nacheinander zehn Mexico-Strats des gleichen Modells. Danach weißt du, dass es Serienstreuung gibt.

Natürlich gibt es da noch den Faktor Holz. Jedes Stück ist anders, jaja. Aber wenn das Ergebnis nicht wenigstens tendenziell vorhersehbar ist, wie zum Uhu bekomen dann die kleinen Hersteller eine stetige Qualität hin?


Indem sie nicht jedes Stück Holz verwenden, dass sie einkaufen.

cu, ferdi

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hallo Felix,

: Einerseits an die Klang"optimierung", sagen wir Klangveränderung durch Beschallung/Einspielen/Einschwingen zu glauben, andererseits aber nicht an Serienstreuung, sei sie nur Holzbedingt* anzuzweifeln, halte ich für äusserst merkwürdig.

Ich sehe nicht ganz, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Die Klangveränderung durch Einschwingen, in welcher Form auch immer, habe ich mehrfach erlebt.

Den echten Vergleichstest - da bleibe ich hartnäckig - habe ich so noch nicht erlebt. Wenn mir jetzt jemand, der regelmäßig neue Instrumente in Händen hält - kurz gesagt, ein Verkäufer eines großen Ladens o.ä. - dazu was sagen kann, dann sieht das wieder anders aus.

Gruß

Matthias

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hallo 1T,

: Aber in den oberen Regionen der bei uns gleichermaßen beliebten Steelstring-Gitarren meine ich schon, dass es kleine, aber feine Unterschiede gibt, nicht der Qualität, sondern des 'Charakters' oder wie immer man das nennen will.

Ich weiß nicht recht. Die Logik, dass es bei preiswerten Instrumenten Gurken gibt, bei höherwertigen aber gar nicht, mag mir noch nicht einleuchten.

Und wo sind eigentlich die ganzen Gurken? Wenn wirklich ein nennenswerter Prozentsatz der hergestellten Klampfen einfach Schrott ist, wer kauft den denn dann?

Gruß

Matthias

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi ferdi,

: ich verstehe nicht, was du meinst. Das Suboptimale Material WIRD bei Anderson und Suhr erst gar nicht zu einer Gitarre.

Okay, aber was ist mit den ganzen angeblich so schlechten Fenders und Ibanezzen? Werden die von Halbtauben gekauft, die nie die guten Exemplare gehört haben?

Übrigens ist meiner Meinung nach Gibson bei seinen aktuellen Solidbodies ein Hersteller ganz ohne Qualitätsschwankungen. Alles was ich gesehen habe, war Mist. Ist doch auch was.

Gruß

Matthias

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi,

was ist mit den ganzen angeblich so schlechten Fenders und Ibanezzen? Werden die von Halbtauben gekauft, die nie die guten Exemplare gehört haben?

letztens Endes ja. Von welchen, die nicht ausprobieren, ob eine der 20 besser ist als die anderen :o) oder die nicht wissen, was gut ist. Oder - als Schwermetaller zB will man kein dynamisches Instrument mit vielen Obertönen. Sustain reicht.


Übrigens ist meiner Meinung nach Gibson bei seinen aktuellen Solidbodies ein Hersteller ganz ohne Qualitätsschwankungen. Alles was ich gesehen habe, war Mist. Ist doch auch was.

Um das zu kaschieren, hat man die Preise so angezogen, dass alle meinen, die MÜSSEN doch gut sein. Es funktioniert.

Ich freu mich auf Berlin!

cu, ferdi

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Mojn 2T,

: Aber in den oberen Regionen der bei uns gleichermaßen beliebten Steelstring-Gitarren meine ich schon, dass es kleine, aber feine Unterschiede gibt, nicht der Qualität, sondern des 'Charakters' oder wie immer man das nennen will.

Ich weiß nicht recht. Die Logik, dass es bei preiswerten Instrumenten Gurken gibt, bei höherwertigen aber gar nicht, mag mir noch nicht einleuchten.

Und wo sind eigentlich die ganzen Gurken? Wenn wirklich ein nennenswerter Prozentsatz der hergestellten Klampfen einfach Schrott ist, wer kauft den denn dann?


Irgendwie ist mir nicht mehr so ganz klar, worauf Du eigentlich hinaus willst. "Logik" unterstellst Du meinem Beitrag übrigens völlig zu Unrecht, er spiegelt vielmehr meine äußerst bescheidenen Impressionen vom Anspielen einiger weniger (qualitätsmässig wie preislich) 'besserer' Gitarren. Im Vergleich dazu sind die billigeren latürnich alle mehr oder minder 'Gurken', aber bekanntlich ist alles im Leben relativ.

