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(Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Mädels und Jungs,

erstmal das Outing - ich hab' mir 'ne ganze Menge von diesem Castingdreck angeguckt - man will ja mitreden können :-)))

Jetzt aber zu dem, was mich eigentlich beschäftigt: Gestern abend guck ich mal wieder diese Comeback-Show - u.a. als Juroren anwesend: diese musikalitätsbefreite Schnepfe Anastasia und der absolut hippe, weltstarmäßige DJ Tommeck. (Keine Ahnung, ob ich die Namen richtig geschrieben habe.)

Bei den Kritiken für die einzelnen Darbietungen hieß es immer wieder: "Ja - das ist toll, das wollen die Leute hören, das ist modern, absolut hip, und und und" wenn dieser talentfreie Anastasiapopper Coolio aufgetreten ist - egal, wie schlecht und schief er neben seinem RAP gesungen hat. Andererseits wurde Chris Norman (genau - der von Smokie) von den beiden Juroren (und auch von anderen Juroren des MTV-Zeitalters) regelrecht platt gemacht: "Altbacken, will keiner mehr hören, Altersheimmusik, mach dir mal 'ne andere Frisur, etc.)

Bei der Punktevergabe bekam dann Coolio in den meisten Fällen von diesen MTV-Jüngern die höchste Punktzahl und Chris Norman die kleinste. Aaaaaaber - nach dem Voting durch die Fernsehzuschauer sah es dann immer genau andersrum aus - Coolio immer unter ferner liefen und Chris Norman immer on the Top.

Oder auch bei diesem European Song Contest - da liest man in den Medien heutzutage nur noch von diesen ach so modernen "Musikern", mit "frischen Sounds", "modernen Rhythmen" und was sonst noch hip ist - und was gewinnt mit Riesenvorsprung - ein Lied, das melodiemäßig, vom Sound, von der Akkordfolge usw. schon vor 40 Jahren hätte geschrieben sein können. (Nebenbei gesagt, hatte dieser Max neben diesen absolut gesangstalentbefreiten "Stars" auch ein relativ leichtes Spiel. :-))) Selbst die ach so gefeierten Schönlinge und Radiodauergäste wie P. Nuo oder diese Popstarsboygroup Overground (O-Ton: "Wir sind keine gewöhnliche Boygroup - wir haben einen Asiaten dabei") - keine Chance.

So - warum schreib' ich das ganze? Weil ich schon des öfteren als "ewig gestriger" bezeichnet wurde (hallo Rainer Hain - liest du noch mit :-))) und mich jetzt nicht mehr so allein fühle :-))) Wenn in den Medien jetzt steht "Smoke on the water will heutzutage keiner mehr hören, Rockmusik ist out, RAP ist die Antwort auf die immer gleichen alten Melodien" usw. - wage ich jetzt zu behaupten "Ja - mag für eure kleine Nische durchaus gelten, aber glaubt nicht, ihr seid der Nabel der Welt" :-)))

Deshalb mein Aufruf - vor allen Dingen an unsere Radiostationen und andere Medien: Rock'n'Roll, Blues, Jazz, Soul, usw. ist nicht tot - wahrscheinlich würdet ihr euch wundern, wie sehr eure Quote hochschnellt, wenn ihr euch mal umstellen würdet.

Da bin ich doch mal so dreist und stelle die These auf, daß die Mehrheit mal wieder durch die Minderheit gequält wird - okay, okay, ich weiß schon: "Zielgruppe" - aber was macht die Werbetreibenden so sicher, daß, entsprechende Marketingmaßnahmen vorausgesetzt, ein Alexander mit Bohlen-Einheitsbrei mehr Teenies anspricht, als mmmmhhhh, Roger Daltrey mit 'nem Who-Lied?

Irgenwie hab ich den Eindruck, daß in unserem ach so demokratischem Land die "Wünsche der Mehrheit" gar nicht mehr gesehen werden (oder werden wollen) - egal, ob von den Parteien, den Medien, der Musikindustrie, usw. - und deshalb (um mal wieder auf den Ursprung des Postings zu kommen :-))) - hat es mich richtig gefreut, daß so'n Altsack wie Chris Norman (und dessen Wähler) diesen talentlosen MTV-VIVA-Moderatoren mal zeigt, was eigentlich wirklich gefragt ist.

Zur Erläuterung: Nein, ich bin kein Chris Norman Fan, ich weiß, daß es nicht unbedingt das beste sein muß, nur weil es die meisten wählen und daß 'ne Menge Schieberei, Schmiererei und Bestechung stattfindet - aber ihr Programmgestalter, Schreiberlinge und Moderatoren: schließt nicht immer von euch auf andere - es wollen wahrscheinlich mehr Leute Rock'n'Roll und echte, handgemachte Musik hören als alle Rap-,Techno-,Trance-,Alexander- und Kübelböck-Fans zusammen.

Long live Rock

Oly


Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hallo Oly,

im Prinzip sprichst Du mir aus dem Herzen. Das Einzige, was mir Kopfzerbrechen macht, ist die Tatsache, daß eine breite Mehrheit (und ich fürchte, es ist eine Mehrheit) das, was im Radio kommt, tatsächlich für Musik hält. Es regiert der Stumpfsinn, alle maulen über das Radioprogramm, aber keiner schaltet ab. Ich höre aus diesem Grund seit mehreren Jahren im Radio nur noch Verkehrsfunk, der Rest ist frei gewählte Konserve.
Wie blöde Radio ist, merkt man doch auch daran, daß wenn mal was anderes als Chart-Müll kommt (sagen wir mal eine ältere Chicago-Aufnahme) dann kommt – genau, "If You leave me now", immer.
Wir haben hier im Süden einen Sender SWR 1, der neulich damit geprahlt hat, Deutschlands meistgehörte Station zu sein. Danach hatte ich keine Fragen mehr.
Deswegen glaube ich, leider, daß die Quoten nicht hochschnellen.
Also laß' uns unsere Musik selber machen, das hilft.

