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Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Hi Matthias!

Meine Erfahrung, was der Einzelhandel betrifft, ist, daß dort, wenn du viel in einem Laden kaufst, Rabatte auf die Ware bekommst, die schon fast in den Hunderten von DM liegen (naja ok 'n bischen übertrieben, aber 'n Hunni war schon mal drin!). Soetwas habe ich bei Music Store, Musik Produktiv oder Art Of Sound noch nicht erlebt, die bleiben da knallhart. Manchesmal sind sie sogar noch teurer(!), obwohl sie es sich leisten könnten billiger zu sein!

soweit
meine Erfahrungen

Gruß flowaro

(Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Hallo Leute!

Der eine oder andere von Euch weiss es ja bereits, für die anderen mal zur Information: Hin und wieder helfe ich mal in einem kleinen Musikinstrumentenladen aus und bin daher nicht ganz unparteiisch. Soviel vorab, denn mir geht es um ein ernstes Thema, nämlich die Rettung des Einzelhandels (jetzt haue ich aber ganz schön auf die Trommel...).

MusicStore, Art of Sound und MusikProduktiv machen es vor: Gigantomanie im Musikalieneinzelhandel. Da werden gnadenlos Instrumente in Katalogen angepriesen, "Deals" angeboten, Versand und Teilzahlung perfektioniert. Jeder von uns, gerade von uns Web-Surfern und Fachmagazinlesern, kennt das ja zur Genüge. Was passiert praktisch? Wer an einem Instrument (Verstärker, Effekt, Mikro, Box etc.) interessiert ist, wälzt erst einmal den einen oder anderen Katalog oder sucht die entsprechende Website. Sobald das Objekt der Begierde virtuell oder nur auf dem Papier ausgemacht ist, geht die Jagd los: Wo kann ich testen? Der Laden an der Ecke hat vielleicht zufällig das gewünschte Equipment da. Also wird verkabelt und probiert. Vielleicht sogar noch einmal die Ansicht des anwesenden Verkaufspersonals eingeholt (obwohl man ja eigentlich alles von Websites und aus Katalogen weiss) und dann gehts los. Wo ist das Teil am billigsten? Die Wahrscheinlichkeit, dass der Laden an der Ecke den gleichen Preis bieten kann wie ein gut organisierter Versandhandel mit viel größerem Umsatz und einer günstigeren Kostenstruktur, ist verschwindend gering. Also bestellen und den einen oder anderen Zehnmarkschein sparen. Das erscheint legitim.Gleiches gilt für die Bestellung von Verschleißteilen wie Saiten, Plektren, Kabeln, Fellen, Sticks, die meistens im Versandhandel billiger sind.

Was passiert auf lange Sicht? Kein Laden kann davon leben, dass ein interessierter Mucker zum Testen und Kaffee trinken kommt. Gerade die Kleinteile sind bisher eine verläßliche Einnahmequelle gewesen, die jetzt zu versiegen droht. Irgendwann heißt es einfach nur: Feierabend, Schluß, aus, Ende, Licht aus, das war´s. Der Laden an der Ecke macht zu. Auf lange Sicht werden aber Versandunternehmen immer nur stromlinienförmige Produkte anbieten. Exotische Instrumente, selten verlangte Zubehörteile und Noten werden nicht lange von Unternehmen angeboten, die auf hohe und schnelle Umsätze aus sind. Etablierte Hersteller und bewährte Instrumente sind eher eine Garantie für Umsatz. Also Fender Strat in allen Variationen statt Ukelelen, Lapsteels und kleine Hersteller.

Im Bereich der Plattenläden habe ich das Ergebnis schon schmerzlich gemerkt. In dem kleinen Laden an der Ecke wurde in die neuesten Platten reingehört und dann nachher bei WOM, Karstadt und MediaMarkt gekauft. Den Laden an der Ecke gibts jetzt nicht mehr. Und wo kann ich jetzt CDs kaufen, die nicht in den Top 100 der meistverkauften Tonträger erscheinen?

Der Strukturwandel läßt sich nur bedingt aufhalten. Aber darüber nachdenken sollten wir schon. Die geplante "Einkaufsgenossenschaft Aussensaiter" halte ich in diesem Zusammenhang für kontraproduktiv, auf deutsch für einen Schritt in die falsche Richtung.

Was meint Ihr?