Aber vielleicht können die Gitarrentester und -verkäufer hier im AS ja den Diskurs aus dem Bereich der Spekulation in den der abgesicherten Empirie überführen (Yeti, Andreas), denn die haben nun wirklich die meisten Instrumente in der Hand gehabt.
Ich selber wäre, wie gesagt, nicht Masochist genug, mir zwanzig Kaufhausgitarren anzutun, um Deine Ausgangshypothese zu verifizieren..

Schöne Grüße, 1T

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi,

Ich selber wäre, wie gesagt, nicht Masochist genug, mir zwanzig Kaufhausgitarren anzutun, um Deine Ausgangshypothese zu verifizieren...

meine Rockinger Strat hab ich ja - wie vielleicht schon mal angeklungen ist - seiner zeit in einem Flachblatt-Preisausschreiben gewonnen. Ein echter Bausatz noch, nix "5-minute-kit" oder so. Mir waren zwei Dinge sofort klar, wie ich meinte:

1. Ich hatte voll Bock auf ne Strat (spielte zu jener Zeit zwei Hamers, eine Goldtop Custom P90 und einer Special P90)

2. Ich musste die Rockinger zu Geld machen um "eine richtige Strat" zu finanzieren.

Ich hab den Hals von einem Gitarenbauer einsetzen lassen, den Rest hab' ich selber gemacht, und dann zog ich los, um "richtige Strats" gegenzutesten.

Zum Einsatz kamen mehrere Jimmy Vaughan Strats, zwei an sich identische Blades (mit Midboost), mehrere US-Fenders (ich glaube eine hieß "lone star") und eine ganz tolle Custom Shop limited edition blablabla.

Zwei Dinge stellten sich dabei heraus:

Die JV Strats hatten das beste Preis/Leistungsverhältnis, gefielen mit eigentlich gut, hatten aber von der Obertonentwicklung alle was anders auf Lager. Eine weiße mit Ahorneinteiler fand ich am besten.
Die Blades klangen ziemlich gleich. Gleich platt. Ich glaube schon, dass Levinson gute Gitarren bauen kann, diese waren aber zu sehr auf Mitten gezüchtet (sehr dickes Palisandergriffbrett usw) und hatten nicht die Knallig- und Perligkeit, die ich suchte.
Die US-Strats fand ich alle unterschiedlich. am schlechtesten, weil am wenigsten knackige die Custom Shop Strat. Ist alles schon ein paar Jahre her.

Meine Rocky hatte von der Lebhaftigkeit der Ansprache, Obertonentwickllung, Knalligkeit usw schlichtweg klar die Nase vorn und war jeder Gitarre im Laden überlegen.

Andere stehen zwar zu ihren Rockys, finden sie aber nicht sooo überlegen gut.

All das spricht mMn stark für Serienstreuung. Ich werde die Rocky (mittlerweile lipstickisiert) mit nach Berlin nehmen. Sie hat fast keinen Output, aber ein sehr wuchtiges, obertonreiches, perliges Klangbild.

cu, ferdi

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hallo Matthias,

Serienstreuung gibt es durchaus. Ich verweise einfach mal auf einen älteren Thread von mir :

http://www.aussensaiter.de/archiv/posting.php?id=61567&mark=mexico+strat

Da habe ich ca. 5-7 verschiedene Strats augepackt und gespielt. Warum ? Weil ich an etlichen was zu meckern hatte. Sei es die Bundierung, die mal nicht ganz so toll war, sei es die Lackierung oder auch einfach mal der Klang.

Es GIBT eindeutig Unterschiede innerhalb einer Serie, und es ist ganz klar, woran da liegt :

Die Dinger werden eben nicht hauptsächlich von Maschinen hergestellt. Da gibt es Leute, die das Holz einkaufen und Leute, die das eingekaufte Holz für die Gitarren passend raussuchen. Gerade Fender ist bekannt dafür, das Holz zu nehmen, das verfügbar ist. Im Falle meiner Strat kam ich glaube Pappel und Erle in Frage. Ich habe Erle erwischt. Schön.

Pappel wird wohl etwas anders klingen. Wenn dem nicht so wäre, bräuchte man wohl keine Diskussionen um Hölzer führen. Dann würde jedes Brett gleich klingen.

Weiter geht´s mit Lackieren : Auch das macht wohl irgendjemand, und dieser jemand wird gute und schlechte Tage haben, wie jeder von uns.

Gleiches gilt für das Bundieren, wo man um Handarbeit auch nicht drumherum kommt.

Und so weiter und so fort.

Serienstreuung gibt es also auf jeden Fall. Und nicht nur bei 400 Euro Instrumenten; das zieht sich durch alle Preisklassen. Kleine Instrumentenbauer mit Hang zum Perfektionismus vielleicht mal ausgenommen. Aber in den Preisklassen (sagen wir mal ab 3000 Euro aufwärts) ist alles ausser Perfektion eh nicht tolerierbar.