Grüße, Michl

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Also ich schaue mir diese Sendungen auch alle an - allerdings nicht live (Video-Rec, wg. der Unerträglichkeit der Werbung und wg. dem hinausgeziehe zwecks Sendungsverlängerung).

Du hast Recht Coolio ist weder cool noch kann er irgendwas und ich finde er wurde zulange gut bewertet.
Schon die Moderatorin ist für normale Menschen eine Zumutung - es ist sicherlich Ballermann Nivo und das soll wohl so sein. Die inkompetente dumme Jury dient lediglich als Tribunal und schürt Agression.

Die Frage stellt sich schnell: was soll das?
Warscheinlich scheint insgesamt das Fertigmachen von Prominenten ein zeitgeistiges Fernsehmotiv zu sein...

BTW - die ganzen Marionetten können alle nicht singen, haben trotzdem Mengen an Platten verkauft und Claudia B. wundert sich.

Was solls - das ist die Musik, die Show für die Pisa-dümmsten der Welt.

GRuZZ CB

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi CB,

: Schon die Moderatorin ist für normale Menschen eine Zumutung - es ist sicherlich Ballermann Nivo und das soll wohl so sein. Die inkompetente dumme Jury dient lediglich als Tribunal und schürt Agression.

Die Frage stellt sich schnell: was soll das?
Warscheinlich scheint insgesamt das Fertigmachen von Prominenten ein zeitgeistiges Fernsehmotiv zu sein...

BTW - die ganzen Marionetten können alle nicht singen, haben trotzdem Mengen an Platten verkauft und Claudia B. wundert sich.

Was solls - das ist die Musik, die Show für die Pisa-dümmsten der Welt.


Yup - seh ich ja auch so - nur stell ich mir jetzt mal folgendes vor: Ich bin Programmgestalter, mache 'ne Sendung mit lauter unmusikalischen Volltrotteln und der Musik, die die Masse angeblich hören will. Dann mach' ich die gleiche Sendung, lade aber zu den oben erwähnten "Künstlern" jemanden ein, der mehr Qualität bringt, nicht so schön aussieht und dann noch ein Lied singt, welches ja angeblich sowas an altmodisch ist, das man es schon nicht mehr ausdrücken kann - und genau dieser "Antistar" ist derjenige, für den das Publikum stimmt. Dann würde ich mir als Programmmacher doch sagen: Hey - auf sowas stehen also die Leute - wenn ich das jetzt öfter mache, steigt meine Quote ja um ein vielfaches. Leider bin ich ja kein Programmmacher :-))

Ich behaupte mal, daß gnadenlos am Geschmack der meisten Leute vorbeiproduziert wird - aber die jeweiligen Unterhaltungschefs lassen sich feiern, weil sie 'ne Einschaltquote von 1,5 Millionen damit erreichen. Hey Mann - wenn 1,5 Millionen mein Programm gucken, dann gucken die restlichen 30 Millionen ja was anderes - also ich persönlich würde daran arbeiten :-)))

Gruß

Oly

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Tach Oly!

Hat mit deinem Posting eigentlich überhaupt nix zu tun - aber das WIRKLICH schlimme an diesen Casting-Sendungen ist in meinen Augen das Studiopublikum. Klar kann man die abfüllen und bestechen, damit sie fünf Minuten lang versuchen, mit Einheits-T-Shirt und vollkommen intelligenzbefreitem Gesichtsausdruck eine alte Smokie-Platte über die Publikums-Kamera dem geneigten Fernsehzuschauer unter die Nase zu reiben, aber die Jungs und Mädels sehen tatsächlich so aus, als hielten sie CC Catch/Coolio/Limahl/Overground/Alexander tatsächlich für den begnadetsten Künstler, der jemals das Antlitz der Erde betreten hat. Mein Gott, was für ein langer Satz. Sogar bei Raab wurde leise gebuht, wenn die Jury die Wahrheit gesagt hat - "Da waren ein paar schiefe Töne dabei"...

Um einen Fussballinderkneipeguckkollegen zu zitieren: Die sind teilweise so asozial, über denen ist wahrscheinlich gerade 'ne Kellerwohnung freigeworden ...

Nos vemos en infierno, Pepe

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Ferdi,

als Hendrix-Fan, Musiker und ausgebildeter Werbetechniker möchte ich kurz und knapp anmerken, dass sich das marktwirtschaftlich optimierte Radio- und Fernseh-Musikprogramm nach dem Geschmack derer richtet, die durch die Werbung am stärksten zu beeinflussen sind.

Ei weiß - deshalb schrieb ich ja auch "Zielgruppe" - aber soweit ich das mitbekommen habe, haben sogar die Werbetreibenden entdeckt, daß die wahre Kaufkraft in einer anderen Zielgruppe steckt. Ausserdem wage ich zu behaupten, daß ein zielgruppenadäquater Sänger mit Qualität für noch mehr Umsatz sorgen würde. Und dann bräuchte sich die Musikindustrie wahrscheinlich auch nicht mehr soviel Sorgen um ihren CD-Absatz machen.

