Tachchen,

bevor ich mich an dem Hunderter mal versuchen kann, wollte ich erst einmal meine neue Gitarre vorbereiten.

Vor zwei Wochen hatte ich sie hier vorgestellt und ich hatte schon so ein bisschen das Gefühl, dass ihre Pickups und ich vielleicht keine allzu lange Beziehung haben würden. Also habe ich sie zuerst ein paar mal mit der Band eingesetzt und auch wenn die Pickups nicht mies sind, so sind sie nicht das was ich gerne in dieser Gitarre hätte.

Ich habe ja noch unter anderem ein Paar Antiquities übrig und die konnte ich mir gut für die Gitarre vorstellen. Nun haben die Ants ja die auf alt gemachten Kappen und an der ES erstrahlten die Brücke und das Tailpiece in jungfräulichem Glanz, also könnte man ja prima für sich selber den Kauf leicht gealteter Hardware rechtfertigen, ich hätte die Gotoh-Brücke eh gerne getauscht, sie ist zwar nicht schlecht, die Faber Brücke gefällt mir aber besser, aber jetzt musste ;-) ich ja quasi tauschen. Prima. Das Faber Tailpiece dann noch direkt dazu, das ist wunderbar leicht und die Form ist auch noch ziemlich cool, zudem war seltsamerweise das Tailpiece meiner ES nicht aus Alu, also "musste" das eh ersetzt werden und ich konnte meine Bestellung abschicken.

Die Antiquities hatte ich ja zuletzt in meiner LS320 und da mit Peter Green Mod benutzt, bei der ES möchte ich aber lieber eine ganz normale Zwischenposition haben, also habe ich zuerst noch den Magnet am Hals-PU wieder umgedreht. Für einen kurzen Moment habe ich dann noch darüber nachgedacht, ob ich mir die Arbeit beim Austausch der Pickups vereinfachen sollte und irgendwo in der Mitte die Kabel kappen sollte, habe das aber verworfen, das "macht man nicht". ;-) Ausserdem könnte ich, wenn ich die gesamte Elektrik aus der Gitarre hole, auch direkt auf 50's wiring umlöten.

Btw. vor ein paar Monaten habe ich mir ENDLICH eine Lötstation gekauft, damit geht die Löterei auch endlich viel besser von der Hand.

Dann habe ich noch gedacht, ich könnte ja auch mal versuchen, die Ergebnisse akustisch festzuhalten, also gibt es gleich noch ein Soundfile welches auf unserem 63er aussenjam basiert mit vier Durchgängen:

1.) alles ist so wie es war

2.) Bridge ist nun Faber mit massiven Messingböckchen (vernickelt), Tailpiece ist Alu

3.) wie 2.) aber nun mit den Seymour Duncan Antiquities

4.) hier habe ich neue Saiten aufgezogen (nun Pyramid Pure Nickel) vorher waren ganz normale D'Addarios drauf (auf den ersten drei Durchgängen sind es immer dieselben Saiten) und das Tailpiece ist nun mit dem Faber Kit gelockt.

Ihr hört übrigens immer erst den Halspickup, dann die Mittelstellung und zuletzt den Stegpickup.

Ich versuche mal zu beschreiben, was ich so selber höre: beim ersten Durchgang könnte man sagen, dass der Halspickup warm klänge, man könnte aber auch mupfig und recht statisch, flach usw. sagen. Eigentlich hat mir der Halspickup noch am besten gefallen. Die Mittelposition springt einen nicht gerade vor Lebendigkeit an und der Stegpickup ist mir zu flach, eindimensional und wenig ausdrucksstark. Die Werte der Originalpickups liegen übrigens am Hals bei etwas mehr als 8 kOhm und am Steg bei 11 Komma irgendwas. Ich weiß, die Kiloohm-Angaben müssen nicht aussagekräftig sein, hier trifft es für mich aber zu.

Beim zweiten Durchgang habe ich selber schon sofort eine deutliche Verbesserung erkennen können. Ich versuche es mal so: als ich die Gitarre bekam und zum ersten mal aus dem Koffer nahm und anspielte, war mit sofort, schon beim ersten Ton klar, warum ich noch eine ES mit Stop Tailpiece haben wollte. Nach ein paar Wochen mit der Gitarre bemerkt man diesen Effekt nicht mehr so stark und nach Austausch der Hardware gegen die Faber Brücke und das Faber Tailpiece war dieses Gefühl, welches ich beim ersten Mal hatte sofort wieder da. Ich hatte noch keine Gitarre, bei der der Austausch der Hardware so große Auswirkungen hatte. Wahrscheinlich geht das auf der Aufnahme aber auch zu großen Teilen wieder verloren. Ich höre es, aber beim selber Spielen ist der Effekt einfach noch deutlicher. Dennoch denke ich, dass man auch auf dem mp3 noch etwas davon hört, es gibt mehr Obertöne, alles ist irgendwie mehr, der Grundcharakter der Gitarre kommt auch schon mit diesen Pickups deutlicher zum Vorschein.