...und jetzt mal den Bogen auf ein paar Threads weiter tiefer :

Kaufen im Online-Shop ist ätzend. Wieviele Instrumente soll man sich denn schicken lassen, bis man eines bekommt, was einem RICHTIG GUT gefällt ?

Nene, da gehe ich lieber in den Laden. Auch wenn da tausend Kiddies rumrennen und "Enter Sandman" prügeln; aber ob ne Gitarre gut verarbeitet ist und sich gut anfühlt (und damit schon mal ein grosser Teil einer guten Gitarre abgehandelt ist) kann ich auch so in 5 Minuten festellen; da braucht man die Axt noch nicht mal für an einen Amp hängen.

Gruß
Stefan

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi Matthias,
wenn z.B. am ersten Tag der Messe am Fenderstand der Wald voller Strats nicht mehr zu sehen ist, dann gehe ich davon aus, dass die perfekt eingestellt, neu besaitet und furchtbar liebevoll geputzt worden sind.
Letztes Jahr konnte man jede Strat aus den Hängern nehmen und KEINE klang wie die andere.
Auch identische Serien - alles unterschiedlich.
Aber neben den reinen Klangeigenschaften kommt auch viel an Unterschieden im reinen Anfassen zu Tage.
Instrumente werden eben trotz aller Fräsen und CNC und Trallala doch noch von Menschen gebaut und so kann es sein das die eine in Deine Hände fällt und man sich "zu Hause" fühlt und aus der gleichen Serie sind die Bünde komisch, der Hals passt irgendwie nicht.... es springt kein Funke über.
Sagen wir so - keine Strat wäre heute im Laden so schlecht, als dass man nicht schnell den Gig am Abend mit ihr spielen könnte.
Aber wenn Du den Unterschied im Obertonspektrum, in Ansprache und Tonentfaltung zwischen einzelnen Strats nicht hören kannst.... dann hast Du´s richtig gut... oder schlecht - alles eine Sache des Standpunktes ;-)

Grüße
MIKE

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi! 2 Gitarren absolut gleich einzustellen halte ich für nahezu unmöglich! Dazu müßten beide exakt den gleichen Hals haben (bei Gibson zB. ist da schon mal ein Hals einen halben millimeter flacher oder auch schmaler), der Sattel müßte exakt gleich gekerbt sein, auch noch im gleichen Winkel, der Hals müßte sich gleich krümmen wie der andere (halte ich für sehr unwahrscheinlich) , etc., etc., etc.! Ich habe hier 4 x die gleiche Gibson Les Paul Special in worn black, aus einer Lieferung, und jede klingt anders. Entscheidend ist hier das Holz, das sehr unterschiedlich ausfällt, was am Gewicht sehr deutlich zu spüren ist! Die schwerste der 4 hatte auch den fettesten Klang, die leichteste war die schnellste und spritzgste. Dazu kommt auch noch aus wievielen Teilen der Body besteht! Bei Gibson teilweise aus bis zu 4 Teilen. Ich lasse den Kunden entscheiden, welche ihm am besten liegt, und dann wird die Guitar ganz genau auf seine Bedürfnisse eingestellt. Der Sattel wird optimiert (da immer zu hoch , und auf die jeweilige Saitenstärke) , der Hals und die Oktavreinheit eingestellt, der Steg eventuell auch noch nachgekerbt und entgratet! Dann wird aus dieser Guitar eine "richtige" Guitar! Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht! Das alles vorher zu tun macht keinen Sinn! Beispiel: Ein Kunde der richtig Akkorde schrammelt, und voll reinlangt braucht einen Sattel, der etwas mehr Luft hat, damit die leeren Saiten frei schwingen können! Wenn da der Sattel dann zu tief ist, dann macht es keinen Spaß! Aus diesen Gründen passe ich das Instrument erst beim Kauf an, und da gehen dann schon auch mal noch 1-2 Stunden drauf, bis alles optimal paßt!
Noch ein kleines Beispiel: Wenn bei zwei identischen (wenn´s das gäbe) Guitars die Pickups im Abstand zur Saite nur um einen halben Millimeter differieren, klingt die eine schon fetter und kräftiger als die andere! Mein Tipp: In einen Laden gehen, sich nach der gewünschten Guitar umschauen, in die Hand nehmen, den Hals fühlen, sich vom Chef den Hals einstellen lassen (ist schnell gemacht), und dann probe spielen. Dabei clean das Teil testen wie sauber und gleichmäßig die Töne ausklingen. Wenn da schon ein Ton abkackt, das Ding wieder wegstellen. Wenn da dann alles paßt, dann das Teil kaufen, und vom "Fachmann" richtig einstellen und optimieren lassen. Zu mir kommen sehr oft Kunden mit neu gekauften Guitars, die gar nicht eingestellt wurden. Ich halte das für ein Armutszeugnis des Händlers, der diese Guitar verkauft hat. Die Guitar muß vom Händler eingestellt werden, bevor er sie an den Kunden übergibt! Euer Auto bekommt ihr ja auch mit Reifen und fahrbar ausgeliefert!
Nice Weekend! "ACY" www.acys-lounge.de

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hallo!

