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(Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hallo zusammen.

Wird gewiss nicht das Ende der konventionellen Klampfe sein, aber interessieren tut es mich schon sehr (wenn der Preis OK ist)! LineSucks Variax Guitar

Kann wohl zwar keine anderen Tunings und multiple Bendings via Expression-Pedal wie das Roland VG-8(8), aber ALLE Gitarren mit EINER spielbar zu machen, bei mir erzeugt das schon wieder G.A.S.!

@ bO²gie: Und kein Pickup zu sehen! Noch nicht mal am Steg. ;)

Clampf on

Yeti

PS.: Jetzt benutze ich mal schnell mein Gitarristen-Modelling! D. h., ich lege eine CD ein, Danny Gatton "Cruising Deuces" und spiele dazu Luftgitarre. ;)

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hi Yeti,

als Besitzer vonnem VG-8 kann ich nur sagen: probier die Klampfen mal aus. (Kannst ja die Augen dabei zumachen - ich finde die Optik eher nich so doll :-)))

Als alternder und bequemer werdender Mensch spiel ich fast nur noch mit dem VG-8 (auch live) und wenn diese Line Sex Teile nur annähernd so gut sind, kann ja mal testen nicht schaden.

Gruß

Oly

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

COOL!!!

Endlich mal neue Postings!

Statt "Welcher PickUp für meine Paula?" dann "Welches IC für meine Variax?" Oder "Update auf Variax 2...Wer hat's probiert?" Oder "Was bringt der neue Monster-Kabel-Modeller?"

Schwere Zeiten für Emil ;-)

Ich würde allerdings noch mit dem Kauf warten, Behringer bekommt das bestimmt billiger hin.

Gruß

Lutz (der eigentlich Achim heißt, aber gerade seinen neuen Aussensaiter-Modeller testet :)

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

: Und als nächstes wird ein Paar Datenhandschuhe auf den Markt geworfen, dass beim Spielen die Pfoten von 100 bekannten Gitarristen simuliert...

Nö - spielen muß man mit VG oder diesen neuen Klampfen schon noch selbst :-)))

Wenn du Dir mal anguckst, bei wie vielen Leuten POD und Konsorten einstauben, nur weil sie dachten, sie könnten dann besser Gitarre spielen ...

Gruß

Oly


Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hi Oly,

Du sprichst mir aus der Seele! Ich hatte so vor zwei Jahren mal für SOLO den VGA-7 Amp getestet. Das Amp-Modelling von Line6 gefiel mir zwar besser, aber das Guitarmodelling hat mich seit dem nicht mehr losgelassen.

Jetzt hab ich mich als schwer auf die 50 zugehender schweren Herzens entschlossen, meine Rickenbacker 360/6 zu verkaufen und hab mir letzte Woche einen Roland VG-8EX incl. GK-2A Pickup für ca. 630,- Euro gekauft! Im Voraus, die Ricky ist noch gar nicht weg! GAS halt. Und was im VG-8 an Potential an Steelstring-Sounds, Nylon-Guitars, Dobro, Gretsch 6120, 12-Strings in allen Varianten (auf der vg-8.com gibts ne menge Sounds und einen Librarian) und vor allem an Open Tunings und Bendbarem drin ist, irre! Klanglich Spitze und per Eypressionpdedal cool einen B-Bender und echte Pedal-Steel Bendings durchzuführen, das macht auch mir zumindest einen Riesenspass. Ich würd mit dem Zeug auch auf die Bühne gehen, auch mit der L6-Klampfe, warum nicht? Über das Ampmodelling haben zuerst auch fast alle gemeckert, sogar im AS wurde einem beim Benutzen des Wortes "POD" im ersten Jahr ein Ausflug ins "Grüne" ans Herz gelegt ;) und bei den letzten Sessions leuchteten dann doch verräterisch viele rote Bohnen, auch im 19"-Gewand und schwarz gekleidet, für Basssisten eben.

Also warum nicht Gitarrenmodelling? Gänzlich allein oder als Zwang nicht, aber zusätzlich ist es doch imho eine Bereicherung und Fortschritt.

