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(Physiologie des alternden Körpers) Rock ist Sport !

Moin !

Ich hatte gestern einen langen Gig mit 4 Stunden reiner Spielzeit (4 Sets mit kurzen Pausen, Rock-Coverband). Großer Raum, heiß und gewittrig-feucht, alles tanzt und schwitzt ohne Ende. Wir stehen nicht cool-geschäftsmäßig auf der Bühne rum, sondern spielen auch mit viel Körpereinsatz (incl. automatischer Tanzbewegungen usw.), d.h. das Ganze strengt natürlich auch an, obwohl man das während des Auftritts der Endorphine wegen nicht merkt (dafür tun mir heute morgen ein paar Körperstellen weh, von denen ich noch nicht wußte, daß es da auch Muskeln gibt ;-))).

Ich selbst hatte beim Spielen selbst auch keine großen Konditionsmängel - d.h. Konzentration und Exaktheit waren auch zum Schluß noch gut - aber in den letzten 20 Minuten bekam ich zum ersten mal im Leben Krämpfe. Zuerst in der rechten Hand zwischen Daumen und Zeigefinger (da wo das Plektrum klemmt), dann auch links in der Greifhand, dann sogar in den Zehen. Nicht richtig schmerzhaft (wie etwa Wadenkrämpfe), aber schon so, daß es schwierig war, die Finger wieder locker zu bekommen - sah nach "Pfötchenstellung" wie bei Hyperventilation aus)

Dem Keyboarder ging es zeitgleich fast genauso. Das wundert mich , weil wir beide ziemliche Sportfreaks und ausdauermäßig sehr fit sind. Es hatte auch nicht mit außergewöhnlicher Verkrampftheit oder zu viel Krafteinsatz beim Spielen zu tun. Gut, live krampft der Körper an sich schon als Stressreaktion auf die Lautstärke wohl mehr als üblich (oder seid Ihr beim Lautspielen genau so locker wie auf dem Wohnzimmersofa in CD-Abhör-Lautstärke? Ich nicht).

Ich habe in der Zeit so ca. 2,5-3 Liter Wasser getrunken (ein halbe Flasche Zucker-Cola war blöderweise auch dabei), aber trotzdem deutet das irgendwie auf Elektrolytmangel hin. Muskelkrämpfe zeigen sich in erster Linie bei Magnesium- oder Calcium-Mangel (oder beidem zugleich), siehe Tennis-Spieler bei langen Matches. Beim anschließenden fröhlichen Anlage-Schlepping war wieder alles weg.

Brauche ich demnächst einen Kasten Iso-Getränke und eine Staude Bananen wie beim Marathonlaufen? Oder liegt es daran, daß ich solche langen Gigs nicht gewohnt bin? Gibt´s da was zu trainieren?

Würde mich mal interessieren, ob Ihr auch solche Symptome kennt.

Harvey McMethusalem (bin ein paar Tage älter als Gary Moore, also irgendwo zwischen Yeti und JoNec bzw. immer noch zwischen Twen-Tours und Sdeniorenpaß, aber das kann es nicht sein, oder ?;-)))


Re: (Physiologie des alternden Körpers) Rock ist Sport !

: Brauche ich demnächst einen Kasten Iso-Getränke und eine Staude Bananen wie beim Marathonlaufen? Oder liegt es daran, daß ich solche langen Gigs nicht gewohnt bin? Gibt´s da was zu trainieren?

Na, Du hast's in der Überschrift schon erfasst. Musikmachen ist Sport. Du bist 4 Stunden mit voller Konzentration in diesem Fall unter eher widrigen Bedingungen dabei. Die Schweißpfütze, die Du insgesamt sbgesondert haben dürftest möchte ich nicht sehen... Das Gehirn arbeitet obendrein da ja auch auf Hochtouren (Konzentration). Das ist wohl so eine Extremsituation gewesen. Die Staude Bananen ist eine sehr gute Idee, das hat mir auch mein Bruder erklärt (trainiert sechs Stunden pro Tag...). Bei falscher Ernährung zB wärst Du u.U. sogar in die Knie gegangen. Was glaubst Du, warum "die großen" Bands "alle" am koksen sind??

Gruß
Felix

Re: (Physiologie des alternden Körpers) Rock ist Sport !

:Gibt´s da was zu trainieren?

also, ich denke, es gibt hier zwei zauberwörter: 1. wasser 2. stretchen....über ersteres hast du dich ja schon selbst ausgelassen, dem kann man also eigentlich nichts mehr anfügen. einfach SEHR viel trinken also....wenn die krämpfe an genau definierbaren stellen auftraten, dann könntest du ja mal versuchen, besagte stellen vor dem gig zu stretchen, d.h. locker zu machen etc....

gruss
h.enric

Re: (Physiologie des alternden Körpers) Rock ist Sport !

Hi Harvey,

: Würde mich mal interessieren, ob Ihr auch solche Symptome kennt.

bisher ist mir sowas in der Art einmal passiert. Wir spielten in Köln im Wutzdog und die Kneipe war brechend voll und die Leute tierisch gut drauf. Wir haben unser ganzes Programm gespielt, mehrere Zugaben und sie wollten uns immer noch nicht gehen lassen (war geil). Als wir schließlich nach ca. 3 Stunden alle Stücke gespielt hatten, die irgendwie in Frage kamen, haben wir endgültig Schluß gemacht und dann sind da Typen mit nem Hut rumgelaufen und haben gesammelt, damit wir doch noch was spielen. Also haben wir ein paar Stücke wiederholt.

