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Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Aussensaiter

Ich weiss, ich habe schon seit Jahren nicht mehr was gepostet, doch nun brauche ich Euren Rat...bitte, bitte...;-)

Ich komme in der letzten Zeit kaum zum Gitarre spielen, von Sessions kann ich nur noch träumen und bei meiner letzten Band bin ich im Oktober wegen meines neuen Jobs ausgestiegen.
Nehme ich mal die Gitarre zur Hand bin ich, ob den Möglichkeiten schlicht überfordert: Jazz? Flamenco? Back to Rock? oder einfach nur Technik üben, damit diese sich nicht nach 24 Jahren harter Arbeit leise verabschiedet? Noch ehe ich mich entscheiden kann, ist meine übriggebliebene Freizeit entschwunden. Ein Zimmer voller toller Instrumente und doch keine Zeit diese zu spielen, da wird es mir schon manchmal schwindelig.

Um es kurz zu machen: Wie kriegt ihr Familie (unser erstes Baby ist in ein paar Wochen da), Job und Music unter einem Hut?

Ich bedanke mich herzlichst für die Zeit, die Ihr Euch für Eure Antworten genommen habt.

Gruss
Paco

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Moin Paco,
geht mir grad nicht anders - ok, der Kleine ist jetzt 9Monate alt, aber Zeit fressen tut er auch wie geschnitten Brot.
Setz Dich nicht unter Druck, aber sieh zu das Du Dir einen Freiraum freischaufelst.
Immer nur funktionieren kann keiner und man sollte dann und wann mal Zeit zum Luftholen, oder Klampfen haben.
Sonst geht schnell auch die generelle Laune abwärts.

Grüße
MIKE

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Moin Paco,

ich behaupte mal ganz frech, dass das, was du jetzt gerade erlebst und empfindest, so gut wie alle gesetzteren Aussensaiter (also die mit Familie) mal durchgemacht haben. Aber ich kann dich beruhigen. Das normalisiert sich mit der Zeit auch wieder. Du wirst sicher einen anderen Rhythmus für deine Musik finden. Vorübergehend (oder auch für eine ganze Weile) werden dich andere Dinge einfach mehr beschäftigen. Das ist doch ganz normal. Aber zwischendurch wirst du dir immer mal eine Auszeit für deine Instrumente gönnen können. Irgendwann sind die Kids dann größer und selbstständiger. Das ist für dich der Zeitpunkt, an dem du, wenn du dann noch daran interessiert bist, zu alten Gewohnheiten zurückfinden kannst.

Mach dir also keinen Kopf. Das findet sich alles von ganz allein. Instinktiv wirst du schon merken wann du wo gebraucht wirst und wann du dir deine Auszeiten nehmen kannst.

Grüße aus dem hohen Norden,
Kai-Peter

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

hallo paco!

diese krisen hatte und habe ich auch immer und immer wieder... lässt sich halt mit familie und job nicht vermeiden.

ich habe ums verrecken versucht, in den ersten 3 jahren als vater meinen gewohnten lebenswandel weiter zu pflegen. aber das war so dermaßen anstrengend zu organisieren, dass ich nach dieser zeit total ausgebrannt war.

das war der punkt, an dem ich alle meine bands gecancelt habe und fast überhaupt nicht mehr gespielt habe.

jetzt ist meine älteste tochter 6, die kleine wird bald 5, und seit einem dreiviertel jahr habe ich wieder eine eigene band. wir sind sogar gerade im studio, um eine cd zu produzieren.

mein fazit: familie braucht zeit, wenn man nicht gerade berufsmusker ist. um baby, frau, beruf und musikmachen unter einen hut bringen zu können, muss man halt abstriche machen. und wenn man nicht gerade seine familie verlassen möchte und auch nicht reiche eltern hat, dann wird wohl meistens die musik dran glauben müssen.

interessanter weise muss ich feststellen, dass ich in den letzten jahren dafür wieder mehr musik gehört habe. letztendlich bin ich jedenfalls nicht unbedingt schlechter geworden als gitarrist. reifer wird man halt nur, wenn man lebt und erlebt... (und anscheinend gehört die familie da durchaus zu).

halt die ohren steif,
gruß martin



Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Paco,

Gut, dass Du das schreibst, ich wollte die ganze Weile auch schon so einen Beitrag schreiben, aber da ich mitten in der Diplomarbeit stecke, hab ich einfach keine Zeit gefunden... und damit wären wir beim Thema :)

Obwohl ich noch kein werdender oder seiender Vater bin, schaff ich's schon jetzt nur sporadisch, meinen Kram für die Band zu üben und mich gleichzeitg ausreichend meiner Freundin zu widmen. Es haut einfach nicht hin, und - ich kanns eigentlich nicht fassen - DABEI BIN ICH DOCH STUDENT! Wie wird das erst in der Promotion...?!

