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Re: 10 Jahre Heldenverehrung

: ...ist es heute her, dass Kurz Cobain nicht mehr wollte.

..... immer vorausgesetzt, er wusste, was er wollte, oder nicht, oder nicht mehr oder wie auch immer. Wer mit Frau Love zusammen ist, kann nicht früh genug abdrücken, das hatte er gut erkannt.

Gruß,

Michael (Jacuzzi)

NP: irgendso eine Gruppe mit dem Titel: "Smells like no spirit."




Re: 10 Jahre...

Hi,

ich werde mehrmals wöchentlich auf die wesentlichen Lebensdaten von Mr Cobain hingewiesen - und zwar in Form von RIP-T-Shirts meiner Schüler. Nirvana ist ungeheuer angesagt bei 12- bis 15-Jährigen. Das ist für die ungefähr so wie Jimi für uns - ewig her das Ganze.

Ich hab nichts gegen Nirvana oder Kurt. Aber für den Kult, den die Kids veranstalten, war er nicht gut genug. Ohne Verzerrer höre ich solide Musik mit Pop-Potential, und war es nicht diese Erkenntnis, die Kurt in den Selbstmord trieb? Ich jedenfalls fand Soundgarden immer grungiger.


Hm, verglichen mit Marylin Manson oder so bin ich aber froh um jeden Schüler, der mit 'nem Nirvana Shirt rumläuft. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass auch ich ein Gestriger bin... und weiter zurück als zehn Jahre reicht die Wahrnehzmungsfähigkeit der Kids nicht.

€0.02

ferdi


Re: 10 Jahre...

Hi, ferdi.

Aber für den Kult, den die Kids veranstalten, war er nicht gut genug.

Definiere "gut".

..., und war es nicht diese Erkenntnis, die Kurt in den Selbstmord trieb?

Ich würde sagen, nein, eindeutig nicht.


Er sang das richtige zur rechten Zeit auf den richtigen Nerv. Für mich jedenfalls. Und sowas finde ich schon ganz schön gut.

Aber auch wenn man mit Nirvana nichts anfangen kann, bleibt der Einwand was sie für einen frischen Schwung gebracht haben in eine Musik-Landschaft in der C&C Music Factory, Janet Jackson und Paula Abdul vorherrschten.


Gruß,
groby
*

Re: 10 Jahre...

: Definiere "gut".

Ich weiß schon, dass das keine Definition im sokratischen Sinne ist, aber ich finde es schon irgendwie "gut", wenn ein Musiker ein Instrument spielen kann .....

was sie für einen frischen Schwung gebracht haben in eine Musik-Landschaft in der C&C Music Factory, Janet Jackson und Paula Abdul vorherrschten.


Also, ich gestehe ja gerne zu, dass die populäre Musik nach Nirvana nicht mehr die gleiche war wie vorher. Und wenn ich mir zur Zeit immer den Herrn Kafka mit "20 Years on MTV" anschaue, und es kommt irgendso eine Folge aus den 80ern, und es läuft so etwas ganz furchtbares mit Föhnfrisur, dann sage ich auch regelmäßig zu meiner Nachbarin: "Es war wirklich höchste Zeit für Herrn Cobain.", und ich bin ihm und den Foo Fighters sehr dankbar, dass sie mit ein paar Sachen erst mal Schluss gemacht haben.

Aber da (= zu diesen Sachen) gehören Frau Jackson und Frau Abdul definitiv nicht dazu: Die haben, in verschiedenen Funktionen, Herrn Cobain mit Recht überlebt, denn: Sie verstehen einfach was von dem, was sie tun, und das nicht nur im Hinblick auf gekonntes Marketing.

