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"Die neue Metallica"

Moin,

ein wenig verwirrt war ich schon, als ich heute morgen "die neue Metallica" im Briefkasten fand', sollte sie doch erst nächsten Montag erscheinen.

Wo fang' ich an?

Metallica haben ja schon mit "S&M" bewiesen, daß sie gut darin sind, sehr spät auf einen Trend aufzuspringen und diesen dann sehr schlecht zu adaptieren. Bei "St. Anger" hört man eindeutig Lars Ulrich sagen "Ey, Kirk (denn James war da ja auf Entzug), Du, lass' mal Nu Metal machen!". Kirk hat dann bestimmt geagt "This is so....yeah!". Fast möchte man meinen, Metallica hätten nach ihrem Cover-Ausflug "Garage Inc." vergessen, was sie eigentlich früher für Musik gemacht haben und tippen mit diesem Album mal so in's Leere.

Und auch sein Talent für wirklich richtig nervige Snare-Sounds hat Mr. Ulrich schon auf "...and justice for all" bewiesen. Irgendwie bin ich von Bob Rock enttäuscht, der für mich seit dem schwarzen Album der Inbegriff eines Garants für großen Drumsounds war, wenn auch künstlich, aber eben "fett".

Yeah, gerade fängt ein Song an, der könnte genauso von frühen Bathory-Alben stammen, 4-Track-Aufnahme, undefinierbares Bassdrumgeklöppel und diese hohle-metallische Snare, Gitarren so dahingeschrammelt. Geil, die haben den Drum-Sequenzer so programmiert, daß es genauso schlampig klingt, als hätte Ulrich selbst gespielt. Raffiniert.

Obendrauf dieser totkomprimierte Gesang, völlig gefühllos, belanglos, charakterlos. Es sind übrigens mehrere Snaresounds, würde ich sagen, das macht sie aber nicht weniger nervig.

Jetzt wieder so eine Limpp Bisskitt-Stelle. Du meine Güte, das geht ja gar nicht.

Unserer Katze scheint's aber zu gefallen. Naja, sie liegt desinteressiert da. Jetzt rennt sie raus. OK, vielleicht findet sie's auch nicht so toll.

Irgendwie unverständlich, daß die ihren besten Songwriter, Dave Mustaine, vor so langer Zeit rausgeschmissen haben.

Naja, da liegt noch eine gratis-DVD bei mit Live-/Probeaufnahmen der neuen Songs. Die zieh' ich mir gleich mal rein. Ich werde berichten.

Grüße,
Felix

Re: "Die neue Metallica"

Tja, was soll man da noch sagen! Zunächst vielleicht, daß ich Felix nur voll und ganz zustimmen kann. Und das mit dem nervigen Snaresound möchte ich ganz besonders unterstreichen. Als ich St.Anger (den Song nicht das ganze Album) zum ersten mal gehört habe, noch dazu ohne zunächst zu wissen, daß es sich dabei um Metallica handelt, dachte ich, daß wäre wieder irgend so ne Schüler-Band, die was aufgenommen hat und schlecht produziert wurde, bis mir die Stimme dann doch irgendwie bekannt vorkam.

Tja, irgendwie war früher vielleicht doch alles besser ;-)

Greetz
Reini

Re: "Die neue Metallica"

Hi, Felix.

Ich kenn bisher nur die Single, also das Video in dem die Jungs zeigen, dass sie auch echt total harte Kerle sind und sich total gut identifizieren können mit - letztlich - Mördern und Vergewaltigern, "deren Geist für immer ein Teil Metallicas sein wird". Laut Widmung.

Na, toll. Applaus.

Aber ich wollte ja auf was anderes hinaus: Wenn mir jemand sagen würde "Hier, das ist eine junge aufstrebende Bay Area Band", fände ich die Single sehr interessant und würde mich auch an dem Sound nicht stören.

Das einzige Problem ist meine Erwartungshaltung: "DAS soll jetzt 'Die Neue Metallica' sein?".

Aber - ganz ehrlich - das habe ich schon bei 4 Anlässen vorher gesagt. Meine Erwartungshaltung ist nur verstaubte Nostalgie. Wenn ich mit frischen Ohren daran gehe, dann mag ich mittlerweile die neue Single - mehr kenn ich ja nicht - ganz gerne. Its beginning to grow on me.

Trotz der Schwachstellen: Keine schönen Riffs, keine "fetten" oder gar "amtlichen" Sounds, eine Zink-Gießkanne als Snare und ein Knüppel-Part als ob man Lars Ulrich mit seinem Schlagzeug die Kellertreppe heruntergeschmissen hätte.

Trotzdem...

Irgendwie...

Wenn ich meine alten Metallica-Erwartungen überwinde und dem Album eine faire Chance gebe, dann, ja dann viellleicht könnte ich Metallica auch mal wieder ein bißchen mögen. Mal das Album abwarten.

Knüppel-di-Zack! Knüppel-di-Zack! Toffn-Toffn-Toffn-Rumms!


Gruß,
groby
*

Re: "Die neue Metallica"

Moin groby,

: Ich kenn bisher nur die Single, also das Video in dem die Jungs zeigen, dass sie auch echt total harte Kerle sind und sich total gut identifizieren können mit - letztlich - Mördern und Vergewaltigern, "deren Geist für immer ein Teil Metallicas sein wird". Laut Widmung.
:
: Na, toll. Applaus.


Nun, man kann einer Band aus wirklich allem einen Strick drehen, wenn man das nur will. Jemand anders könnte sagen "Hey, das ist nett von denen, daß sie diesen Menschen (denn auch das sind sie "letzlich"), die einen Fehler gemacht haben, auch mal einen Lichtblick geben." Nicht zu vergessen die wegen des perfekten amerikanischen Justizsystems nicht vorhandenen unschuldig eingekerkerten.
Da gibt's für alles im Leben ein Für und Wider, das muss ich Dir ja nicht erzählen. Als erstes habe ich in dem Video eine hübsche Location für einen Videodreh gesehen.