Andererseits - wenn ich mir vorstelle, daß sowas wie diese Anastasia als Entscheidungsträger in den Chefetagen sitzt ... :-(((

Gruß

Oly

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Cool yo, lieber Soulbrother Oly,

ich bin ja nun 10 Jahre älter als du und hab schnell mal gecheckt, was in the summer of `69 (… the best year of my life) mainstreammäßig in der deutschen Top 100 am Ohr lag. Auszüge (flashbackradio.de):

Platz 1: "Eloise" von Barry Ryan, gefolgt von "Liebesleid" von Peter Alexander (!). Christian Anders ging auf Platz 7 "…nicht vorbei" und Roy Black (kein Gangstarappa) sang auf 8 vom "Mädchen Carina". The Beatles waren auf 9 mit "The Ballad of John & Yoko" (würg…) und auf 12 mit "Get Back". Auf 10 gab es die juvenilen Ergüsse eines Heintje mit dem treffenden Titel "Heidschi Bumbeidschi", der auf Platz 15 wieder mit "Ich sing ein Lied für dich" vertreten war. Danach kamen wieder die nicht mehr ganz so faben Four mit dem Machwerk "Ob-la-di Ob-la-da", bevor auf Platz 22 eine Träne von Adamo "…auf Reisen" ging.

Angesichts des Gebotenen möchte man sich fast freuen, dass es noch keine Handy-Klingeltöne gab. Wäre da nicht Joe Cocker mit "With a Little Help" auf Platz 36, "Hey Jude" auf der 46 und "Bad Moon Rising" von CCR auf Position 63.

Nicht zu vergessen die 73: Wilma mit "Heintje, baue ein Schloß für mich"…

Lotsaluv, JoNec

PS: Die Zwischenpositionen wurden NICHT von The Who, Jimi Hendrix, The Doors, Bob Dylan oder The Yardbirds belegt

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Um einen Fussballinderkneipeguckkollegen zu zitieren: Die sind teilweise so asozial, über denen ist wahrscheinlich gerade 'ne Kellerwohnung freigeworden ...

Hehe - schtimmt Pepe :-)))

Aber sagen wir mal, du würdest (jetzt kommt der Albtraum :-))) bei so'ner Show mitmachen - da würden doch sämtliche Aussensaiter einlaufen und jeden noch so falschen Ton mit "Zugaberufen" quittieren, oder? :-)))))

Gruß

Oly

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Gun Tach,

ich hab auch oft das Gefühl, die Leute machen sich gar nicht mehr die Mühe mal nach Musik zu suchen, die ihnen ggf. wirklich gefällt, sondern vertrauen da voll und ganz den "Medien" - Wenn das auf MTV und ViVa gespielt wird, muß das doch gut sein - und wenn ich es dann im Radion 234854758 mal innerhalb der letzten 1,5 Stunden gehört hab - MÖÖÖÖnsch - cooler Song.... *Brechtüte reich*

Obwohl ich auch anmerken muß, daß früher in der guten alten Zeit aber auch nicht immer alles superdoll war, sondern auch ne Menge MÜll produziert wurde (man höre nur mal Modern Talking, die ich vom ersten Song an echt wiederlich finde = meine Meinung)
Aber zu den Zeiten haben glaube ich die Hörer entschieden, ob der Song ein Hit wird oder nicht (irre ich?)

Meine Frau guckt sich die Casting Sendungen oft an und ich (anstandshalber und auch aus Neugier) teilweise mit.
Was ich am schlimmsten finde, daß auf Knochen der Leute, die sich für Stars halten, aber dann wirklich mehr als Peinlich auftreten (sind sie ja im Grunde dann wieder selbst schuld) noch Witze drüber gemacht werden, nur damit die Einschaltquoten noch mehr ausgereizt werden können.

... and Castles made of Sand - melts into the SEA ....

Keep On Rocking

Oliver

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

..Deshalb mein Aufruf - vor allen Dingen an unsere Radiostationen und andere Medien: Rock'n'Roll, Blues, Jazz, Soul, usw. ist nicht tot - wahrscheinlich würdet ihr euch wundern, wie sehr eure Quote hochschnellt, wenn ihr euch mal umstellen würdet...

servus oly,

da hilft nix -> wird an der zeit, das ein as-radiosender - werbefrei_alle_musik_spalten_paritätisch_berücksichtigend - pronto on air geht !

was erwatest du von einer gesellschaft, die sich den kostbaren luxus "leistet", von star-coiffeuren, star-köchen, star-sonstwas etc., 25 std. täglich via alle medien die welt erklären zu lassen !

die frage -> wann starten denn das as-radio ?

grüsse - emil


Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hallo,

es ist gut, sich nicht nur schwelgerischer Erinnerung hinzugeben. 1969 war ich immerhin zehn Lenze alt und mir hat schon damals nicht alles gefallen, was an Musik zu hören war. Trotzdem besteht ein Unterschied zu heute (in meiner Erinnerung): es gibt kein Entrinnen mehr, zwischen den Titeln aus den Charts laufen Titel, die aus den Charts kommen oder da hin wollen. Und ein Oldie ist ein Stück, das zuletzt vor zwei Wochen gespielt wurde.
Nur wer sehr spät am Abend noch einschaltet, hat eine leise Chance, anderes als Mainstream – lausigen Maistream – zu hören.

Grüße, Michl

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi.

Nicht selten sind die Ewig-Gestrigen leider auch die Ewig-Immer-Nur-Dasselbigen.

Ich höre gerne neue Bands im Autoradio. Oder auch mal eine neue Single von Anastacia oder DJ Tomek.

