Hallo Aussensaiter-Gemeinde,
seit mehreren Jahren habe ich hier keinen Beitrag mehr geschrieben. Ab und zu lese ich noch mit, aber jetzt will ich mal wieder über was schreiben, was am ehesten vielleicht hier auf Interesse stößt.
Ich habe bisher 3 Beiträge über Selbstbau-Projekte verfaßt: den ersten über Akkorde :-), den zweiten über Tilt-back-legs an einem Amp und den dritten über die Ausstattung einer alten Framus-Jazzgitarre mit einem Pickup. Das jetzige Projekt ist für euch sicher weniger exotisch, für mich aber schon spektakulär weil mein bisher größtes.
Vor mehreren Jahren schon erzählte mir mein Freund und Lehrer Peter, der Euro-Wechselkurs stünde günstig für Einkäufe in den U.S.A., dort gebe es eine große Auswahl an Strat-Bauteilen und der Zusammenbau sei ein Leichtes. Er selber baue auf diese Weise gerade seine zweite Strat zusammen nicht, dass er davor nicht bereits zwei besäße und plane eventuell noch seine dritte, also insgesamt fünfte und ob ichs nicht auch probieren wollte, ich hätte ja noch keine, und es könne so gut wie nix schiefgehen.
Hm, seither spukt diese Idee in meinem Kopf rum.
Ich bin ja nun beileibe kein Blues- oder gar Rockgitarrist, sondern Jazzer. Hm, aber das ist Peter ja auch. Und habe ich nicht hier, bei den Aussensaitern, mal gelesen, eine Strat gehöre eigentlich ohne wenn und aber in jeden Gitarristen-Haushalt? Und eigentlich sei sie daher ja nicht nur ein Musikinstrument, sondern könne mit mindestens gleicher Berechtigung als Haushaltsgerät bezeichnet werden?
Dagegen ist ja nun wirklich nichts mehr einzuwenden.
Also habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder mal auf eBay rumgestöbert, nach Hälsen, Korpussen etc. Aber in der Bucht schwimmt viel Müll rum, ganz wenig Brauchbares ist dabei, Schnäppchen gibts eigentlich so gut wie nie, Qualität hat auch hier seinen hohen Preis. Aber ich bin durchaus bereit, für Qualität und Schönheit angemessenes Geld auszugeben. Denn ich bin ja Amateurmusiker wie der Name schon sagt: Musiker aus Liebe. Daher darf mein Instrument auch etwas für mich Besonderes sein, ich möchte mich schließlich auch ein wenig darin verlieben können. Anders als mein Idol Peter, der ist ja Profi und braucht die Strats als Arbeitsgeräte, deponiert in allen möglichen Instituten, wo er unterrichtet. Aber auf der Bühne spielt auch er, sofern er eine Strat nimmt, immer dasselbe Lieblingsteil.
So habe ich mich in der Vergangenheit immer mal wieder schlau gemacht, was denn gute Zutaten sind, vor allem im Internet. Fündig bin ich unter anderem auch hier geworden vor allem Meister Ferdis Tips sind für mich wertvoll, sie waren schon auf anderen Gebieten (Röhren, Speaker, ) sehr zutreffend.
Als erster Überblick meine Stückliste. Einiges davon ist fix gesetzt, auch notgedrungen, weil die ersten Einkäufe schon getätigt sind. Anderes ist noch offen vielleicht ergibt sich hier ja die eine oder andere Diskussion, die mir weiterhilft.
An dieser Stelle ein Einschub, wie ich diesen Thread zu organisieren gedenke, damit der Text nicht zu lang wird. Dieser Üblick hier dient quasi nur als Rumpf. Alle Einzelteile zur Strat werde ich in eigens mit entsprechenden Überschriften versehenen Antworten genauer vor- und zur Diskussion stellen.
Also nochmal: Stückliste
1. Body: Erle. Am liebsten natürlich aus einem Stück, ist aber schwer zu kriegen. Ganz wichtig: leicht muss der Body sein. Mein Hauptinstrument, eine Ibanez AS200 Semiakustik ist schon schwer genug. Bezüglich der Farbe habe ich mich noch nicht entschließen können. Ich tendiere aber dazu, nicht zu lackieren sondern zu ölen/beizen, so daß das Holz etwas dunkler wird und die Maserung gut rauskommt.