Von daher verstehe ich Deine Situation sehr gut... ich kann mich auch nur den anderen Ratschlägen anschließen, halt die Ohren steif, es wird schon wieder Zeiten geben, in denen Dich wieder der Musik widmen kannst. Und die Pausen sind doch eh so wichtig wie die Töne...

Eine Alternative vielleicht: Mein Vater hatte es nach meiner Geburt damals so gemacht: Anstatt die Band zu canceln, hat er kurzerhand die Band mit in die Kindererziehung einbezogen. Die meisten meiner Kindheitserinnerungen spielen im Garten mit einer bierseelig trötenden "Panik"-Band (nix von wegen Nevada Tan, die hatten den Namen schon vor dreißig Jahren!). Es war toll, ich konnte gar nicht genug vom Pipi Langstrumpf-Song auf der Klarinette kriegen.

Aber egal, wie Du's machst, mach Dir keinen Stress... Band ist Freizeit, und sich dafür zu stressen, ist sowas von Thema verfehlt, wie's überhaupt nur geht! In drei Jahren hast Du wieder Zeit, dan schreibst Du den Pampas-Cleaner-Blues!

Beste Grüße, Christian

PS: Noch 32 Tage, 23 Stunden und 21 Minuten bis Abgabe.

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Paco,

meine Kleine ist jetzt über ein Jahr alt und ich betreue sie bis auf einen Uni&Job-Tag jeden Tag, nebenbei studiere ich und mache auch noch ein wenig Musik.

Ich gehe seit einiger Zeit einmal pro Woche mit Freunden auf eine Jazz-Session und einmal pro Woche findet die Bandprobe statt.

Das ungestörte, konzentrierte Üben am Instrument geht im Moment überhaupt nicht, ein paar Fingerübungen oder mal ein Play-A-Long sind da zwischendurch schon eher drin. Aber für die Band reicht es.

Seit wir der Kleinen jeden Abend ein Gutenachtlied vorsingen, hat sich mein Gehör und mein Gefühl für Töne deutlich verbessert. Ich konnte sogar einige Fortschritte auf dem Bundlosen machen. Das ist ein positiver Einfluss meiner Familie.

Mir ist es also möglich, trotz junger Familie Musik zumachen. Allerdings stößt mir ein anderes Problem langsam auf, nämlich dass die Lebensrealitäten in unserem Jazztrio auseinanderdriften.
Obwohl ich mit Abstand der Jüngste bin, haben die anderen noch keine Kinder und dementsprechend juvenil ist ihr Lebenswandel. Ich bemerke ein Unverständnis, wenn ich durch die Kleine zeitlich eingeschränkt bin. Trotzdem haben die anderen auch nicht mehr Zeit als ich, sie verbringen sie nur mit anderen Dingen.
Im Moment ist das Problem noch sehr unterschwellig und es geht eher von einer gedankenlosen Person aus, aber sobald es wächst, werde ich meine Konsequenzen ziehen und mir eine "Eltern"-Band suchen.

Leider konnte ich Dir keine Ratschläge geben sondern nur bestätigen, dass du nicht allein bist und dass Musik und Familie zu vereinbaren sind. Und ich finde, es fühlt sich gut an.

va bene,
Thorsten

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Paco,

ich bin da inhaltlich weit bei Martin.

Auch ich habe eine lebensbedingte "Spielpause" von fast 8 jahren hinter mir.
Ich bin 1994 mit Firma, Familie und allem drum und dran von Bonn nach Sachsen-Anhalt gezogen. Da war einfach kein Platz mehr für Musik. Zumindest aktiv.

Und Kinder beim Aufwachsen zu begleiten, ist was ganz wunderbares. Meine sind jetzt 20 und 18 und dieser Lebensabschnitt neigt sich (mit ganz viel Wehmut meinerseits) dem Ende zu.