Matthias



Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Hallo Matthias,

stimme Dir uneingeschränkt zu. Ich halte es so, daß ich lieber ein paar Mark mehr bezahle, aber immer in "meinen" Laden gehen kann, auch wenn's nur zum "ratschen" (für nördlichere: plaudern) ist oder eben Kaffee trinken.

Die im Laden sind ja auch nicht doof, die wissen sehr schnell, der kommt nur zu antesten oder das ist wirklich ein Kunde.

Das mit der Preisagentur ist nur dann der Weg in die falsche Richtung, wenn bei den "Musiksupermärkten" eingekauft wird; stell Dir 'mal vor, Du gehst zu Deinem Einzelhändler und legst ihm 'ne Einkaufsliste wie: So, ich hätte jetzt gern drei Strats, zwei Teles, 28 Satz 10er Saiten, 64 Picks, 12 Humbucker... ach ja die Les Paul hätt ich fast vergessen:)

Was glaubst Du was der für Augen macht?

Gruß

Klaus

Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Ich glaube dass leider viele der kleinen Läden vergessen haben mitzudenken und sich anzupassen und zwar im positiven Sinne. Was ist denn der Vorteil des "kleinen"? Kompetente Beratung, Erfüllen von Sonderwünschen, Kundennähe usw usf.

All das brauch ich aber nicht bei Verbrauchsmaterial. Rentiert auch so oder so nicht, die Discounter hin oder her. Wenn Jemand einen Satz Saiten kauft, 'ne halbe Stunde bleibt (den Laden blockiert) und auch noch einen Gratis-Kaffe erwartet, kann das, kaufmännisch betrachtet, sowieso nicht aufgehen.

Da bleibt nur eins, weg vom Ramschladen der alles hat inkl. Freizeitbeschäftigung für Minderjährige, und hin zu einem sattelfesten Betriebskonzept. Z.B. "the ultimate german Dobro-shop" ... die leute pilgern von Weither, weil sie wissen, hier gibts die endgültige Sammlung an Dobros, kompetente Beratung trotz reduzierter Öffnungszeiten (Morgens wird gearbeitet, Nachmittags ist der Laden für Kunden geöffnet) und leicht erhöhter Preise.

Das ist nicht zuende gedacht, mehr so im Sinne eines Denkanstosses. Ist auch gar nicht so revolutionär solche Sachen gibt's schon längst.

Jammern nützt nichts. Von wegen die guten alten Zeiten? Früher was alles besser, sogar die Zukunft :-)

Gruss Manuel

Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Das ist halt so eine Sache:

Kaufe ich etwas (zumindest im Instrumentenbereich), will ich es nicht nur aus dem Katalog kennen, sondern auch antesten.

Mein Händler vor Ort hat im Zweifel das Gerät nicht da.
Also ab zu MP, antesten, Preis aushandeln (wobei da der Katalogpreis oft genug Endpreis ist, abgezogen wird höchstens noch Skonto!).
Zurück zum örtlichen Händler, Preisanfrage.

Liegt sein Preis nun (je nach Gesamthöhe) einen 50er oder 100er höher, ist das ok. Dafür habe ich den Service vor Ort.

Andersrum betrachtet:

Schlagmals bin ich in den örtlichen Laden und wurde schief angesehen, weil ich offensichtlich nur mal ein bisschen gucken und testen wollte (was mir befreundete Musiker auch bestätigt haben). Das kann es auch nicht sein! Wenn der örtliche Händler nicht verstanden hat, daß seine Kunden, die es ja auch zu halten gilt (langfristig, jetzt!), nicht an jedem Samstag eine neue Klein-PA-Bassanlage-Keyboard-wasauchimmer brauchen, sondern gelegentlich (eben auch nicht an jedem Samstag!) nur zum Quatschen kommen, dann tut er mir leid.
Dieser Händler wird sich eine Reihe Kunden, die auf Service vor Ort weniger Wert legen, vergraulen, weil er auf die heutige Mark geschielt hat, ohne auch mal langfristiger zu denken.

Eine andere Möglichkeit ist die schon angesprochene Spezialisierung. Auch einen solchen Händler habe ich hier vor Ort. Der hat nicht alles da, wird aber im Zweifel alles besorgen. Folge: guter Preis, weil keine Vorab-Investition in irgendwelchen Kram, der nicht abgesetzt wird/werden kann und überdies noch weiteres Geld durch Lagerung kostet.

Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Hallo Matthias!