2. Hals: das wichtigste Teil der Gitarre und darf daher auch was kosten. Zu Paddeln aus China, die in der Bucht zuhauf rumschwimmen und für 60 EUR zu haben sind, habe ich kein Vertrauen. Aber zuerst einmal will ich ein Rosewood Griffbrett auf dem Ahorn-Hals (zusammen mit dem Erle-Body wird das also eine Strat-Konfiguration der 60er Jahre). Was mir nach reiflicher Überlegung noch an Details wichtig ist, steht im eigenen Hals-Kapitel. Und wenn man so viele genaue Details an einem Hals realisiert haben will, braucht man nicht in der Bucht fischen zu gehen, sondern muß im Custom Shop bestellen, am besten bei Warmoth?
3. Tremolo: natürlich braucht ein amtlicher 60er-Jahre-Strat-Nachbau ein Tremolo, und zwar bitte im Vintage-Format. Diese haben anscheinend, den vielen Klagen leidgeplagter Gitarreros im Internet nach zu schließen, mit der Stimmstabilität ihre liebe Not. Oje, da bin ich von meiner Ibanez und meinen Yairi-Akustiks mit Sicherheit zu sehr verwöhnt. Also muß wieder was Gscheits her. In Feinschmeckerläden (ACYs Lounge, Staufer) und bei Feinschmeckern (Ferdi) findet man den Hinweis auf ein Edelgerät: Wilkinson VSVG (oder nur VSV wofür das G steht hat sich mir noch nicht erschlossen). Und das ist unter den Vintage-Trems so ziemlich das teuerste von allen. Und man muß auch im weltweiten Internethandel ziemlich suchen, bis man es überhaupt und dann auch noch bezahlbar findet, es wird wirklich nicht oft angeboten, vielleicht weils so teuer ist und nicht oft nachgefragt wird?
4. Mechaniken: Ein Tremolo, soviel konnte ich mir anlesen, verlangt wegen der Stimmstabilitätsprobleme nach a) einem guten, reibungsarmen Sattel, b)einem guten reibungsarmen Sattel und c) nach einem guten, reibungsarmen Sattel d) auch nach guten Mechaniken mit möglichst allen stabilitätsfördernden Features: Locking-Mechanismus, Staggered Posts, mechanische Steifigkeit. Da gibt es Schaller Locking Tunes und Sperzels, aber das ist alles schwer der Body soll ja möglichst leicht sein und kopflastig soll die Gitarre keinesfalls werden und sieht auch nicht stilecht aus. Also wieder bei den Feinschmeckern geschnüffelt und fündig geworden: Gotoh SD91 H.A.P.M. Und diese Festlegung ist gut, bevor man den Hals bestellt, der Kopfplattenbohrungen wegen.
5. Pickups: Peter empfahl ganz simpel: Fender noiseless ok, da gibts aber vintage noiseless, noiseless N3, SCN noiseless, Hot noiseless und auch die Fender Texas Specials sollen gut sein .. oder doch Edelmanufakturteile von Häussel oder Staufer? Geht wieder ins Geld. Klar ist bisher nur: es werden 3 Single-Coils sein, also klassische SSS-Bestückung. Und auf Gebrumme hab ich wenig Bock.
6. Pickguard: gibt es in so vielen verschiedenen Farben wie Sand am Meer, und ist für so eine Plastikplatte schweinemäßig teuer. Wie ist das nun mit der 11-Schrauben-Ausführung: gibt es da auch noch andere? Kann ich beim Pickguard-Kauf was falsch machen? Hier brauche ich Hilfestellung und Farbberatung.
7. Hardware: Halsplatte, Schrauben, Output-Jack-Schiffchen, Gurtpins kommt für sowas nur Rockinger in Frage?
8.Elektronik: Welche Potis abhängig vom gewählten Pickup-Set? 500k oder 250k? Kondensatoren? Hier im Forum, soweit ich mich erinnere, gibts echte Experten dafür. Gibts beim 5-Stufen-Schalter und der Output-Buchse was zu beachten? Welche Kabel? Masse-Anschluß am Tremolo? Abschirmungsfolie auf der Pickguard-Rückseite? Und wo ist für das alles die beste Bezugsadresse?
9. Zusammenbau: insbesondere die Hochzeit von Hals und Body. Vielleicht lass ich diesen Schritt doch lieber von einem Gitarrenbauer machen und dann gleich noch die Bünde abrichten?
So, das dürfte es gewesen sein. Alles weitere nun Stück für Stück.
Groovigen Grooß
Kurt