: Sagen wir so - keine Strat wäre heute im Laden so schlecht, als dass man nicht schnell den Gig am Abend mit ihr spielen könnte.

Jau, das sehe ich genauso und das ist auch der Punkt, den ich meine. Als reine Gebrauchsgeräte sind die meisten der angebotenen Gitarren brauchbar oder vielleicht sogar einen Hauch besser als das.

Gruß

Matthias

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hallo ferdi,

sonst respektiere ich Deine Meinung in Geschmacksfragen (siehe tubes, speaker) wirklich sehr, aber hier weht mir gar stürmisch der Wind um die Hutschnur:

oder die nicht wissen, was gut ist. Oder - als Schwermetaller zB will man kein dynamisches Instrument mit vielen Obertönen. Sustain reicht.

Sorry Pal, that's such a Crap. Ya're not involved, you know.

Zunächst: als Super-Schwermetaller aus den Extrem-Bereichen braucht man kein Sustain. Wofür auch, wenn hauptberuflich unsisono zur Bassrum 64tel im Stakkato gekloppt werden?

Gut, es gibt da die Soli, wo aber so oft die Klampfe mit der Box ein entsprechendes Feedback produziert... das hat man fast immer im Heavy-Bereich, da muß das Sustain der Gitarre im cleanen Bereich nicht wirklich gut sein...

Auffällig ist auch noch, daß die super-harten Jungs aus dem kränklich-satanisch-angehauchten Black Metal-Ecke ("Cradle Of Filth") oder aus den technisch-überirdischem Metall-Gefilde (Meshuggah?) einen schön-mittigen Gitarrentone haben, und siehe da, Endorser ist PRS!!!!!! Bitte kurz drüber nachdenken! Ja, man hört es. Aber dazu muß man sich damit beschäftigen, das Thema "Klischees" soll hier gar nicht angesprochen werden. Aber ich bin mit Metal "groß geworden" und mach zwar vieles andere an der Gitarre, aber ich empfinde es als persönliches Bedürfnis mit dem Gerücht aufzuräumen, daß alle Metal-Gitarristen einen shice-Geschmack hätten. Den "Guten Geschmack (tm)" haben nicht (nur) Blues-Puristen für sich gepachtet. Alle dahingehenden Meinungen gehen mir auf den S*ck.

Man kann auch als Heavy-Spieler wissen, was gut ist.

Meine Haus-und-Hof-Ketarre ist seit vielen Jahren die gleiche. Zeter, Mordio, es ist eine IIIbanezzzzzzzz mit spitzer KopfPlatte und FloydDingsda. Na und? Mein Amp--> eine Heavy-ENGL-Schleuder... ja und?

Ich höre immer öfter von verschiedenen und auch meiner Ansicht nach respektablen Quellen, daß mein Tone nicht ganz Shicé ist. Ich find das gut und versuche, mit dem mir zur Verfügung stehenden Werkzeug besser zu werden. Wenn sich dann jemand über die Musik freut, die im Endeffekt rauskommt, liegt es irgendwann nicht mehr an dem Stück Holz mit Drähten dran (vulgo Ketarre), sondern an MIR. Und dabei ist es mir egal, ob ich mich gerade an Metall, (Prog)- Rock, meine Anfänger-Jazz-Klamotten, Funk, Pop, Blues etc.... versuche.... die Basics sind gleich. Die Theorie ist immer die selbe, und wenn Du wüßtest, wie offen Heavy Metal heutzutage dem strengen Formbewußtsein des Jazz gegenüber steht... wie sehr Metaller sich mit theoretischen Erscheinungen wie phrygischen, lydischen, mixolydischen Skalen auseinanderseten, oder wie Quartsextakkorde in ihren Umkehrungen innerhalb der Band verteilt werden, damit es bloß nicht "klassisch" klingt...

Wer auch immer es gut findet, was ich da zusammenholze (oder auch super schlecht, ist austauschbar), dem/ der ist es egal, was auf der Kopfplatte steht. Einen Nichtgitarristen interessiert das eh nicht. Da kommts dann eher auf die Farbe der Gitarre an.