Solange Du nicht alles Erquickment verkloppen willst....kannst Du ja auch einmal die Woche ne Stunde spielen. Und damit meine ich wirklich spielen. Nicht Motivation herbeizaudern (LOL ob der Wortwahl)..und krampfhaft irgendwie an technik üben...sondern einfach spielen, wonach dir gerade ist.

Ich habe damals fast gar nichts mehr gemacht. und dennoch galube ich, dass ich heute viel besser (u.a. gefühlvoller) spiele als vor der pause.

Mach Dir da mal nicht zu viele Sorgen.

Liebe Grüße und alles Gute für die geburt

Uli


Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?


Morgen Paco,

ich kenne Leute, die keine Musik machen und ein extrem erfülltes Leben führen. Andersrum kenne ich auch Leute, die an etwas früher Erlebtem festhalten und sich auf diese Weise einen Teil ihrer möglichen Erfüllung selbst kaputtmachen.

Musik ist nicht alles. Es gibt Zeiten füf dieses und für jenes, und wie man an Muelrich und Martin sieht, handelt es sich zumeist um Entwicklungen, die nicht endgültig sein müssen, sondern sich gelegentlich auch wieder umkehren können.

Die Aufgabe liegt wahrscheinlich darin, zu erkennen, was die Zeit gerade für einen bereithält, und damit zu leben. Das mag dann zwar gerade um Geburten herum ziemlich massiv und endgültig aussehen, muss aber eben nicht so sein.

Mein Vorschlag: Lass die Tür zu dem Zimmer, in dem die Gitarren stehen, mal für ein paar Wochen zu. Vielleicht bindest du den Schlüssel an ein Band und hängst das Band an den Kinderwagen/Wickeltisch.

Ich hatte in den Neunzigern ein paar Jahre Musik-Pause, und es war eine extrem aufregende und inspirierende Zeit. Leute, die nach dem Sehnsucht haben, was sie zu anderen Zeiten gemacht haben, sind eher uninspirierend. Und der Gedanke "Ich hab so tolles Equipment und spiele nicht drauf" ist natürlich eine Falle, in der man nicht lange verharren sollte.


Herzlichen Gruß und alles Gute für die bevorstehenden - wahrscheinlich reichen und inspirierenden - Zeiten,

Michael (jacuzzi)

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Paco,

ich lese immer erst die Antworten der anderen und wenn ich nichts mehr beizutragen habe, lasse ich es. Hier ist es anders, ich haue in gleiche Kerbe wie meine Vorschreiber und pfeife auf Redundanz, damit Du siehst, Du bist nicht allein und erlebst, was die meisten von uns erlebt haben oder erleben werden. Vorweg die positive Bestärkung: es ist gut, dass Du Dir vorher Gedanken machst. Gedankenlos in das wundervolle Abenteuer Kind-Familie-Beruf-Selbstverwirklichung&Hobbies zu stolpern ist der Zeit die wir haben nicht angemessen. Die nächsten Baby-Monate und Kleinkind Jahre werden anstrengend und bald sieht man, dass es das wert ist. Ein Zauberwort wird Zeitmanagement werden: die Beziehung, das Kind, der Job und das Hobby lassen sich unter einen Hut bringen, wenn man sich wirklich gut organisiert. Was ist wesentlich, wo verschwendet man Zeit (TV, PC?) Aber bloß nichts zwingen. Es ist nicht schlimm wenn die Gitarren mal eine Pause bekommen. Und bedenke auch Folgendes und schmiede alle Pläne immer mit Frau gemeinsam: wenn sich ihr Wirken durch das Kind verändert, um nicht zu sagen eingeschränkt wird, während er im Beruf weiter kommt und seine Hobbies weiter pflegt fühlt sie sich bewußt oder unbewußt ungerecht behandelt. Alles Gute für Euch mfgm

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Paco,

: Um es kurz zu machen: Wie kriegt ihr Familie (unser erstes Baby ist in ein paar Wochen da), Job und Music unter einem Hut?