Ist mir lieber als nochmal Hendrix oder nochmal Smoke on the Water. Das kenne ich schon. Sehr.

Braucht man denn wirklich mehr Radiosender die einem das "Best-Of-Rock"-Püree aufbraten?



Wenn es aber darum geht, *neue* Rockbands zu erschliessen, dann gibt es noch genügend Szene-Zeitschriften oder das Internet.

Muss man halt mal etwas suchen. Macht doch nichts.

Es war doch sogar in bO²gies Diskussion ("Homef*cking is Killing Prostitution") genau das Problem, dass viele Konsumenten sich was anderes wünschen, ...

...aber gleichzeitig danach nicht extra und selber suchen wollen.


Gruß,
groby
*

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Oly,

immer wieder toll, Deine Beiträge hier.

Konkret kann ich nicht mitreden, denn mir ward das Glück zuteil, daß mein Fernseher vor einigen Monaten das zeitliche segnete und ich somit von den Trends dieser Welt abgeschnitten bin (und darunter leide ich soooo sehr...)

Aber aus Deinem Posting lese ich die Annahme, es gäbe soetwas wie den Musikgeschmack der breiten Masse. Ich denke daß Du Dich da irrst. Musik ist ein Produkt geworden wie ein Handy - es besteht gar nicht mehr die Frage, ob man es braucht, sondern welches man braucht.*

Ich unterstelle: Sprich auf der Strasse 100 Leute an und frag sie, welche Art Musik sie hören 70 werden Dir sagen "was so in den Charts kommt". Da ist völlig egal, was in den Charts läuft, wichtig ist nur, daß es trendy ist. Genau wie das neueste Nokia-Handy. 20 Weitere sind Fans von Britney oder Justin und dürfen daher nicht Christina oder Robbie hören, daher können sie nicht zugeben, daß sie auch den ganzen Tag Chartmusik hören (überhaupt, "hören" ist hier völlig vermessen ausgedrückt. Es wird nicht gehört sondern nebenbei berieselt oder beschallt). 10 Leute haben einen Musikgeschmack und hören Rock, Pop, Metal, Rap, Techno, Soundtracks und sind auf jeden Fall unzufrieden mit dem deutschen Musikrundfunk.

Insofern hast Du also recht, wenn VIVA jetzt auf Rock umstellt, dann werden nicht alle Zuschauer ausschalten - aber Rock ist nunmal nicht so leicht zu konstruieren und zu vermarkten wie der derzeitige Chartkram, Rock hat schon ein versautes Image, da lockt ein ohne Führerschein fahrender Slash keine Maus mehr hinter'm Ofen vor.

Zurück zum Musikgeschmack der "Mehrheit". Es gibt ihn nicht. Ist ja auch nicht schlimm. Nicht jeder interessiert sich für's Kino, nicht jeder interessiert sich für Computerspiele - wieso sollte sich jeder für Musik interessieren? Ich sage, so etwa jeder 10te von mir aus auch jeder 5te ist Musikfan, und das reicht vollkommen. Alle anderen sind Konsumenten, eine Identifikation findet nicht statt (was das eigentlich fatale ist). Und es ist Pop a la Küblböck weil der am einfachsten herzustellen und zu vermarkten ist. Punkt.

Ich hab das hier schonmal irgendwann geschrieben, ein alter Freund von mir ist Technofan und wir kommen Prima miteinander Klar, auch was den Musikgeschmack angeht. Allein weil er die Musik hört, sie verstehen will, sich damit beschäftigt und sich dafür begeistert. Ich höre mir lieber Stundenlang seine Vorträge über Techno an als das Geschwafel irgendeines Kerls, der Beatles-Fan ist weil das gerade mal wieder Hipp ist, "echte, handgemachte Rock-Musik" toll zu finden, der aber morgen alles hinwirft um Stones-Anhänger zu werden.

Grüße
Felix, der wohl viel zu lange für diesen Beitrag brauchte, da in der Zwischenzeit 10 andere fertig wurden...


* raffiniert finde ich da auch wieder mal die (sicher nicht neue) Geschichte, die da aktuell mit der Milch, dem Licht und den Vitaminen läuft. Ein Werbespot behauptet, Licht würde die Vitamine in der Milch zerstören. Das gewitzte daran ist, daß gar nicht mehr in Frage gestellt wird, sondern einfach so getan wird als sei das hinlänglich bekannt und man somit die lang erwartete Lösung liefert. Das ist sooo geil: Ein Produkt schaffen und das dazugehörige Bedürfnis gleich dazu.


Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Schalut schuschammen,

so ca. in den Jahren 1978/1979 hatte ich 30 Smokie-Poster in meinem Zimmer haengen - ich habe damals Chris Norman (mehr aber noch Terry Uttley, dessen Frisur habe ich zu kopieren versucht) verehrt, und Boney M. habe ich aus tiefstem Herzen gehasst. Im Grunde ein bis heute gueltiges Urteil. Mit "Oh Carol" habe ich englisch gelernt. ("Got me floatin on the Milky Way" - ich hab damals echt gedacht, der surft auf einem Schokoriegel.)

Und es hat sich auch nicht wirklich etwas veraendert: Gute Popmusik hat es damals wie heute gegeben - Smokie waren klasse, Xtina Aguilera ist wundervoll, Herr Timberlake hat unbestreitbarerweise auch was, und man kann ziemlich lange MTV und Viva anschauen & entdeckt immer noch interessante Sounds, Rhythmen und Bewegungen. Coll ist dieser Pharell. Ist halt Pop. Eine gute Sache.

