Grüßgott zusammen!
Ich denke, das "Problem" (ist ja keines,-)) der Musiker des klassischen Fachs besteht darin, dass es keine Aufnahmen von Helden wie Beethoven, Schütz oder Bach gibt. Daher können sie sich dann interpretativ mal so richtig austoben und dann eben auch alles darauf ausrichten. Geht ja auch super weil ja wie gesagt der Vergleich einfach nicht da ist zum "Original".
Der Musiker des populären Fachs (ob er jetzt ne Ausbildung hat oder nicht) hat ja in aller Regel Aufnahmen zur Verfügung, mit denen er sich und sein Spiel vergleichen kann und v.a. die Noten (die ja im U-Bereich meist eher so lala sind was Genauigkeit angeht....wobei, bei den "Klassikern" weiß man ja nicht, wie genau sie sind,-)))) mit dem tatsächlich auf der Aufnahme gespielten.
Der U-Musiker ist also sozusagen seinen musikalischen Vätern und Müttern sehr viel näher, als der E-Musiker, zudem sind diese musikalischen Eltern nicht in der Art als "Genies" stigmatisiert (also, schon, aber nicht in dem Maße), wie es Beethoven und Co. meist sind (in der Vermittlung ihres Werkes während der klassischen musikalischen Ausbildung) und eben greifbarer als "normale Menschen", das man sich vllt. auch einfacher sagen kann "was der kann, muß ich doch auch hinkriegen können".
Und da es wie gesagt keine Aufnahmen der großen Komponisten gibt i.a.R., kann man sich als E-Musiker eben austoben was Interpretation, Ausdruck etc, angeht und darin wirklich Erfüllung finden, weil eben vieles daran mehr ist, als nur Nuancen, wie wir sie wahrnehmen. Würde ich meinen. Das ist ein sehr großer Spielplatz und in der Interpretation ist genauso viel Potential und Kreativität wie in der Komposition vorhanden.
Das sieht nur der E oder U Musiker im Vergleich zum jeweils anderen halt oft anders, weil man eben nur seine eigene Seite der (Musik)Medaille gut kennt, damit groß geworden ist und das jeweils andere daher ein Mysterium zu sein scheint, zu dem nicht jeder Zugang finden kann.
Ist auch nicht schlimm.
Schlimm ist erst, wenn Diskussionen darüber geführt werden, wer oder was denn nun wertvoller ist bzw. höher einzuschätzen ist an Leistung. Ich gebe zu, es nervt mich schon meist einw enig, wenn ich sehe, wie junge Symphonieorchester oder klassische Solisten mit zig Wettbewerben, Musikhochschulen und Förderprogrammen unterstützt werden, wohingegen der ambitionierte junge Rock/Jazz/Pop/w.a.i.- Musiker froh sein darf, wenn er einen Proberaum findet, den er bezahlen kann und auch durchgehend nutzen kann. Das finde ich schade, denn ich sehe es in meiner Stadt, dass da momentan sooo unendlich viel Potential ist an tollen jungen Musikern denen eine Förderung in welcher Weise auch immer wirklich viel bringen könnte.
Was Noten angeht: ich bin froh, dass ich sie lesen kann (zwar nicht wirklich effektiv, aber es geht irgendwie), spiele aber auch aus Gewohnheit nur nach Gehör. Das hat seinen Reiz, aber auch oft seinen Fluch. Aber Gegensätze erzeugen Reibung und die macht Musik ja erst lebendig,-)))
Das klassischen Fachs zugehörige Musiker nicht improvisieren können in der Art, wie wir das jetzt vllt gewohnt sind (manchmal ja auch einfach nur aus Unvermögen sich einen Ablauf merken zu können,-)))) hat tatsächlich viel mit Ausbildung zu tun imo, denn da kommt Improvisation quasi nicht vor. Jedoch in letzter Zeit ist dieses Thema gerade im Klavierbereich (also, sage ich mal so als Erfahrung aus'm laden) ein sehr aktuelles, und es gibt mehr und mehr Literatur, die sich mit Improvisation beschäftigt. Jedoch meist sehr steif. Manchmal denke ich mir, wäre es schön, den Kindern einfach eine Begleitung in C zu spielen und sie dann einfach mal auf den weissen Tasten rumklimpern zu lassen, so dass sie ein wenig den Bezug zur Improvisation bekommen. Und Spaß machen würde es ihnen bestimmt auch,-))))
Macht's gut!