Mir taten irgendwann ziemlich die Finger weh, aber ich hatte keine Zeit, drüber nachzudenken. Beim Abbauen hab ich dann gemerkt. daß ich mir alle vier Fingerkuppen der linken Hand blutig gespielt hatte. Beim Spielen selbst war mir das nicht bewußt geworden.

Keep rockin'
Friedlieb

Re: (Physiologie des alternden Körpers) Rock ist Sport !

Hi Harvey,

ich kenne das Problem, ohne es wirklich bewältigen zu können. Es scheint sich um eine temporäre Erscheinung zu handeln, die wohl mit der Tagesform zusammenhängt. Ich hatte schon Gigs, da dachte ich um Mitternacht, ich sterbe. Der ganze Rücken verkrampft, Schmerzen und Schwierigkeiten, überhaupt noch stehen zu können. Gegen ein Uhr Morgens, als dann das Gehopse der inzwischen erwachten reiferen Jahrgänge losging und "Hey Joe" auf dem Buckel und "Sweet Home Chicago" im Duckwalk erledigt wurde, war alles wieder gut.
Das nervende: Unser Boss/Bassist ist 61! Spielt den halben Abend mit 'ner Hundehütte, den Rest mit einem 6-saiter. Und prescht dann um 4 Uhr morgens mit seinem Transporter den Schwarzwald runter, dass ich Mühe habe, hinten dranzubleiben.
Das Leben kann so ungerecht sein!
Lotsaluv, JoNec
PS: Das mit dem Seniorenpass ist eine gute Idee. Gilt der auch für G.A.S.? Und: das mit dem Cola ist gar nicht so blöd. Mein Getränk ist 40 Cola, 60 Leitungswasser. Auch wenn die vom Service blöd gucken...



Re: (Physiologie des alternden Körpers) Ich würd

Hey Jo,

vielleicht hat der Bassist ja nur einen Krampf im Gasfuß und gibt es nicht zu.

Und wenn Du um Mitternacht zu sterben glaubst und es dann doch nicht tust (vielleicht war es ja auch der Aufruf "Hey Joe"), dann weiß ich jetzt wenigstens, woher der "Tote Punkt" seinen Namen hat. Das heißt also: Repertoire ausweiten auf fünf Stunden, und dasselbe noch mal (das haben die Greatful Dead ja auch hingekriegt).

Ansonsten - hat mich der "Der Felix" daran erinnert, daß es genauso viel nervale Energie kostet, einen riesigen Oberschenkelmuskel zu kontrahieren wie den linken Mundwinkel minimal spöttisch zu verziehen - d.h. 4 Stunden Nervenimpuls-Trommelfeuer für zehn Finger und den tumben Restkörper ist anstrengender, als man meint, man merkt es nur nicht gleich, weil es ja Spaß macht und nicht Arbeit heißt.

Und Hendrics Stretching-Tip werde ich mal in Betracht ziehen, auch wenn ich solche Übungen hasse - Tiere machen ja auch keine Gymnastik (höchstens Kater beim Wachwerden).

Then play on !

Harvey

P.S.: Seniorenpässe habe ich zum Glück noch nicht aus der Nähe gesehen, die kenne ich nur aus dem Stoppock-Song. Und Cola plus LEITUNGS-Wasser - kommt mir nicht ins Haus !


Mein Hut, der hat drei Ecken ...

He, im Wutzstock - wenn du das meinst - hab´ ich auch schon ein paarmal gespielt, wieso sind wir uns da nie über den Weg gelaufen ? ;-))).

Die Leute waren auch immer gut drauf, nur war die Hütte des guten Timings wegen nie voll - zeitgleich Fußball im TV, andere Konzerte 200m weiter etc. Wer kennt nicht den Standardspruch der Wirte: "Komisch, letzten Freitag war hier die Hölle los" ! Seitdem lege ich die Gigs möglichst immer auf den Freitag davor.

Jedenfalls, was den Hut angeht: Beim letzten Auftritt kam gegen 21 Uhr der erste Gast (wurde per Handschlag begrüßt) - eine Stunde später waren es dann immerhin ca. 40. Weil es uns um 21 Uhr noch zu blöd gewesen war, Eintritt zu nehmen, ging unser Toni (kölsches Urgestein) dann auch später penetrant mit dem Hut rum (ohne uns informiert zu haben, wir kriegten das nur von der Bühne mit, und wie soll man sich da wehren?), und immerhin kamen dabei freiwillig ca. 650,- DM zusammen. Ist das nix, vor allem pro Fan-Kopf ? War ein gutes Gefühl, wir waren den Leuten was wert. WYGIWYP, sozusagen.

Cheerio, Harvey

P.S.: Blutig gespielte Fingerkuppen kenne ich nicht - nur einen zerfransten rechten Daumen (Townshend-Syndrom, mach´ ich aber heutzutage auch nicht mehr).


Noch

War bei einem Kneipen-Gig. Nach dem Band-Soundcheck kann ich´s nicht lassen und klimpere allein so leise vor mich hin - noch kein Publikum da, bis auf den ersten Gast: Schon um 18 Uhr nicht mehr ganz nüchtern, stellt sich mit einem Bierglas vor mich hin, Abstand ca. ein Meter - eine geschlagene Viertelstunde, ohne eine Miene zu verziehen. Nun gut, bei sowas werd´ ich nicht nervös, schließlich sitzen sich Indianer oder Japaner bei Besprechungen auch schon mal eine Stunde regungslos gegenüber, bevor was passiert.

Dann greift er plötzlich und ohne Vorwarnung zum Portemonnaie, drückt mir zwanzig Mark in die Hand und sagt nur: "Super!".

Widerspruch sinnlos, ich mußte die Gage annehmen, er wäre andernfalls schwer beleidigt gewesen.

Harvey