Clampf on

Yeti

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Was soll nur aus Rock'n Roll werden? Die Analogeste aller Musikarten so zu computerieseren ist glaub ich Perversion an der Roehre.
Stellt euch doch mal aehh... egal wen, sagen wir mal B.B. King live am Grossrechner vor. Und Lucille wurde kastriert (der Korpus wird gemodelt). Es wuerde vielleicht (aber sehr unwahrscheinlich) genauso klingen.
Viele Leute glauben mit Digitalen FX ihrem Mangel an Einfallsreichtum kompensieren zu koennen. Dabei kann man doch mit ein paar Effektpedalen (analog natuerlich) und einem anstaendigen Verstaerker (Chorus und Reverb sollten schon an Bord sein) so viel anstellen. Mein Spektrum reicht von Sirenenartigem Gesang bis zum Gebruell einer Furie, und das mit 3 Pedalen und einem Valvestate.
Ich hab zwar noch ein Korg AX30G, aber die (digitalen) Distortion-FX sind eine Frechheit. Steril, breiig, undifferenziert. Und das Roehrenmodelling wuerde ich grad mal als EQ-Presets bezeichnen. Brauchbar ist das Ding nur zum Ueben und Stromsparen.
Kurzum: Solange modelling nur etwas nachahmt was es nicht ist, solange wird es konventionelle Klampfen (und Roehren und Amps/Speaker/Cabinets) geben. Oder glaubt ihr man koennte mit MIDI oder Gitarrenmodelling einen Konzertfluegel ersetzen? Wenn ja habt ihr noch keinen gehoert.

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hi Gunna,

: Mein Spektrum reicht von Sirenenartigem Gesang bis zum Gebruell einer Furie, und das mit 3 Pedalen und einem Valvestate.

Und machst du auch Musik? :-))) SCNR

:Viele Leute glauben mit Digitalen FX ihrem Mangel an Einfallsreichtum kompensieren zu koennen.

Schtimmt - aber ist das jetzt 'n Vorurteil gegenüber Yeti und mir? Ich fass es jetzt mal so auf.

:Was soll nur aus Rock'n Roll werden? Die Analogeste aller Musikarten so zu computerieseren ist glaub ich Perversion an der Roehre.

Du definierst also Musikarten über die verwendeten Instrumente? Ohne Röhre kein Rock'n'Roll? Wäre "It's only rock'n'roll" 'n schlechteres Lied geworden, wenn Kief das Teil übern POD eingespielt hätte?

Klar, es gibt immer genug Kinder, denen die Werbung erzählen kann: Kauf dieses Teil und du klingst wie .... (hier bitte Namen des Lieblingsgitarristen einsetzen) - aber da stehen Yeti und ich wohl schon 'n paar Jahre drüber :-))

Btw.: der digitale Datenhanschuh wäre auch für mich ein Greuel - aber dann würde ich auch nicht mehr von Musik "machen" reden - bei allem anderen muß man immer noch selbst Hand anlegen - egal ob Gibson innen Marshall oder Modellinggitarre in die PA.

Gruß

Oly


Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

: : Und als nächstes wird ein Paar Datenhandschuhe auf den Markt geworfen, dass beim Spielen die Pfoten von 100 bekannten Gitarristen simuliert...
:
: Nö - spielen muß man mit VG oder diesen neuen Klampfen schon noch selbst :-)))
:
Nö, ich stellte mir vor, man spielt wie gehabt, nur dass aus dem gewackel der Linken dann ein Fingervibrato a la B.B. King modelliert wird, bei der rechten Hand ein kontrollierter Fingeranschlag a la Mark Knopfler (was mir grad so einfällt.)

: Wenn du Dir mal anguckst, bei wie vielen Leuten POD und Konsorten einstauben, nur weil sie dachten, sie könnten dann besser Gitarre spielen ...
:
Da sind wir jetzt einer Meinung.
: Gruß
:
: Oly
Ciao, RaiF

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hi.

