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(Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Hallo zusammen,


mal eine Frage an die Livemusiker unter Euch. Wie schafft Ihr es zu Euren Zuhörern einen Draht zu bekommen?


Wir spielen in der Band in der Regel Blues und Rocksongs, die der Masse weniger bis gar nicht bekannt sind. Unsere Stärke ist eher das Zusammenspiel und die Improvisation.
Von dem her ähneln wir eher einer Jazzband als einer Coverband. Um etwas massenkompatibler zu sein haben wir jetzt zwischendrin auch ein paar bekanntere Songs, wobei wir allerdings nicht wollen, dass es nicht zu "billig" wird.


Seit diesem Jahr arbeiten wir verstärkt daran zu unserem Publikum eine spezielle, starke Beziehung aufzubauen. Von uns ist niemand ein "natural born Entertainer" sondern wir sind von Haus aus eher zurückhaltend. Wir üben unsere Ansagen, versuchen Blickkontakt zu halten und das ganze Publikum im Raum anzusprechen. Die Leute mitsingen zu lassen gestaltet sich oft schwierig, da sie unsere Stücke nicht kennen. Wir haben deshalb mal ausprobiert Textblätter auszuteilen und ganz direkt alle zum Mitsingen aufgefordert. Das war ein voller Erfolg, aber ich denke das kann man auch nicht bei jedem Konzert machen. Auch versuchen wir es jetzt bewußt den Bühnenraum auszunützen und probieren auch mal die eine oder andere Pose.


Mich würde interessieren wie Ihr es schafft das Publikum für Euch zu gewinnen bzw. was Eure Meinung dazu ist.

Viele Grüße und ich bin schon sehr gespannt auf Eure Sicht
Dan


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Moin Dan,

ich denke mal alles was gekünstelt gemacht wird - kommt auch gekünstelt an.

IMHO sprechen die Leute vorallem auf leidenschaftliche Darbietung an - egal wie gut (oder schlecht) es auch dann ist.

Viele dieser "Ententainer"-Typen sind ja oft am Instrument schwach - aber können den Saal doch für sich gewinnen - weil sie iR authentisch rüberkommen (weil sie ebent so sind).

Wir sind mit unserem Trio in einer ähnlichen Lage - wir spielen halt und fertig. Alles andere funktioniert nicht.

Würde mir also keine Gedanken machen - wobei ein Programm mit Songs die den Leuten gefallen - ja auch nicht schlecht ist ...

GruZZ *


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Moin.

Typische Juristenantwort: Es kommt darauf an. Konzert oder Partymucke sind 2 verschiedene Dinge mMn. Ganz schlimm finde ich Hintergrundbeschallungsmucken. Da versuche ich gar nicht mehr viel zu sagen. Da muss Spielfreude und musikalische Qualität reichen. Die sollte auch bei den anderen Gigs nicht zu kurz kommen. Nichts nervt mich als Publikum mehr als Mucker, die einfach ihren Kram runterspielen. Man sollte schon merken das ihr Spaß habt. Ich gehöre allerdings auch zu der "pro posing" Fraktion. Wenn man schon auf einer Bühne steht, darf man auch mal posen. Da man das als Musiker öfter macht, kommt einem das oftmals doof und langweilig vor, aber das Publikum möchte auch unterhalten werden und die sehen das nicht alle 14 Tage. ZU einstudiert soll das aber auch nicht sein, also auch bei Proben sowas mal machen damit das in Fleisch und Blut übergeht. Auch Moderation und Ansagen kann man üben und das hilft. Ich würde das gezielt einer Person übertragen und dieser einen Ansprechpartner in der Band zuteilen. zB: Der Sänger fragt den Trommler(in der Zeit können die Gitarristen stimmen)o.ä. irgendwas. Dieser Ansprechpartner kann dann auch mal einspringen, wenn der Hauptmoderator Texte suchen muss. ;)

Ich finde auch das schon eine Bühneklamotte hilft. Das muss nicht das Wendehalssakko in Schachbrettmuster sein, aber ich mag es, wenn sich eine Band auch darüber Gedanken macht. Bei uns(Duo) gibt es eben Bühnenhemden mit Bandlogo, Hüte und Jeans. Mikroständer sind chromfarben und auch unsere Mikros haben Farbe(Grün/Orange auf Schwarz sind die "Bandfarben") bekommen. Ich bin auf der Bühne eine Ecke bunter als im Alltag.