Größtenteils kann ich dir absolut zustimmen. Ich gehe selbst Heute nur in die ganz großen Läden, wenn ich exotisches Equipment suche (z.B. mal ein Stick spielen will :-)) oder der einfache Fachhandel das gewünschte Teil eben nicht besitzt. Die paar Mark mehr die ich bezahlen muß, haben sich schon längst ausgezahlt. Kleine Tips, Hilfen und vor allem Kulanz bei Problem mit gekauftem Kram sind, bei mir zumindest, erstklassig. Klar das es da Unterschiede von Händler zu Händler gibt. Ich kenne auch kleinere Läden, in die würde ich nie mehr einen Fuß setzen, weil die Jungs einfach inkompetent sind (Auch wenn ich alle paar Monate mal wieder reingucke, um das John-Petrucci-Model anzutesten.... :-))

Auch einfach nur mal Schwätzchen halten gehört für mich einfach dazu, wenns im Laden nicht gerade zu stressig zu geht.

Das das alles ein wenig im Konflikt zur geplanten Preisagentur steht, muß ich dir schon zugestehen. Allerdings hilft diese Seite auch jeden Fall, damit man sich über nötige Hardware informieren kann, die man nicht in jedem Katalog oder jeder Werbung findet. Denn schließlich kommt es auch vor, daß man z.B. mit Versicherungen oder auch Gehörschutz usw. übers Ohr gehauen werden kann, weil man nirgends eine sinnvolle Preisinformation hat. Allein schon deswegen hätte die Preisagentur einen Platz bei uns verdient!

Gruß Benjamin

Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Hi Matthias,

: MusicStore, Art of Sound und MusikProduktiv machen es vor: [...]

Stimmt. Mir ist auch nicht so ganz wohl dabei. Allerdings teste ich da, wo ich kaufe.

Saiten brauche ich nicht zu testen ;-), die kaufe ich im Dutzend bei Musik Produktiv im Versand. An den Saiten macht mein Händler um die Ecke aber auch nicht so den brüllenden Umsatz. Ditto Plektren und anderer Kleinkram, der einfach nur nach Katalog ausgesucht und bestellt wird.

Als ich mir letztens ein Effektgerät kaufen wollte, hatte allerdings mein Händler ums Eck bei weitem nicht die Auswahl, die ich testen wollte. Dabei wollte ich mir eigentlich nur zwei sehr polupäre Geräte anhören. Beide nicht da. Also bin ich nach Köln gefahren und habe beim Store getestet. Und dann auch da gekauft.

Der Einzelhandel hat zwei Probleme:

Zum Einen natürlich diese Schlaumeier, die vor Ort alles testen und dann woanders kaufen. Dabei nehmen sie beim Einzelhändler vor Ort genau diese Dienstleistung in Anspruch , die für den etwas höheren Preis verantwortlich ist. Dieses Problem haben aber auch andere Einzelhändler, z.B. der kleine PC-Laden oder der Radio-Fernsehtechniker nebenan.

Zum Anderen ist das Hauptproblem aber meines Erachtens im allgemeinen Siegeszug des Kapitalismus und damit der Konzentration auf ganz große Läden zu sehen. Wenn ich mal einen Satz Akkustik-Saiten oder ein Midi-Kabel brauche, fülle ich dafür keine Bestellkarte aus und gehe zum Händler ums Eck. Wenn ich aber ne Gitarre kaufen will oder einen Prozessor oder sowas in der Art, wenn ich also vorher testen muß, was ich kaufe - was soll ich denn machen, wenn der Händler nix zum testen da hat? Und es auch nicht bestellen will? Keine Chance, und sein Pech.

Aus Sicht des Händlers ist das fast unvermeidlich, er kann sich nicht das Lager voll Sachen füllen, die er nachher nicht verkauft bekommt. Aus Sicht des Kunden ist das natürlich völlig uninteressant, irgendwohin zum Testen zu gehen, wo keine Auswahl existiert.

Der allgemeine Trend geht also (und nicht nur in der Musikbranche) zum riesigen Laden, der diese Ladenhüter-Vermeidungs-Strategie nicht als geschäftsverhinderndes Hemmnis hat.

Der Einzelhändler hat meiner Meinung nach nur eine Chance, wenn er sich entweder spezialisiert (wurde bereits hier geschrieben) oder sich mit anderen Einzelhändlern in großen Einkaufsgemeinschaften zusammenschließt. Denn dann könnte er sich auch mal von 'der Zentrale' oder von einem Partner ein Gerät für einen Kunden zum Testen schicken lassen, ohne daß er das nachher im Laden rumstehen hat.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Hi Matthias!