Und das mit der schlechten Musik: Ziemlich instruktiv diese Hitparade von 68, die hier gerade gepostet wurde, damit wir uns alle noch mal schnell darueber im klaren werden, dass nichts schlechter geworden ist, nur manche von uns 1 bisschen aelter & enger. Im Gegenteil: Die Sounds haben definitiv gewonnen, and they´re just a klick away ...

Ich schau nicht diese Fernsehsendungen, weil ich nie zu Hause bin, wenn die grad kommen. Aber wenn ich dann eins von diesen Stuecken auf MTV sehe: So schlimm sind die doch gar nicht ... das Problem sind halt immer diese biederen deutschen Produktionen, aber da gibt´s schon welche, die Musik machen und an Knoepfen drehen koennen. Aber mir hat damals auch Guildo gefallen, und Waddehaddeduda auch. War ein cooler Groove.

Und Hendrix ist zwar schon o.k. gewesen, irgendwie, zumindest interessanter als diese komische SRV-Kreuzung, aber so richtig tolle Stuecke waren das ja auch nicht, mit denen er das damals probiert hat. Electric Ladyland kann man (einmal, aber nicht oefter hintereinander) anhoeren. "Let The Good Times Roll" ist das Stueck, zu dem Peter Krauss nie den Mut hatte, aber die Kapazitaet war zweifelsohne da gewesen. An der Pose hat es bei den Deutschen halt zumeist gefehlt, aber da sieht man schon, wie viel Pose bei Hendrix mit bei war. Massig. Und gut gearbeitet haben weder SRV noch Hendrix, keiner von denen. Wenig Musikverstaendnis, miserables Handwerk, teilweise, mit etwas spaeteren Abgaengen waere es bei beiden noch ganz viel furchtbarer geworden, als es ohnehin schon war.

Nee nee, da lob ich mir anstaendig gemachte Hitparadenmusik, zieh die Pose ab und freu mich an den Details. Die Aguilera-Macher, die verstehen was von Musik, da kann man lernen. Und ihre Filmer, nebenbei, auch. Schoen, dass wir daran teilhaben duerfen und dieses miese 60er-Handwerk endlich Geschichte ist, mit all seiner Pose.

Gruss aus dem sonnigen Toledo - ich habe etwas zu ueppig zu Mittag gegessen & mach jetzt erst mal eine Siesta.

Gruss

Michael (Jacuzzi)

NP: Tiefes melodioeses Schnarchen (reiner Pop).

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Oly!

Eines vorab: Du schaust eindeutig zuviel Fernsehen ;-)

Ich weiß nicht, ob wir früher von den Medien musikalisch wirklich besser bedient wurden als heute. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß wenn in den 60ern die heutigen "Casting"-Maßstäbe gegolten hätten, viele Leute die damals groß rauskamen, keine Chance gehabt hätten.

Ein Gedankenexperiment: Stell Dir vor eine unbekannte Band "Led Zeppelin" wollte heutzutage mal aus dem Proberaum raus. Die würden nicht mal auf Dorffesten einen Gig kriegen, weil dort nur Coverbands eine Chance haben. Von Radio und der Viva Cliprotation ganz zu schweigen.

Hätten die Beatles heutzutage eine Chance rauszukommen???

Treiben wir das Gedankenexperiment auf die Spitze und stellen uns vor wie bei einer Casting Show ein unbekannter junger Spund namens Elvis Presley von Dieter Bohlen zerrupft wird...
Elvis fliegt raus und "Kübelböck" wird dann King of Rockn'Roll

...ich will es mit den Gedankenexperimenten nicht zu weit treiben und hör jetzt auf :-)


Beste Grüße
Bernd

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi !

Ich möchte mal dazu anregen, sich die Platten vieler "alter Helden" mal kritisch anzuhören.

Was wird man feststellen ? - oftgenug schiefer Gesang, untighte Drums, Bassisten die vermutlich beim Einspielen ihres Instruments das Schlagzeug nicht hören konnten, Gitarrenbendings weit ab jeglicher westlichen Klangvorstellungen.

Ich bitte mich jetzt nicht falsch zu verstehen. Ich bin sicher kein Freund von künstlich geschnittener und auf den Beat gerückter Aufnahmen ala New Rock. Ich wollte nur zu bedenken geben dass "unsere" Castingstars ja so schlecht auch nicht sind. (Nein, ich bin älter als 14) Früher war wirklich nicht alles toll.

Ausserdem besteht Hoffnung wie ich finde. Man schaue sich nur das rockende Worldidol Kurt, Max oder vielleicht sogar die Dame die DSDS gewonnen hat an.
Das Problem bei deutschen Produktionen ist meiner Meinung nach der fehlende Mut zu Sounds die auch mal beim Bügeln stören könnten. Ich gebe mir Mühe dass zu ändern ;-)) Täglich, wenn man mich lässt.

In diesem Sinne, schönen Gruß, Olli

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Mojn groby,

Braucht man denn wirklich mehr Radiosender die einem das "Best-Of-Rock"-Püree aufbraten?

Ne, braucht man nicht. Aber was Du ansprichst, ist der Kern des Problems. Wenn ich was hören will, was nicht Top 40 ist und nicht Best-of-Püree, oder ein 'ganz netter' Free-Clone à la Black Crowes, was mache ich dann?