: Aber ich wollte ja auf was anderes hinaus: Wenn mir jemand sagen würde "Hier, das ist eine junge aufstrebende Bay Area Band", fände ich die Single sehr interessant und würde mich auch an dem Sound nicht stören.

Interessanter Aspekt. Vielleicht sähe ich das auch so.

: Wenn ich meine alten Metallica-Erwartungen überwinde und dem Album eine faire Chance gebe, dann, ja dann viellleicht könnte ich Metallica auch mal wieder ein bißchen mögen. Mal das Album abwarten.

Sollen sie sich halt einen anderen Bandnamen geben, als "Projekt". Ich meine, wer das Maul so aufreisst ob des geilsten Albums aller Zeiten muss sich an seinen vergangenen Taten messen lassen. Ähnlich bei Manowar. Hätten die ihr Maul nicht immer so weit aufgerissen hätten sie letztes Jahr nicht ihre komplette Glaubwürdigkeit eingebüsst und man könnte ihr letztes Album glatt toll finden.
Wer seinen Fans nichts verspricht kann hingegen tun was er will, und das ungestraft, denn er erwartet ja als Gegenleistung auch keine Fantreue in den Tod. Oder so.

Grüße,
Felix (der die Bridge von "St. Anger" extrem geil findet, dem Rest des Albums aber noch immer nichts abgewinnen kann)

Re: "Die neue Metallica"

Hi, Felix.

Gesellschafts- oder Justizkritik erkenne ich in dem Video nicht. Da war Rage Against The Machines "Freedom" klarer, smarter, gefährlicher. Was ich erkenne ist eine genre-übliche Koketterie mit einem coolen Outlaw- und Desperado-Image. Okay. Gelungen.

Was ich auch sehe sind Schwerverbrecher als toughe Helden, die mir als cool präsentiert werden unter der Überschrift dass sie so total cool sind weil sie ihre aufgestaute Aggression kaum noch zügeln können. Und in St. Quentin sitzen keine Parksünder. Was ist das also für ein "Geist" den Metallica für sich beanspruchen? Gewalttätertum?

Wenn die Band zeigen wollte, dass es auch Menschen sind, mit Schicksalen, die auch eine Ablenkung und ein Ventil verdient haben, das merkte man bei Johnny Cash eleganter und weniger fürs pubertäre Macho-Spektakel ausgeschlachtet.

Aber ich will diesen Punkt nicht überstrapazieren. Dass es ein für die Musik passendes gelungenes Video ist, finde ich eigentlich auch. Dein Posting kitzelte nur gerade meinen Sinn für "Ja, aber...".

Deine Kritikpunkte wegen Metallicas Stilbruch und den Fan-Erwartungen verstehe ich zwar, aber teile sie nicht.

Ich finde nicht, dass die Band die man mag, bei einem deswegen in der Schuld ist und dass man als Fan da etwas einklagen oder Verrat rufen kann.

Ich finde, sie dürfen frei sein, ihrer Laune oder künstlerischen Vision (oder wie immer sie es nennen wollen) zu folgen und ob ich dann noch Fan sein will, dass sehe ich selbst. Sonst könnte man der Band ja vorwerfen, sie würden nur noch den Geschmack der Leute beliefern, also "Sell-Outs" sein.

Das ist auch wieder nicht gut.

Natürlich gibt es auch das Problem das Metallica wieder mal das Maul weit aufgerissen haben. Aber es gehört halt zum Metal-Handwerk, sich für die besten der Welt und das jeweils neueste Album für das jetzt aber wirklich echt ultimativste zu halten.

Bescheiden waren sie ja schon vorher nie. Also wenigstens hier sind sie sich treu geblieben.


Gruß,
groby
*

Re: "Die neue Metallica"

Moinsens -

: Gesellschafts- oder Justizkritik erkenne ich in dem Video nicht. Da war Rage Against The Machines "Freedom" klarer, smarter, gefährlicher...

da auch noch im Verlauf der Name von Johnny Cash fällt, ist zum Sankt Ärger Video eigentlich genug gesagt. Vielleicht noch soviel: auch diesen Zug hat der ehemalige Trendsetter etwas spät besetzt. Cash war eloquenter und der Gangsta-Trip wurde schon überzeugender im Hip Hop Bereich ausgeschlachtet.

: Bescheiden waren sie ja schon vorher nie. Also wenigstens hier sind sie sich treu geblieben.

Treu geblieben bei was? Die charmante Großmäuligkeit von Hettfield ist eher einem Grunzen gewichen. Ullrich's greinende Weinerlichkeit in Sachen Napster dafür der "mutigen" Prognose: "Plattenfirmen, wie wir sie bisher kennen, wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben". Mit "S&M" haben sie 'ne klasse Idee verschenkt, mit "Load" ein gutes Popalbum gemacht, aber auch gezeigt das das schwarze Album nur einmal funktioniert. Und nun? Nehmen sie ein Album auf das klingt als hätten die Stones sich nochmal hingesetzt um "I can get no satisfaction" nochmal aufzunehmen. Aber eben mit anderen Sounds. Modern halt. *gähn* Nochmal schön einen auf Bay Area Trasher machen. Bald fährt James auch wieder Skateboard und fällt nur nicht mehr auf die Fresse, weil: "Don't drink and drive". Mir ist das ganze zuviel Reißbrett. "Hey, wir überraschen jetzt alle indem wir ein voll hartes, echt aggressives, voll lautes, speediges Album aufnehmen und dann zeigen wir noch ordentlich unser Gehänge im Video". Cool, Ullrich, echt cool. Im Tennisdress nach St. Quentin, das hätte mich beeindruckt ... aber so?

slide on ...
bO²gie

NP: Motörhead | No Class


Re: "Die neue Metallica"

Moin groby,

: Ich finde nicht, dass die Band die man mag, bei einem deswegen in der Schuld ist und dass man als Fan da etwas einklagen oder Verrat rufen kann.

