(Philosophie) Eine Lanze für die Theorie ...Beitrag von RainerB vom Oktober 06. 1999 um 13:26:46: Die Geschichte mit den Modes hat mich da noch mal in's Nachdenken gebracht. Also offen gesagt, sehe ich die Anwendung der Modes etwas anders. Und ich war weder auf dem GIT, nicht mal auf BSM oder BTI ... habe mal eine Zeitlang Gitarren-Unterricht gehabt ... erst mit der klassischen, später mit der Tele ... Ich hole jetzt mal etwas aus. Als die meisten unter Euch noch nicht einmal in Planung waren (so kurz nach dem Kartoffel-Krieg dunno 1848) hatte ich eine Gibson EB-2 Kopie und einen Höfner Jazz Bass. Ich habe in diversen Bands gespielt, mit diversen Leuten, diverse Sachen. Chicago und King Crimson waren angesagt. Es gab kein Internet, sehr wenig Bücher, keine Videos, keine Bücher mit CDs, weil es ja noch lange keine CDs geben sollte. Es gab einen Dynacord Eminent II und eine 2x12er Box, das war mein Equipment. Eigentlich hatte ich hervorragende Start-Möglichkeiten. Einige Gitarristen spielten noch über Röhrenradios. Trotzdem steckte ich Anfang 20 die Sache auf, weil ich den totalen Frust hatte. Ich hatte versucht nachzuspielen, zu verstehen, wie die ganze Sache funktionierte, aber ich fand und verstand das Regelwerk nicht. Ich steckte in den gleichen Gräben wie die Leute, die daran arbeiten "besser zu spielen". Nichts, was ich glaubte müsste funktionieren, funktionierte wirklich. Bis auf meine akustische Gitarre habe ich alles verscheuert. Mit 40 kam ich dann irgendwie zurück zur aktiven Musik und wusste noch zu gut, dass das damalige Vorgehen a'la Versuch Und Irrtum nicht befriedigend funktionierte. Es schaffte keine zuverlässig reproduzierbaren Ergebnisse und Methoden. Inzwischen gab es das Internet und viele Bücher (mit CDs). Und ich fand Material, das mir begreiflich machte, wie Harmonie und Rhythmik 'funktioniert'. Ich habe bestimmt fast zwei Jahre damit verbracht, mich jede freie Minute in Harmonielehre zu stürzen. Und es hat mir enorm viel gebracht. Und es war eine Schweinearbeit. Ich erinnere mich auch an die ersten Schritte, wo ich mir Dinge einfach in den Kopf gepügelt habe, dass eine Terz vier Halbtonschritte sind, und eine Quinte sieben. Es hat mir gebracht, dass ich heute in Intervallen höre und denke (musikalisch, meine ich ...). Wenn jemand ein neues Stück zur Probe mitbringt, kann ich es meist nach kurzer Zeit reproduzieren und erweitern, phrasieren und spiegeln. Ich kann vieles aus dem Kopf direkt auf's Instrument bringen. Aber ohne die intensive Beschäftigung mit der Harmonielehre könnte ich das nicht. Wenn nun irgendjemand um die Ecke kommt und behauptet, die Beschäftigung mit der Theorie schränke die Kreativität ein, kann ich darüber nur lachen. Es ist so als würde man behaupten, die Kenntnisse von Verkehrsregeln schränke den Spass am Autofahren ein. In diesem Sinne ...
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