Eben. Im Radio läuft nichts oder höchsten mal in den Spartenprogrammen abends (hier Berlin auf RadioEins, den Rest kann man vollständig vergessen) Internet Radio geht eigentlich auch nur mit Flatrate. Ergo guckt man mal bei Labels wie Glitterhouse o.ä. nach Samples, verfolgt ein paar Tips hier aus dem Forum - will heißen, man muss schon auf die Pirsch gehen, um was gutes Neues aufzuspüren, wenn man das gute Alte satt hat. Und ich bin nun mal eine faule Sau.
Dies ist ein Resultat der Veröffentlichungspolitik des Musikmainstreams, der keine oder kaum Alternativen zu Titney Spears aufkommen lässt. Und dass die 'Altsackmusik' Altsackmusik ist, weil sie irgendwie auf der Stelle tritt.

So finde ich das was Oly angesprochen hat, doch ein gutes Zeichen. Auch die beiden erstplazierten Mädels von DSDS sollen ja auch mehr drauf haben als Titt'n Ass. Oder Joss Stone, die endlich ma wieder Stimme hat und damit umgehen kann. Bin jeden Falls gespannt, wohin die sich alle entwickeln.
Mehr davon im Radio und wegen mir auch in MTV.

Schöne Grüße, Mathias

NP: Doyle Bramhall II & Smokestack, Green Light Girl (Tipp von Falk).

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hallo Oly!

In den meisten Dingen gebe ich dir Recht. Allerdings ist meiner Ansicht nach deine Schlußfolgerung etwas zu kurz gesprungen (das ist nicht böse gemeint).

Die "Hersteller" produzieren schon lange an den Kunden vorbei. Die Zielgruppen werden immer jünger, der Altersdurchschnitt der potenziellen Kundschaft dagegen steigt. "Wir" wollen einfach zu bedienende Handys und keine immer kleineren, komplizierteren, stabil laufende Computer und keine Patches runterladen, lustige Autos statt Stromlinien, nette Bedienungen statt Mega-Märkten, pünktliche Züge bei der Bahn statt verwirrender Preisstaffeln, leckeres und gesundes Essen statt Gen- und Fast-Food und Rockmusik im Radio/TV. Aber es interessiert keinen.

Aber bald werden "wir Alten" so sehr in der Mehrheit sein, dass auch die Anbieterseite aufwacht.

Gruß

Matthias




Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hallo Oly,

da bin ich ja ganz bei Dir. Obwohl Bernd auch nicht ganz Unrecht hat. Und Matthias auch nicht. Da ich nun stramm auf die 50 zu gehe und meine Lebensplanung eh abgeschlossen habe, bin ich zu folgenden Regeln gekommen:

1. Ich schaue fast kein Fernsehen mehr, nur Nachrichten und das Wetter. Oder Wiederholungen von Monty Python, Clockwork Orange oder ganz altem Rockpalast. Stattdessen kaufe ich mir DVDs von Tull oder David Gray.

2. Ich bin ein alter Mann und möchte mir um diesen Quatsch keine Gedanken mehr machen. Ich habe die Faxen einfach dicke und das blöde Gelaber meiner vier Grünschnäbel reicht mir, da können mir Küblböck und Bohlen gestohlen bleiben.

3. Diese Kiddies verstehen meine Musik nicht und ich ihre nicht. Mit den aktuellen A&Rs ist das genau so. Das ist ungefähr so wie die Konstaneten pi, e und die Gravitationskonstante.

4. Ich schaffe es tatsächlich langsam mir nicht mehr die Frage zu stellen, was gute und was schlechte Musik ist.

Fazit: ich finde es zunehmend entspannend über diesen Scheiß zu lachen und eine relative Entspanntheit in solchen Dingen zu entwickeln. Obwohl ich mich bekannter Maßen früher auch oft herrlich aufgeregt habe. Es tut mir auch zunehmend gut zu wissen, was für mich gut ist und was nicht. Und darum schaue ich in ein paar Jahren wahrscheinlich gar kein Fernsehen mehr und habe meinen DVD-Player den Kiddies geschenkt :-))

Rainer

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Soulbrother,

schön zu wissen, daß du noch mitliest :-)))

Ich antworte hier mal gebündelt auch auf die Replies die später eingetroffen sind.

Ersma: Ich möchte mein Ursprungsposting nicht verstanden wissen als: "Früher war eh alles besser" - und der "Hendrix" im Titel bezog sich auf den oftmals gebrauchten Spruch "mein Opa empfand Hendrix damals auch als Krach" :-))) (Einerseits bin ich persönlich kein Hendrix-Fan - nix gegen ihn als innovativen Gitarristen, aber die Songs sind nicht so mein Ding - andererseits sehe ich persönlich einen größeren musikalischen Zusammenhang zwischen Glenn Miller und Hendrix als zwischen Hendrix und Techno.)

Zur Hitparade - irgendwie finde ich es ja klasse: Heintje, Beatles, Peter Alexander und Barry Ryan fröhlich vereint - zeugt IMHO doch von großen Alternativen, die den Leuten damals bekannt waren. Und daß Who, Doors und Hendrix nicht in den Charts waren - who cares? - gekannt haben sie doch die meisten.

(Buy the Vai - ich finde, egal ob Schnulze, ob deutsch, ob blöder Text - ein Peter Alexander, ein Heintje oder ein Roy Black konnten definitiv singen - egal, ob einem die Lieder gefallen oder nicht oder ob einem die Stimme auf den Senkel geht.)

Ausserdem hab ich ja nicht gesagt, daß es früher anders war (Mainstream ist meiner Ansicht auch nicht unbedingt als "das, was die Masse hören will", sondern als das, was den wenigsten weh tut :-)) - mich stört einfach, daß ein paar Leute behaupten, daß Rockmusik, Soulmusik, usw. tot sei, und wegen diesen paar Leuten in den Medien in erster Linie gekünstelte Irgendwas plaziert werden - obwohl der Markt für "richtige" Musik anscheinend riesengroß ist.