Dein Tagesplan wird sich erst dramatisch ändern, wenn Euer erster Nachwuchs mal da ist. Vorausgesetzt natürlich, du nimmst dir auch gebührend Zeit für das Kind und übernimmst auch deinen Teil der Pflege des Kindes und entlastest Deine Frau. Sonst leidet nicht nur deine Beziehung zu Deinem Gitarrenspiel, sondern v.a. die partnerschaftliche. Deine Klampfen nehmen Dir das nicht sehr übel, aber andernfalls wahrscheinlich deine Frau! Neben Kind und Job mußt Du vor allem auch darauf achten, daß Du noch genügend Zeit für Deine Frau hast, daß ihr zu zweit was unternehmt, sonst kann der Haussegen leicht Schieflage kriegen!

Keine Angst, mit der Geburt des Kindes verschieben sich auch die Prioritäten ganz automatisch in Richtung Kind und Familie, das hat die Natur schon so eingerichtet.

Zumindest ist das bei den meisten jungen Eltern so und so sollte es auch sein.

Ich habe mit der Geburt unseres ersten Sohnes eine von zwei Bands aufgegeben und die zweite auf Sparflamme weiterköcheln lassen. Zum üben gibt es seitdem deutlich weniger Zeit und noch weniger Energie.
Meine beiden Kinder sind nun 12 und 9. Phasenweise kann ich wieder mehr Gitarre spielen, wenn es sein muß, und die Familie etwas aber nie ganz beiseite schieben. Aber es gibt immer noch Zeiten, wo die Familie ganz klar Vorrang hat. Und der Job fragt da sowieso nicht bei mir nach.

Wichtig ist, daß Du das was du gerade tust, mit Hingabe machst, und deine Zuwendung zu Frau und Kind daran mangelt, daß du eigentlich grade viel lieber Gitarre spielen möchtest.
Es kommt weniger auf Quantität als auf die Qualität der Stunden an, die du mit Kind, Frau und zuletzt auch Gitarre verbringst.

Groovigen Grooß
Kurt

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

hallo kurt

"Wichtig ist, daß Du das was du gerade tust, mit Hingabe machst, und deine Zuwendung zu Frau und Kind daran mangelt, daß du eigentlich grade viel lieber Gitarre spielen möchtest."

genau das ist der punkt!

als ich das noch nicht wahr haben wollte, konnte ich meine vaterrolle gar nicht genießen, weil ich die kinder als störfaktor empfunden habe, die mich von meiner selbstverwirklichung abhielten.

in dem moment (als ich nach drei jahren aufgegeben habe, an meinen musikaktivitäten festzuhalten und fast alles gecancelt habe und sogar im job auf eine halbe stelle gegangen bin) habe ich mir das erste mal wirklich bewusst zeit für die kinder genommen.

und genau in diesem moment, wo die kinder kein störfaktor, sondern meine aufgabe wurden, fing ich das erste mal an, meine vaterrolle zu genießen.

gruß martin

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Paco,

ich kann mich vielen Vorrednern nur anschließen. Als vor 5 Jahren unser erster auf die Welt kam war das auch extrem hart, zumal ich in seinem ersten Lebensjahr noch ein halbes Haus renoviert habe un in 2 Bands mit einigen Gigs gespielt habe; - klar ist dadurch einiges verloren gegangen. Auch weiss ich heute nicht mehr wie ich das geschafft habe. Irgendwie gings; - und zum Glück hat meine Frau da mitgespielt; - im Gegenzug hat Sie die gleichen Freiheiten für Ihre Freizeitbeschäftigung bekommen; - wir haben uns eben arrangiert.

Dann habe ich gemerkt, dass alles im Laufe von 4 Jahren immer besser wurde; - und auf einmal wieder mehr Zeit da war! - Bis vor gut einem Jahr unser zweiter auf die Welt kam. Ihm zu Ehren habe ich sogar eine Band "geschmissen", um einfach mehr Zeit für die Family zu haben; - das erste Jahr eines Kindes gibt Dir niemand zurück!

Jetzt nach wieder einem Jahr wird wieder alles leichter und ich such mir glaube ich wieder eine zweite Band!

So easy!

Gruss

nysy


Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hi Paco!

Ich bedanke mich herzlichst für die Zeit, die Ihr Euch für Eure Antworten genommen habt.

... wo ich doch eigentlich gerade meine Gitarre weggestellt habe, um etwas mit meinen Kindern zu unternehmen ;-)

Spaß beiseite - ich bin sicher du kannst deine Musik (als Hobby) auf befriedigende Art und Weise weiterbetreiben. Auch mit Job, Frau und kleinem Kind - Zeit für EIN Hobby hat und braucht jeder. Du hast halt weniger Zeit für Musik zur Verfügung als ein Single, aber du kannst dich ja in der Zeit die dir bleibt auf ein Projekt konzentrieren.