Im Übrigen darf man auch nicht vergessen, dass die ganzen Nachwuchsgitarreros und sonstigen Jungmusiker, die sich in den 80ern wenigstens noch ein bisschen Mühe gegeben hatten, irgendetwas richtig zu machen, sei das nun ein (von mir aus nerviges) EVH-Tapping oder einen Abdul-Tanzschritt oder eine Duran-Duran-Harmoniefolge oder was auch immer, mit dem Auftreten des Grunge plötzlich kollektiv dazu übergegangen sind, auf jegliche Form von Qualität zu verzichten und stattdessen lieber kaputte Jeans anzuziehen. Das hat zu so einer Art Pisa-Super-Gau in der musikalischen Ausbildung geführt, der sich in den Musikgeschäften in den 90ern prima beobachten ließ, und an dem Kurt nicht ganz unschuldig war. Fast so fatal wie seinerzeit der Einfluss von Neil Young.

Neenee, der blöde Benn war es, glaube ich, der gesagt hat:

"Kunst kommt von Können. Wenn es von Wollen käme, müsste es 'Wunst' heißen."

Ein dummer Spruch, schon klar, ich mag das Wort Kunst ja eigentlich auch nicht so besonders, wenn es ernst gemeint ist. Aber bezogen auf Herrn Cobain kann man es ja mal so hinstellen, als Zitat.

Gruß,

Michael (Jacuzzi)

Re: 10 Jahre...

Hi, Michael.


...Sie verstehen einfach was von dem, was sie tun,...

...wenigstens noch ein bisschen Mühe gegeben hatten, irgendetwas richtig zu machen,...

... auf jegliche Form von Qualität zu verzichten...

...Pisa-Super-Gau in der musikalischen Ausbildung...


Ich möchte nicht den Eindruck machen als wollte ich einer Diskussion ausweichen aber auf der Basis von Richtig-Machen und musikalische Qualität kann ich nicht mitreden weil ich da anders denke.

Das ist mir einfach fremd. Tut mir leid. Da nehmen wir Musik unterschiedlich wahr.

Den Kunst-Wunst-Spruch kenne ich.

Aber ich finde, "Kunst" mag als Wort her kommen wo es will, aber als Gegenstand kommt es nicht vom Können sondern vom Machen.

Und in zweiter Linie vielleicht doch auch etwas vom Wollen, denn wer nichts will, hat auch kein Verlangen etwas zu machen. Kunst schon gar nicht.

Und gewollt und gemacht hat er ja, der Kurt.
Und es hat mich sehr angesprochen.
Und nur darauf kommt es mir an.

Später - 10 Jahre her - hat er nicht mehr gewollt. Oder nicht mehr gewußt was er noch will.

Schade, finde ich.

Wegen seiner Nacheiferer kann man ihm keinen Vorwurf machen. Er hätte es wohl selber ziemlich idiotisch gefunden das Massen von Leichtmatrosen in seinem Fahrwasser herumplanschen und es als "Feeling" emporheben wenn man die eigene Gitarre nicht stimmen kann.


Gruß,
groby
*

Kleines Kunst-können-Wunst-wollen-Gegenbeispiel: Wer es kann ist sicherlich Steve Vai. Aber immer wenn ich ihn höre, frage ich mich "Was will er?"

Re: 10 Jahre...

Nicht? Naja, wenn man sich nicht für 10 Jahre alte Rechtschreibfehler schämt, braucht man sich wohl auch nicht für Geschmacklosigkeit zu schämen. Nur als Hinweis: Hendrix und Presley sind auch nicht gerade ruhmvolle Tode gestorben. Sich aus Dekadenz zu Tode zu kacken oder die letzten Minuten im Rausch zu erleben, zählt wohl nicht zu den glorreichen 10 Todesarten... Aber das haben die 3 wenigstens gemeinsam - die Musikwelt revolutionieren und dann medienwirksam abnippeln.

: Vor ziemlich genau 10 Jahren habe ich dieses Pamphlet verfasst, und schäme mich immer noch nicht dafür...
:
: dead rockers society
:
: gruss
: Tom


Re: 10 Jahre...

Groby! Gegenwind! Herrlich! sei umarmt.