Wie stark schätzt Ihr, dass die Art eines Gitarrenspiels vom rein haptischen Erleben einer Gitarre durch den Spieler abhängt?

Die Line6 Gitarre ermöglichst ja - so ihr Ziel zumindest - radikal verschiedene Sounds. Aber auch wenn man mit einem anderen Klang anders mit einer Gitarre agiert, bleiben es für die Finger identische Erlebnisse.

Ich komme darauf, weil ich kürzlich einen Artikel las darüber, dass das Gefühl des haptischem Erlebens, des realen Begreifens und Anfassens eines Gegenstandes immer mehr zurückgedrängt wird.

[Bis kurz vorm Abschicken standen hier noch viele Beispiele. Die habe ich dann doch gestrichen.]

Also wenn man auf verschiedenen Gitarren verschieden spielt, in wie weit tut man das - ganz ehrlich - weil es sich anders anfühlt und nicht nur, weil auch ein anderer Sound herauspurzelt?
Das sind zwar normalerweise hypothetische Überlegungen, denn verschiedene Gitarren klingen auch verschieden. Aber Line6 hebt diese Verbindung von Gitarre und resultierendem Klang ja jetzt auf. Und das mit vorraussichtlich mehr Verbreitung als es Gitarrensynthies je geschafft haben.


Gruß,
groby
*

P.S.: Es geht mir nicht um die Puristen versus Pragmatisten Debatte. Das hatten wir ja schon.

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hallo Groby,

:Also wenn man auf verschiedenen Gitarren verschieden spielt, in wie weit tut man das - ganz ehrlich - weil es sich anders anfühlt und nicht nur, weil auch ein anderer Sound herauspurzelt?

D'accord - stimmt eindeutig - deshalb hab ich ja auch zwei, drei Klampfen :-))))

Und wenn ich zuhause im stillen Kämmerlein sitze, greife ich auch zu den "Originalen" - aber bei der Probe und Live isses ganz einfach 'ne Erleichterung dritten Grades. (Ich rede hier jetzt nicht von zwei Auftritten im Jahr - Leute, die so selten spielen, finden es meist absolut klasse, alles anzuschleppen, was sie an Equipment haben und ich rede jetzt auch nicht von irgendwelchen marginalen Soundunterschieden, die man eh nur hört, wenn nirgendwo ein Floh hustet.)

Gruß

Oly

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Aloha groby

: Wie stark schätzt Ihr, dass die Art eines Gitarrenspiels vom rein haptischen Erleben einer Gitarre durch den Spieler abhängt?...

das wäre genau der Punkt wo bei mir das Unwohlsein beginnt. Ohne Frage: der "Sound" einer Gitarre ist wichtig. Aber er ist für mich "nur" (wenn auch einer der wichtigsten) Bestandteil des "Gesamterlebnis Gitarre". Angefangen bei der Optik, über das "Begreifen" eines Gitarrenhalses bis hin zur "Lust" am Schrauben und Basteln ... all das entfällt natürlich bei der "eierlegenden Wollmilchsau" (wobei mir das Design der LineSucks Gitarre sogar gefällt, auch wenn ich mir mehr Mut in Richtung Parker gewünscht hätte).

Für mich bleibt Gitarre spielen immer auch ein Lusterlebnis. Um es stumpf auf den Punkt zu bringen: Bei der Wahl zwischen Gummipuppe mit der "gefühlsechten" chipgesteuerten klimatisiertbefeuchteten Kunstvagina und einer Frau aus Fleisch und Blut, fällt meine Wahl eindeutig aus...

