Praxisprobleme statt Feintuning - Veranstaltungen
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Beitrag von erniecaster vom Mai 25. 2007 um 13:43:15:
Liebe Gemeinde!
Ich wollte den Ball aus meinem letzten Thread noch einmal aufnehmen - daher auch der Titel Feintuning in der Überschrift. Die Antworten ließen sich zu drei Gruppen der Ärgernisse zusammenfassen:
1. Ärger mit Veranstaltern 2. bandinterner Ärger 3. allgemeiner Stress
Damit es ein wenig übersichtlich bleibt, beschränke ich mich heute mal auf den Punkt 1.
Die Organisation von Live-Veranstaltungen betrifft ja drei "Parteien". Wir haben den Wirt, den Künstler und das Publikum. Es funktioniert nur, wenn alle drei mitmachen und eine win-win-win-Situation entsteht: Der Wirt soll Veranstalter sein, sich kümmern, Risiko tragen, Werbung machen und hinterher auch Gewinn haben. Das Publikum soll reichlich erscheinen, Eintritt bezahlen und Spaß haben. Der Künstler will möglichst unbelastet spielen, gut behandelt werden und Gage bekommen.
Derzeit haben wir das Problem, dass das Publikum ausbleibt, was dem Wirt die Motivation raubt, überhaupt etwas zu tun, weil er kein Geld verdient. Selbstverständlich hat der Wirt nichts dagegen, eine Chance zu nutzen, die kein Risiko birgt: Der Künstler spielt an einem unbelebten Abend auf Eintritt, der Wirt tut quasi nichts, insbesondere macht er keine Werbung, woraufhin prompt das Publikum ausbleibt und der Künstler Miese macht - stimmungsmäßig, finanziell und applaustechnisch. Ein sich selbst nach unten verstärkendes System, ein Teufelskreis.
Um den Teufelskreis zu durchbrechen und in die win-win-win-Situation zu kommen, muss irgendwer etwas tun. "Irgendwer ist nirgendwer" sagt der Volksmund und da ist was dran. In unserem Fall sind wir "der Künstler". Was also tun?
Kleiner theoretischer Exkurs: In der Verkaufspsychologie spricht man davon, dass der Kunde dann etwas kauft, wenn seine Nutzenerwartung höher ist als das Preisempfinden. Dabei muss man allerdings vorsichtig sein, wenn man dem Kunden mehrfach etwas verkaufen möchte, da die Nutzenerwartung selbstverständlich von den Erfahrungen der Vergangenheit geprägt ist. Kurz gesagt, lassen sich die meisten Leute nicht zweimal auf die gleiche Masche von dem gleichen Typen über den Tisch ziehen, wenn es ihnen einmal bewusst wurde, dass sie über den Tisch gezogen worden sind.
Ergo müssen wir dem Wirt erst einmal eine hohe Nutzenerwartung für eine Veranstaltung verschaffen und dann diesen Nutzen auch bringen - sonst macht der das genau ein Mal. Der Nutzen des Wirtes ist konsumierendes Publikum, das im besten Fall dem Wirt nach der Veranstaltung noch sagt, dass es gerne so etwas wieder tun möchte. Dann hätten wir als Künstler diesen Wirt genug angefixt, dass er sich beim nächsten Mal mehr kümmert.
Theoretisch alles ganz einfach: Einen Wirt breitlabern, dass man da auf Eintritt spielen darf, alle Freunde und Bekannte und sonstwen verpflichten zum Gig zu kommen, alle haben Spaß und der Wirt veranstaltet bald wieder ein Konzert. Toll, was? Ganz einfach!
So weit, so gut, so theoretisch. In der Praxis haben wir eine Einöde, in der zu wenig Live-Musik gemacht wird. Ist das eben erarbeitete Rezept falsch? Falls nicht, wo liegen konkret die Schwierigkeiten?
Jetzt ihr.
Gruß
erniecaster
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