Nun der dritte Durchgang, endlich mit den Antiquities, die endlich - wenigstens für mich - all die Feinheiten auch wiedergeben können. Hier hört man doch schon beim ersten Ton, dass es nicht mehr mupfig ist, sondern auch perlen kann. Wenn man selber spielt ist es wie auch eben beschrieben noch deutlicher, die Pickups reagieren viel besser auf das, was man mit der Gitarre macht, wo man anschlägt, wie feste usw. Die Ants kenne ich ja ganz gut, habe sie jahrelang schon in Paulas gespielt, dieses Paar hat übrigens Werte von 7,5 und 8,2 kOhm - nur der Vollständigkeit halber.

Zum Schluß gibt es dann den letzten Durchgang mit dem Faber Kit, bei dem das Tailpiece durch die Schraubbolzen fixiert wird. Hier habe ich aber, wie oben schon geschrieben, auch ganz andere Saiten aufgezogen. Die D'Addarios "hatten fertig", ich mag sie ja eh nicht so sehr und nun sind reine Nickelsaiten von Pyramid drauf, die spiele ich ja auf fast allen meinen Gitarren. Da kann mal also nicht mehr wirklich vergleichen, aber das ist halt das Setup, mit dem ich die Gitarre spielen werde. Mir kommt es seit dem Fixieren des Tailpieces so vor, als ob alles noch mal etwas "größer" geworden sei. Die Gitarre klingt nun schon akustisch intensiver, obertonreicher, der Charakter wird stärker betont und sie springt besser an. Ich kann nicht genau sagen, wie groß der Anteil des Fixierens daran ist, aber ich würde es bei dieser Gitarre wieder so machen, hier ist es eine deutliche Verbesserung. Zudem passen nun auch noch die Bolzen zum leichten Aging der restlichen Hardware.

Hier der link zum soundfile:

Tokai ES Pickup- und Hardwaretausch - mp3

und so sieht das übrigens jetzt aus:

Mir gefällt es jetzt besser so. Mal schauen, ob ich morgen damit was auf die #100 gedengelt bekomme.

Zum Schluss noch das: die komplette Elektrik (alle Potis, die Buchse, den Schalter und die Pickups) aus einer ES3XX zu holen, ist keine Arbeit die ich ständig machen wollte. Und: Zahnseide eignet sich bestens für diesen Job.

aussensaitigst

Jochen

PS: wegen "Betäubung" im Titel - sorry, das Soundfile sollte nicht spannend werden, sondern Vergleichsmöglichkeiten bieten ;-)

Moin Jochen,

man (ich) hört ja kaum was an Mäuseohr-Feinheiten auf diesen Tracks, eher grobe Unterschiede, und das Spielgefühl ist immer entscheidender als das nackte Hörbare - aaaber sie wird von Durchgang zu Durchgang schon immer luftiger, leichter, besser.

Hast du nen Tipp zum Agen von Pickupkappen, der über Schleifvlies hinausgeht?

Gruß in der Frühe (hab heut' spät), ferdi

Moin Jochen,

den Unterschied Saitenmarke A zu B, also Durchgang 3 und 4, höre ich perönlich nicht (mehr).

Was ich aber deutlich höre, ist mehr "Schmatz" im Attack mit dem Alu Tailpiece (2),
und dann nach dem Pickup Tausch (3) viel offenere, atmende Höhen (sind das jetzt etwa
die verschränkten Obertöne mit saftigem Strahl und Potenz im Schmelz?!), die
Antis klingen jedenfalls wesentlich klarer und lebendiger als die Werks-PUs!

(Und verschärft aussehen tut die Kleine mit den gealterten Hardware Teilen auch!)

Grüße,

Andreas

Hi Jochen,,,

,,, so ist das immer mit dem upgraden, klar, da passiert ordentlich was, sieht dann auch ganz anders aus, fühlt sich anders als vorher an und schön viel Zeit hat's auch noch gebraucht. Und Geld. Und dann komm ich und sag: Mann, das hat sich aber gelohnt, das hört man aber deutlich.....nee - das kann ich so nicht sagen, so nicht. aber vielleicht so: Die Aufnahme zeigt allerdings doch Unterschiede, so kleine auf den 2ten Blick. Und auf die kommts ja eigentlich auch an. Bisschen mehr Grösse untenrum, feinere Attacks oben - und das führt dann so in Richtung: 'geil, das hatte ich erhofft,'', oder? (Aber isses nun das Faber, die Saiten, oder alles, oder was? Schwer.)