Meine Erfahrung, was der Einzelhandel betrifft, ist, daß dort, wenn du viel in einem Laden kaufst, Rabatte auf die Ware bekommst, die schon fast in den Hunderten von DM liegen (naja ok 'n bischen übertrieben, aber 'n Hunni war schon mal drin!). Soetwas habe ich bei Music Store, Musik Produktiv oder Art Of Sound noch nicht erlebt, die bleiben da knallhart. Manchesmal sind sie sogar noch teurer(!), obwohl sie es sich leisten könnten billiger zu sein!

soweit
meine Erfahrungen

Gruß flowaro

Meinung, und zweites Statement zur Preis-Agentur

Hallo Matthias!

traurig, dass man nicht mehr auf den Tante Emma Laden zurueckgreifen muss, um Leuten seine Aengste klarzumachen. Lieber Matthias, ich (auch mal im Klampfen-Shop geschaufelt!) sehe das genauso, und habe noch nie was per Versand gekauft (allerdings aus anderen Gruenden...) Ich weiss aber auch, dass viele Laeden dran krepieren, Sachen da zu haben, die selten verlangt werden. Das mit der Stromlinienfoermigkeit ist daher kein Problem der Versandhaeuser, meine ich,m sondern ein allegemeines des Handels, und es gibt immer ein paar Freaks, die das besondere haben (in HH: "Rueckkopplung"!) - das ist dann, wie immer, wenns was besonderes ist, etwas unsicher und/oder teurer...
Generell empfinde ich auch bei allen Versanddoedels diese Angst, dass ja schliesslich nicht mehr verkauft wird, nur anders. Jenas-Handler wissen, was gemeint ist - Outlet-Stores. Auf der anderen Seite waere ich doch auch bloed, einen Esh im Laden zu kaufen, wenn ich sowieso nach Mitteldeutschland runterduese - mehr Beratung und Auswahl als direkt bei denen kriege ich doch nirgendwo. Also, zwiegespaltene Sache...

Worum es mir eigentlich ging: vor einigen Tage gab es hier zum Thema Preisagentur schon ein Debatte, in der die Frage ging, warum wir nicht auch Instrumente und Amps listen. Ich habe mich nicht so recht ausdruecken koennen, aber, Du hast mir sozusagen aus der Sprachlosigkeit geholfen - genau das ist es, was ich geahnt, aber offensichtlich nicht gewusst habe: Ich will dem Laden an der Ecke keine Konmkurrenz machen.
Aber:
Mit diesen Ohrstoepseln habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich in Hamburg ueber hundert DM mehr bezahlen soll, und ich glaube nicht dass die Arbeit oder das Material hier teurer ist als anderswo (ja, ich weiss, es gibt da noch andere Faktoren - mann muss manches verallgemeinern, um zum Punkt zu kommen, ein Problem, dass wir von ullli ja schon kennen ;-} )jedenfalls: Wenn ich mir das Ding fuer 350 Tacken ueberhaupt nicht leisten kann, fuer 230.- aber langsam kribbelig werde, dann hat zumindest der Hersteller eins mehr verkauft als wenn nicht. (Syntax?) und dann kann er auf lange Sicht billiger anbieten, wovon dann auch wieder die local Dealer was haben.
Und Versicherungen sind schon lange ein Office-Job, und wo das Office steht, ist dann egal -hauptsache die Laeistung stimmt (was sie selten tut!). Und dabei bleibts dann auch erstmal, wenn noch was vergleichbares kommt, will ich es aber gerne mit aufnehmen!

Ich weiss nicht, ob wir die "Globalisierung" (hat dieser Depp aus Niedersachsen eigentlich schon eine Uebersetzung fuer "Cool Britannia" gefunden ????) aufhalten koennen, wie schoen waere es, wenn es uns gelingen wuerde, die Klampfenlaeden am leben zu erhalten. Ich resigniere leider leicht, aber als Trost moechte ich noch anmerken: 3 meiner letzten fuenf Bandmitglieder haben wat per Mailorder gekooft. Waren nicht wirklich zufrieden. Wollen in Zukunft mal besser in Laden schauen!!

gut Ton und ein bisschen Mitdenken,
ullli

Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Nachdem ich rund 20 Jahre für den Handel, sei es bei IT-Herstellern oder in einem grossen Handelsunternehmen, gearbeitet habe, trifft mich dieses Thema besonders ...

