drei l, zwei Pence:
: Wenn keiner irgendein Produkt aus China kauft und importiert, werden dort halt Massen von Industriearbeitern arbeitslos.
Schuldigung, da geht jetzt fuer mich irgendwie die Logik floeten. Also, mit der Entschuldigung muessten wir ja geradezu Tropenholzfenster kaufen, damit die Burmesischen Holzfaeller nicht arbeitslos werden - helft der dritten Welt, kauft alles was Ihr kriegen koennt????
(abgesehen davon, dass sonst ja auch der arme Kerl in Kalamazoo oder so arbeitslos wird, dessen Klampfe Du nicht kaufst, weil Du dem Chinesen helfen willst)
Nicht, dass es mir nicht um jedes Opfer von Arbeitsplatzvernichtung leid taete, aber dieses Werk ist doch nun offensichtlich eine neue Errichtung einer Firma, die Verkaufschance wittert - diese Erwartungen zu enttaeuschen hat definitiv Schattenseiten, aber deshalb sie nicht zu enttaeuschen, finde ich absurd. Ganz definitiv bin ich der meinung, dass diese Erwartungen erschuettert werden sollten, denn wann immer Augen zu und mitmachen angesagt war, z.B. eben in Regenwaldgebieten, wird letztendlich trotzdem, frueher oder spaeter, dem Waldarbeiter eins uebergezogen und der jeweilige Regierungsapparat streicht ein. Ich glaube, in diesem Scheissspiel kann man nicht einfach "gewinnen", aber ich fuer meinen Teil finde ganz gewaltig, dass man sich persoenlich einer Verantwortung stellen kann und soll.
In meine Augen heisst diese Verantwortung, ganz bestimmt nicht einfach kaufen, was billig ist, ohne sich einen augenblick zu vergegenwaertigen, warum es so billig sein kann - und dann, wie schon gesagt, muss ich sowieso eine bittere Pille schlucken, aber ich entschiede mich dann gerne fuer die bittere Pille von ausgemachten Billiglohnlaendern MIT demokratischen Ansaetzen, die evtl. ein paar Mark mehr kosten, als fuer ein Land wie China... Kann sein, dass ich deswegen staendig Pleite bin, etc. aber dasselbe gilt doch fuer Bio-Futter, welches ich hier doch nicht alleine deswegen durch die halbe Stadt jage, weil es besser schmeckt!!!
: Ob es sich jetzt um China oder irgendein anderes "mulmiges" Land handel - so ein kleiner Boykott im Privatbereich wäre kaum konsequent durchzuziehen.
Nein, konsequent kann man im Leben sowieso kaum etwas durchziehen, kaum hat man angefangen auf Fleisch zu verzichten, muesste man konsequenterweise auf das meiste andere auch verzichten, und sich in den Graben legen und verschimmeln - bloss, weil ich das nicht tue, und trotzdem gut schlafe, kann ich doch trotzdem ansatzweise an mir arbeiten?
Wir hatten diese Diskussion ja kuerzlich schon mal als es um den boesen Kapitalismus im allgemeinen ging, und ich Rainer den Job riskieren wollte, weil ich Siemens boykottiert habe (finde da immer noch was dran, eruebrigt sich nur auf der Insel groesstenteils...) ¦¬]
Natuerlich machen diese persoenlichen Boykotte vor allem fuer das persoenliche Wertgefuege Sinn (ich finde sie trotzdem wichtig) - politisch wirksam werden sie bestimmt nur mit Oeffentlichkeitsarbeit, die eine Verbindung zwischen rueckgaengigen Verkaufszahlen und Absichten auch fuer die betroffenen offensichtlich machen. In diesem Zusammenhang haette ich mir natuerlich von G&B eine kritische Stellungnahme gewuenscht, gleichwohl mir voellig klar ist, das das nicht passieren wird.
: Ich kann mich nur an ein Beispiel erinnern, wo Wirtschaftsboykott und politische Isolierung auf lange Sicht zu einer Änderung der politischen Lage geführt haben. Ich meine Südafrika.
Koennte es nicht vielleicht sein, dass das andersherum das einzige mal war, dass wirklich konsequent boykottiert wurde???
: Und wenn Südafrika ein für die weltweite Wirtschaft so "attraktives" Land gewesen wäre wie China, hätte es diesen konsequenten Boykott wohl nicht gegeben.
Sehr wahr, sehr traurig...
Ich will noch mal einen aktuellen Gedanken "meiner" Regierung aufgreifen: Die Tony-Partei will Verbraucherverbaende in Gremien berufen, die die Macht haben, Dinge wie GM oder aehnliches zu beraten (und ggf. zu verhindern) ... mit der Begruendung, dass die Bevoelkerung das Vertrauen in die Expertenkomissionen veloren haette... das ist doch interessant, sind doch die Regierungen sonst immer gern als die Marionetten der grossen Konzerne gebrandmarkt (und Tony gewiss nicht wirtschaftsfeindlich).
Natuerlich sind solche Aktionen wie ein Boykott fuer Chinesische Waren Futter fuer boese Propaganda, doch eher nur deswegen, weil kaum einer von uns und denen Regirung mit Volksvetretung gleichsetzt. Die boese Regierung verfuehrt das Volk...sagen die Chinesen... die boese Wirtschaft verfuehrt die Regierung... sagen die unzufriedenen Buerger (links)... weitab von dem voelligen Verneinen zumindest des letzteren sehe ich doch nicht ein, warum man nicht im Angesicht dieser offensichtlichen Veraenderung in England (die ja nur durch permanenten Widerstand im kleinen hervorgerufen wurde) auf eine Wachheit hinarbeiten kann, die jeden sehen laesst: Hier reagiert die Bevoelkerung! Das das, abgesehen von viel Arbeit, die niemand jeden Tag aufs gleiche zu leisten bereit ist, nicht morgen zu einem Erfolg fuehrt, (und vielleicht auch nie?) ist voellig klar, aber ich mag mich nicht damit abfinden
: wir sind heute daran gewöhnt, sehr hochwertige Produkte zu sehr günstigen Preisen zu kaufen.
das dass einfach so ist!
Wir sind auch daran gewoehnt, verdammt viel Wasser zu vergeuden, aber das kann man doch angehen! Na und? wir sparen trotzdem schon besser als vor fuenf Jahren, und auch wenn diese Bewegung ein wenig eingeschlafen ist, die Gewoehnung laesst sich immer ein wenig kneten!
Gut Gruss!
ullli
PS: aehnlich wie in der letzten Runde empfinde ich schon ein wenig eine masochistische Vorfreude, mir ein paar meiner bestimmt verknoteten Gedanken geradebiegen zu lassen - also bitte!