(Philosophie) Sound


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Beitrag von Matthias vom Juni 28. 2004 um 19:27:42:

Liebe Gemeinde!

Es ist an der Zeit, dass ich euch an einer Entwicklung teilhaben lasse, die sich seit einiger Zeit angebahnt und mittlerweile verstärkt hat. Ein gewisser Hamburger Rutsch-Gitarrist kennt dieses Thema schon und ihm ist es auch nicht fremd.

Mein Equipment wurde mir erst zu aufwändig. Ein feinstens verkabeltes Stressbrett, bestehend aus käuflich eigentlich gar nicht zu bekommenden Geräten, extra gewickelte Saiten, abgeknipst durch einen Saitenschneider aus Titan, Kabel nur nach vorherigem Durchmessen erworben, Gitarren handverlesen, eingerüttelt und hinterher vom Gitarrenbauer eingestellt.

Dann saß ich neulich bei meinem Gitarrenschüler (zu dem ich kam wie die Nonne zum Kind) und musizierte auf einer furchtbaren Dreadnought mit völlig vergammelten Saiten und unmöglicher Bespielbarkeit. Das Ding klang total furchtbar. Aber Spaß hat´s gemacht, da passierte Musik.

Mittlerweile spiele ich in meiner Krachband zwei Solidbodies von der Stange, die ich ohne Testen blind gekauft habe. Kabel her und ab in den Transenamp, der sowas von überhaupt nicht Boutique ist, dass es schon wieder eine Art hat. Passt. Drückt. Ist nicht 100% mein Sound aber absolut brauchbar. Dass ich nach einem Saitenriss diese spitzköpfige Idefix genommen habe und damit auch klarkam, lassen wir mal raus.

Dabei stellte ich fest, dass das einfache aber brauchbare Zeug vernünftiges Werkzeug darstellt und erinnerte mich an Friedlieb. Der schrieb mal sinngemäß: "Wenn der Chorus schon so geil klingt, warum soll ich dann noch mehr machen als einen einfachen Akkord zu spielen?" Bingo. Schlechterer Sound führt dazu, besser spielen zu müssen. Außerdem führen unterschiedliche Gitarren ja zu unterschiedlichen Spielweisen.

Aber will ich das eigentlich? Nein. Ich will auf der Gitarre spielen, mir nicht von der Gitarre oder dem Amp diktieren lassen, was nun aus dem Speaker kommt. Ich will Chef beim Musizieren sein, nicht mehr die Gitarre oder der ach so tolle Zerrer. Die tollen Spielsachen drängen sich aber in den Vordergrund. Hm.

Arbeitshypothese: "Gute Gitarren stören beim Musizieren."

Damit war ich in Schwierigkeiten, denn meine akustischen Gitarren sind schon ganz gut. Meine erste Idee - natürlich: Da muss was Neues her. Eine Gitarre, die mir egal ist, jedenfalls keine, die ich wirklich mag. Mittlerweile bin ich davon sogar ab, denn die Arbeitshypothese hat sich als falsch herausgestellt. Wenn ich nämlich erst bewusst das Equipment ignoriere und dann statt dessen meine Konzentration völlig auf die Musik lenke, kann ich auch mit gutem Equipment der eigentliche Musiker bleiben.

Übrigens könnte ich mich mit diesen neuen Erkenntnissen tatsächlich mit der Idee der Variax anfreunden. Mein Bandkollege hat aber eine und ich finde den Sound wirklich nicht gut. Außerdem brauche ich die Vielfalt nicht und habe alles, was ich benötige.

Falls also jemand von euch eine 59er Paula oder so zu verschenken hat - bietet sie wem anders an.

Gruß

Matthias



P.S. Ich geh jetzt wieder Klavier spielen.



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