Speziell zu groby: Ich will auch keinen Oldie-Sender und will auch nicht zum millionsten Mal "Smoke on the water" hören (wurde in den siebzigern ja oft genug gespielt - und wenn es heute mal im Radio laufen sollte, spielen sie eh nur entweder bis zum Solo oder diese Version, in der das halbe Solo und der letzte Text fehlt) - aber ich will handgemachte, eigenständige Musik hören. Und die gibt es - nur habe ich nicht die Zeit, mich stundenlang in Plattenläden rumzutreiben oder im Internet zu suchen.

Ach ja - ich habe im übrigen nix gegen Techno, Dance, Rap und wie das alles heißt - ich persönlich kann es halt nicht ab - wem's gefällt, bitte schön.

Und zu Matthias - schtimmt - ich hätte bezüglich der Kundenwünsche wesentlich weiter springen können :-)))

Bis denn und speziell an JoNec: Lotsaluv !!!

Gruß

Oly


Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Oly,

es gibt doch genug Nischen, man darf sein Augenmerk meines Erachtens nur nicht zu sehr auf Radiostationen, die Plattenindustrie und das Fernsehen legen. Das war auch schon dereinst so (au Mann, ich werde alt! :-)). "Blues, Jazz, Soul, usw." liefen auch nicht die Charts rauf und runter, damals war bei uns im Radio z.B. eher Schlager angesagt und im Fernsehen gab's nur den Beat-Club.... Interessant finde ich z.B., das es momentan ziemlich abgeht in Sachen (New) Artrock, Prog-(Rock und Metal), Emozeuges. Selbst oller Krautrock erlebt ein kleines Revival, nur eben alles an den großen Plattenfirmen vorbei (am Radio und Fernsehen sowieso), alles bislang auf kleinen Labeln. Universal kommt immerhin langsam in die Gänge und veröffentlicht wieder einige alte und gesuchte Brain-Scheiben. Das Problem scheint u.a. zu sein, dass viele der großen Plattenfirmen einfach derart genreorientiert sind, dass sie ungewöhnliche Acts mit Potenzial einfach nicht vertreiben, weil sie nicht ins vorgegebene Schema passen. Nun, dann eben wie auch damals schon im Kleinen.......und ganz ohne Fernsehen, Radio und den dort stattfindenden Schiebereien! So what? :-)

Beste Grüße
Benne

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Benne and all,

das sehe ich definitiv genau so. Ich schau ab und zu bei den Labels vorbei, bei denen Bands wie Spock's Beard oder Pain Of Salvation firmieren- da finde ich ab und an Scheiben, die mir gut gefallen. Überhaupt empfinde ich die Prog-Metal Szene als sehr kollegial, man bekommt gute Empfehlungen oder gute Vorbands "serviert", die guten Bands sind frei von Allüren und man empfiehlt die Kollegen weiter, so kommt es mir jedenfalls vor. Irgendwie scheint es da einen "Spirit" zu geben, den man weiterreichen will. In dem Zusammenhang fällt mir das kleine Label von Steve Vai ein, mit dem er musikalisch qualitativ hochwertige Musiker fördert, die wegen ihres (bewußten) Nischendaseins keine Major-Deals an Land ziehen würde. Wer jetzt denkt, da werden nur fiese Gniedelketarristen hochgezüchtet, der irrt. Das Programm ist abwechslungsreich und nicht auf eine in Stein gemeißelte Sparte eingeschränkt.

Manchmal finde ich es (nur ganz) kurz schade, daß ich keinen Fernseher habe, diese Castingsendungen scheinen ja echte Freakshows zu sein. Hab ich noch nie gesehen. Muß ich mal bei meiner Freundin oder meinem anderen Mitbewohner einschalten, wenn die mal nicht da sind ;-). Ach ja, eine musikalisch interessierte WG mit einigen Musikern im Freundeskreis erweitert natürlich auch den eigenen Musik-Horizont. Ich kann mich jedenfalls nicht an einem Mangel an guter Musik beschweren, und was die Massenmedien laufen lassen, ist mir wirklich egal. Viel trauriger finde ich es (als Betroffener), daß immer weniger Leute Livemusik hören möchten, jedenfalls kommt mir das so vor, wenn wir auf die Jagd nach Gigs gehen. Aber das hatten wir ja schon in aussensaitigster Ausführlichkeit.

Cheers
burke

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Da kann ich nur beipflichten!

Die Leute vom "proggigen" InsideOut-Label packen einem sogar noch eine Demo-CD mit Stücken diverser Bands aus ihrem "Sortiment" dazu! Dadurch bin ich schon auf sehr viele gute Bands gestoßen.

Zitat:
"Viel trauriger finde ich es (als Betroffener), daß immer weniger Leute Livemusik hören möchten, jedenfalls kommt mir das so vor, wenn wir auf die Jagd nach Gigs gehen."

Den Eindruck hatte ich in meiner Band-Zeit auch. Das mag aber vielleicht auch an dem Problem liegen, das hier irgendjemand schon agesprochen hatte, das Musik heute viel mehr als Marke oder Accesoire verstanden wird, das man sich umhängt und so "seine" Einstellung zur Schau trägt. Und das funktioniert bei unbekannten Bands natürlich nicht so gut. Da wartet man lieber, bis wer "Großes" in die Stadt kommt und dann kann man das hinterher den Bekannten aufs Brot schmieren...(Hach...ich war letztens bei Bryan Adams...)