Himmelherrgottnein, natürlich nicht. Aber wenn die Band etwas verspricht soll sie es halten. Nicht nur Bands, jeder sollte das. Ich seh's an meinem liebsten Gegenbeispiel Blind Guardian, die nie etwas versprechen und trotzdem immer höchste Qualität abliefern, sich dabei aber eben die Freiheit erhalten haben, tun und lassen zu können was sie wollen. Das "bezahlen" sie mit einer im Kern treuen, aber sonst von Album zu Album sehr stark wechselnden Fangemeinde.

Felix bekommt mal wieder keinen Punkt hin. Was ich sagen wollte: Nur weil ich die Band mag muss die Band mir nix geben, klar, aber wenn sie's mir verspricht, dann muss sie es. Und wenn Metallica sagen, daß sie ein Album machen, das saucool und voll im Stil der alten Alben ist, dann erstellen sie damit eine Erwartungshaltung, die sie erfüllen müssen. Was lernen wir? Wer die Klappe hält verkauft vielleicht weniger Alben, macht aber mehr Leute glücklich.

Beste Grüße
Felix

Re: "Die neue Metallica"

Also leider ist die Band, die mich zum Gitarre Spielen gebracht hat, jetzt nur noch ein Schatten ihrer Vergangenheit.

Für mich klingt das ganze nach einer schnell eingespielten Sache, die zwar nicht kommerziell, aber für mich musikalisch belanglos ist. Und man fragt sich natürlich wieder warum man dafür so lange brauchen kann...
der Sound ist jedenfalls mit das schlechteste was ich je gehört habt. Das klingt für mich nach geplant authentisch.

Naja, egal ... aus Nostalgie warte ich jetzt aufs nächste Album , und freue mich , daß ich dieses nicht gekauft hab.

Gruß
Markus

: Moin,
:
: ein wenig verwirrt war ich schon, als ich heute morgen "die neue Metallica" im Briefkasten fand', sollte sie doch erst nächsten Montag erscheinen.
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: Wo fang' ich an?
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: Metallica haben ja schon mit "S&M" bewiesen, daß sie gut darin sind, sehr spät auf einen Trend aufzuspringen und diesen dann sehr schlecht zu adaptieren. Bei "St. Anger" hört man eindeutig Lars Ulrich sagen "Ey, Kirk (denn James war da ja auf Entzug), Du, lass' mal Nu Metal machen!". Kirk hat dann bestimmt geagt "This is so....yeah!". Fast möchte man meinen, Metallica hätten nach ihrem Cover-Ausflug "Garage Inc." vergessen, was sie eigentlich früher für Musik gemacht haben und tippen mit diesem Album mal so in's Leere.
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: Und auch sein Talent für wirklich richtig nervige Snare-Sounds hat Mr. Ulrich schon auf "...and justice for all" bewiesen. Irgendwie bin ich von Bob Rock enttäuscht, der für mich seit dem schwarzen Album der Inbegriff eines Garants für großen Drumsounds war, wenn auch künstlich, aber eben "fett".
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: Yeah, gerade fängt ein Song an, der könnte genauso von frühen Bathory-Alben stammen, 4-Track-Aufnahme, undefinierbares Bassdrumgeklöppel und diese hohle-metallische Snare, Gitarren so dahingeschrammelt. Geil, die haben den Drum-Sequenzer so programmiert, daß es genauso schlampig klingt, als hätte Ulrich selbst gespielt. Raffiniert.
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: Obendrauf dieser totkomprimierte Gesang, völlig gefühllos, belanglos, charakterlos. Es sind übrigens mehrere Snaresounds, würde ich sagen, das macht sie aber nicht weniger nervig.
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: Jetzt wieder so eine Limpp Bisskitt-Stelle. Du meine Güte, das geht ja gar nicht.
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: Unserer Katze scheint's aber zu gefallen. Naja, sie liegt desinteressiert da. Jetzt rennt sie raus. OK, vielleicht findet sie's auch nicht so toll.
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: Irgendwie unverständlich, daß die ihren besten Songwriter, Dave Mustaine, vor so langer Zeit rausgeschmissen haben.
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: Naja, da liegt noch eine gratis-DVD bei mit Live-/Probeaufnahmen der neuen Songs. Die zieh' ich mir gleich mal rein. Ich werde berichten.
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: Grüße,
: Felix


Re: "Die neue Metallica"

(*disch*)Hi(*disch*disch*)Metallica(*disch*disch*)kamen(*disch*disch*)gerade(*disch*disch*)live(*disch*)auf(*disch*disch*)MTV.(*disch*disch*disch*)Interessant.(*disch*disch*)Aber(*disch*)nach(*disch*disch*disch*)einer(*disch*disch*)Weile(*disch*)konnte(*disch*)ich(*disch*)nicht(*disch*disch*)mehr.(*disch*disch*)Das(*disch*disch*)Schlagzeugbeckengedresche(*disch*disch*)ging(*disch*)mit(*disch*disch*)tierisch(*disch*disch*)auf'n(*disch*disch*)Sack!(*disch*disch*)

Re: "Die neue Metallica"

Hi Groby,

Hiermit überreiche ich Dir den Preis für den vermutlich breitesten Einzelbeitrag ohne Einbindung überbreiter Grafiken.

