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(Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Liebe Gemeinde!

Ich starte einen zweiten Versuch, meine schwarze Diego-Strat mit einem Mapleneck zu versehen. Der Hals ist da und er ist unbehandelt. Nach der Politur der Bünde plane ich, den Hals nur zu ölen und zwar mit Zitronenöl. Jetzt fallen mir zwei immer wieder gehörte Dinge ein.

1. Der Lappen, der zum Ölen verwendet wird, muss hinterher in eine geschlossene Dose, da er sich ansonsten selbst entzündet.

2. Der Hals wird sich wegen Feuchtigkeit laufend verziehen.

Ganz ehrlich: Ich mag das alles nicht glauben.

Hat einer von euch schonmal so einen sich selbst entzündenden Lappen gesehen? Oder kennt einer von euch jemanden, dem das selbst passiert ist - nicht nur einen, der einen kennt, der davon gehört hat, hat das wer aus erster Hand? Was sagen unsere Chemiker?

Wessen Gitarren- oder Basshals war schonmal wirklich vertwistet und irreparabel wegen Feuchtigkeit? Wie war das Instrument vorher gelagert - menschenwürdig oder in einem feuchtkaltem Verlies?

Gruß

Matthias

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Mojn 2T,

Jetzt fallen mir zwei immer wieder gehörte Dinge ein.
1. Der Lappen, der zum Ölen verwendet wird, muss hinterher in eine geschlossene Dose, da er sich ansonsten selbst entzündet.
Hat einer von euch schonmal so einen sich selbst entzündenden Lappen gesehen? Oder kennt einer von euch jemanden, dem das selbst passiert ist - nicht nur einen, der einen kennt, der davon gehört hat, hat das wer aus erster Hand?


Nein. Ich habe das noch nicht gesehen. Und ich habe auch keine Zeit, einem Lappen solange zuzusehen, bis er mir den Gefallen tut und sich entzündet. Aber ich bin in diesem Punkt auch gar nicht neugierig, egal ob ich ihm zusehe oder nicht. Deswegen nehme ich zum Einölen Klopapier mit Leinöl und schicke es nach Gebrauch auf den Weg allen Klopapiers. Kannst Du Dir denken warum?

2. Der Hals wird sich wegen Feuchtigkeit laufend verziehen.
Wessen Gitarren- oder Basshals war schonmal wirklich vertwistet und irreparabel wegen Feuchtigkeit? Wie war das Instrument vorher gelagert - menschenwürdig oder in einem feuchtkaltem Verlies?


Das ist dummes Zeuch. Das Öl imprägniert den Hals gegen. Feuchtigekeit. Wieso sollte er sich da eher verziehen, als wenn er lackiert ist?

Ne schöne Jrooß, Mathias

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Hi Matthias,

ich bin Chemiestudent und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum sich ein Lappen der mit Zitronenöl getränkt ist selbst entzünden sollte. Da brauchts schon ein bisschen was agressiveres (weißer Phosphor oder Kalium z. B.).

Zum sich angeblich dann verziehenden Hals kann ich nicht sagen, weil ich noch keinen solchen gesehen hab'. Aber bei Akkustikgitarren ist das Griffbrett in der Regel vollkommen unlackiert und der Hals verzieht sich auch nicht (mal vom normalen Reagieren auf Temperatur und Feuchtigkeit abgesehen, was ja jeder Gitarrenhals mehr oder weniger tut).

Grüße

Clemens

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Lieber Mattias

:
: Ich starte einen zweiten Versuch, meine schwarze Diego-Strat mit einem Mapleneck zu versehen. Der Hals ist da und er ist unbehandelt. Nach der Politur der Bünde plane ich, den Hals nur zu ölen und zwar mit Zitronenöl. Jetzt fallen mir zwei immer wieder gehörte Dinge ein.


Unsere einheimischen Zupfinstrumentenmachen raten davon ab,bei einem Ahorngriffbrett nur zu ölen,und empfehlen,zumindest das Griffbrett zu lackieren.Grund:es setzt sich sehr schnell Schmutz in die dann offenen Poren und das Griffbrett wird schnell unansehnlich. Die schwarzen Flecken kommen nicht unbedingt von dreckigen Fingern (ich geh jetzt davon aus, das du auch ein Ahorngriffbrett hast, und dein Instrumen mit sauberen Fingern anfasst), sondern durch die Oxydschicht, die sich immer auf den Saiten bildet. Der Abrieb setzt sich dann beim Spielen in die Holzporen.Daher ist die Halsrückseite nicht so gefährdet, da kannste ruhig ölen.