Natürlich gibt es auch immer mal Situationen wo einem das haptische Erleben schnurzergal ist. Im Studio mag ich zB die rote Bohne. Ein easy zu handhabendes Tool mit verblüffenden Möglichkeiten (ich hörte letztens gerade wieder die Cliff Barnes CD durch um den Song zu finden wo Marcs legendärer AC 30 durch den POD ersetzt wurde... ich hab' ihn bis heute nicht gefunden ;)).

slide on ...
bO²gie

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Naabend bO²gie,

(wobei mir das Design der LineSucks Gitarre sogar gefällt, auch wenn ich mir mehr Mut in Richtung Parker gewünscht hätte).

gerade die in sunburst und tortoise Pickguard sieht doch bis auf das fehlende Hundeohr schon ein bisschen in Richtung Gibson LP Junior aus. Die gefällt mir schon recht gut (vielleicht auch nur, bis ich den Preis erfahre, der lag bei dem damals unexpandierten VG-8 allerdings auch bei DM 3.900,-). Preis wird also mal irgendwann sinken.

Das Parker-Design hätte den Grufti wie Oly ;) und mich wohl nicht angesprochen, kommt vielleicht später mal.

Hm ... Aber EIN Pickup, und wenn es nur ein P-90 Dummy ist, hätte draufgemusst, oder? Von wechens die Opptick! ;)

Clampf on

Yeti

PS.: Die von Dir im anderen Thread angesprochenen Gummipuppen finden neuerdings angeblich auch in Vegetarisch-Guinea Verwendung:



;o)

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Naabend Oly,

ich hoffe Du ondulierst die Töne auch fleissig mit einem Expression-Pedal. Relaxt im Sofa zu sitzen und per Pedes B-Bendings und Pedal-Steel Licks von Open-G nach Open-D umzufüßeln ist für so´n Ton-Opa wie mich doch echt angenehmer als per Hipshot! Wenn Du magst, mail ich Dir ein paar Pedal-Steel Settings zu. Kammann aber nur per Slide spielen.

Clampf on

Yeti

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Moin.

: Viele Leute glauben mit Digitalen FX ihrem Mangel an Einfallsreichtum kompensieren zu koennen. Dabei kann man doch mit ein paar Effektpedalen (analog natuerlich) und einem anstaendigen Verstaerker (Chorus und Reverb sollten schon an Bord sein)

Ähm...jetzt erklär' mir offensichtlich stark begriffsstutzigem Individuum doch mal kurz, wo der Unterschied zwischen einem Digitalen Multieffekter und "ein paar" Effektpedalen plus Chorus und Reverb ist! Digital? naja, dadurch wird's kompakter und die Signalführung meist sauberer. Multi? Hast du mit "ein paar" +Chorus+Reverb doch auch schon.

Oder ist es einfach viel cooler mit einer 15 Jahre alten Möhre durch die Gegend zu fahren, die 20 Liter auf 100km schluckt und mit den Abgase auf 5km bei 100km/h ein Rudel vögelnder Elche um die Ecke bringt? "...weil's ... cooler ist... irgendwie... ausserdem war früher sowieso alles besser, und wer älter ist hat recht. Und überhaupt. Die Jugendlichen sind doch alle doof, mit ihr'n modernes Zeugs. Computer. Pah, wir sind doch früher auch mit ohne ausgekommen. So Schreibporgramme, sog. Textverarbeitung, das haben wir früher alles mit der Hand gemacht. Internet auch, was soll der Scheiß? Viele Leute glauben, nur weil sie einen Internetanschluss haben könnten sie ihre reellen Kontaktprobleme lösen..."

Mein Spektrum reicht von Sirenenartigem Gesang bis zum Gebruell einer Furie, und das mit 3 Pedalen und einem Valvestate.

Donnerwetter. Ich bin schwer beeindruckt. Mit meinem einen Pedal komme ich von 0 auf 100 km/h in nur 9 Sekunden. Dabei röhrt's wie ein brünftiges Karibu und ich brülle wie ein Rohrspatz. Mach' mir das mal nach.

Rock'n'Roll!
Felix

NP: Megadeth - Sweating Bullets

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hi Gunna,

: Viele Leute glauben mit Digitalen FX ihrem Mangel an Einfallsreichtum kompensieren zu koennen.

hehe - hab sogar schon Leute mit analogen FX dabei erwischt. ;-)

: Dabei kann man doch mit ein paar Effektpedalen (analog natuerlich) und einem anstaendigen Verstaerker (Chorus und Reverb sollten schon an Bord sein) so viel anstellen.