Das Gedresche muss ja sehr penetrant gewesen sein, dass da nicht mal Platz für ein Leerzeichen war :-)

Rock 'n' Scroll!
Holger

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Hi.

Kleines Update. Aus: http://www.mtv.com/news/articles/1472644/20030612/metallica.jhtml?headlines=true

What's Up With The Sound On The New Metallica Album?
06.13.2003 7:54 AM EDT

No other contemporary chart-topping rock album sounds remotely like Metallica's St. Anger. Never mind the whirlwind tempos, multiple rhythm changes and seven-minute songs. What's really unusual are the lo-fi tones and unconventional constructions.
The drums don't crack, they clang, and cymbals cut out abruptly. There are no guitar solos. Once in a while a guitar lick lags behind the beat, and frontman James Hetfield's vocals occasionally veer off key.

Stranger still, that's exactly the way Metallica and producer Bob Rock wanted it to sound.

"I wanted to do something to shake up radio and the way everything else sounds," said Rock, who helped write the music and lyrics and played basslines on the album. "To me, this album sounds like four guys in a garage getting together and writing rock songs."

The genesis of Metallica's raw new sound had as much to do with art as with anger. Shortly after Metallica hired Rock —, who had worked on their last three studio records, including the pristine, polished Metallica (a.k.a. "the black album") — the producer told drummer Lars Ulrich that he was tired of clean, by-the-book production. He proposed recording in a way that made a statement like some of Ulrich's favorite artists, including Dutch primitivism painter Karel Appel, the Danish experimentalists CoBrA and various groundbreaking jazz musicians. From word one, Lars was on board.

Metallica achieved the primitive sound and schizophrenic vibe of St. Anger by combining old recording technology with cutting-edge editing software. While Rock had previously rigged Lars' kit with multiple modern microphones and dampened the bass drum with pillows, spending as much as a week perfecting a snare sound, this time Rock spent five minutes setting up the drums and recorded the rest of the band with a combination of cheap PA mics and vintage microphones.

With the bare-bones recording equipment in place, Metallica started coming up with riffs together and rocked them out like a group of friends hooking up just to mess around. Once they'd concocted rhythms they liked, they'd combine them and record long jam sessions. Lyrics were written by the entire band moments before a song was recorded, and Hetfield's vocals were recorded in one or two takes to capture the immediacy of the moment, glitches and all.

"There was really no time to get amazing performances out of James," Rock said. "We liked the raw performances. And we didn't do what everyone does and what I've been guilty of for a long time, which is tuning vocals. We just did it, boom, and that was it."

After the basic recordings were done, Metallica tried to add guitar solos. Kirk Hammett recorded a bunch of leads ranging from slow and evocative to lightning-fast and aggressive, but Rock and the band ultimately decided to leave them all out.

"We made a promise to ourselves that we'd only keep stuff that had integrity," Rock said. "We didn't want to make a theatrical statement by adding overdubs. If we added something and it helped the mood or what we were trying to convey, that stayed. But if it distracted from that ... then we killed it. Every time we tried to do a solo, either it dated it slightly or took away from what we were trying to accomplish in some other way. I think we wanted all the aggression to come from the band rather than one player."

Once the band packed up its gear, it was time to unpack the computers. They used the computer program ProTools to reconstruct the songs in sometimes drastically different ways.

"A lot of the songs were done in William Burroughs cut-and-paste fashion," said Rock, referring to a style in which a piece of writing is cut into pieces and reassembled at random. "There are movements in moviemaking and in music where you take technology as an art and you actually abuse it. Some people use ProTools to trick and fool the listener, but we used it more as a creative tool to do something interesting and stretch boundaries.

"Technically, you'll hear cymbals go away and you'll hear bad edits. We wanted to disregard what everybody assumes records should be and throw out all the rules. I've spent 25 years learning how to do it the so-called right way. I didn't want to do that anymore."
—Jon Wiederhorn


Ah-so.


Gruß,
groby
*

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Moin,

danke dafür, interessante Einsicht.

Rohe Garagenproduktion, das ist ja ansonsten absolut mein Fall, aber es ist weder Grund noch Entschuldigung für Scheiß-Sound.

Und die Pro Tools-Schnitte sind genau das, was man "hört", einige Parts klingen dadurch sehr klinisch, eben wie der schon erwähnte Drumcomputer. Das erklärt einiges.

Was ich so irre lustig finde sind dabei die Musikjournalisten, die behaupten, Metallica gingen in alte "...and Justice for all"-Zeiten zurück und die dies alleine daran festmachen, daß die Songs alle so lang sind...

Sie sind lang und langweilig, die Texte mehr als kurz und z.B. "St. Anger", der bis zur ersten Wiederholung ein echt geiler Song wäre, ist es nach der dritten Wiederholung und etwa 7 Minuten eben nicht mehr.

Metallica live am letzten Sonntag (das Beckengeplärre wurde wohl nach etwa einer halben Stunde zurückgefahren, oder mein Ohr hat die Frequenzen einfach ausgeblendet) hingegen fand' ich klasse, Hetfield ist halt "da man". Gut, er hat gesanglich mehr als einmal total daneben gehauen, aber das weiß er sicherlich und wird hoffentlich in Zukunft die hohen Töne einfach weglassen. Aber mit dem Newstedt, da haben die echt eine ganze Menge verloren. Wenn Robert Trujillo da wie eine Krabbe in "ich muss kacken"-Stellung über die Bühne krabbelt, dann frage ich mich schon, was das soll.

Beste Grüße
Felix

Metallica heute um 22Uhr ("Overdrive")auf Viva, morgen um 19Uhr ("live") auf ebenjenem Sender und nachts dann im WDR Rockpalast.