Zum Mitsingen: Textzettel würde ich doof finden. Nehmt einfache Parts und singt sie dem Publikum vor. Ist bei "Aloha Hey" natürlich einfacher als bei einem 60 Jahre altem Bluestitel. Was bei uns ganz gut funktioniert, ist ein Gesangswettbewerb Frauen vs Männer, linke vs rechte Publikumsseite und schon der Hinweis das bei Gig X ein so schöner Chor erklungen ist, hilft.

Gut aufgebaute Setlist und Flexibilität hilft übrigens auch. Wir haben so 6 Stücke, die aus dem Hut eingestreut werden können und gut ankommen, weil bekannt.

Und Pausen werden nicht gemacht wenn die Tanzfläche voll ist.

Gruß

Ugorr


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Hi,

schwieriges Thema!

Wir machen mittlerweile gewisse Konzessionen an den Publikumsgeschmack, d.h. wir spielen zB "Are you gonna go my way", weil das sehr gut ankommt. "Tush" kommt komischer Weise auch gut an, man kann das nicht immer kalkulieren, man muss es ausprobieren. Vor Rockern würden wir andere Titel reinnehmen als vor einem frauenlastigen 35+ Publikum.Wir haben dankenswerter Weise genug Stücke im Programm, um etwas flexibel zu sein. Die Anzahl der Hardcore-Lance-Lopez-Stücke ist eher zurückgegangen.

Am besten laufen die Gigs, zu denen viele Frauen kommen, weil es sich (ein bisschen) rumgesprochen hat, dass man bei uns "richtig gute Musik wie früher" zu der man gut tanzen kann zu hören bekommt. Etwa 1/3 der Stücke sind betont funky-tanzbar, bei anderen Rockern wird auch teilweise die Tanzfläche gestürmt. Wenn die Mädels tanzen können, sind sie gut drauf, die Jungs holen derweil die Getränke, und die Veranstalter sind dann auch zufrieden. Wenn der Umsatz stimmt, darf es ruhig mal richtig laut gewesen sein. Wir spielen auch gerne drei Sets, weil die Leute dann zwei Pausen haben, um Getränke zu holen. Auch Durchsagen zwischendurch wie "wir brauchen hier dringend 5 Bier auf der Bühne, holt euch doch selbst auch eins" kommen gut an.

Wichtig ist es, dass der Raum nicht so leer ist. Wenn man weiß, man zieht im Schnitt 50 Leute, kann man in einer Eckkneipe eine Bombenstimmung erzeugen, von der alle begeistert sprechen und gerne wiederkommen. Stehen 50 Leute in einem Saal für 500 an den Wänden verteilt herum, ist die Stimmung eher mau.

Wichtig ist auch, die Lautstärketoleranz der Leute (und Veranstalter...) im Blick zu haben. Wir haben ein paar Läden, wo wir amtlich aufdrehen können, und andere, wo das eher nicht geht. Wenn man einmal ein 50w Halfstack in einer Eckkneipe voll aufgedreht hat, braucht man sich dort meist nicht wieder zu melden. Daher besser relativ leise anfangen. Wenn alle in Stimmung sind und die Sache läuft, kann man aufdrehen, und je mehr Dämmfleisch anwesend ist, desto mehr muss man ja auch aufdrehen.

Wir versuchen auch, einen sagen-wir-mal interessanten Dynamikverlauf zu haben. Den ganzen Abend im gleichen Tempo nur Druck Druck Druck machen ist langweilig. Es muss auf und ab gehen, mit Pausen für die Ohren.

Wir bekommen oft gesagt, dass man sieht, wieviel Spaß wir auf der Bühne haben. das liegt natürlich auch daran, dass es gut ankommt (wenn es gut ankommt), aber auch daran, dass wir nur Nummern spielen, die wir geil finden. Und dann spielt man die eben auch geil.

Generell machen wir auch keine Hintergrundmusik, es muss schon richtig drücken. Wir spielen nur eine Handvoll Gigs pro Jahr - wenn es hoch kommt zehn - die sollen dann aber auch Spaß machen. Und nur Shanties spielen ("Cocaine", "Satisfaction", "Summer of 69"...)  bei einem Pegel, bei dem man sich vor der Bühne ungestört unterhalten kann, macht mir keinen Spaß.

Man muss sich aber klar darüber sein, dass ein Gig nur funktioniert, wenn man sich selbst und sein Ego dem Gesamtereignis unterordnet. Die andern vier wollen "long train running" spielen, die Frauen mögen es, dazu zu tanzen? Da breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, das mitzuspielen.