Problematisch wird es nur dann, wenn du Musik semiprofessionell mit großem Aufwand betreiben willst - dann ist Stress daheim und im Job sehr wahrscheinlich.

Viele Grüße
Bernd


Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hi Paco,

: Um es kurz zu machen: Wie kriegt ihr Familie (unser erstes Baby ist in ein paar Wochen da), Job und Music unter einem Hut?

das ist eine schöne Frage.

Nun, es ist ja so: die einzelnen Dinge, die man so tut, die Rollen, die man so lebt und mehr oder weniger ausfüllt, das sind ja verschiedene Seiten einer Medaille. Ich sags nochmal mit anderer Betonung: Verschiedene Seiten einer Medaille. Die Medaille mag verschiedene Seiten haben, aber ist ist eine und sie hat genau einen Klang. Das ist der Einklang, den Du suchst, und Du wirst ihn in den zahlreichen Postings hier vermutlich finden.

Als ich diese Frage heute morgen las, hat sie mich gleich gefesselt. Ich konnte nicht sofort antworten, aber ich habe den halben Tag drüber nachgedacht. Und nun sitze ich hier in der komischen Lobby in einem dieser komischen Business-Hotels, habe extra den Notebook hierhin geschleppt, weil es nur hier WLAN gibt, und will auch meinen Senf dazu geben, während im Radio was über die neue Platte von BAP läuft, die offenbar ganz nett ist.

Bei mir war das so: mitten in der Schwangerschaft war auch mitten in der gemeinsamen Diplomarbeit. Es war alles prima geplant, und zwar sollte meine Geliebte präzise zwei Wochen nach dem Kolloquium darniederkommen. Leider kam es anders, in Form von vorzeitigen Wehen. In dieser Situation bin ich aus meiner damaligen Band ausgestigen, um mich voll auf den "Rest" (nämlich die erfolreiche Fertigstellung von Arbeit und Schwangeschaft) zu konzentrieren. (Das Kolloquium fand dann in Begleitung einer Neugeborenen statt, was für die Profs immerhin auch eine Premiere war.)
Danach war erstmal keine Platz für aktives Bandleben in meinem Leben. Zweieinhalb Jahre später kam Kilian, auch keine einfache Schwangerschaft, und er war ein Brüll-Terrorist. Als er ein Jahr alt war und es was ruhiger wurde, rief zufällig der Sänger meiner alten Band an und fragte, ob ich wieder einsteigen will, und das hab ich dann gemacht.

In der Zwischenzeit hab ich nur so für mich gespielt und - wenn man so will - an meinem "Ausdruck" gearbeitet. Muelrich schrieb schon sowas Ähnliches. Ich glaube, in dieser Zeit ist das entstanden, was ich meinen persönlichen "Friedlieb-Ton" nenne. Und das ist doch auch schon was.

Auch entstanden ist in dieser Zeit dieses Foto von Annika:



Also, wenn Du meine persönliche Empfehlung lesen magst: lass es ruhig angehen, überstürze nichts, und lass den Dingen ihre Zeit. Eines jeden Menschen Tag hat 24 Stunden. Es geht nur darum, wie wir diese aufteilen.

Ach, noch was: bei Magnus - Nummer drei - war dann alles viel lockerer: erstens wußte dieser eh schon vom ersten Tag an, was er wollte, und außerdem wird es mit jedem Kind leichter. Und die Zeit für die Musik kommt dann von selbst wieder.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: Familie, Job und Music...Quadratur des Kreises?

Hallo Paco,

seit 2 1/2 Jahren habe ich das selbe "Problem". Eigentlich ist es kein Problem, sondern eine lieb gewordene Gewohnheit geworden, das alles miteinander zu verbinden.
Mein Job nimmt schon keine Rücksicht auf meine Familie oder mein Hobby, da muss ich halt Familie und Hobby mit einander verknüpfen.
Das ist schon schwierig genug, da mein Sohnemann zwar riesigen Spaß an der Musik hat (am liebsten sagt er:"Ich geh jetzt proben", schnapt sich eine Gitarre, Flöte oder Geige und geht in (s)ein Zimmer um das Instrument zu (be)"spielen"), aber meine Frau in der selben Band Fiddel spielt und singt. Somit sind bei Auftritten immer organisatorische Meisterleistungen gefragt.

