(Review): The Blues Band
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Beitrag von HanZZ vom April 25. 2001 um 11:15:32:
Hi Folx,
gestern Abend habe ich die spätestens seit Ihrem Rockpalast-Grugahallen-Auftritt (ich glaube das war so um 1980/81 'rum)legendäre Blues Band in Bonn in der "Harmonie" live gesehen und dachte mir, ich mach' euch mal ein bisschen Appetit:
Zunächst die Vorgruppe: Paul Jones, Dave Kelly, Gary Fletcher, Rob Townsend und Tom McGuinness. Richtig, ist auch die Blues Band. Aber eigentlich habe ich gestern abend zwei verschiedene Gigs gesehen. Ich war schon ein wenig erschrocken, als ich vor Beginn der Show verdächtig viele Stühle, akustische Gitarren, ein minimalistisches Drumset und einen blauen Handstaubsuger der Bühne 'rumstehen und -liegen sah.
Aber was die Jungs (na ja, eigentlich sind's schon ältere herren) dann als 45minütiges Akustik-Set auf die Bretter gelegt haben, konnte sich wirklich hören lassen. Nummern wie "Georgia on my mind", "Alberta, Alberta", "Crossroad Blues", "Can't be satisfied" usw. kamen prima 'rüber.
Gestört hat lediglich ein fürchterliches Brummen aus den verschiedenen Verstärkern, das durch die nicht ausreichend abgeschirmte Lichtanlage verursacht wurde. Das ist um so ärgerlicher, wenn man weiß, daß dies Problem in dem Laden schon länger besteht (Ich hab' da im Dezember '00 selbst einen Gig gespielt und mich schon damals fürchterlich über das Brummen/Zischen aufgeregt). Der Staubsauger stellte sich übrigens bei näherem Hinsehen und -hören als Bass heraus. Natürlich habe ich später dann erstmal nachgesehen, was das für ein Teil ist: ein DeArmond Ashbury Bass. Klang gut und sah megacool aus.
Danach ca. 25 min Pause zum Umbauen und zum Einstöpseln der "richtigen" Instrumente und dann ging's richtig los. Zwar kein "Boom boom, out go the lights" aber wer die "Brassed up" CD der Blues Band kennt (und mag) kam voll auf seine Kosten. Erstaunlich ist für mich immer wieder, wie der Bassist, Gary Fletcher, als Linkshänder zwar den "Lefty"-Bass bzw. die Gitarre nach rechts auslegt, aber die Instrumente "normal" besaitet sind, d.h. er spielt mit den dicken Drähten unten. :-0
Dave Kelly (der Slide-Gitarrist) spielte eine erstaunlich zusamengebastelte Strat: "Normaler" Fender-Hals, Bridge und Mitte-PU waren Singlecoils, aber schräg eingebaut, am Steg einen Humbucker. Der Steg selbst war am ungewöhnlichsten: Sah auf den ersten Blick aus wie ein Floy Rose Tremolo, aber die entsprechenden Locks am Sattel fehlten. Außerdem sah es so aus, als liefen die Saiten durch eine Art Tunnel als weiteren Pickup. So'n Teil hab' ich noch nie gesehen. Ich könnte mir aber vorstellen, daß es etwas mit verschiedenen open tunings zu tun haben könnte.
Paul Jones: wie erwartet (und letztes Jahr bereits einmal gesehen/gehört)ein hervorragender Live-Sänger und toller Harpspieler. Allerdings mit dem selben Problem, das ich bei allen Bluesbands sehe/höre, bei denen ein Musiker ausschließlich Harp spielt: Er kann's nicht lassen. Ich bin durchaus ein Fan einer geplegt und gut gespielten Bluesharp (und der Mann kann das wirklich), aber bei manchen Nummern sollte man den Jungs auch mal den Saft abdrehen, weil sie sich ohne Harp wesentlich besser anhören würden. Das Problem ist halt nur, das der Harpist dann (wenn er nicht, oder wie bei der Blues Band nicht bei jeder Nummer singt)ziemlich teilnahms- und tatenlos auf der Bühne 'rumsteht, und so harpt er halt in JEDE Nummer 'rein.
Tom Mc Guinnes hatte mit seiner Clapton Strat und seinem Peavy Amp (Classic, glaube ich)einen fetten Supersound mit wesentlich weniger Höhen als Dave Kelly und lieferte so einen guten Kontrast. Selbst wenn man's nicht gesehen hätte, konnte man immer hören, wer von den beiden Gitarristen grade ein Solo spielt.
Alles in allem ein toller Blues Abend und für Blues-Fans sicher eine Empfehlung. Heute sind sie übrigen in Frankfurt im Sinkkasten zu sehen, und danach noch in einigen anderen deutschen Städten
regards
HanZZ
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