Wenn Du Dich jedoch wohlfühlst ist das ja schonmal die dreiviertel Miete.

Die geagte Hardware kommt charmant daher - etwas krasser Kontrapunkt jedoch zur niegelnagelneuen Decke, die glatte jungfräuliche. Die pass ich Dir aber gerne an, special aging mit 'ohne Betäubung', Du kannst frei wählen: Bügeleisen, Flex, Schraubenzieher, scharfkantiger Aschenbecher, oder gleich am Kabel mit Gesicht nach unten über die Bühne geschlurt. Danach wirds wirklich homogen, versprochen, und Dich hab ich dann auch glücklich gemacht. Wann wollen wir?

Rainer :-))

PS1 Und Deine Makroaufnahmen machen einen gleich wieder so'n bißchen gasig....der Farbton, seufz...

PS2 Kommt jetzt mal die Jochen-Duis100 ??

Moin Jochen,

sorry - also - ich höre auch nix. Vor dem anhören habe ich gedacht, daß man mindestens die neuen Saiten hören müsste.

Ich denke das liegt hauptsächlich an der digital-Aufnahme...

Auf meiner LP und ES335 habe ich ja auch das Faber Endstück und Brücke.

Und - wie schon geschrieben - den ESS335 11,x KOhm Bridge habe ich bei mir auch getauscht. Das hatte zuviel Dampf für so einen Typ Gitarre (IMHO).

Die dramatischste Verbesserung hatte ich vor kurzem mit dem Tausch meiner Antiquity´s aus der Les Paul zuGunsten von LEOSOUNDS Classic Humbucker - die sind wirklich sensationell.

Und eine witzige Anektote aus meinem Tauscherleben:

vor kurzem hatte ich in einer Strat neue Pu´s der Marke x - bei einem Auftritt war ich damit sowas von begeistert.

Habe dann in diese Strat PU´s der Marke y eingebaut - fand ich im P-Raum viel besser. Auf einem Auftritt im gleichen Lokal - also quasi gleiche Bedingungen - war ich eigentlich enttäuscht.

Also habe ich Marke x - die ich inzwischen verkauft hatte - wieder neu gekauft.

Wieder Auftritt im gleichen Lokal. Und ?

Auch enttäuscht. Also - wieder alles umgedreht.

Inzwischen ist y wieder drin - und x steht zum Verkauf.

Man sieht das ist alles relativ - mit diesen Sounds...

GruZZ *

Hi Ferdi,

ja, es mag sein, dass man bei den Aufnahmen als Unbeteiligter nicht soooo viel hört, für mich ist das sehr deutlich. Jedenfalls ist es eine enorme Verbesserung.
: "Hast du nen Tipp zum Agen von Pickupkappen, der über Schleifvlies hinausgeht?"

Selber habe ich noch keine Kappen geaged, ich würde aber wohl erst einmal nicht mit Schleifvlies an die Kappen gehen. Halt, ich habe mal einen vorsichtigen Versuch gemacht, habe die Pickups aber samt Kappen nicht mehr. Das kann ich höchstens mal am Telefon erzählen.

Vom Lesen kenne ich die Geschichte mit der Salzsäure im Behälter, über die man dann die zu agenden Teile hängt, ohne direkten Kontakt zur Säure, habe es aber wie gesagt nicht versucht.

Falk hat mir ja mal die Kappen meiner Zhangs geaged, die sehen auch wirklich gut aus, sprich ihn doch mal direkt an.

Hier gibt es noch Bilder vom Ergebnis:

Er schrieb damals das dazu:

"ich hatte noch'n bißchen Salzsäure, mit der ich üblicherweise die Nachbarskatzen vergifte*. Die hab ich auf die Kappen geträufelt und das Ganze über Nacht stehen lassen. Je nach gewünschtem Alterungsgrad kann man das auch wiederholen. Bei der einen Kappe hab ich's übertrieben. Ich habe da Kratzer auspoliert, die ich aus Unachtsamkeit verbockt hatte, und da war dann beim Ätzen irgendwann das Material zu dünn. Aber es sieht ja trotzdem auch irgendwie verwegen aus...
Gruß Falk
P.S.: Liebe Kinder zu Hause: mit Salzsäure sollte man vorsichtig umgehen, oder am besten gar nicht. Das Zeug ätzt nämlich.
*) Hey, das war natürlich nur'n ganz mieser Scherz."