Gruß, ferdi


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

ich saach ma so:

so ähnlich wie Dan, es kommt auf die leidenschaft an.

ich hab schon viele bands gesehen, die richtig gut waren, musikalisch, hut ab.

aber ich hab denen im gesicht nicht angesehen, dass die spaß hatten. das erwarte ich, dann packt mich ne band. wenn ich das vor allem "sehen" kann, dass die jungs gerade das machen was sie am liebsten machen, dann stimmts. posen fallen direkt auf, mag ich gar nicht, viel gequatscht werden muss auch nicht dann.

gutes beispiel dafür: neulich im, e-werk in kölle The CovernBeatles gesehen. technisch und musikalisch wirklich ne gute beatles cover band aus GB. da sollte man meinen, dass die leute dann sowieso unter der decke hängen vor begeisterung, kennen alles, können alles mitsingen und so. war aber erst in den zugaben, dass die band locker und mit spaß dabei war. vorher brav auswendig gelernte moderation, nach jedem stück eine hübsche verneigung allerseits, auch schön einstudiert, und immer konzentriert drauf, alles genau wie die beatles zu spielen, die konzentration konnte man denen ansehen...................aber während des ganzen konzert kein einziges mal ein freudiges, unbefangenes "vor lauter spaß an der mugge lächeln" im gesicht.

drum denke ich: den eigenen spaß rüber bringen und die authenzität, fertich.

my 2 cents

hayman


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Hi Dan,

>> mal eine Frage an die Livemusiker unter Euch.
Ich bin zwar nur (noch) Wohnzimmergitarrero aber das ist ja quasi auch Live, außerdem will hier auch niemand zuhören und tanzen schon gleich gar nicht... ;-)

>> Um etwas massenkompatibler zu sein haben wir jetzt zwischendrin auch ein paar bekanntere Songs, wobei wir allerdings nicht wollen, dass es nicht zu "billig" wird.
Wenn ich mich da an unsere letzte Band zurückerinnere, kommt mir alles sehr bekannt vor. Ich kann hier nur zu Vorsicht raten, denn das ist ein schmaler Grat auf dem man da wandelt - wenn man da nicht aufpasst mutiert man so nach und nach zu einer der unzähligen Kneipenmeilen 0815 Bands (gegen die ich nichts habe, aber in der ich nicht spielen möchte).

>> Wir haben deshalb mal ausprobiert Textblätter auszuteilen und ganz direkt alle zum Mitsingen aufgefordert. Das war ein voller Erfolg ...
Ups, das wundert mich - wäre ich im Publikum gewesen hätte mich das doch sehr verwirrt.
Der Rest des Satzes passt aber. D.h. etwas Bewegung auf der Bühne und freundliche Gesichter auf der Bühne sind neben guter Musik die halbe Miete.
Ein versemmeltes Solo oder ein verpennter Break kann durchaus Sympathiepunkte einbringen, sofern die Band sich selbst und andere (z.B. die Musikpolizei) nicht allzu wichtig nimmt und ehrlichen Spaß an der Sache hat.  

@Ugorr
Ja, das Publikum möchte unterhalten werden - allerdings möchte ich da keine Schauspieler sehen, wenn ich die sehen möchte gehe ich ins Theater. 

Gruß
Stoffel 


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Ok, dann will ich auch mal:

Letztes Jahr hatten wir (Akustik-Duo) nur einen Gig und das vor heimischem Publikum.

Dieses Jahr sind wir zu dritt (Frank singt und spielt Akustikgitarre, Falk spielt Cajon und Perkussion und meinereiner an diversen A-E-B-Gitarren.  Wir heißen AnderCover, weil wir andere Coversongs (als andere hiesige Bands) spielen und diese Songs auch anders, also alles andere als original. Dabei sind wir mit Spaß dabei und das honoriert das Publikum, auch wenn wir nicht perfekt sind und auch, wenn wir Titel spielen, die eher nicht so bekannt sind.

Allerdings muss ich zugeben, dass das schon ein toller Moment ist, wenn die Leute die Feuerzeuge auspacken und mitsingen. Selbst wenn das so was ähm ausgelutschtes wie "Wish you were here" ist oder Locomotive Breath.

Einige Titel werden wir nie spielen, weil wir selber die nicht mehr hören können. Bei anderen Sachen freuen wir uns, wenn wir die toll finden und die Leute auch. So haben wir für diess Jahr inzwischen 7 Titel von Keimzeit im Programm. Die sind hier ne ganz große Nummer (kommen ja auch aus der Region). Und da das auch noch musikalisch interessantes Material ist, ists um so besser.