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Hi Groby,

: Kleines Update.

danke, sehr interessant. Ich glaube ja nicht, daß Metallica noch besonders viel Street Credibility hat. Hat einer von Euch den Artikel über das Metallica Studio in einer der letzten Gitarre&Bass gelesen? Da kann ich mir schon vorstellen, bei der Technik, den Möglichkeiten, der riesigen Amp- und Instrumentesammlung, die die Herren Millionäre da zusammengetragen haben, daß es schon irgendwann langweilig wird, perfekt sein zu können.

Und wenn ich mit meiner Band mal wieder eine Demo-Aufnahme mache, dann fällt mir schon der drastische Sound-Unterschied zu aktuellen Produktionen auf. Selbst wenn wir noch so perfekt gespielt hätten (was nicht der Fall ist) - man liegt als kleine Kapelle meilenweit hinter dem heutigen Standard zurück.

Und unter dem Aspekt finde ich den Schrottsound-Ansatz von Metallica immerhin interessant.

Bloß - wenn meine Band einen schrottigen Sound hat, dann klingt das immer noch authentisch. Bei Metallica klingt es nicht authentisch.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Hi, Friedlieb.

Sie haben mal was wirklich anderes versucht. Das ist wahr und das ist okay. Und sie bieten was für's Geld, mit Verpackung, Spielzeit und allem. Felix merkte das ja kürzlich an.

Aber ich finde, "authentisch" oder "kompromisslos" ist, wenn man versucht was man kann. Nicht "authentisch" und nicht "kompromisslos" ist, wenn man eine PRS Dragon hat, aber des Punk-Flairs wegen rostige Saiten draufschnallt.

Und wenn ein Koch mit voller Absicht Nudeln pampig werden lässt weil er Perfektion leid ist und weil er möchte dass es "frisch" und "aufregend" schmeckt, dann finde ich das als Statement klasse. Aber dann soll gefälligst jemand anderem davon übel werden. Ich gehe woanders essen.

Aber vielleicht eines Tages - wenn meine Freunde dem Rolling Stone stecken werden dass der Ruhm mich verändert hat - hängt mir meine Perfektion auch mal zum Halse heraus. Da bin ich schon sehr gespannt.


Gruß,
groby
*

(*Hihi* Lars Ulrich hängt seine Perfektion zum Halse raus. *hihi*)

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Erinnert ihr euch noch an die erste Lenny Kravitz? "Let Love Rule". Eine Platte, die ich mir zwar heute nur noch unter Schmerzen anhöre - aber ich weiß trotzdem immer noch genau, wo ich gesessen bin & was ich getrunken habe (o.k., das ist nicht schwer), als ich den ersten Ton gehört habe. Das muss so ca. 92/93 gewesen sein & hat mich vollständig umgehauen. Weil es so absolut roh und unbehauen war, was der damals gemacht hat.

Ich hab sie mir dann gekauft und bin aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen: Gitarren ganz nach außen, wo dir jeder Studiofritze sagt, dass das so nicht geht, Chöre wie direkt aus der Steckdose, am Schlagzeug irgendwelche Scheppersounds, dazu noch religiöse Texte, und alles, aber auch wirklich alles aus einer einzigen Hand.

Wie komm ich da eigentlich ausgerechnet jetzt gerade drauf? Ach ja: "We liked the raw performances. And we didn't do what everyone does ..."

Ich kenn Metallica nicht näher, ist nicht mein Ding. Aber ich hab gestern dieses Knast-Video gesehen (und gehört). Tut mir leid, aber: Das ist weniger als nichts, und größer aufgeblasen als alles. Einfach ein gigantisches & überaus gut funktionierendes Marketing-Bubble. Da haben ein paar ganz ausgekochte Strategen ihre Griffel drin, steht für mich außer Zweifel.

Mir ist Authentizität nicht wichtig. Duran Duran waren geil. Aber wer behauptet, authentisch zu sein & es offensichtlich nicht ist, kriegt meine Stimme nicht.

Gruß & so

Michael

NP: Der Große Wah: "Monster aus Liebe"

Re: "Die neue Metallica"

Hallo!

Metallica fand ich schon immer langweilig. Für mich ist das zu angestrengt böse und ich habe auch direkt einen konstruktiven Vorschlag: Wenn die Jungs mit ihrem Leben so unzufrieden und ärgerlich sind, dann sollen sie eben mal was anderes machen als Platten aufzunehmen und Konzerte zu spielen.

Schon das Album S&M war völlig überflüssig. Das haben Apocalyptica längst viel besser gemacht, wobei die Cellisten imho ohnehin die besseren Interpreten der Metallica-Songs sind. Von diesem Detail abgesehen, hat bisher keine mir bekannte Band das Konzept "Rock plus Orchester" überhaupt einmal überraschend genutzt. Meistens wurde nur ein String-Teppich als fade Klangsoße über das bisherige Arrangement gegossen.

Vom neuen Album kenne ich nur das Video St. Anger. Das reicht mir aber auch, mehr möchte ich davon gar nicht hören. Gewollt hartes Geknüppel, gewollter lofi Sound, peinliches Posing in fragwürdiger Kulisse. Netter Versuch, wieder die Spitze in "laut, hart, böse, metallisch" zu sein. Wobei ich der Überzeugung bin, dass Heavy Metal eine Kunstform ist, die ihren Höhepunkt überschritten hat. Und auch bei Überschreiten des eigenen Höhepunkts ist Metallica ganz weit vorne.

Gruß

Matthias

Re: "Die neue Metallica"

Hi Matthias,

: Von diesem Detail abgesehen, hat bisher keine mir bekannte Band das Konzept "Rock plus Orchester" überhaupt einmal überraschend genutzt.