Unser Sohn war allerdings auch ein "Anfänger"kind... kaum fremdeln, schlief, von einer Freundin bewacht, bei unseren Konzerten in der hintersten, ruhigsten Ecke im Kinderwagen und hat so von Anfang an mitbekommen, dass Mama und Papa Musik mach, das Musik etwas ganz Tolles ist, und ... und das ist, denke ich das Wichtigste... das sich beide Elternteile auch trotz Musik um ihn kümmern, so wie es nur irgend geht.

Inzwischen schläft er bei Auftritten nicht mehr im Kinderwagen, sondern bei Oma. Wenn wir dann erst nachts um 4:00 nach Hause kommen, brauchen wir kein schlechtes Gewissen haben, das wir das Kind nachts durch halb Deutschland karren, können trotzdem ausschlafen und Sohnemann hatte das tolle Erlebnis von den Großeltern verwöhnt zu werden.

Also, was hat sich geändert?

- Die Auftritte sind weniger geworden, deutlich weniger... ehemals 40 p.a. jetzt zwischen 5 und 15 p.a.

- "echte" Proben sind weniger geworden, nur noch 2 - 3 Proben vor ganz großen Auftritten, sonst eine am Tag vorher statt jede Woche eine.

- Musik mit Kind macht einfach Spass, auch wenn es manchmal anstrengend ist den Kind zu erklären, weshalb er "nur" die E-Geige haben darf und nicht die 100-jährige A-Geige

- Ich kann die Titelmusik von den "wichtigsten" Kindersendungen z.B. "Thomas und seine Freunde", auf der Gitarre begleiten

- Es kam die Idee auf eine Kinderlieder-CD einzuspielen, nur für uns... wird eventuell noch gemacht

- Weihnachtslieder auf der Gitarre kommen auch gut :-) es muss nicht immer Irish Folk, Jazz, Rock, etc. sein

- schon mal ein Instrumentalstück geschrieben, das deinem Kind so gut gefällt, dass es das Stück jedes mal hören will, wenn du Gitarre spielst? Du wirst dich besser fühlen als wärest du Brian May und hättest DAS ultimative Gitarren-Solo gespielt.

- Schon mal mit erlebt, wie dein Kind sagt: "Papa/Mama spielt/singt das besser" während er eine CD hört, auf der zufällig ein Stück ist, das du auch spielst? Der Tag ist dann nicht mehr zu toppen.


Es ändert sich vieles. Manches wird dir erst schwer fallen, anderes ganz einfach ... Für mich war es einfach mein eigenens Arbeits- und Musik-Zimmer aufzugeben um Platz für den Neuankömmling zu schaffen und die Gitarren zu meinen Schwiegereltern auszulagern... Schwer dagegen war es für mich noch nicht einmal an den "normalen" Wochenenden ausschlafen zu können. Inzwischen pendelt sich aber auch das ein :-).

Gruß,
Catz

Dankeschön und vielen Dank!

Guten Abend Aussensaiter

Zuallererst möchte ich Euch für die sehr informativen und ehrlichen Antworten danken.
Es tut gut zu sehen, dass es noch andere gibt, die eine solche Ausgangssituation kennen. (So gut, dass ich meiner Partnerin den link zum Forum gemailt habe...)

Ich freue mich auf das Kind sehr, keine Frage, hierfür werde ich mich gerne einschränken, und das meine Lebenspartnerin mich braucht, ist klar und war zu erwarten, das mache ich auch liebend gerne, da ich eine solche Frau ein Leben lang nie mehr finden werde...

Mal schauen, mir ist auch klar, dass dieser Stress eine Symptom für die Angst darstellt, in einen wirklich neuen Lebensabschnitt zu treten. Der, wenn es so weit ist, sich vermutlich als unglaublich belebend, (über-)fordernd und schlicht schön darstellen wird.

Deshalb möchte ich zum Schluss unter all Euren Antworten eine von michael (jacuzzi) hervorheben:
"Die Aufgabe liegt wahrscheinlich darin, zu erkennen, was die Zeit gerade für einen bereithält, und damit zu leben."

Dem kann man wohl nichts mehr hinzufügen.

Etwas entspanntere Grüsse aus Zürich, eine gute Nacht und vielen Dank nochmals
Paco