Unser Fazit: wir wollen unseren Spaß haben und glauben, dass sich diese Freude aufs Publikum überträgt. Thats it.

Gruß Uli


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Hi,

also ich hab ja eine neue Formation, rein akustisch, Gitte, Cajon, Vibrandoneon und Kontrabass. Neulich hatten wir so einen Kurzgig, 6 Stücke komplett ohne PA o.ä., mehrere Formationen, wir als zweite. Jut, mein Cajoner wurde nicht fertig mit dem aufbauen, ich schon vor ihm auf der Bühne und ruf laut in den Saal (ca. 150 Leute): "Feddisch!" Die ersten Lacher hatten wir in der Tasche. Er brauchte immer noch, also musste ich Zeit überbrücken. Da bin ich dazu übergegangen ihn zu veräppeln, das kam umgehend zurück und ging dann den ganzen Gig durch. Wir haben spontan, ohne Kommando oder Absprache mitten im Stück den Takt gewechselt, ich hab mitten in einem Stück an einer passenden Stelle als Fill in das Riff von "Smoke on the Water" reingehauen. Ohne Vorbereitung hatte mein Kumpel plötzlich eine Nasenpfeife in der Hand und legte damit los. Und wir haben viel sogenannten virtuelle Kommunikation betrieben, das Publikum mit einbezogen. Fazit: Das Publikum war begeistert, wir hatten einen Riesenspaß und bei uns heißts in Zukunft nicht nur BlueRoCouPop, sondern auch StaUpCom.

Weiß nicht obs hilft, uns schon.

Gruß Waufel


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

 
: @Ugorr
: Ja, das Publikum möchte unterhalten werden - allerdings möchte ich da keine Schauspieler sehen, wenn ich die sehen möchte gehe ich ins Theater.

Da stimme ich Dir zu, aber wenn eine Truppe Rockband sein möchte, dann möchte ich auch einwenig Action auf der Bühne. Und das muss man proben oder eben viel Live spielen und dort ausprobieren. Darf man auch. Mir ist ein einfaches Solo "mit Eiern" und ein bißchen Pose lieber, als hochkomplizierte Licks von einer Statue. Zumindest eben in dem Partykonzept. Konzertant ist noch was anderes.

Gruß

Ugorr


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Servus,

ich spiel mit der Cover Truppe so ca. 5-10 Gigs im Jahr und mit einem Repertoire von knapp 60 Songs kann man schon ganz gut ausloten in welche Richtung man gehen kann/soll/muss um die Leute auf die Tanzfläche bzw vor die Bühne zu ziehen. Auch Interaktion von der Bühne aus hilft (Leuten mal das Mikro vor die Nase halten) bzw wenn die Möglichkeit besteht und ich mit Sender spiel hüpf ich auch mal runter in die Menge. Bis jetzt waren eigentlich alle spätestens beim zweiten Block (also dem 10ten Song) dabei und hielten durch, man muss halt auch variieren und spontan sein und die Setlist ggf umschmeissen können. Wenns wirklich gar ned zieht dann brennen wir halt auch mal 5 abgenudeltete (Johnny B. Goode, Summer o 69, Sweet Home, etc) ab und das hat bisher immer geklappt... da kommen dann auch mal andere, unbekanntere Sachen gut als Luftholer/Pausenfüller weil keiner tobt gerne 3h am Stück übers Parkett..

N8ti

Stefan


Re: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Hallo Dan,

unerschöpfliches, immer wiederkehrendes Thema - auch für mich/uns.

Das mit "mal bekannte Titel" einstreuen um die Leute zu ködern, höre ich zwar auch immer wieder, führt jedoch imho in eine gewisse Sackgasse /künstlerische Identitätskrise. V.a. wenn man diese Songs dann eigentlich nicht wirklich mag.

Wichtig ist mir, daß man nicht vergisst, daß es ein Live-Act ist  - nicht das exakt-fehlerfreie Reproduzieren des vorher gründlich Geübten bringt es. Sondern die Überzeugung mit der die Band hinter dem steht, was sie da spielt und die Interaktion mit dem Publikum. Die gelingt uns dann meist auch - ööhm  - mehr oder weniger gut; geborene Entertainer, die wir nu mal sind. Es gibt Locations, da hast du noch keinen halben Song gespielt und die Leute sind mobil und bleiben es den ganzen Abend. Beim nächsten Gig woanders sind sie sehr reserviert und tauen dann gerade vor der Zugabe auf - bei genau gleichem Programm wohlgemerkt.