Da fällt mir spontan "Yeah! Yeah! Die! Die! Death Metal Symphony In Deep C" von Waltari ein.
Auf jeden Fall überraschend, aber auch sehr anstrengend.

Ciao, Frängie

Re: "Die neue Metallica"

Moin Matthias,

Wobei ich der Überzeugung bin, dass Heavy Metal eine Kunstform ist, die ihren Höhepunkt überschritten hat.

Das denke ich nicht. Metal hat seinen Platz genau da, wo ihn auch Rock, Pop (im engeren Sinne), Rap und Blues haben, direkt nebenan. Daß einige Bands seit über zehn Jahren zu leugnen versuchen, die 80er seien vorbei ist richtig, daß ein Großteil der Fans Kack-Konservativ ist ist auch richtig und besonders traurig.

Trotzdem gibt es da draussen einige Bands, die die Grenzen des Metal immer weiter ausloten, und zwar in diverse Richtungen. Haggard, Subway to Sally, Rammschwein fallen mir so direkt ein. Besonders Blind Guardian ist so eine Band, die sich im Übrigen, das schrob ich schon weiter oben, genau deswegen ähnlicher, wenn auch nicht ganz so intensiver (wohl, weil sie einfach nicht so berühmt sind) Kritik ausgesetzt sieht. So isses immer, natürlich nicht nur im Metal, wenn jemand mal was neues macht.

Und auch Metallica haben wohl versucht (löblich), diese Grenzen etwas auszuweiten, haben aber wohl die letzten fünf Jahre vergessen, mal das Radio einzuschalten um mal zu hören, was es schon so alles gibt.

Metal ist, wie jeder andere Musikstil auch, die Summe seiner Bands. Da fallen mir jetzt gerade diese Zahlenkreise aus der Grundschule ein. Die Anzahl der Zahlen wird kleiner und kleiner, auch einzelne Zahlen werden kleiner und kleiner (optisch) und andere, wieder andere erscheinen und verschwinden schnell wieder, ganz in der Mitte stehen die erzkonservativen Fans und am äusseren Rand hämmern und dengeln die o.g. u.ä. Bands den Kreis immer größer, zwar von den "alten" Fans weg aber immer hin zu neuen Ohren.

Ganz abgesehen davonist Metal gerade dabei, wieder populärer zu werden, schaue man sich nur mal das Abendprogramm von Viva+ an, die Spinal Tappige Kampagne von Manowar im letzten Jahr (wird's dieses Jahr wohl wieder geben), Iron Maiden auf'm Nürburgring, Metallica auch da und überall im TV...

Beste Grüße
Felix

Wenn Du mal ordentlich Klassik+Metal hören willst: 1998 haben Rage das mit dem Lingua Mortis Orchester ganz ordentlich auf "XIII" hinbekommen. Auch Haggard haben die Symbiose gut hinbekommen, wenn auch mit völlig anderem Ansatz.

Re: "Die neue Metallica"


: : Von diesem Detail abgesehen, hat bisher keine mir bekannte Band das Konzept "Rock plus Orchester" überhaupt einmal überraschend genutzt.


Hi Matthias,
dazu fällt mir nur Lingua Mortis und XIII von Rage ein, ziemlich genial...

Mfg,
Lukas


Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Hi Leute, als Neuling in diesem Forum möchte ich als erstes mal alle Leute hier begrüßen!;-)

Und jetzt mal zu Metallica:
Die Übertragung von Rock am Ring hab ich auch gesehen und ich muss sagen ich fands ganz gut! Vom neuen Album kenn ich nur von St.Anger die Studio Version (hab das Video gesehen). Der Sound ist echt eine einzige Katstrophe! Live war das Lied eigentlich ganz gut, finde ich. Aber wenn ich "raw performances" hören will dann bleib ich lieber bei den alten Ramones Platten! Viel mehr will ich zum Sound jetzt nicht sagen, was mich viel mehr aufregt ist die Sache mit dem neuen Bassisten Trujillo. Ich find zwar dass er ein guter Bassist ist und er ist eigentlich auch nicht unsympathisch, aber was die mit Jason Newstedt gemacht haben find ich eine Frechheit! Ich habe das immer nur von andern Leuten geschildert bekommen und weiß nicht ob das wirklich alles stimmt (falls nicht, bitte ich euch mich zu korrigieren!), aber der ulrich und der Hetfield haben dem doch nie irgendeine Freiheit gelassen, wollten ihn immer nur nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Und als sie danach gefragt wurden was ihnen an Trujillo gefällt, haben sie gesagt, sie schätzen ihn so sehr, weil er immer er selbst sei und so'ne scheiße! Sind das einfach nur riesige Arschlöcher oder haben die aus den Fehlern gelernt die sie bei Newstedt gemacht haben? Ich persönlich find Newstedt's Abgang war ein nicht zu verkraftender Verlust für die Band!

Mist, jetzt hab ich auch noch meinen Eistee über meiner Maus entleert...

So, ich hoffe in meinem kleinen Wutanfall keinen unüberlegte Scheiße verzapft zu haben!;-)

bin mal gespannt was ihr dazu zu sagen habt...

grüße
sascha

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Hi, sascha.

(Willkommen erstmal. Hier der Tee. Kekse da drüben in der Dose. Vorsicht, bei einigen Leuten klemmt der Deckel etwas. Aber nur anfangs.)

Es gab mal ein Interview vor einem Jahr oder so in dem Jason, James, Lars und Kirk getrennt interviewt wurden. Ich weiß nicht mehr für welches Blatt. Ich hab's online gelesen. Es war jedenfalls super spannend.