Man kann sogar mit digitalen Effekten ne Menge anstellen. Ich sags ja nur.

Es kommt primär auf die Musik an, und frühestens an zweiter Stelle auf die Werkzeuge. Howgh.

Keep rockin'
Friedlieb


Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hi,

ich finde das alles sehr treffend formuliert!

Man Stelle sich nur mal vor, man steht auf einen bestimmten Autotyp - V8 Ami - nur mal so gedacht.
Was macht so ein Auto denn aus (der Sound, die Kraft auf dem Rad, die Brachiale Gewalt des Motors, die Gewissheit, ich sitze da drin)

Würde ich in einen häßlichen Wagen gesetzt, der einen kleinen surrenden Motor hat, welcher ggf. auch Kraft hat, und via Lautsprecher ggf. der Sound eines V8 erzeugt würde.
NEIN- das wäre es nicht...

Übertragen auf die Ketarre würde mir das Gefühl fehlen.

Es gibt garantiert Zielgruppen, die schon lange auf so eine Gitarre (wenn man die Gitarre nennen darf - oder Gitarrensimulator??) gewartet haben.

Ich fotografiere trotz aller Technik noch mit einer vollmechanischen Kamera, ohne jeden SnickSnack (ist meine Einstellung)
Deswegen habe ich meinen Multieffekt (Digital) fürn AMP auch wieder verkauft.
Weniger ist meistens mehr.

OK jetzt schweife ich aus - aber habe ja alles geschrieben, was ich aussagen wollte :-)

Chiao
bis ............. ähhhhhhhhm
später oder Morgen :-)

Oliver


Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Oder ist es einfach viel cooler mit einer 15 Jahre alten Möhre durch die Gegend zu fahren, die 20 Liter auf 100km schluckt und mit den Abgase auf 5km bei 100km/h ein Rudel vögelnder Elche um die Ecke bringt? "...weil's ... cooler ist... irgendwie... ausserdem war früher sowieso alles besser, und wer älter ist hat recht. Und überhaupt. Die Jugendlichen sind doch alle doof, mit ihr'n modernes Zeugs. Computer. Pah, wir sind doch früher auch mit ohne ausgekommen.

Ah, danke, mein Stichwort ... :-))

Da ist ein Begriff gefallen, der die Sache auf dem Punkt trifft: "haptisches Erleben". Und dann fällt mir die Geschichte ein, dass die Kiddies irgendetwas nicht essen mögen, sich aber auch inständig weigern, es erst einmal in homöopathischen Dosen zu probieren, eine Käsesorte, eine Wurstsorte, Blumenkohl oder Brokkoli. Nun stelle Dir einmal vor, in ferner Zukunft, es gibt nur noch Modeling-Gitarren und Modeling-Bässe, PODs und Digital-Amps: könnte ein Youngster überhaupt noch nachvollziehen wie sich das anfühlt, so eine alte Strat vor'm Bauch und einen Blackface im Rücken? Wer jemals mit einen Precision gekämpft hat um ihm Dynamik und Varianz im Ton abzuringen, wird dieses Erlebnis nicht vergessen.

Das könnte einer von vielen Pudels Kernen sein: das hautnahe Erleben solcher Dinge zuzulassen. Der Vergleich mit dem Auto kann schnell in's Triviale und Lächerliche gezogen werden, aber als ich vor zwei Jahren mal für einen Tag einen alten Mini fahren durfte, wusste ich wieder, was für eine fahle und langweilige Kiste mein Sharan ist.