Leute ansprechen - nicht totquatschen - vielleicht ein paar witzige Gimmicks auch in einige Songs einbauen - sich ein paar Ansagen vorher überlegt haben - wenn´s ganz gut läuft noch mit einer Prise Situationskomik würzen. Damit haben mir so unterschiedliche Sachen wie akustische Sologitarrenkonzerte - Irish Folk Bands - laute Rock´n Roll Bands - smoothe Popjazzer -groovy R&B-Bands immer wieder gefallen; völlig unabhängig davon, ob die nun bekannte Songs im Programm hatten.

teleman


@all: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Hi all,

danke Euch für die vielen interessanten Beiträge.

vorweg eine kleine Anekdote:

Bei einem größeren Festival  kamen meine Frau und ich an einem Zelt vorbei, wo sichtlich die Hölle los war. Drin hörte ich eine stadtbekannte Coverband „Honkytonk woman“ spielen. Ich seufzte: „So einen gut besuchten Gig möchte ich auch gerne spielen!“ Darauf meine Frau: „Willst Du etwa auch so ein Publikum?“

Und das ist der springende Punkt für mich:
Mir geht es nicht darum vor möglichst vielen Leuten zu spielen und Party zu machen. Ich möchte daß wir selbst von unserem Publikum als Musiker wahrgenommen werden und mit diesem einen schönen Abend verbringen. Deshalb spiele ich am liebsten in Clubs und auf Kleinkunstbühnen. Für mich ist es die größte Freude wenn sich nach einem Konzert die Leute für einen tollen, gelungenen Abend bedanken. Unsere Band ist meiner Meinung dann erfolgreich, wenn wir uns im Laufe der Zeit die für uns schönsten Gigs raussuchen können.

Und zu den typischen Cover- oder 0815-Kneipenbands: Sie haben durchaus ihre Berechtigung und es gibt sicherlich auch sehr gute Musiker. Aber das ist nicht mein Ideal. Ich möchte als Musiker meiner selbst Willen wahrgenommen werden.

Bekannte Stücke einbauen: Wir haben ein sehr großes Repertoire, bei dem wir sehr flexibel reagieren können. Ich halte daher auch nicht viel davon etwas zu spielen, was einem total widerstrebt.

Wir wollen einfach besser werden und da bietet es sich an, an dem Schräubchen "Bühnenpräsentation" zu drehen. Ich denke man muß dadurch nicht zwangsläufig gekünstelt wirken. Gewisse Dinge kann man auch bis zu einem gewissen Punkt lernen. Und bei diesem Thema gibt es zumindest bei uns Verbesserungsbedarf, da wir uns bisher nie einen Kopf gemacht haben und eben alles zufällig war.

Viele Grüße
Dan


Re: @all: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Ich möchte daß wir selbst von unserem Publikum als Musiker wahrgenommen werden ...

Ich möchte als Musiker meiner selbst Willen wahrgenommen werden ...

Hi Dan,

ja, das klingt erstrebenswert.

Dazu eine Anekdote aus meiner Gegend. Ich war - zusammen mit mehreren Leuten - bei einem Kneipengig. Rein "muckerpolizeitechnisch" war das der letzte Scheiss. Aber der Typ hat Sachen gebracht, die jeder kannte. Und das Publikum (alles Nichtmusiker) fand das prima....

Was erstrebenswert ist, ist pure Illusion.

Allerdings bin ich auch in vielen Kontexten sehr internal gestrickt. Will sagen: ich allein kann beurteilen, ob ich ZB einen guten Gig abgeliefert habe. Das mal als ergänzende Erläuterung, falls meine Ausführungen etwas überheblich rüberkommen sollten.

Ich will damit auch gar nicht sagen, dass der normale Zuhörer keine Ahnung hat. Der hört nur Sachen nicht, die Musikern auffallen. Dass dabei gelegentlich allerdings Grütze als passabel durchgeht, fand ich an jenem Tage erschreckend.

GRuß Uli


Re: @all: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

: Ich möchte daß wir selbst von unserem Publikum als Musiker wahrgenommen werden ...
: Ich möchte als Musiker meiner selbst Willen wahrgenommen werden ...

: Hi Dan,

: ja, das klingt erstrebenswert.

 

Hi Uli,

huch, meine Wünsche klingen so isoliert rauszitiert recht schwülstig.