Definiere "gut".

hmmm.... entweder musikalisch irgendwie revolutionär, oder einfach handwerklich-instrumental, oder eben songschreiberisch. Würde ich sagen. Keine Bange, ich finde Nirvana schon ganz gut, nur den Hype, den die Kids veranstalten, das ist ja so, als ob es SRV nie gegeben hätte ;o)



Ich würde sagen, nein, eindeutig nicht.

Und das man "Teen Spirit" in Fahrstühlen hörte, hat ihn nicht gewurmt, meinst du?


Er sang das richtige zur rechten Zeit auf den richtigen Nerv. Für mich jedenfalls. Und sowas finde ich schon ganz schön gut.

Ich auch. Gottesähnliche Verehrung durch 13-jährige war mein Kritikpunkt, nichts weiter.

Viele Grüße, ferdi

Re: 10 Jahre...

Hallo Michael!

Es ist immer wieder erfrischend, wie regelrecht skrupellos du deine Ansichten vertrittst, auch wenn sie vom Mainstream deutlich abweichen. Hier und heute bin ich nicht auf deiner Seite, jedenfalls nicht ganz.

Reden wir über Handwerkszeug, werden wir uns sehr schnell einig. Da ist Grunge recht armselig und hat tatsächlich die von dir beschriebenen negativen Auswirkungen gehabt. Sobald wir aber anfangen, Musik (um das Wort Kunst zu vermeiden) zu thematisieren, dann zählt für mich nur eins: Berührt mich das? Und da gehörten Nirvana zu denen, die das tun, die meisten handwerklich perfekten Virtuosen gehen mir einfach auf die Nerven. Mir ist auch egal, ob ein Musiker nur einfachstes Handwerkszeug besitzt und nur einen einzigen Song spielen kann, wenn dieser Song mich berührt.

Gruß

Matthias

Re: 10 Jahre...



Lieber Matthias, sind wir nicht vielleicht doch einer Meinung?

Sobald wir aber anfangen, Musik zu thematisieren, dann zählt für mich nur eins: Berührt mich das? Mir ist auch egal, ob ein Musiker nur einfachstes Handwerkszeug besitzt und nur einen einzigen Song spielen kann, wenn dieser Song mich berührt.

Schon. Irgendwie.

Nur: Das mit dem "Berühren" ist ja was persönliches, irgendwie drinnen stattfindendes, schlecht kommunizierbares, also am Ende etwas, was wir hier im Internet nicht zu fassen kriegen. Intim, und darum "nicht der Rede wert", bzw. "zu wertvoll, um beredet zu werden." Dafür treffen wir uns dann auf der Session oder vor dem Plattenspieler & halten den Mund.

Andersrum hingegen: Die Sache mit den Tönen, die ganze Wissenschaft drumrum & all dieses, da kann man ziemlich lange drüber reden, finde ich. Und eben auch weiterführend. Machen wir hier ja auch ständig.

(Weswegen ich es übrigens für einen Irrtum halte, wenn wer sagt, man könne über Musik nicht reden. Man kann sehr wohl, man kann nur dadurch das Gefühl nicht ersetzen.)

Und darum sind wir uns eben am Ende wahrscheinlich doch nicht einig: Mich interessiert dieses zweite schon sehr, insbesondere in der Kommunikation über Musik, die ich für wichtig halte. Das erste, von dem du sagst, es sei das einzige, was zähle, das ist eben irgendwie geheim. Vielleicht ist es ja sogar das einzige, was zählt. Aber vielleicht nicht überall.


So ist das, wenn einem die Gedanken beim Schreiben so langsam davonschwimmen ....

Immer rudernd & dabei grüßend,

Michael (Jacuzzi)

Re: 10 Jahre...

Tja, Groby, jetzt landen wir natürlich so langsam, wie passend, im Nirvana, aber weil's grad so nett ist:

als Gegenstand kommt es nicht vom Können sondern vom Machen. : Und in zweiter Linie vielleicht doch auch etwas vom Wollen, denn wer nichts will, hat auch kein Verlangen etwas zu machen. Wer es kann ist sicherlich Steve Vai. Aber immer wenn ich ihn höre, frage ich mich "Was will er?"