Es geht nicht um "früher war alles besser", war es ja nicht. Aber das hautnahe Erleben, das Arbeiten daran, das Spüren und Zulassen von Arbeit und Mühe, dass einem nicht alles auf dem Präsentierteller serviert wird, das wird abgewürgt. Klar war das eine Scheißarbeit damals meine Arbeiten im Studium auf einer mechanischen Schreibmaschine zu tippen, möchte ich auch nie mehr müssen. Mein Ford 12M sprang von November bis April mehr zufällig morgens an, das Teil musste ich an jedem zweiten Wochenende zerlegen, damit er wieder einigermaßen zuverlässig lief. Mein Bass-Bus heute begrüßt mich im Winter morgens vorgeheizt, ein fröhliches Lied in der Stereoanlage und auch bei -15° läuft der Motor nach drei Umdrehungen des Anlassers sauber und rund. Aaaaaaaber ... auf die Erlebnisse des Imperfekten, auf die Mühen und das hautnahe Erleben möchte ich nicht verzichten. Man kann ein modernes Auto eigentlich nur dann wirklich genießen, wenn man mal alte Minis und 12Ms gefahren hat ... ;-)

Ich habe eine J-Station am PC, ist 'ne nette Sache. Aber das ist für mich das Maximum an Modeling. Und so ein Blödsinn wie ein gemodeltes Instrument käme mir nicht in die Bude. Weil's wie Amputation ist.

Rainer

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Moin Yeti,

auch für mich nähert sich das Bergfest, vier Jahre habe ich noch Zeit, aber für mich ist das eher genau anders herum gelaufen. Im Grunde möchte ich mein SX-700 Studio-FX am liebsten auch noch verscheuern und mir nur noch einen BOSS CE-5-Chorus gönnen (einen analogen Chorus habe ich noch, aber der rauscht zu sehr). Ich hatte irgendwann mal das Gefühl, dass das alles zu viel ablenkt, das Sound-Gefuddel und die Spielereien. Und wenn ich da meine Gitarristen denke, die einen Stepptanz auf ihren MIDI-Leisten und Pedalen aufführten und nach 18 Takten erst den richtigen Sound gefunden hatten ... so etwas wollte ich nicht.

So für zu Hause, zum Basteln und Spielen, da mag der ganze Kram ja ganz nett sein. Aber wenn ich etwas brauche, was mich anspornt, dann lege ich lieber eine Niacin-, Steve Morse Band- oder Level42-CD in den PC, setze mir die Micky-Mäuse auf und breche mir die Finger :-)

Aber vielleicht sind Bassisten ja tatsächlich anders als andere kleinen Jungen ;-)

Rainer

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Hi Rainer,

: So für zu Hause, zum Basteln und Spielen, da mag der ganze Kram ja ganz nett sein.

Und genau da habe ich einen anderen Ansatz: Zu Hause, zum basteln und spielen, da nehme ich die "nicht-modellierten" Teile - bei 'ner Aufnahme zuhause, da habe ich die Zeit (naja eigentlich habe ich keine Zeit :-)) und die Muße "richtige" Instrumente und Amps zu nehmen - und da höre ich auch über die Mickymäuse feine Nuancen. Aber live und bei der Probe? Da is' mir die Bequemlichkeit wichtiger. Und ob ich mir die Finger beim üben von 'nem Steve Morse Lick auf 'ner Music Man breche oder auf meiner ollen Strat über das VG-8 ist doch pupsegal.

Von wegen dem haptischen Erlebnis - jau, schtimmt - aber andererseits - mit dem VG8 spiele ich ja immer noch über meine "Originalgitarren" und ob dieses Line Sex-Teil ein haptisches Erlebnis auslöst kann ja auch gut sein, oder?

Btw - ich hätte trotz VG8 immer noch gerne 'ne Gretsch White Falcon, 'ne SG, 'ne SG-Doubleneck, 'ne Martin, 'ne Pedalsteel, 'ne Dobro, 'ne Oktavgitarre, 'n Marshallstack, 'n AC30, 'n Rectifier, 'n Showman ....

Gruß

Oly


Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Ja, Rainer, ja.