Schönen Gruß
burke

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Guten Morgen, burke,

aber hier weht mir gar stürmisch der Wind um die Hutschnur [...] Den "Guten Geschmack (tm)" haben nicht (nur) Blues-Puristen für sich gepachtet. Alle dahingehenden Meinungen gehen mir auf den S*ck.[/i]

in welches Wespennest habe ich den da getreten? Blues-Purist? Ich? Wo ich doch das letzte Mal vor etwa zehn Monaten Blues gehört habe - kein Witz.

Dass Schwermetaller kein Sustain brauchen, OK, OK. Ansonsten kann ich wenig Zusammenhang zwischen deinem Posting und meinem herauslesen. Dass eine Eschenstrat mit Ahorn-Einteiler auch mit dem heißesten Steg-Humbucker für harte Musik nicht taugt und dass der Grund dafür die Dynamik und Obertonentwicklung ist, dass hatte ich behauptet und dabei bleibe ich. Dagegen klingt eine PRS wie ein nasser Sack (sofern ich das nach 5 PRS meines Mitgitarristen beurteilen kann). Gestern Abend habe ich meine Lipstick-Rocky gespielt, oh je, da kommen neben Bass-Wucht fast NUR Obertöne raus, dagegen ist meine Warmoth direkt adipös. Für unsere kernige Musik ist die Rocky ja schon zu knallig-obertonreich, das wird bei noch härterer Musik nicht besser.


wenn Du wüßtest, wie offen Heavy Metal heutzutage dem strengen Formbewußtsein des Jazz gegenüber steht... wie sehr Metaller sich mit theoretischen Erscheinungen wie phrygischen, lydischen, mixolydischen Skalen auseinanderseten, oder wie Quartsextakkorde in ihren Umkehrungen innerhalb der Band verteilt werden, damit es bloß nicht "klassisch" klingt...

Weiß ich alles! Höre das mitunter sogar! Hatte ich zu "Form" irgendwas gesagt?

Burke, ich sehe, dass ich da was ausgelöst habe, dessen Ursache mein Posting nicht sein kann... irgendeine Art Reflexhandlung... kann das sein? So, wie "Blueser" immer gleich den "Ton" beschwören, wenn sie vermuten, man bezeichne "ihre Musik" als "einfach"?

Kommste nach Berlin?

cu, ferdi




Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Lieber Ferdi,

Dass eine Eschenstrat mit Ahorn-Einteiler auch mit dem heißesten Steg-Humbucker für harte Musik nicht taugt und dass der Grund dafür die Dynamik und Obertonentwicklung ist, dass hatte ich behauptet und dabei bleibe ich.

Da empfehle ich ein unvoreingenommenes Reinhören in beispielsweise Billy Talent. Esche-Strat (gut, mit RW-Neck, aber soo fett macht der den Kohl nun auch nicht). Recht harte Musik mit verzerrtem - richtig gutem - Strat-Ton. HIER


Dagegen klingt eine PRS wie ein nasser Sack (sofern ich das nach 5 PRS meines Mitgitarristen beurteilen kann)

Ich bin es zwar schon etwas müde, aber ich glaube, da eher auf Deine äusserst subjektive Wahrnehmung von "Ton" verweisen zu können.

Grundsätzlich kann ich im Zusammenhang mit dieser Diskussion nur folgendes beisteuern: Momentan ist eine Band aus Bulgarien in Berlin, mit der ich ziemlich eng befreundet bin. Diese Jungs hatten vorgestern abend in einem der besseren Berliner Clubs einen Gig, der Sound war überwältigend. Tight, höchst dynamisch und definiert. Ihre Musik ist ein Mischung aus U2, Placebo und eigenem Kram (inkl. Pedal Steel Spieler), ist also kein Geknüppel sondern teilweise sehr filigran und hochkomplex. Dabei spielen die Instrumente, die wir als dogmatisierte Westeuropäer höchstens müde belächeln würden.

Immer mehr wird mir klar - und dabei wird mir mein eigener Zugang zu diesem Thema auch immer unangenehmer - daß die meisten Equipmentfetischisten in ihrem Musikuniversum dem "machen" am allerwenigsten Bedeutung zuwenden. Sehr schade, wenn man mich fragt.

Grüsse
Alex

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Moin nochmal, in etwas ruhigerer Stimmung ;-).

in welches Wespennest habe ich den da getreten?

Sorry, meine Laune war schlecht, Du hast es abgekriegt.

Dass eine Eschenstrat mit Ahorn-Einteiler auch mit dem heißesten Steg-Humbucker für harte Musik nicht taugt

...sehe ich immer noch anders. Kommt auf den Amp an. Presence mild dosieren, Röhren komprimieren lassen...

Burke, ich sehe, dass ich da was ausgelöst habe, dessen Ursache mein Posting nicht sein kann... irgendeine Art Reflexhandlung... kann das sein? So, wie "Blueser" immer gleich den "Ton" beschwören, wenn sie vermuten, man bezeichne "ihre Musik" als "einfach"?