Dass man Musik unterschiedlich wahrnimmt, ist für sich genommen ja in Ordnung & im Grunde Privatsache. Aber ich bin ja der mit der Fahne, wo draufsteht: "Entwicklung, Lernen, Handwerk". Im Sinne von so einer Art Voraussetzung für Menschsein, auch wenn das jetzt zugegebenermaßen ein bisschen hoch gegriffen ist, aber es hat irgendwie schon was damit zu tun. Also so ungefähr: Wer nicht entwicklungsfähig ist, verliert möglicherweise nicht nur "etwas", sondern "es".

So, und da ist das dann mit den "Wollern" ein bisschen schwierig, zumindest für mich & unter dieser Prämisse. Denn die "Woller" sind, wenn sie nicht auch 1 klitzekleines bisschen (Achtung, selbstgebaute Grube) Könner sein wollen, ziemlich rasch ziemlich unmenschlich langweilig & gehen zumindest mir in der Tendenz eher auf die Nerven, das ist natürlich so ein bisschen ein emotionales Ding.

Man kann es auch anders ausdrücken: Dieses Will-Zeug hat was Infantiles, darum ist das bei manchen nur durch frühen Tod ein wenig zu kaschieren. Der Cobain gehört zu diesen Typen und (tut mir leid, Ferdi) auch SRV. Aber es gibt noch viel mehr; sie sind, genau genommen, in der Mehrheit. Wenn so Leute älter werden und immer noch ausschließlich wollen, werden sie fett und träge wie Säuglinge, und das passt dann auch. (Nebenbei natürlich überhaupt nicht auf die Musik beschränkt. Juristen, Köche, was-weiß-ich ....)

Herr Vai, den kann ich natürlich mögen, weil ich ihm die Wollensfrage nicht stelle, aber er hat, abgesehen von seiner nicht zu bestreitenden Könnerschaft, noch einen ganz anderen Vorteil, und der hat auch was damit zu tun: Er hat Selbst-Distanz. Er spielt mit einem Zwinkern, ein bisschen selbstironisch und (wieder so ein blödes Wort) mit Humor, eben: Ohne zu viel zu wollen. (Heute nicht mehr so wie früher, aber es ist immer noch da.)

Das klingt & ist jetzt natürlich alles schrecklich subjektiv, aber ich glaube, dass mir die meisten Beispiele in der Musikgeschichte am Ende recht geben. Es bleiben die, die was konnten, meistens zumindest.

Und zu guter Letzt: Das aller-aller-aller-allerschlimmste an dieser Wollen-Kacke ist dann diese furchtbare "ernstgemeinte Musik". Brrrrrr ..... Wenn ich etwas hasse, dann ernstgemeinte Musik. Ich plane ein Lied, und das soll Herbert Grönemeyer gewidmet sein, und der Titel ist: "Du trinkst zu wenig." (Aber leider ist das auch die einzige Zeile, die mir bis jetzt eingefallen ist.) Was das damit zu tun hat? Keine Ahnung, irgendwas.

Gruß & immersoweiter,

Michael (Jacuzzi)

NP, "du trinkst zu wenig", didumm, dudumm, .....

Re: 10 Jahre...

: Neenee, der blöde Benn war es, glaube ich, der gesagt hat:
:
: "Kunst kommt von Können. Wenn es von Wollen käme, müsste es 'Wunst' heißen."

Kann ich mir nicht vorstellen, das der das gesagt hat. Aber egal. Wenn er recht hätte, wäre ein gewisser Marcel Duchamp nicht mal eine Fußnote der Kunstgeschichte. Denn sein Zeitgenosse, der Aquarellist Adolf H. aus Braunau am Inn, 'konnte' wesentlich mehr als dieser ...

Schöne Grüße, Mathias

Re: 10 Jahre...

Hallo Michael,

sind wir nicht vielleicht doch einer Meinung?

Ich hatte so etwas befürchtet, während ich schrieb.