Andersrum, wenn ich sämtliche abgedroschene Gassenhauer mehr schlecht als recht bringe und die Leute nur deswegen begeistert sind, weil sie die Stücke kennen und den Refrain mitgröhlen können, dann kann ich nicht auf mich als Musiker stolz sein.

Viele Grüße

Dan


Re: @all: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Hallo Dan,

keine Sorge, ich weiß, was Du meinst.

Ich habe ebenfalls NULL Bock, als Covernutte Summer of 69 spielen zu müssen. Oder, was hier in der Gegend immer geht: CCR.

Eigentlich (doofes Wort) möchte ich nur Nummern spielen, die ICH geil finde. Von daher war meine Aussage, dass wir versuchen, eine ausgewogene Mischung zu finden. Das fängt ja schon dabei an, dass mein Mitstreiter und ich zT andere Nummern aus unserem Programm suboptimal finden.

Wir spielen zB "One"  (U2, Version von Johnny Cash). Bei der Nummer weiß ich überhaupt nicht, was ich da kreatives zu beitragen soll. Mag ich nicht. Kann ich nichts mit anfangen. Bei einer anderen Nummer ("Sei nicht sauer" vom Stoppok) sagt unser Sänger häufig, dass er sich da nicht so richtig wohl bei fühlt. Ich finde diese Nummer großartig.  So fängt das an mit der relativen Wahrnehmung.

Und wenn Du NUR Calvin Russell, Bruce Cockburn und andere, weitgehend unbekannte Sachen spielst, tja, dann wird es schwierig. Von daher: Wish You were here und die Feuerzeuge und alles wird gut  LOL

Gruß Uli


Re: @all: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Moin Uli,

das Problem ist, sich für seine Musik ein Publikum zu schaffen. Wenn man das nicht schafft, bleibt man nämlich im Proberaum sitzen und versauert. Die Frage ist, wie schaffe ich das? Da bleibt es nicht aus, dass man auch mal etwas spielen muss, das einem nicht gefällt, oder auch mal ein paar Dinge auf der Bühne tun muss, die man normalerweise nicht machen würde, nur um das Publikum dazu zu bringen einem zuzuhören! Wenn man dann das Publikum in der Hand hat (mehr oder weniger), kann man wieder etwas umschwenken. Wichtig sind die "Aaaah's"  und "Ooooh's" des Publikums.

Gruß Waufel


Re: @all: (Band) Live - Wie bekommt Ihr das Publikum an den Haken?

Moin.

Kunst oder Kommerz ist ja leider oft die Frage. Beide Extreme können schnell anstrengend werden, als Zuhörer, wie auch als Musiker.

Beim Duo ist eigentlich Kommerz angesagt, aber eben auch da mit Stil. Wir schreiben und spielen auch eigene Stücke und diese kommen auch gut an. So werden wir dieses Jahr min 2 größere Gigs mit eigenen Songs spielen. Freue ich mich tierisch drauf.

Was wir bei längeren Konzerten(3-4 Sets a 45 Minuten) gerne machen ist das WünschDirWas Set am Ende. Wir wiederholen ein paar Stücke aus den vorigen Sets, wenn denn Wünsche an uns herangetragen werden. Und oft sind das die eigenen Nummern. Was natürlich klasse ist. Und wenn wünsch Dir was angesagt ist, spielen wir auch Wünsche. Da muß eben auch sowas wie CountryRoads mal kommen. Zum Glück ist dieser Wunsch selten und wenn das Publikum dann gut drauf ist, kann man die ja singen lassen..

Habt ihr Euch eigentlich mal selbst aufgenommen? Wir haben ein paar Videomitschnitte von Gigs gemacht, was mir ein paar blöde Flausen auf der Bühne ausgetrieben hat. Allgemein haben wir so den Bühnenaufbau besser gestaltet(Mikroständer anders stellen - dann klappen auch Fotos besser, Gitarrenstative anders aufstellen usw) und ich habe mein Stressbrett minimiert.

Und was wir ebenfalls machen ist Setlisten merken und markieren welche Kombination gut funktioniert. Was bei uns nicht so ging, waren zB Blöcke mit Stilistiken(Countryblock, Oldieblock,Rockblock), eine Mischung klappt bei uns immer besser. Spannungskurve in die Setlist einbauen und nach dem Gig mal schauen ob die gedachte Kurve auch funktioniert hat. ;)

Danke für den Thread übrigens, der hat in 2 Proberäumen für fruchtbare Diskussionen gesorgt.

Gruß

Ugorr