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hi Oly,
hallo Gemeinde,

"Jazz is not dead, it just smells funny!" (Zitat F.Z. auf Roxy & elswhere, 1973 oder so).

Als Amateur- und reiner Jazzmusiker, der also aus diesen zweifachen Bewegründen heraus Musik nur aus Liebe dazu und um ihrer selbst Willen macht, gehen mir diese Casting-Shows wie auch das ganze Charts- und Kommerzgedöns am A.... vorbei.

Aber ich hab trotzdem eine Meinung dazu.

Bei Pop-/Rock-/Rap- oder Sonstwie-Musik, die auf kommerziellen Erfolg abzielt, ist die Musik selbst, also ob das Lied "schön" und interessant ist, ob der Musiker was kann (singen oder ein Instrument spielen, vom komponieren oder arrangieren redet sowieso keiner mehr), imho nicht das Ausschlaggebende. Denn verkauft wird nicht nur die Musik, sondern gleich ein ganzes Produkt: der gutaussehende (oder je nach Zielgruppe z.B. auf Grufti häßlich gemachte) Interpret, sein Outfit, seine Sprüche, kurz: sein Styling eben. Dann brauchts noch ein lustig anzuschauendes Pfideo dazu, der Clip muß ja bei emdivi und viva laufen. Merchandising-Beiwerk (Schlüsselanhänger und T-Shirts) dürfen auch nicht fehlen. Das ganze PRodukt bekommt dann noch das richtige Marketing durch die richtigen Produzenten, dann kann das ganze ein Erfolg werden. Die Musik gehört natürlich auch dazu, aber die muß einen Massengeschmack treffen und muß von daher stilistisch gesehen schon ein Kompromiß sein.
Ich will das ganze nicht runtermachen, so ein Produkt ist ordentliche Arbeit und das muß erst mal einer können! Das meine ich im Ernst.

Ein Chris Norman paßt da ohne den richtigen Produzenten und sein Marketing natürlich nicht rein. Der ist ja auch schon viel zu alt und sieht nicht aus wie Brosis und Konsorten, oder? (Ich geb zu, ich hab die Casting-Show nicht gesehen).

Ein "Max" mit Rollkragenpulli und hohem Haaransatz bricht diese Komplett-Styling-Produkt-Kacke ein wenig auf, das freut mich natürlich auch. Aber Stefan Raab wird schon auch seine Connections haben um den Song dahin gebracht zu haben wo er jetzt steht. Zumindest hat er eine eigene Fernsehshow um ihn zu promoten.
Wenigstens kann Max singen.

Aber Oly wollte ja was zu den Casting shows sagen.
Eine Casting-Show zielt imho wieder auf etwas anderes ab: Es kann dort primär nicht drum gehen, einen guten Song/Interpreten zu finden, sondern nur um eine gute Einschaltquote!! Also ist es egal, ob das Jury-Ergebnis mit dem Heimpublikumsgeschmack übereinstimmt. Vielleicht sogar im Gegenteil: je konträrer die Meinungen, je niveauloser die beleidigenden Rumtermach-Sprüche eines Dieter Bohlen sind, desto mehr Emotionen weckt die Show und desto mehr Leute schalten (vielleicht) ein! Womöglich nur, um sich über Dieter Bohlen ordentlich aufregen zu können. Eine brave
Hitparade à la Dieter Thomas Heck bringt ja keine Quote.

Es sind also drei Paar Stiefel:
Casting shows sind (nievaulose) Fernseh-Unterhaltung, Kommerziell erfolgreiche Musik deckt sich damit nicht unbedingt. Und gute Musik/gute Musiker sind wieder ganz was anderes (aber letzteres ist natürlich v.a. individuelle Geschmackssache, das gehört nicht hier diskutiert).

Gruß
Kurt

Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen

Hallo!

: Ausserdem hab ich ja nicht gesagt, daß es früher anders war (Mainstream ist meiner Ansicht auch nicht unbedingt als "das, was die Masse hören will", sondern als das, was den wenigsten weh tut :-)) - mich stört einfach, daß ein paar Leute behaupten, daß Rockmusik, Soulmusik, usw. tot sei, und wegen diesen paar Leuten in den Medien in erster Linie gekünstelte Irgendwas plaziert werden - obwohl der Markt für "richtige" Musik anscheinend riesengroß ist.

Deinem Statement kann ich im Kern nur zustimmen. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass jede Art von Waren "für die Massen" zwangsläufig immer etwas einfacher, primitiver sein muss als die "Feinkost", die wir uns so gerne zuführen. Auf einer Fete mit 50 oder mehr bunt aus allen Bevölkerungsstufen zusammengewürfelten Leuten läuft irgendwann zwangsläufig Wolfgang Petry und Howard Carpendale, und eben nicht Toto oder Hendrix, um mal ein paar willkürliche Beispiele zu nehmen.

Wobei gerade die Musiker solcher "Schlager-Acts" durchaus ihren Spass haben können, ich habe mal eine Aufzeichnung eines Petry-Konzerts gesehen, verzeiht mir, also live rocken die Musiker ganz schön los. Wird dann zwar am Mixer alles wieder relativiert, damit getreu dem "Deutschen Mix" der Gesang und das Keyboard schön laut sind und die Gitarre schön leise, aber immerhin, ihre Freude an der Musik haben die auch.

Fiel mir nur gerade mal so ungeordnet ein...

Liebe Grüsse, Ölfuss