Re: (Philosophie) Seid ihr als Musiker glücklich? Zufrieden?


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Beitrag von Friedlieb vom Juni 10. 2022 um 18:00:08:

Als Antwort zu: (Philosophie) Seid ihr als Musiker glücklich? Zufrieden? geschrieben von Der Felix am Juni 09. 2022 um 18:48:47:

Lieber Felix,

ein sehr schönes Thema.

Dazu fällt mir extrem viel ein, Glück ist ja zugleich das größte Rätsel der Menschheit und das höchste Ziel der Meisten. Aber ich hatte mir vorgenommen, meine Antwort ausschließlich auf Musik zu beziehen und die ganzen Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung und des Mindset wegzulassen. Allerdings hierzu ...

: ... dass im Grunde eine stete Unzufriedenheit mit dem Musikerleben herrscht.

... kann ich mir dann doch eine kleine Anmerkung nicht verkneifen: Fokussierung auf Unzufriedenheit verstärkt diese. Ich bemühe mich immer, die Geschenke zu zählen und nicht die Probleme.

Jetzt aber zur Musik:

: Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr zufrieden? Oder was fehlt zum Glück? Ist der Erfolg definiert durch eine schwarze Zahl unterm Strich, durch eine hohe Fan/Followerzahl oder die Zahl der Auftritte? Was treibt euch an? Macht es immer Spaß?

Ich bin ein Amateur. Dazu stehe ich. Immerhin kommt das Wort von amare, Liebe, lieben, und ich liebe, was ich musikalisch mache.
Zugleich bin ich Dilletant, und auch dazu stehe ich. Denn es kommt von delectare, sich erfreuen, und ich erfreue mich an der Musik, die ich mache.

Das genügt mir. Oh, noch was: wenn die Leute nach dem Auftritt sagen, es hat gerockt, dann macht mich das sehr froh. Zum Glück sagen sie es oft.

Ein schneller-höher-weiter-anspruchsvoller oder auch jegliche Art von Ruhm ist nicht mein Ziel. So faul wie ich bin, wäre es auch Selbsttäuschung zu glauben, ich könnte mit diesem geringen Einsatz ein richtig guter Musiker werden.
Dennoch freue ich mich ebenso wie Tom, wenn ich an meinem eigenen Spiel Fortschritte feststelle. Sehr geil ist auch, wenn ich in einem Song spüre, dass jetzt ein Break oder irgend ein Gimmick cool wäre, ich das spiele und zugleich höre, dass der Drummer die gleiche Idee hatte. Das passiert uns öfter und wir grinsen uns dann jedes Mal an.

Und: ich denke immer mal wieder an einige der Profi-Musiker, die ich kenne. Dass selbst ein Nummer-Eins-Hit nicht davor schützt, zum Überleben zB auch immer mal wieder Musik machen zu müssen, die einem überhaupt nicht gefällt. Und dann wird mir jedes Mal wieder neu klar, wie glücklich wir Amateure uns schätzen sollten, dass wir ausschließlich Musik machen können, die uns wirklich gefällt.

Und ansonsten bin ich bei Michael: wenn es klingt, ist es gut.

Keep rockin'
Friedlieb




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