Viele Grüße

Jochen

Hallo Andi,
: "den Unterschied Saitenmarke A zu B, also Durchgang 3 und 4, höre ich perönlich nicht (mehr)."

ich habe es mir jetzt auch noch mal selber mit einer anderen Abhöre angehört und da ist mir aufgefallen, dass der vierte Durchgang lauter ist als der dritte. Habe dann mal ne Audioanalyse gemacht und auch da kann man es deutlich sehen, dass der vierte Durchgang lauter ist, aber das kann ja auch selbst wenn ich sonst nichts verändert habe, schon vom Spielen her kommen.

Mir hat es jedenfalls ne Menge gebracht und die Optik gefällt mir auch deutlich besser. :-)

Beste Grüße

Jochen

Hallo Rainer,

wie schon geschrieben macht es direkt an der Gitarre viel aus, aber selbst wenn, immerhin habe ich jetzt 50s-wiring und kann die Volumenpotis besser einsetzen. ;-)

Über ein leichtes aging des Bodys hatte ich tatsächlich nachgedacht, wollte es aber nicht über's Knie brechen, sondern ihr erst ein paar Monate mit der Band geben, sie ist ja in Nitro schön dünn lackiert, dann darf sie sich erst ein paar Spuren holen und nachher werde ich ihr dann wohl ein wenig den obersten Glanz nehmen.

Habe das ja schon mal mit meiner 320er gemacht, aber auch erst, nachdem ich mal ein paar alte Originale genauer ansehen konnte.

Die 320er sah ganz am Anfang so aus:

Da konnte man sich im Lack noch spiegeln (siehe rechte Seite).

Nachher sah sie dann so aus:

Aber der Glanz ist halt nicht komplett weg, wie man hier sehen kann:

So etwa werde ich das mit der ES wohl auch mal machen, nur haue ich selber keine Macken rein, also nicht beabsichtigt. Wenn sie ein paar Spuren hat, dann etwas den Glanz weg und es sollte gut sein.

So, mal sehen, ob mir was zum 100er einfällt.

Viele Grüße

Jochen

Hi Claus,

auch wenn DU es bei der Aufnahme nicht hörst, bei Deiner eigenen Gitarre hast Du es aber gehört, oder?

Das mit Deinem Pickuptausch würde ich ganz lapidar auf schlechten Strom zurückführen. ;-)

Beste Grüße

Jochen

...würde ich ganz lapidar auf schlechten Strom zurückführen. ..

Ja - das Ganze spielte sich noch im Somer ab - da gibts mehr Sonnenkollektor Öko-Strom.

Jetzt im Winter eher AKW Strom - das wirkt sich aus - da bin ich sicher.

Wahrscheinlich habe ich auch nicht drauf geachtet wierum ich den Stecker in die Dose gesteckt habe.

Tunig-Tip: Stecker markieren ! Für wiederholbare Sounds...

GruZZ *

Achso - seinerzeit habe ich schon auch geglaubt die Alu bridge hören zu können - inzwischen - naja.

Hi Jochen,
möchte nur mal ein Bild mit der Hardware meiner ES335 einstellen. Sie ist laut Seriennummer von 1984 und auf natürlichem Wege "geaged" :-)
Gruß
Dan

Hi Dan!

Was ist denn das für ein Schlagbrett? Hast Du das nachträglich montiert? Wenn ja, wo hast Du das her? Pickguards mit binding sind ja schwer zu finden und wenn, sind sie teuer.....oder ist das eine ES-355?

Mach's gut!

Hi Jonas,

nein, das Schlagbrett ist sicher nicht original. Ich nehme an, es stammt vom Vorbesitzer.
Hier sieht man es nochmal ganz. Im Gegensatz zum zahnbelagsfarbenen Binding der Gitarre selbst ist das Binding des Schlagbrettes noch blütenweiss.
Ich werde es aber bestimmt nicht agen!      :-)
Gruß
Dan

Grüßdich Dan!

Du weißt ja nicht zufällig, wo der Vorbesitzer das Teil her hatte? Ich suche sowas ja in ungeschnitten für meine Aku. Allparts führt eines in schwarz und eines in tortoise, aber deren tortoise sieht nicht so gut aus, wie das auf Deiner ES, und Greven z.B., die solche PG's machen nehmen dafür unanständig viel Geld,-))))

Mach's gut!

: Du weißt ja nicht zufällig, wo der Vorbesitzer das Teil her hatte?

Nein Jonas, da kann ich leider nicht weiterhelfen. Ist schon zu lange her.

Gruß

Dan

Hi Dan!

Okay, kein Problem, vielen Dank!

Mach's gut!