:
: 1. Der Lappen, der zum Ölen verwendet wird, muss hinterher in eine geschlossene Dose, da er sich ansonsten selbst entzündet.
:


Das hab ich persönlich nicht erlebt, nur schon oft gehört.Sicher ist, dass das Öl beim Austrocknen des Lappens anfängt auszugasen. Dieses Gas-Luftgemisch kann sich relativ schnell entzünden, es müsste aber eine Zündquelle da sein (Glas, in dem sich Licht fängt,also eine Art Brennglaseffekt, oder ne vergessene Kippe im Aschenbecher, der in der Nähe steht, oder ähnliches). Bei Lappen in der Dose kann das nicht passieren, weil a) das Gas- Luftgemisch für eine Selbstentzundung in der Dose zu "fett" ist, und b) die Fremdzündung keine Chance hat.


: 2. Der Hals wird sich wegen Feuchtigkeit laufend verziehen.
:


Dat is Quatsch.
Wenn das Holz bei der Anfertigung des Halses den richtigen Feuchtigkeitsgehalt hatte, wird er sich nicht verziehen. Das kann nur bei unsachgemäßer Lagerung passieren.Entweder dein dunkles, feuchtkaltes Verlies, aber auch in einem blitzsauberen Wohnzimmer im eiskalten Winter, wenn die Heizung schön bollert, und die Gitarre davor steht.Dabei spielt es aber keine Rolle, ob der Hals geölt oder lackiert ist.

ne schöne Jrooß

Peter

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

: 1. Der Lappen, der zum Ölen verwendet wird, muss hinterher in eine geschlossene Dose, da er sich ansonsten selbst entzündet.
: Ganz ehrlich: Ich mag das alles nicht glauben.

Hallo MAtthias,
dabei geht es um Öle zur Holzbehandlung, die mit oxidierenden Zusätzen zur schnelleren Trocknung versehen sind.

Kuxt Du hier:
http://www.cornemuse.de/konstruktives/oelen/oelen1.html

Grüße

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

: dabei geht es um Öle zur Holzbehandlung, die mit oxidierenden Zusätzen zur schnelleren Trocknung versehen sind.

Hi,

ja, dann sieht das ganze schon ein bisschen anders aus. Dann sollte man das Ding zumindest von Zündquellen fernhalten, auch wegen des von Peter beschriebenen Gas/Luft - Gemisches. Aber ohne Fremdzündung geht da meiner Meinung nach nix.

Grüße

Clemens

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Hi,

hab' grad auf den Link geschaut den der dritte Matthias angegeben hat und muss gestehen, dass das dort Geschriebene in der Tat einiges an sich hat. Wenn die Oxidation der Doppelbindungen exotherm genug ist und die Oberfläche groß genug ist könnte es wohl in der Tat zu einer "Selbstentzündung" kommen.
Also besser Vorsicht, als Nachsicht.

Gruß

Clemens

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Moin Matthias,

kann dir leider nicht sagen, was da richtig oder falsch ist.
Nur etwas aus dem Nähkästchen plaudern.
Es muß so irgendwie kurz nach 1975 gewesen sein, da hab ich einen Stratocaster-Bausatz gefunden und dann auch gekauft. Kam galub ich aus USA, ist auch egal. War alles dabei, nur das Holz war unlackiert. Griffbrett war Mapple.
Hab dann alles zusammengeschraubt und das Teil zu nem Autolackierer gegeben. Der hat alles lackiert, nur nicht das Griffbrett. Selbiges hab ich dann mit Lemonoil eingesaut und anschließend noch carnaubawax drüber gemacht. Das so etwa alle 2 Monate wieder.
Hab noch in Erinnerung, daß das Griffbrett keine großen Poren (wie bei Rosewood) hat, so also immer nur sehr wenig Tunke annahm.
Optik war nach 2 Jahren so ganz leicht Relic, nach 4 Jahren aber auch nicht mehr.