Da ist - weil jeder sich einzeln und frei äußern konnte - genau die Scheiße hochgekocht die Du erwähnst. Jason war eine arme, getretene Sau, James ein assiges, selbstzentriertes Arschloch, Lars sein polteriger Adjutant und Kirk armselig hilflos.

Es klang mir aber beim MTV ("Wow, Yeah, You Guys Rock! Woo-hoo!") Metallica Special interessant an, dass das mittlerweile geklärt ist. James ließ so im Zwischenton durchblicken, es täten ihm seine Tritte gegen Jason leid. Späte Einsicht durch Alkohol-Verlust, vielleicht.

Robert Trujillo finde ich sehr gut. Ich habe ihn schon bei Suicidal für einen der genre-besten Bassisten gehalten. Spitzenmann.

Ob er bei Metallica aber gut aufgehoben ist, weiß der Teufel. Er scheint einen günstigeren Einstieg bekommen zu haben als Jason, der vom ersten Tag an konstant auffe Fresse gekriegt hat.


Gruß,
groby
*

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Danke für die nette willkommens-Geste! (mit genügend Gewalt-Bereitschaft kann man jede Keksdose knacken *g*)

Dass sich Hetfield und Newstedt wieder vertragen, hab ich auch schon mal irgendwao gehört, dennoch finde ich es unentschuldbar jemanden so zu behandeln (vorallem wenn dieser Jemand ein solches Genie wie Jason Newstedt ist!).

Wegen Trujillo: ich kenne die Suicidal Tendencies nicht sehr gut (bzw. eigentlich gar nicht), daher kann ich ihn nur danach beurteilen was ich beim Rock am Ring konzert gesehen/gehört habe (und mein erster eindruck von ihm war auch so, dass er ein sehr fähiger Mann ist). Und ein weiterer pluspunkt ist auf jeden Fall die Tatsache, dass er mit Fingern spielt. Dennoch glaube ich, dass er nicht so gut zu Metallica passt wie Newstedt. Aber es kann ja sein, dass ich meine Meinung ja noch ändern werde, wenn ich ihn besser kenne...

schönen Tag noch!
sascha

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Also, Metallica gehen mir völlig am Arsch vorbei. Was ich jedoch nicht verstehe, aber viel interessanter finde, ist, dass vor allem in der Metal-Szene so fragwürdige Dinge wie "Authentizität" tatsächlich noch diskutiert werden, und dass sogar mit einigem Ernst, Warum fragt sich eigentlich keiner, ob die neue Cardigans "authentisch" ist? Was soll das heissen?

Ich vermute folgendes: Viele Fans glauben, die von ihnen favorisierte Musik sei "ursprünglich", "aus dem Bauch heraus" und vor allem: frei von kommerziellen Absichten. Ich denke, das ist völliger Unsinn. Nicht nur, dass die Meinungen zu einem Album/zu bestimmten Musikern medial vermittelt ist und ich sowieso nicht nachvollziehen kann, ob X nur uffe Kohle aus ist oder den langwierigen Arschkrebstot seiner Lieblingsorchidee beweint - Das Authentizitäts-Argument ist in kapitalistischen Zusammenhängen per se Instrument.

Das fing schon bei der Carter Family an, denen knasterbärtige Hippies immer schon andichteten, sie würden "authentische" Musik aus den Bergen Virginias spielen, und es sei purer Zufall gewesen, dass sie damit auch Platten verkauft hätten. Es gibt allerdings Interviews mit z.B.Maybelle Carter, in denen sie ganz deutlich sagt, dass sie immer nur das gespielt hätten, was die Leute hören wollten, und A.P. Carter gerne auch mal einen Song geklaut hätte, den er anderswo gehört hatte.

Auf der anderen Seite gibt es auch aktuelle Death-Metal-Acts wie Herbert Grönemeyer, der vielleicht tatsächlich authentisch seine Gefühle über den Tod von Frau und Bruder zum Ausdruck bringen wollte, aber damit leben muss, dass genau dieses Moment der ultimative Traum eines jeden Kapitalisten ist. Denn er hat keine Gefühle ausgedrückt, er hat seine Gefühle verkauft und ist darüber unfassbar reich geworden (Aber: Nix gegen Herbert). Also: Besser als Leute glauben zu machen, da passiere "athentisches", ist, tatsächlich etwas "authentisches" zu haben und das verkaufen zu können. Gleiches Schublade: Rockstar bringt sich um.

Ich denke, Authentizität kann es nicht geben. Das würde heissen, dass es eine 1 zu 1 Übersetzung von, ja von was eigentlich? persönlichem Erleben? Nehmen wir das mal - in Musik geben muss, und das dürfte noch nichtmal der Bluessänger 1910 in Mississippi geschafft haben, denn auch der wollte, dass man seine Lieder hören konnte. Und machte deshalb auch keine 12-Ton-Musik, sondern Blues, bediente sich also bestehender Traditionen, denn die hatten eben auch seine Art, sich auszudrücken beeinflusst. Wenn ich also Authentizität als einflussfreie Musik sehe, dann kann es das nicht geben.

Retten könnte man das Prinzip höchstens aus der Sicht des Konsumenten: Authentizität ist das, was passiert, wenn ich mich von Kunst angesprochen fühle. Das schafft bei manchen Daniel Küblböck über Klischees, oder bei anderen, wenn man sich ganz weit aus dem Fenster lehnt, wie z.B. die späten Talk Talk. Das wäre also quasi das Prinzip der Übertragung: Ich unterstelle dem Künstler Authentizität, weil ICH mich berührt fühle.