Aber was mir nicht gefällt ist dieses "es serviert bekommen". Die Zeiten ändern sich, sicherlich werden viele Dinge einfacher. Aber es entstehen auch neue Dinge, die wiederum so weit am Anfang ihrer Entwicklung stehen, daß sie wieder diesen Reiz des "Imperfekten" haben. Die Jahre am 386er und das herumgebastele mit config.sys und autoexec.bat, all das hatte auch seinen Reiz, obwohl es scheiß-modern war, und jetzt ist auch das wieder vorbei und in 10 Jahren sagen wir uns "ach, was war Windows 98 doch scheiße - aber schön war's irgendwie trotzdem". Und das nennt sich dann, glaube ich, Nostlagie, und die kann jede Generation für sich beanspruchen. Alles ist irgendwann vorbei, oft sagt man da "leider", aber hätte es länger gedauert wär's immer noch nicht lang genug gewesen.

"Was war doch damals eine Geburt reizvoll, als es noch keine richtigen Krankenhäuser gab, als man befürchten musste, das die werdende Mutter bei der Geburt stirbt...heute ist das alles sicherer geworden, aber dieses irgendwie doch interessante Gefühl der Gefahr, das gibt es nicht mehr." -Wie gesagt, es entwickelt sich alles weiter, das sind immer zwei Seiten der Medaille und ob es nun besser oder schlechter ist, das kann niemand bestimmen.

Rock'n'Roll!
Felix


Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Moin Rainer,

ich würde vielleicht auch anders denken, wenn ich noch auf die Bühne gehen würde. Aber als musikalischer Couch-Potato und Homerecorder, der sich mal hin und wieder mit ein paar klampfenden Bekannten trifft, sind Dinge wie POD und VG-8 bzw. vielleicht irgendwann mal diese LineSucks-Axt einfach fantastisch, zumal ich mich persönlich eben auch an den Sounds, Tunings etc. "labe". Ich hatte mal angefangen, Pedal-Steel Guitar zu lernen, hatte dann aber nicht mehr genug Zeit für dieses auch recht Glatz- und Geld- fressende Instrument. Bis heute aber verfolgen mich diese herrlichen Bendings und schleifenden Sounds. In gewissem Rahmen (eine Gitarre hat ja keine 10 Saiten und das VG-8 auch keine drei Pedale plus Kniehebel) kann ich jetzt aber wieder solche Sounds und Licks hinbekommen. Bei einem Recording würde man den Unterschied kaum hören.

Und da ich schon immer auf der Suche nach neuen Sounds war und bin, ist das VG-8 für mich so eine Art GAS-Stop gewesen, sonst hätte ich mir in meiner Verrücktheit wirklich mal noch zusätzlich ne Dobro geholt (obwohl ich sie gewiss mies spielen würde) und noch ne Rickenbacker 12-String, ne Gretsch 6120 ...

Würde ich in einer puren Rock´n´Blues Band spielen, dann würde ich gewiss auch mit einer guten Tele, einer Strat und einer Paula plus Fender Deluxe Amp Vorlieb nehmen. Aber so ist es für mich momentan optimal. Meine echten Gitarren verkauf ich ja jetzt nicht gleich alle.

Aber für mal "Mister Tambourine Man" einszuspielen gleich ca. 1400,- Euro für ne 12-saitige Rick ausgeben? Nee! Die aus dem VG-8 klingt wirklich gleich gut.

Clampf on

Yeti

PS.: Vom GAS geheilt? Nee, mich gelüstet es ja jetzt nach dieser L6-Axt! Schrecklich ist das. Wo ist ein Arzt gegen GAS? ;)

Re: (Gitarre) Das Ende der konventionellen Klampfe?

Also Existenzielles (Gesundheit, Liebe, Glück) und Optionen (Autos, Instrumente, Sportgeräte) würde ich nicht miteinander vergleichen, Felix. Das sind zwei Paar Schuhe. Und ich würde nie behaupten, dass es vor zwanzig Jahren beim Zahnarzt schöner war :-)

Da ist aber ein Punkt an Deinem Thema DOS 3.3 und Windows XP: wer sich durch diesen Mist gekämpft hat, der betrachtet aktuelle Neuerungen aus einem anderen Blickwinkel. Oder, wie in Orwells 1984: wer die Vergangeheit beherrscht, der beherrscht auch die Zukunft.

Rainer