: Nur: Das mit dem "Berühren" ist ja was persönliches, irgendwie drinnen stattfindendes, schlecht kommunizierbares,


Es ist schlecht kommunizierbar, das stimmt. Sobald man Betroffenheitslyrik, Floskeln oder ähnliches vermeiden möchte, ist das verflixt schwer. Aber es geht.

...am Ende etwas, was wir hier im Internet nicht zu fassen kriegen. Intim, und darum "nicht der Rede wert", bzw. "zu wertvoll, um beredet zu werden." Dafür treffen wir uns dann auf der Session oder vor dem Plattenspieler & halten den Mund.

Auch da sind wir nicht ganz einer Meinung. Warum weiß ich denn nach einer gewissen Zeit in diesem Forum, wem ich ohne Zögern meine Gitarren, meine Freundin und meine EC-Karte nebst Geheimzahl anvertrauen kann? ;-)

: Und darum sind wir uns eben am Ende wahrscheinlich doch nicht einig: Mich interessiert dieses zweite schon sehr, insbesondere in der Kommunikation über Musik, die ich für wichtig halte. Das erste, von dem du sagst, es sei das einzige, was zähle, das ist eben irgendwie geheim. Vielleicht ist es ja sogar das einzige, was zählt. Aber vielleicht nicht überall.

Natürlich sind das zwei Ebenen, zwei ganz unterschiedliche Fragen. Die Ebene des "Berührens" ist für mich eine Art Zieldefinition. Die einfacher zu diskutierenden technischen Aspekte dienen meiner Ansicht nach der Frage, wie man an eben dieses Ziel kommen kann. Weder die Zieldefinition noch ein blindes Losrennen sind besonders hilfreich.

Aber es ist entweder viel zu früh oder zu spät, um diese Gedanken zu Ende zu formulieren.

Gruß

Matthias

Re: 10 Jahre...

Moin,

"Und wenn Ihr Jugendlichen flennt
dies wäre ein zu verallgemeinernder Verriss:
Das letzte, was Cobain durch seinen Kopf ging,
war nun einmal sein Gebiss."

(Wiglaf Droste, "Generation XY ungelöst")

Gruß,
Holger

Re: 10 Jahre...

Gott zum Gruße, Michael.

Das aller-aller-aller-allerschlimmste an dieser Wollen-Kacke ist dann diese furchtbare "ernstgemeinte Musik". Brrrrrr ..... Wenn ich etwas hasse, dann ernstgemeinte Musik.

Ich vertrete den diametralen Standpunkt.

Vielleicht ist diese ironische Distanz auch das, was mich -subjektiv- an Zappa stört. Ich frage mich dann immer: was soll das? Soll er sich doch selber verarschen. Das Leben ist zu kurz für nicht ernst gemeinte Musik.

Ich mag es, wenn jemand jeden gespielten Ton ernst meint. An Himmel und Erde rüttelt. "Star Spangled Banner" oder "Lenny" kann man nicht gut spielen, ohne es ernst zu meinen. Ich halte zudem das völlige Eintauchen in die eigene Musik für eine Prämisse zum "ernst Meinen". Das können längst nicht alle handwerklich begabten Musiker. Bei fast allen Top 40-Kapellen hört man das auf schmerzliche Weise heraus - sie meinen nicht, was sie tun. Null Feeling, Mann.

Musik, die unverbindlich dahinplätschert, kann handwerklich noch so atemberaubend sein - sie kommt von der Intensität mit (hm, was nehme ich denn mal als Extrembeispiel, ich hab's) Lou Reeds ein-Akkord-Song "Heroin" nicht mit.

cu, ferdi



Apropos "wollen": wie war das eigentlich mit dem kleinen Prince, als er noch unbekannt war? Ich glaube, der wollte schon immer ein Großer sein.


Re: 10 Jahre...

Aloha,

Denn sein Zeitgenosse, der Aquarellist Adolf H. aus Braunau am Inn, 'konnte' wesentlich mehr als dieser

Ich hätte ihm einen Studienplatz an der Kunstakademie in Wien gegönnt. Und ein 10-Jahresticket für alle Wagner-Opern oben drauf. Ehrlich.

cu, ferdi

Re: 10 Jahre...