Das kann durchaus sein. Eine Art Allergie gepaart mit einem vorschnell gelesenen Beitrag.

Vorschlag: Du baust einen Humbucker in den Steg Deiner Rocky, und ich spiel Metal darüber ;-).

Ob das allerdings in Bär-lin passieren wird, kann ich beim jetztigen Stand meiner Terminplanung noch gar nicht sagen.

Gruß
burke

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi, ferdi.

Es gibt kaum eine Musik bei der die Ansprache und das Reaktionsvermögen der Gitarre derart beansprucht wird wie bei harter Musik wie Metal. Je schneller das Auto fährt, desto sensibler die Lenkung.

Dass die harte Metal-Zerre zwangsläufig alles an Feinheiten einplaniert, ist ein meines Erachtens unsinniges Klischee. Ebenso könnte man behaupten, man könne für Surfmusik jede Drecksgitarre nehmen weil der Federhall eh jede Nuance zurauscht.

Die Verzerrung verzerrt das Bild der Gitarre auf vielerlei Weise. Wie in ein Zerrspiegel treten dann gewisse Eigenschaften in den Hintergrund, werden im Zusammenhang vernachlässigbar. Andere werden extrem vergrößert und dort werden Schwachstellen unverzeihlich sichtbar.

Die Reaktion von burke ist vielleicht etwas heftig, andererseits ist es als Metal-Fan aber auch mitunter nicht leicht in einem Forum im dem eher ein sehr konservativer Musikgeschmack vorherrscht. Und unter den konservativen Musikgeschmäckern bist Du halt einer der Leidenschaftlichsten und Ausgesprochensten.


Gruß,
groby
*

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi Alex,

ich nehme sofort alles zurück und behaupte das Gegenteil. Es gibt mehr falsche Hälse als ich ahnte.

Letzten Endes möchte ich meinen Kommentar zu dieser Diskussion auf die Aussage reduzieren, über Sound zu sprechen ist so, wie über Architektur zu tanzen.

Was der eine überwältigend findet, entlockt dem anderen kein müdes Lächeln. Sagt das was über die Qualität des Sounds aus? Nein. Gefragt, welcher mir am besten gefällt, würde ich trotzdem immer sagen "SRV im El Mocambo und dann kommt lange nichts". Das dass andere für dünnes Geplinke halten macht mir nichts. Dass sich die meisten Esche-Fenders in der Blues-Country, vielleicht noch Rock-Ecke befinden, die meisten Pappel-Floyd-Gitarren in der Metal usw.-Ecke hielt ich bislang für eine Tatsache.

Immer mehr wird mir klar - und dabei wird mir mein eigener Zugang zu diesem Thema auch immer unangenehmer - daß die meisten Equipmentfetischisten in ihrem Musikuniversum dem "machen" am allerwenigsten Bedeutung zuwenden. Sehr schade, wenn man mich fragt.

Wenn du dabei eine reziproke Entsprechung von Forumsbeteiligung und Musikmachen unterstellst, dann schau dir meine Statistik der letzten Wochen an.

Woher die Mär stammt, ich hätte etwas gegen schwerst verzerrte Musik, weiß ich nicht. Meinem Mitgitarristen mako jedenfalls werfen meine Hörgewohnheiten des öfteren die Stirn in Falten. Ich habe gerade erst eine extensive Linkin Park-Phase hinter mir. Dass die PRS spielen, kann mich nicht bewegen, eine haben zu wollen.

cu, ferdi

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Moin Ferdi,

Wenn du dabei eine reziproke Entsprechung von Forumsbeteiligung und Musikmachen unterstellst, dann schau dir meine Statistik der letzten Wochen an.

neinneinnein, ich wollte Dir weder etwas unterstellen, noch habe ich das explizit auf Dich bezogen. Sonst hätte ich auch "ferdi" geschrieben. Nicht umsonst habe ich mich deutlich mit einbezogen in die Aussage.

Letztlich wollte ich sagen, daß das, was hier allgemein als Gurke, nasser Sack, Pling-Gitarre oder sonstwie bezeichnet wird, durch andere dazu benutzt wird, unglaublich gut klingende Musik zu machen und daß die Zeit, die wir für Diskussionen um irgendwelche Nuancen verbrauchen nur vorhanden ist, weil wir uns eben mehr mit dem theoretisieren als dem machen beschäftigen. Und das finde ich schade!

Grüsse
::alex

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Guten Morgen, groby,

Die Reaktion von burke ist vielleicht etwas heftig, andererseits ist es als Metal-Fan aber auch mitunter nicht leicht in einem Forum im dem eher ein sehr konservativer Musikgeschmack vorherrscht.