Gruß
Günther

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Hi,

ich kann dir folgendes sagen:

Ich habe das Ganze bei zwei Strat-Hälsen gemacht. Beide Male mit dem Öl von Rockinger. Kein einziger Lappen hat sich entzündet (toi, toi, toi) und kein einziger Hals hat sich verzogen.

Ich empfehle jedoch dringend, nicht einfach nur einzuolen und fertig, sondern über drei Tage wirklich jedes Mal wenn du darn denkst oder einfach nur am Hals vorbeikommst soviel Öl draufzureiben wie er nur aufzunehmen vermag. Was er nicht will, zieht nicht ein, was er will, zieht ein! Also drauf damit!

So behandelt wirst du einen handerotischen Hals mit unvergleichlich geschmeidiger Haptik bekommen, ohne dies eklig-klebrige Lackgefühl.

cu, ferdi

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl


: 1. Der Lappen, der zum Ölen verwendet wird, muss hinterher in eine geschlossene Dose, da er sich ansonsten selbst entzündet.
:

Ist einer Freundin von mir im Köln passiert, wohl nicht mir Zitrönenöl, aber beim renovieren hat sie ein paar Lappen in eine Ecke geworfen, die sich lustig selbst entzündet haben. Daraus resultierte dann ein 1A-Kontrollzwang bei ihr mit stundenlangem Prüfen, ob der Gasherd auch aus ist. Also: Vorsicht! Sonst kommst Du gar nicht mehr zum spielen...

Öl on,
MAddin

(Gitarre) Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Hallo Matthias,

als alter Heimwerker und gelegentlicher Hilfsarbeiter bei Kunstdrucken kenne ich das Problem mit der Selbstentzündung. Reines Zitronenöl ist meiner Meinung nach unbedenklich. Trotzdem, lieber kein Risko eingehen. Das verwendete Tuch schön ausbreiten, dann kann nichts passieren.
Gefährlich wird es bei Leinölfirnis, Terpentin und Nitroverdünnung. Das Zeug ist die Hölle. Die Sikative im Leinölfirnis sorgen dafür, dass das Öl schneller trocknet. Dadurch entsteht aber auch Wärme. Bei einem zusammengeknülltem Tuch kann das zur Selbstentzündung führen. Bei mit Nitroverdünnung getränkten Lappen hab ich das auch schon selbst gesehen. Seitdem bin ich da extrem vorsichtig.

Und nein, der Hals verzieht sich sicher nicht, weildu ihn mit Öl behandelst. Wenn er sich verzieht, verzieht er sich - egal was du da auch immer raufgibst.

Grüße

Wilhelm


Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Lieben Matthias,

ich hab' das schon erlebt.
Also ich. Nicht einer, den wo ich kenne, dessen Schwager...

Ich habe mal den Fußboden meines Ateliers, ganz ökologisch mit Holz ausgekleidet. Den Fußboden. Nicht etwa die Wände.
Dann hab ich bei der örtlichen Ökotrulla Öl und Wachs in Kanistern samt Besen, Tüchern und Schrubbern gekauft.
Die Frau 'Duweißtschonwer' hat mir eine Anleitung gegeben, ich habe anschließend die Ärmel hochgekrempelt und den ganzen Boden (es waren knappe 100 qm) behandelt.
Weil ich nicht alles in einem Tag geschafft habe, und ein Schlonz bin, habe ich die gebrauchten, ölgetränkten Lappen flugs in die Ecke geworfen und bin duschen gegangen.

Als ich nach nicht langer Zeit zurückkam und mein Tagwerk betrachten wollte, fand ich ein allerliebsten kleinen Zimmerbrand vor.
Die Lappen, von mir so unachtsam fortgeworfen, haben sich entzündet.

Ich löschte das Feuer, rief die Ökotrulla an, die mir sagte: Kenn' ich, wollt' ich noch sagen. Aber Sie waren so schnell weg."

So hatte ich einen kleinen, etwa 30 cm durchmessenden Fleck auf dem Boden, der später von einem Möbel verdeckt wurde.
Die Lappen habe ich fortan immer in eine geschlossene Dose getan.
Ob sie sich dort entzündeten, kann ich nicht sagen; die Dose war ja zu.

Das sich Gitarrenhälse drehen, verziehen ob der Ölung, das ist Blödsinn.
Ich denke, eher verzieht sich der, der solch einen Kwatsch erzählt.

