Re: (Philosophie) nach noten? mit den ohren?


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Beitrag von teleman vom August 18. 2010 um 13:38:21:

Als Antwort zu: (Philosophie) nach noten? mit den ohren? geschrieben von hayman am August 18. 2010 um 13:13:44:

: heihei liebes volk
: weil nun mal nix los ist hier, vllt diese anregung zur diskussion.
: ich war auf einer geburtstagsparty mit hauskonzert. die gattin ist 1. geigerin beim XXX-orchester. hat kollegen mitgebracht, es wurden ein paar sehr schöne stücke im quintett dargeboten, wirklich beeindruckend.  danach gab es ein paar akustische bluesnummern in sessionform, jeder machte mit, die klassiker natürlich nicht. kann ich ja noch verstehen. blues! danach gemeinsames darbieten der üblichen geburststagslieder. die klassiker wollten noten. unsere ansage: alles in C!
: das war aber nix für die klassiker. selbst zu so einfachen I-IV-V verbindungen fiel denen nix gescheites ein. ausstieg ausser nummer.
: diese beobachtung hab ich schon des öfteren gemacht: gut ausgebildete klassiker, auch jazzer, die perfekt die noten abspielen, denen kannst du das notenblatt auf den kopf stellen, die spielen perfekt weiter, aber wehe, es muss mit den ohren gehen.
: da stimmt doch was mit deren ausbildung nicht? oder sollen die bewußt zu
: "abspielgeräten" ausgebildet werden? wie werden denn eure kids musikalisch erzogen? erstmal zwei jahre tonleitern rauf und runter?
: gibt es überhaupt eine perfekte musikalische ausbildung? oder werden tatsächlich menschen ausgebildet, die ihre musikalität nur mit dem notenblatt vor augen ausdrücken können?
: sollte die ausbildung am instrument vllt so gestaltet werden, das im ersten jahr völlig ohne noten das instrument in seinen möglichkeiten entdeckt wird? wer nix entdeckt, kann/muss dann gehen?
: gruß hayman

Hallo hayman,

schwieriges Thema !! Das mit den Klassikern kann ich mir ansatzweise schon vorstellen. Aber daß ein auch nur rudimentär ausgebildeter Jazzer zu einem 4-Akkorde-Stück in C nix zu spielen weiß, kann ich eigentlich nicht glauben.

Das ist doch nun für diese Musiker noch unterhalb des kleinen Einmaleins....

Umgekehrt würde ich für die Rocker & Blueser-Fraktion auch nicht von vorherein attestieren, daß sie mit ihrem (oft autodidaktischem..) Background völlig flexibel mit jeder unvorhergesehenen Situtation zurechtkommt. Gerade wenn man über die Jahre mal in der Sessionlandschaft unterwegs war, begegnet einem zwischen absolutem Dilletantismus (manchmal noch fatal gepaart mit erheblicher Selbstüberschätzung) bis hin zu wirklich plattenreifer Spontanimpro einfach alles.

Ich denke, daß es heute soviele gut vorgebildete Musiker wie selten zuvor gibt. Und etwas (schweißtreibende..) theoretische Grundlagenbildung schadet imho in keiner Stilrichtung, sondern verschafft sowas wie eine gemeinsame Sprache.

(Die klassische Herangehensweise ans Musikmachen setze ich da mal in Klammern - da geht´s wohl definitiv nicht um´s Jammen. Zumindest soweit ich das verstanden habe)

Gruß,

teleman

P.S. Wobei ich Dir in Bezug auf die Jazzer doch insoweit recht geben muß, daß die Amis die deutschen Jazzkollegen oft als diejenigen titulieren u. etwas belächeln, die "from books" spielen.




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