Zuerst einmal bin ich froh, dass es hier bei uns in PB noch Willi mit seinem kleinen feinen CD-Laden gibt, wo Willi auf ProgRock spezialisiert ist und ich bei Wünschen höchstens den Titel angeben muss, selten den Interpreten. Und ich bin auch froh, dass es Musik Aktiv gibt, die allerdings oft nicht mal meine D'Addario XL Bass auf Lager haben, und einen GEB-7 oder ODB3 sucht man vergebens dort. Ganz zu schweigen von den acht Bässen, die im Verkauf stehen. Dafür sind halt Patch-Kabel und anderes Kleinmaterial kein Problem.

Eine Veränderung oder Globalisierung ist keine Sache, die Konzerne allein für sich machen können. Möglich ist das nur durch den Zuspruch durch die Käufer. Und hier folgen Musiker den gleichen Pfaden wie Lebensmittel-Kunden oder HiFi-Käufern. Es ist nicht der Preis, es ist das Sortiment und das Gefühl, es ginge eben um IHN, den Kunden, und man tue alles, um ihn in seinem Kaufanspruch zu befriedigen. In meinem früheren Job habe ich zur Genüge mitbekommen, wie hoch der Grad der Manipulation ist, der dort eingeleitet und angenommen wird.

Das trifft auch MP, Thomann etc. Ist es nicht berauschend, diese schiere Masse von Teilen zu sehen, diese unendliche Anzahl von Objekten der Begierde? Sie betatschen zu können und auszuprobieren? Wie viele von den Leuten, die bei MP herumlaufen, kaufen denn?

Ad I) Es ist ein Spiel mit Begierden und den eingebildeten Machtansprüchen. Der Käufer wird im Grunde verarscht.

Ad II) Sie sind nicht billiger, jedenfalls selten. Und gerade MP ist eine Apotheke.

Ad III) Andererseits: wollen wir zurück zu fünf Saitensätzen, acht Instrumenten und vier Amps im Laden? Wohl kaum.

Mein Fazit: Alles, was irgendwie geht und im Preis _akzeptabel_ ist, bei Musik Aktiv kaufen. Auch wenn ich mal ein paar Tage warten muss. Wenn allerdings der Preis beim lokalen Händler nicht stimmt, oder er es nicht besorgen kann, dann gehe ich zu MP.

Und CDs kaufe ich eh' nur bei Willi ...

Re: (Meinung) Strukturwandel im Einzelhandel

Hi Matthias und Aussensaiter!

Meine Hände wasche ich in Unschuld ;-), denn in meinem Fuhrpark ist nicht ein Teil, daß ich nicht auch dort gekauft hätte, wo ich es angetestet hab. Allerdings hab ich auch noch nie im Tante-Emma-Musikladen angetestet, sondern meist in mittelgroßen Musikgeschäften, wo sowohl Auswahl da ist, als auch eine gewisse individuelle Beratung.

Ich gehe (bzw. ging) immer dort hin, wo ich das Gefühl hatte, daß da ein kompetenter Verkäufer ist, der nicht in erster Linie darauf aus ist, Lagerware an den Mann zu bringen, sondern mir dabei hilft, das passende Equipment zu finden. Jemand, der den Kunden auch mal von einem Fehlkauf abhält. Solche "Helfer" gibt es in den großen Läden genauso wie in kleinen Musikgeschäften.

Es scheint aber leider so zu sein, daß diese individuelle Beratung unter kaufmännischen Gesichtspunkten problematisch ist.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an Ulli's Musik in Leverkusen. Die Hintergründe des Konkurses kenn ich nicht, aber dort wurde für mein Gefühl sehr viel Zeit und auch Sachverstand in die Kundschaft investiert. Das scheint sich nicht ausgezahlt zu haben.

Man muß alleine mal überlegen wieviel gebundenes Kapital in so einem kleinen Laden mit großer Auswahl in Form von Gitarren, Bässen und Amps rumsteht oder an den Wänden hängt. Wenn man die Zinsen für diesen Kapitalaufwand mal zusammenrechnet - wieviel Umsatz muß allein gemacht werden, um dieses Geld zu verdienen. Dann hat noch keiner aus der Belegschaft was zu beißen.

Ich glaube dieses Konzentration auf große Läden ist einfach da, man kann das bedauern, aber verhindern kann man es nicht. Musikgeschäfte sind Wirtschaftunternehmen und da zählen letztendlich betriebswirtschaftliche Fakten.

Gruß
Bernd

P.S: Nee - ich bin kein Betriebswirt.