Moin,

...ist es heute her, dass Kurz Cobain nicht mehr wollte. Denkt mal an ihn.

Ich denke nur daran, daß jemand, der sein kleines Kind so zurücklässt, auch nach 10 Jahren noch ordentlich was auffe Fresse verdient hat. Das gilt auch für Menschen, die den Plattenvertrag natürlich nur unterschrieben haben, weil ihnen jemand eine Pistole an die Schläfe gehalten hat...

Grüße
Felix

@TomZwo: Hübsch!

Re: 10 Jahre...

: Aloha,
:
: Denn sein Zeitgenosse, der Aquarellist Adolf H. aus Braunau am Inn, 'konnte' wesentlich mehr als dieser
:
: Ich hätte ihm einen Studienplatz an der Kunstakademie in Wien gegönnt. Und ein 10-Jahresticket für alle Wagner-Opern oben drauf. Ehrlich.

Du sagst es. Wäre uns einiges erspart geblieben.

Schöne Grüße, Mathias

Re: 10 Jahre...

Hi, Michael.

..."Entwicklung, Lernen, Handwerk". Im Sinne von so einer Art Voraussetzung für Menschsein, [...] Also so ungefähr: Wer nicht entwicklungsfähig ist, verliert möglicherweise nicht nur "etwas", sondern "es".

Wobei Du die Entwickungsfähigkeit - scheint mir - sehr auf die handwerkliche Seite legst.

Die mir selber absolut zweitrangig ist wenn wir von Musik reden.

Man kann es auch anders ausdrücken: Dieses Will-Zeug hat was Infantiles,...

Für mich steht das Wort "wollen" nicht für ein kindisches "ich will auch mitspielen und cool sein" sondern für "ich will etwas sagen, ich muss etwas schreiben, ich will etwas nach außen tragen was mir wichtig ist."


... darum ist das bei manchen nur durch frühen Tod ein wenig zu kaschieren.

Da muss ich mal ausformulieren: Es war durch seinen frühen Tod bei Cobain zu kaschieren, dass er irgendwann fett und träge geworden wäre; wie ein Säugling?

Gewagt.

Aber selbst wenn, was hätte das mit seinem jetztigen Werk und seiner Musik zu tun?


Und zu guter Letzt: Das aller-aller-aller-allerschlimmste an dieser Wollen-Kacke ist dann diese furchtbare "ernstgemeinte Musik".

Nicht-ernstgemeinte Musik oder das ironische Augenzwinkern von Steve Vai was Du erwähnst geht mir ehrlich gesagt total schnell auf den Nerv.

Lustigkeit ist für mich gerade auf Dauer halt nicht endlos interessant.

Und ich finde es oft sehr anstrengend wenn ich vor lauter Augenzwinkerei gar nicht mehr weiß, was ich noch ernst nehmen soll. Gerade weil zur Zeit Ironie sehr in Mode ist.

Da erstickt jeder Gedanke unter einem großen Wirrwarr von schelmischer, hip-lässiger, aber substanzloser Unverbindlichkeit.

Da ist mir etwas Engagement lieber. Das mag dann im Kitsch enden.

Aber wenigstens wollte jemand ernsthaft etwas sagen.

[Da taucht auch mein "Wollen" ein letztes Mal auf.]


Zur guten Nacht,
groby
*

Re: 10 Jahre...

moin felix,

: Ich denke nur daran, daß jemand, der sein kleines Kind so zurücklässt, auch nach 10 Jahren noch ordentlich was auffe Fresse verdient hat.

das seh ich genau so - zeugt nicht gerade von verantwortung.

gruß falk

p.s.: samma felix, du baust doch boxen. ich glaub wir sollten da vielleicht mal informationen austauschen (deine website is wohl gerade nicht so inne gänge.) für den fall, daß ich mal wieder gelb habe, denke ich nämlich daran, mir 'ne 1x12er zuzulegen.