Es gibt schlimmeres. Z.B. ein Forum voller Metal-Fans ;-). Zudem hat sich mein Gemüt beruhigt, und nun wird wieder Jazz gehört :-).

Gruß
burke

NP: Joe Pass/ Herb Ellies, Seven Come Eleven. Ist mir etwas zu frickelig. Aber dennoch: ein Gruß Richtung woody!

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi,
klar so recht Du hast - so unrecht hast Du auch gleichzeitig.
Nach Deiner Argumentation dürfte es keinen Customshop und keine Morgaine oder Staufer Strats geben.
Die klingen aber doch zugegebener Maßen erheblich besser als eine Ami Std. Strat.
Braucht man das ?
Nein - in letzter Konsequenz nicht, aber die Bespielbarkeit, die Klangentfaltung - vielleicht einfach nur das Wissen "etwas besonderes zu spielen" macht auch das Spiel des Gitarristen besser.
Es ist also nicht alles nur in Schwarz/Weiß einzuteilen.
Manches ist auch leberwurstgrau :-)

Grüße
MIKE

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hi,
natürlich sind zwei Gitarren nie zu 100% gleich.
Einer der Gründe übrigens warum ich neue Gitarren im Shop immer erst ausgiebig ohne Amp und in einer sehr ruhigen Ecke teste.
In Solingen hänger derzeit 3 Relics und nur eine davon würde mir trocken gespielt zusagen. Sie ist sehr laut, sehr spritzig und klingt unglaublich lange aus.
An einem alten Superreverb hat sich dann der trockene Eindruck mehr als bestätigt.
Nur diese eine wäre mir die viele Kohle wert gewesen, während die andern beiden auch nicht sooo viel besser waren als "gewöhnliche" Strats.
Somit trifft Serienstreuung im Sinne von "nicht alles klingt gleich" schon sehr zu.

Grüße
MIKE



Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Mahlzeit,

also diese GitarrenDiskussion ist wie eine Uriela Diskussion - kennt ihr noch Uriela ? Die hatte das Badewannenwasser mit ihrem Finger Gottes umgerührt und dann in kleinen Flaschen für viel Geld das hl. Wasser verkooft.
Niemand konnte objektiv wiederlegen,daß es sich nicht um heiliges Wasser handelt...

Bei Gitarren ist das ähnlich. Als erstes muss man überhaupt hören können ob eine gut oder schlecht klingt (keiner weiss besser als ich wielange man dazu braucht).
Wenn seriengleiche Gitarren sehr gleich klingen dann sind sie meist alle gleich schlecht und nicht gleich gut.
Oder aber sie sind unterschiedlich schlecht zB 7ender Customshop Gitarren.

Warum? Nun ich denke jede Firma (vorallem 7ender - aber jede ander auch) hat nur eins im Sinn - Gewinn Gewinn Gewinn. Und Gitarren werden so billich wie möglich hergestellt - gerade eine STRAT lässt sich immer verkaufen weil SRV oder Erich Klapton oder Garry Moore oder - auch eine spielt. Dann muss sie ja gut sein.
Kritische Fachzeitschriften gibts auch nicht - Verkäufer werden sich hüten ihre Verkaufsobjekte schlecht zu reden...

Also hilft nur jahrelanges probieren und immer wieder neu kaufen - ausser man hat Glück - bis man ein gutes Instrument erwischt.

Eine traurige Angelegenheit. Aber da muss man durch...

GRuZZ Lone *

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

Hallo Matthias,

meine Meinung ist:
kommt drauf an.

Zum Beispiel habe ich im letzten Oktober zwei Yamaha Sperrholznylonelektroakustische gegeneinander angespielt, da habe ich in Sachen Spielgefühl und Klang keinen Unterschied gemerkt, nichts, nada, nothing.
Das sind halt Gitarren, die schon auf einem gewissen Niveau daraufhin gebaut werden, daß sie möglichst verlässlich in einer gewissen Qualitätsspanne landen, es gibt ja schließlich auch noch die höherpreisigen Modelle mit vollmassiver Decke.
Davon habe ich eine angespielt, die ich gräßlich fand, weil total unausgewogen im Klangbild, so als hätte man einen willkürlich bösartig eingestellten EQ darauf angewendet.

Unterschiedliche vollmassive Decken haben unterschiedliche Strukturen, damit unterschiedliche Eigenschafte, ergo unterschiedlichen Klang.
Sobald also vermeintlich "bessere" Rohstoffe ins Spiel kommen, also natürliche, wirkt sich die unterschiedliche Beschaffenheit auf die Klangeigenschaften aus.
Das fällt bei mir unter Serienstreuung.