Hab ich mal erzählt, dass ich die Kunst des Gitarrenbauens bei Clover lernte?
Da hab' ich einen Hals geleimt. Die Maserung fand' ich einfach schöner, wenn sie parallel und nicht gegenläufig war.
Hätte ich das mal nicht gemacht.
Es wurde ein sehr großer Kokenzieher. Auch ohne Öl.
Meine Gitarrenbaukarriere war dann beendet.

Es sollte eine 335-ähnliche Geige werden. Der Korpus ear nicht schlecht.

Groetjes

Andreas

(Fotoapparatbesitzer)




Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl


Hallo Matthias,

Öllappen, die sich entzünden, habe ich auch schon erlebt.
Während meiner Lehrzeit haben wir Möbel mit Leinölfirnis (gekochtes Leinöl mit Sikativen=Trockenstoffen versetzt), die Cheffin hatte dann die Lappen zusammengeknüllt und in die Ecke geworfen - die Werkstatt wäre über Nacht fast abgebrannt. Also keine Mythos, Lappen ab in ein Glas oder gleich verbrennen. Steht aber in der Regel auf dem Gebinde des Produkts als Sicherheitshinweis.

Bei "normalen" Öl dürfte nichts passieren, ich stopfe die trotzdem ebenfalls in ein Glas.

Brandverhütende Grüße
Finn


Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Hallo falk,

ich habe nochmal über meine Strat nachgedacht und einen Satz dabei als richtig empfunden: Ich will keine schwarze Strat mit Rosewoodneck. Also ein zweiter Versuch.

Musik Produktiv bietet einen Strathals in Ahorn für knappe 80 Euro incl. Versand. Ich war bereit, das noch einmal zu riskieren. MP war so doof, kaum Informationen zu diesem Hals zu geben, ich rief an. Neuneinhalb Zoll, 22 Medium-Jumbo-Bünde, achteinhalber Mechanikenlöcher. Okay, fix mal auf bestellen geklickt. Was für ein Service, da gibt es einen Link zu den Mechaniken. Kluson-like, klar und ein Stringtree. Klickklick.

Der ganze Rotz kam schnell, das Material machte einen guten Eindruck und ich montierte fröhlich den alten Hals ab. Der neue passte ganz gut in die Halsfräsung. Wunderbar, Löcher markieren, Bohrmaschine her, viermal gebohrt alles gut. Erstmal Mechaniken montieren und...

...Sackzement. Sind die bei MP so doof? 10er Mechanikenlöcher und ich mit 8,5er Mechaniken. Nein, ich war nicht höflich als ich bei MP anrief. Mechaniken mit 10er Löchern gibt es in Massen - aber nicht in Klusonoptik. Ich habe heute bei Rockinger Adapterhülsen bestellt und wenn die da sind, wird weiter montiert.

Ich werde berichten. Und ich werde nie wieder etwas bei MP bestellen, ohne vorher anzurufen!

Gruß

Matthias

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Hallo falk,

die adapterhülsen, die ich vor jahren mal beim rockinger bestellt habe, waren für den mechanikschaft sehr eng. wenn du pech hast, wirst du ein wenig aufbohren müssen.

Oh nein! Wenn das nicht passt, greife ich zum Telefon und sch***** die bei Rockinger zusammen. Und dann bestelle ich da die Schallers, die wie Klusons aussehen. Und wenn die nicht passen, schicke ich MP den Hals zurück. Und dann montiere ich diesen verf***** Rosewoodhals wieder und dann schenke ich Friedlieb meine Diego.

Gruß

Matthias

Re: (Technik) von Mythen und Märchen und Öl

Hi Matthias,
Lemonoil wird sich nicht entzünden, aber es gehört auch nicht auf den Hals, sondern auf das Griffbrett.
Für Hälse nimmt man i.d.R. Hartöl.
Hierzu die Rückseite anschleifen, dünn mit Hartöl behandeln und einziehen lassen.
Dabei werden sich Holzfaser aufstellen und der Hals wird sich rauh anfühlen.
nochmal fein drüberschleifen und nochmals mit Hartöl behandeln.
Nach 24h Auspolieren und gut ist.
Kein Verzug, kein Verschmutzen und ca. 1x im Jahr sollte man es wiederholen.

Ach ja - Hartöl kann sich am Lappen sehr wohl selbst Entzünden.
Dose ist schon eine gute Idee.

Grüße
MIKE