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(Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Liebe Gemeinde, Bassisten und Musiker,

da gibt es ja schon nette Geschichten über Bassisten, zum Beispiel so etwas, oder auch aus dem Ausland. Wie darf ein Bassist auf einem Behindertenparkplatz parken? Er legt einen Satz Basssaiten auf's Armaturenbrett. Und so weiter.

Diese Geschichten sind ja schon recht alt, lassen bei mir aber folgende Rückschlüsse zu:

Bassisten sind ein notwendiges Übel. Selbst wenn man einen Keyboarder oder Pianisten in der Band hat, klingen die in den unteren Registern nicht wie ein Bass. Entweder weil sie auf die 1 immer die Quinte oder sogar eine Terz spielen statt des Grundtons, oder weil sie Pedalbass spielen. Bassisten sind zwar keine richtigen Musiker, aber sie klingen besser als Keyboarder.

Bässe sind sehr simple Instrumente. Die haben nämlich nur vier Saiten, statt sechs, wie richtige Instrumente (zwar haben Violas und Celli auch nur vier Saiten, but that's another story). Darum sind Bässe sehr, sehr einfach zu spielen, und man braucht kein richtiger Musiker zu sein.

Bassisten stehen nahe beim Drummer, weil sie dahin gehören. Die sind nämlich sehr einfach gestrickt, können nicht zwischen Strophe und Refrain unterscheiden, keine Noten lesen und sind meistens etwas seltsam, wenig körperlich ausdrucksstark und eben mehr ein Muss als ein Wunsch.

Bassisten können keine Stücke schreiben. Wie will auf so einem Teil komponieren? Das kann man nur auf einer Gitarre, eventuell und in der Not noch auf einem Klavier.

Als ich vor einiger Zeit bei einem Klavierlehrer zwecks musikalischer Anamnese auftauchte und von meinen bassistischen Aktivitäten der letzten 12 Jahre berichtete, meinte ich so einen vorübergehenden Ausdruck von Mitleid in seinen Augen wahrgenommen zu haben. Kann ich mich auch täuschen, und es war Belustigung.

Also ich mal mit einem Pianisten zusammen gespielt habe, war dieser völlig baff, dass ich sagte, er spiele da keinen Neuner-Akkord, sondern einen sus2. Also dass ein Bassist so etwas unterscheiden könne ... geschweige denn hören.

Provokativ? Klar, aber trotzdem fühle ich manchmal, rückblickend auf viele Jahre bassistischen Schaffens, als Musiker zweiter Klasse. Wenn ich das mal so alles an mir vorüberziehen lasse. "Ach, sie spielen Bass? Meine Tochter lernt ja Querflöte ...". Na gut, ja wenn ich Sting, Marcus Miller oder Paul McCartney hieße wäre das alles ganz anders. Aber so als Hobby-Bassist?

Nachdenklich,

Rainer

Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Hi Rainer,

ich kann eigentlich nur vom Bassisten meiner Band schreiben.

Die Wahrheit über diesen:

Er ist kein Übervirtuose, aber ein sehr kreativer Musiker. Er spielt seit unser zweiter Gitarrist die Band verlassen hat eigentlich Bass und Gitarre in einem, soll heißen er ist oft in ganzen Akkorden unterwegs und spielt ab und zu sogar Strumming auf dem Bass. Hin und wieder geistert er ein bisschen oft in den ganz hohen Lagen herum, aber das hat auch manchmal was. Er schreibt den Großteil unserer Songs und singt diesen Großteil auch. Er spielt zudem auch recht fein Gitarre, ist ein lustiges Kerlchen mit einem sehr eigenen sehr erfrischenden Humor und er ist über die Jahre zu einem Freund geworden, den ich nicht missen möchte.
Und er war zu Gründungszeiten der Band (vor etwas mehr als 10 Jahren) ursprünglich Keyboarder, hat auf diesem Instrument aber nie viel zustande gebracht, um sich dann zu einem brillianten Bassisten mit einem sehr eigenen Stil zu entwickeln.
Er ist für mich ein gutes Beispiel, wie sehr ein Bassist eine Band prägen kann. Wenn er ausstiege, wäre das wohl das Ende der Band (zumal dann bloß noch zwei Leute übrig wären).

Soviel dazu

Grüße aus dem (vor zwei Stunden noch) sonnigen, aber schweinekalten Regensburg

Clemens

Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Hallo Rainer,

ich könnte ja jetzt mal wieder aus der kopflastigen Ecke kommen und sagen, dass spätestens seit Stanley Clarke und Jaco Pastorius (für die jüngeren meinetwegen auch John Patitucci) auch Bassisten vollwertige Musiker sind.....

ich könnte auch zugeben, dass bei meinem ersten Dream Theater Konzert mich von allen fünf Außerirdischen der John Myung am meisten veblüfft hat, weil der diese ganze Frickelkacke auch noch auf den dicken Saiten gespielt hat......