Aus psychoanalytischer Sicht würde man vielleicht zu bedenken geben, das Authentizität als Vermutung einer tieferen Bedeutungseben sowieso nicht existieren kann, da grundsätzlich alles, was existiert, "gesagt" wird; es wird immer mehr oder weniger geäussert als das, was man eigentlich äussern will, und in dieser Differenz liegt eben - der Rest. Den zu interpretieren ist über mediale Vermittlung natürlich erst recht nicht möglich, weswegen ich jetzt auch mal aufhöre.
Schön'amdnoch,

Maddin

NP: The Cardigans - Long gone before daylight

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Moin Maddin,

Also, Metallica gehen mir völlig am Arsch vorbei. Was ich jedoch nicht verstehe, aber viel interessanter finde, ist, dass vor allem in der Metal-Szene so fragwürdige Dinge wie "Authentizität" tatsächlich noch diskutiert werden, und dass sogar mit einigem Ernst, Warum fragt sich eigentlich keiner, ob die neue Cardigans "authentisch" ist? Was soll das heissen?

Besonders fiel mir das eigentlich bei den Hiphoppern/Rappern/etc auf, und auch aus der Country-Ecke hört man solche Streits, ich denke also nicht, daß dieses Thema sich auf eine Stilistik beschränkt. Grundsätzlich würde ich Dir Recht geben. Aber ging es in diesem Thread überhaupt darum? *such* Ahso, der groby mit seiner Street-Credibilty. Letztere verlierst Du doch eh', sobald Du nicht mehr am Existenzminimum herumkrebst.

Aber ich denke nicht, daß "Authentizität" (den Begriff würde ich selbst nicht verwenden) so eng ausgelegt wird wie Du das angedeutet hast. Natürlich, sobald eine Platte im Laden steht ist das Kommerz, keine Frage, aber so knallhart und jonsequent sieht man das wohl auch nur in Teilen des skandinavischen Black Metal Undergrounds.

Viel eher - so sehe ich das das jedenfalls - ist damit gemeint, ob der Künstler/die Band sich in seinem Schaffen von der Verkaufbarkeit, dem kommerziellen Wert des Endprodukts beeinflussen lässt, und das ist nun wirklich nicht bei jeder Band der Fall.

Wenn man hört, daß die Band Spaß hatte, daß sie dahintersteht, dann isses "ehrlich" und das bilde ich mir zu hören ein. Ob dieser Eindruck nun tatsächlich echt ist oder durch geschickte Promotion, raffiniertes Marketing und konsequentes Image* forciert wird ist mir wurscht und am Ende doch auch nur wieder Teil des großen Rock'n'Roll-Zirkus und somit so legitim wie Spandex.

Grüße
Felix


Dem Grönemeyer nehme ich z.B. ab, daß er das letzte Album gerne gemacht hat und daß er es "nach bestem Wissen und Gewissen" zusammengeklöppelt hat, einfach auch, weil es zu einzigartig ist (selbstverständlich subjektiv, wer weiß schon, ob wir überhaupt alle das gleiche hören) um nach Schema produziert worden zu sein.

* Manowar wurden z.B. in dem Moment "unauthentisch" in dem sie Playback bei Top of the Pops gespielt haben. Nicht weil "Playback spielen" grundsätzlich verboten ist, nein, aber Manowar ist nun gerade diese eine Band, die das nicht darf, weil sie es selbst als das größte Übel des Musikerseins definiert hat. DAS war der eigentliche Verstoß gegen ihr Image, sozusagen der Moment, in dem Marty McFly sein eigenes Ich in der Zukunft trifft, oder der Augenblick, in dem die Strahler gekreuzt werden. Das darf einfach nicht sein und vernichtet den kompletten Mythos der Band innerhalb einer Millisekunde. (Merkwürdigerweise ist das bisher scheinbar nur mir aufgefallen, der ich das doch gar nicht mehr ernst nehme) und andere geilen sich noch Jahre danach an Metallicas abgesägten Haaren auf, obwohl die doch nun wirklich nix inkonsequentes getan haben.)

NP: Irgendwas von Busta Rhymes im TV. Der Mann hat echt ein Händchen für ausgefallene Songs und witzige Videos

Re: "Die neue Metallica" - Je scheisser der Sound, desto streeter die credibility.

Hi.

Wie wäre es mit dieser Arbeitsdefinition des Begriffs "authentisch"?

Authentisch ist, wenn man das Gefühl hat, aus einem inneren Antrieb heraus konnte der Künstler nicht anders.

Ich glaube, Grönemeyer konnte nicht anders. Ich nehme es ihm ab. Ob sich sowas dann verkauft und er Millionen damit verdient, ist für mich irrelevant.

Ist natürlich kein objektives Kriterium sondern eine Einschätzungsfrage. Und ich schätze ganz subjektiv Metallica eben anders ein als Grönemeyer. Davon ab finde ich die Beweggründe eines Musikers manchmal herzlich uninteressant.

Aber das Kriterium "authentisch" hat in der Metal-Szene wahrscheinlich deswegen einen hohen Stellenwert, weil eine ganze Subkultur dazugehört, die sich von der Norm abgegrenzt wissen möchte.

Daher wird zum Schutze des Gemeinschaftsgefühls darauf geachtet, ob auch jeder, der dort mitmischen möchte, es aus Überzeugung macht und die Subkultur auch als Lebensgefühl und nicht nur als lukrativen Markt begreift.

Schwierig wird es für die Fans - finde ich - wenn zum Beispiel HipHop als Trend in den Popbereich durchsickert. Pop stellt keine solchen Vorbedingungen. Die, die sich als echte Fans fühlen, glauben dann Ihre Ideale verwässert.

Den normalen Pop-Konsumenten freuts natürlich. Er kann sich dann auch in der Coolness von Hiphop sonnen ohne im Ghetto aufgewachsen sein zu müssen.

Subkultursoundtrack auf Tchibo-Fahrradradios.


Gruß,
groby
*