Re: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen


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Beitrag von Kurt vom März 25. 2004 um 13:44:49:

Als Antwort zu: (Philosophie) Castings, Medien, Jimi Hendrix und die ewig gestrigen geschrieben von Oly am März 23. 2004 um 16:23:38:

Hi Oly,
hallo Gemeinde,

"Jazz is not dead, it just smells funny!" (Zitat F.Z. auf Roxy & elswhere, 1973 oder so).

Als Amateur- und reiner Jazzmusiker, der also aus diesen zweifachen Bewegründen heraus Musik nur aus Liebe dazu und um ihrer selbst Willen macht, gehen mir diese Casting-Shows wie auch das ganze Charts- und Kommerzgedöns am A.... vorbei.

Aber ich hab trotzdem eine Meinung dazu.

Bei Pop-/Rock-/Rap- oder Sonstwie-Musik, die auf kommerziellen Erfolg abzielt, ist die Musik selbst, also ob das Lied "schön" und interessant ist, ob der Musiker was kann (singen oder ein Instrument spielen, vom komponieren oder arrangieren redet sowieso keiner mehr), imho nicht das Ausschlaggebende. Denn verkauft wird nicht nur die Musik, sondern gleich ein ganzes Produkt: der gutaussehende (oder je nach Zielgruppe z.B. auf Grufti häßlich gemachte) Interpret, sein Outfit, seine Sprüche, kurz: sein Styling eben. Dann brauchts noch ein lustig anzuschauendes Pfideo dazu, der Clip muß ja bei emdivi und viva laufen. Merchandising-Beiwerk (Schlüsselanhänger und T-Shirts) dürfen auch nicht fehlen. Das ganze PRodukt bekommt dann noch das richtige Marketing durch die richtigen Produzenten, dann kann das ganze ein Erfolg werden. Die Musik gehört natürlich auch dazu, aber die muß einen Massengeschmack treffen und muß von daher stilistisch gesehen schon ein Kompromiß sein.
Ich will das ganze nicht runtermachen, so ein Produkt ist ordentliche Arbeit und das muß erst mal einer können! Das meine ich im Ernst.

Ein Chris Norman paßt da ohne den richtigen Produzenten und sein Marketing natürlich nicht rein. Der ist ja auch schon viel zu alt und sieht nicht aus wie Brosis und Konsorten, oder? (Ich geb zu, ich hab die Casting-Show nicht gesehen).

Ein "Max" mit Rollkragenpulli und hohem Haaransatz bricht diese Komplett-Styling-Produkt-Kacke ein wenig auf, das freut mich natürlich auch. Aber Stefan Raab wird schon auch seine Connections haben um den Song dahin gebracht zu haben wo er jetzt steht. Zumindest hat er eine eigene Fernsehshow um ihn zu promoten.
Wenigstens kann Max singen.

Aber Oly wollte ja was zu den Casting shows sagen.
Eine Casting-Show zielt imho wieder auf etwas anderes ab: Es kann dort primär nicht drum gehen, einen guten Song/Interpreten zu finden, sondern nur um eine gute Einschaltquote!! Also ist es egal, ob das Jury-Ergebnis mit dem Heimpublikumsgeschmack übereinstimmt. Vielleicht sogar im Gegenteil: je konträrer die Meinungen, je niveauloser die beleidigenden Rumtermach-Sprüche eines Dieter Bohlen sind, desto mehr Emotionen weckt die Show und desto mehr Leute schalten (vielleicht) ein! Womöglich nur, um sich über Dieter Bohlen ordentlich aufregen zu können. Eine brave
Hitparade à la Dieter Thomas Heck bringt ja keine Quote.

Es sind also drei Paar Stiefel:
Casting shows sind (nievaulose) Fernseh-Unterhaltung, Kommerziell erfolgreiche Musik deckt sich damit nicht unbedingt. Und gute Musik/gute Musiker sind wieder ganz was anderes (aber letzteres ist natürlich v.a. individuelle Geschmackssache, das gehört nicht hier diskutiert).

Gruß
Kurt


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