Aber mal im Ernst (oder ganz anders betrachtet):
Ich war ja auch ein paar Jahre lang als Bassist unterwegs. Und abgesehen davon, dass bass-spielende Giatrristen wahrscheinlich "immer" viel zu viel spielen... muss ich zugeben, dass der Job des Bassisten ganz schön schwierig ist. Er muss nämlich neben dem rhythmischen UND harmonischen Fundament vor allem eins: grooven !
(und das, egal was für ne Art von Mucke man macht).
Das Ergebnis meiner Bemühungen ist ja hinlänglich bekannt.... bin wieder unter die Gitarristen gegangen....*g*

Ob man da mehr Bühenpräsenz und somit mehr hechelnde Fans bekommt, kann ich mangels praktischer Erfahrungen in den letzten Jahren nicht beurteilen haha hoho hihi...

Bei mir jedenfalls sind Basser (und Drummer) hoch angesehen. Hab ich ne groovende Rhythmusgruppe hinter (oder unter oder neben) mir, dann ist das doping pur.

So, das wars...... (aber die Bassitenwitze sind trotzdem die besten höhöhö...)

Gruß Uli

Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Hallo :-)

Also eigentlich bin ich ja auch Gitarrist, aber seit Jahren häufiger am Bass als an der Gitarre anzutreffen. Deshalb meine Ansichten vielleicht nicht überbewerten *gg*

Meiner Meinung nach gibt es im Leben der meisten Bassisten drei Phasen:

Phase 1) Der Bassist hat seine zwei obligatorischen Unterrichtsstunden genommen, und schafft gerade ein bisschen mehr als die Grundtöne, ist sich seiner Limitierungen bewusst, spielt deshalb brav mit dem Schlagzeuger zusammen, und alle freut's ;-)

Phase 2) Der Bassist kann nun mehr, hat stundenlang Pastorius- (und andere) Sachen geübt, es wird ihm langweilig, er spielt nichts Anderes mehr als Akkorde, Arpeggi in den höchsten Lagen, Flageolets, Splapping, Tapping, was immer. In dieser Phase sollte er unbedingt von Bands ferngehalten werden ;-)

Phase 3) Der Bassist hat erkannt, was seine Rolle in 90% der Bands ist, und hat nun zwei Möglichkeiten: a) er spielt weiter Bass, hin und wieder ein Solo (aber keins zum Einschlafen) und stellt das musikalische Produkt der Band über seinen Profilierungsdrang, oder b) er lernt ein richtiges Instrument ;-)))

Nun im Ernst: ich habe als Bassist noch nie die Erfahrung gemacht, als zweitklassiger Musiker betrachtet zu werden. Im allgemeinen wird mein Spiel geschätzt. Ok, ich weiss ja auch, was ein 9er ist *gg* oder sogar ein #9er, hihi :-)

Einen schönen Tag noch allerseits!

Gruss! Christoph

PS:
Hoffentlich habe ich genug Smileys reingetan....

Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Lieber Rainer,

das ist alles total dummes Zeug.

Schau dir mal Schlagzeuger an. Die kennen nicht mal das Wort Tonart, sind ständig zu laut und liegen mit dem Thema Groove auch mal im Streit. E-Gitarristen sind meistens noch lauter als Schlagzeuger, wollen immer nur Soli spielen, spielen immer dieselben zwei und fangen bei der Benutzung des Wortes Rhythmus entweder an sich zu langweilen oder in Schockstarre. Sänger sind Diven, ständig erkältet und vergessen ihren Text. Akustikgitarristen sind zu leise und entweder Schrammler, die laufend alle sechs Saiten benutzen oder Fingerpicker mit Timingproblemen und können keine Soli spielen. Bläser benutzen kranke Tonarten, sind zu laut und haben eine Technikphobie. Streicher spielen entweder Klassik oder Folk und kommen von einem anderen Stern. Percussionisten wären Schlagzeuger geworden, wenn sie nicht im Walldorfkindergarten zuviel Kontakt mit Wollsocken und Müsli gehabt hätten. Keyboarder sind im Regelfall Autisten und nicht gesellschaftsfähig. Verpickelt und käseweiß sitzen sie in zu engen Homerecordingstudios und versuchen, PC-Fehler zu finden - Musik machen die schon lange nicht mehr.

Kurzum, alle Instrumente haben so ihre Schattenseiten. Fast alle Instrumente sind auch ohne Bandumgebung ziemlich langweilig. Ausgenommen sind für ganz kurze Zeit Akustikgitarren und für etwas länger das Klavier, aber auch das muss man nicht auf Dauer haben.