Das ist natürlich bei Akustischen Gitarren ein weiteres Spektrum, als bei Siebenstreifigen Stratkorpussen.
Giattren aus künstlichen oder denaturierten Materialien (Presspappe, Sperrholz) sind da natürlich weniger anfällig, in meinen Augen aber auch langweiliger. Beliebtestes Feindbild ist da vielleicht Ovation, die, ingeniuersmäßig kalkuliert, berechenbare, reproduzierbare Qualität liefern, die vielen aber so spannend klingen, wie eingeschlafene Füße.

Dann ist da natürlich noch der Billigsektor.
Hier wird dermaßen der Stückpreis gedrückt, daß schlichtweg haarsträubende Fertigungstoleranzen in Kauf genommen werden.
Das streut.

Gruß,
woody

Re: (Meinung) Mythen und Märchen - die Serienstreuung

: Moin Matthias,
:
: zumindest in der maschinellen Großproduktion kann, mMn, der Unterschied nicht so groß sein, zumindest nicht hörbar.
: Ein Tausendstel mm mehr oder weniger Lack, ein paar anders verlaufende Maserungen u.ä. können keine großen Auswirkungen haben. Wohl aber könnte ich mir vorstellen, dass bei unterschiedlichen Lackqualitäten (seidenmatt, hochglanz oder gar kein Lack) das gleiche Modell anders klingt.
:
: In der maschinellen Großproduktion wird mittlerweile fast alles den Computern überlassen.
:
: Was aber bei einem Vergleich nicht zu vergessen ist, bist Du selber. Denn Dein Hörempfinden ändert sich während des Spiels, Deine Finger werden geschmeidiger etc..
: Ich denke daurch ergeben sich diese subjektiven Unterschiede.
:

Dass heute alles von Computer-gesteuerten Maschinen erledigt wird, heißt noch lange nicht, dass auch alles klappt. Bis vor einigen Jahren zumindest wurden bei Coca Cola noch jeden Tag jede Menge (volle) Getränkedosen und -flaschen auf den Müll geworfen, weil die hochpräzisen Maschinen den Schriftzug schief draufgeklatscht hatten.
Und die hatten es mit totem Material zu tun (Blech oder Glas). Holz hingegen ist ein reines Naturprodukt. Keine zwei Stücke Holz, die man in die Hand nimmt sind absolut gleich. Und unter Einfluss von Temperaturwechseln und/oder Feuchtigkeit verändert sich auch gut abgelagertes Holz noch.

Ob man die Unterschiede an fertigen Gitarren im Laden hören kann, weiß ich auch nicht. Aber man kann durchaus davon ausgehen, dass bei einem vernünftigen Gitarrenhersteller nicht alle Gitarren, die die Produktion verlassen auch im Laden landen. Vorher gibt es bei jeder industriellen Fertigung noch eine Endkontrolle. Das ist bei Gitarren nicht anders als bei Autos - so etwas Besonderes sind Gitarren nun auch wieder nicht. Letztlich entscheidet die Endkontrolle, was ausgeliefert wird. Die hat ihre Richtlinien, wie genau sie denn hingucken soll. Und wenn ein Hersteller 'mal nicht genug Gewinn macht, müssen halt mehr Gitarren verkauft werden. Einer der ersten Schritte in so einem Fall ist dann immer, dass die Endkontrolle nicht so genau hingucken soll. Gerade Gibson und Fender hatten in den 70-ern sehr unter diesem Effekt zu leiden, als sie von irgendwelchen Investment-Gesellschaften kontrolliert wurden und nicht von eigentlichen Gitarrenbauern.
Eine der oben erwähnten Richtlinien für die Endkontrolle könnte z.B. sein: "Wenn nur die Einstellung der Gitarre nicht richtig stimmt, dann geht sie trotzdem durch." Die Einstellung wird somit auf den Händler verschoben und der Hersteller spart Geld, da das Einstellen einer Gitarre ja für jedes Exemplar manuell (und damit teuer) gemacht werden müsste.

: Etwas anders ist es aber mit Sicherheit bei Klampfen aus kleinen Produktionen, handmade.
:
Das ist durchaus richtig. Denn bei Kleinhersteller erfolgt bereits bei der Auswahl des verwendeten Holzes eine strengere Auswahl. Und beim Zusammenbau kann ein Gitarrenbauer sozusagen die individuelle Beschaffenheit der Komponenten berücksichtigen, was eine Maschine nicht kann. Was aber nicht automatisch heißt, dass alle Gitarrenbauer gleich gut und in jedem Falle besser als jede Maschine sind.
Es gibt in jedem Handwerk Könner und Stümper. Das ist überall so.
Und letztlich muss auch ein Gitarrenbauer von seiner Arbeit leben. - Keiner kann es sich leisten, zwei Jahre lang ausschließlich an einer Klampfe herumzuschnitzen und diese dann für 5000 € zu verkaufen.

: Gruß Waufel

Dito JerryCan