Dann kommt ein großes Mißverständnis dazu. Zitat: Darum sind Bässe sehr, sehr einfach zu spielen,. Stimmt. Bässe sind einfach zu spielen, wirklich Bass zu spielen ist aber nicht einfacher als ein anderes Instrument.

Provokativ? Klar, aber trotzdem fühle ich manchmal, rückblickend auf viele Jahre bassistischen Schaffens, als Musiker zweiter Klasse.

Es ist absolut richtig, dass der Bass ein sehr undankbares Instrument ist. Man lese/sehe "Der Kontrabass" von Patrick Süskind. Wenn ein Sänger ein paar Töne versemmelt, dann ist das so. Gehört, vergessen. Fehler im Gitarrensolo werden mittlerweile als "Outside-Spiel" bezeichnet, da hört eh keiner mehr hin. Wenn der Bass mal richtig daneben greift, fällt die Band auseinander und das hört auch der Laie.

Wer einen Bassisten als Musiker zweiter Klasse ansieht, hat meiner Ansicht nach einfach keine Ahnung von der Materie. Und ich fürchte, wir sind hier einem gigantischen "Fishing for compliments" aufgesessen.

Gruß

erniecaster mit 2T

Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Hallo 2T,

:E-Gitarristen sind meistens noch lauter als Schlagzeuger, wollen immer nur Soli spielen,
:spielen immer dieselben zwei und fangen bei der Benutzung des Wortes Rhythmus entweder
:an sich zu langweilen oder in Schockstarre.

Da muss ich wiedersprechen. Es gibt durchaus Gitarristen, die das Thema Rhythmus ernst nehmen
und nicht immer Soli spielen wollen (es gibt sogar welche die aus Prinzip keine Soli spielen!).

Ansonsten gebe ich dir Recht, wenn der Musiker nicht gerade in Phase 2 ist.

Gruss

Oliver

Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Hi Matthias,

: Sänger sind Diven, (...) und vergessen ihren Text.
muss man nicht um etwas zu vergessen dieses zunächst mal aktiv gewusst/beherrscht habe...?

Btw. interessiert es mich mal, ob es nur in meinen Kapellen so ist, dass Sänger quasi GAS-immun und häufig noch nicht mal in der Lage sind, sich ein eigenes Mikrofon zu beschaffen? Über die Bereitschaft, selbst für Abhilfe bei der Befriedigung ihres extrem hohen Monitorbedürfnisses zu sorgen, will ich jetzt gar nicht reden...

Ansonsten triffst du mit deinen Charakterisierungen ins Schwarze, nur den Begriff "Schockstarre" bei den E-Gitarristen nehme ich dir übel :-)

Gruß,
Andreas

P.S. Ich glaube morgen kommt die alte Japanerin!

Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten

Mein Gott Rainer,

was ist los mit Dir - schaust Du jetzt etwa 10 Stunden am Tag MTV? ;-)

Ich hab den gleichen Verdacht wie Erniecaster: Du wartest auf Widerspruch zu Deinen Thesen, stimmts'? Da kann ich Dir nicht helfen, aber es sind ja auch schon andere eingesprungen.

Übrigens - bei vielen Tanzbands hat sich das schon rumgesprochen - einen echten Bassisten kann man sich schenken - das macht der Keyboarder mit links (oder seine Automatik) und bei vielen Stücken noch nicht mal schlecht. Deswegen Dein Pianounterricht? ;-)

Im Ernst - bei mir in der Band bekommen der Drummer und ich immer den meisten Spott ab. Die Bereitschaft einen Probetermin zu verlegen ist aber beim Rest der Band immmer dann am größten, wenn einer von uns beiden nicht kann!

Viele Grüße
Bernd




Re: (Philosophie) Die Wahrheit über Bassisten


Lieber Bernd,

: Die Bereitschaft einen Probetermin zu verlegen ist aber beim Rest der Band immmer dann am größten, wenn einer von uns beiden nicht kann!

Eine kluge Beobachtung. Mir ist gerade aufgefallen, dass es mir fast genau so geht: Ich hasse Proben ohne unseren Bassisten. Jeder darf fehlen (und fehlt auch ständig), aber wenn unser Bassist nicht kann, bin ich der erste, der sagt, lass uns computern oder kneipen, aber bitte nicht proben.

Ohne Schlagzeug zu proben ist für mich/uns allerdings kein Problem, im Gegenteil. Das sind oft sehr produktive und lehrreiche Termine.


Gruß aus Spiel-mal-die-Prim-anien,

Michael



NP: (Ogottogottogott) Frank Zappa, Yo' Mama (ogottogottogott). Wenn das nächste Mal Schulferien sind und wieder einer der Newbies den unvermeidlichen "Was ist euer Lieblings-Gitarrenstück"-Thread aufmacht, erinnert mich bitte daran, dass ich unbedingt "Yo' Mama" poste. Nie zuvor und nie danach hat je jemand wieder mit einer Gitarre ...