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(Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

Hallo!

Benjamin's Soundfile hat's mir mal wieder vor Augen geführt: Ich kann nix! Danke Benjamin!! ;-)

Seit etwa 1,5 Jahren habe ich nicht mehr richtig geübt, mich im Prinzip somit auch nicht weiterentwickelt. Auch sonst habe ich kaum noch gespielt. Zwar habe ich diverse Aufnahmen gemacht, teilwese auch mit recht frickeligen Soli und mir ist auch klar, daß die ersten Tage des Gitarrespielens meist Fortschritte bringen wie nie wieder später, aber kann so eine Krise so lange dauern? Das Klampfen macht mir wohl noch spaß, fast jeden Tag fasse ich eine E-Klampfe an, aber nur noch alle paar Wochen stöpsele ich sie auch in einen Amp. Das beunruhigt mich dann doch irgendwie.
Man hört immer wieder, daß es normal ist, das Gefühl zu haben schlechter zu werden. Aber so langsam werde ich eben wirklich nervös, ich möchte eigentlich "besser" werden aber ich finde den Einstieg zum Üben oder wenigstens normalen Spielen nicht mehr. Kann mir da vielleicht einer von Euch weiterhelfen? Ähnliches erlebt? Oder so?

Gruß
Felix

Mir geht

Ich kann das Ganze gut nach vollziehen. Ich wollte schon immer irgend ein Instrument beherrschen. Schon vor ca.15 Jahren hab ich mit Gitarre angefangen. Aber ich wollte immer mehr und so habe ich ständig was anderes angfangen.
KEyboards, Vibraphon, Bass, Flöte usw. Jetzt kann ich fast jedes Instrument spielen, aber leider kein einziges davon richtig. Mit keinem der Instrumente könnte ich ein gutes Solo spielen. Mein Bruder hingegen hat vor 20 Jahren das erste MAl auf seiner Flamenco-Gitarre rumgezupft. Seitdem spielt er mindestens eine Stunde täglich. Er hat zwar keine Ahnung was Midi ist und Noten kann er auch nicht lesen, aber wenn er Gitarre spielt, dan kriege ich Gänsehaut. Wäre ich nicht so ein ungeduldiger Sack, dann könnte ich das jetzt auch von mir behaupten. Aus Frust bin ich dann irgendwann auf Elektronik umgestiegen. Seitdem verlerne ich das Spielen auf klassischen Instrumenten immer schneller, glaube ich. Die Welt ist so schlecht. :)

Re: (Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

Hallo Felix

Bis vor ca. einem Monat ging es mir ähnlich wie dir. Irgenwie zwar die Gitarren angefasst, aber zum Üben kam ich nur in den Proben. Daß das nicht wirklich viel bringt ist irgendwo klar. Vor einem Monat habe ich mich dann endlich mal am Riemen gerissen, und das gemacht, was ich schon seit ca. 1/2 Jahr machen wollte: Ich habe mir einen Gitarrenlehrer gesucht, der mich von meinen ausgelatschten Wegen des Gitarrespielens herunterholt. Dazu mußte ich zwar bei vielen Dingen ganz von vorne wieder anfangen (auch bei einigen, von denen ich dachte ich berherrsche sie im Schlaf) aber es tut mir und meinem Spiel gut. Ich spiele jetzt wenigstens 3 mal pro Woche außerhalb der Probe, und siehe da, es geht voran.
Wichtig ist bei einem solchen Vorgehen: man sollte von vorn herein die Fronten (z.B. was will ich lernen, was kann ich bereits) mit dem Lehrer klären, nicht das man dann die 1000000ste Art einen C-Dur zu Greifen erklärt bekommt, obwohl man z.B. Pickings lernen will.
Und es sollte so viel Geld kosten, das man sich darüber ärgert, wenn am für die nächste Stunde nichts vorbereitet hat. :-)

Viele Grüße
Catz

Re: (Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

Hallo Felix

Das Gefühl kenne ich - lustigerweise ist es bei mir irgendwie umgekehrt. Ich spiele manchmal für Wochen nicht und wundere mich nachher, dass es immer noch geht bzw dass es fast besser geht als vorher. Das einzige Problem das ich dann jeweils habe sind die Finger, die schnell müde werden, das gibt sich aber nach ein paar Tagen wieder. Doch in Sachen Kreativität und neue Ideen frage ich mich manchmal, ob ich mit konstantem Üben genausoviel zustande gebracht hätte (das ist natürlich subjektiv, ich habe da keine empirische Forschung betrieben)! Auf der Gitarre sind wir ziemlich privilegiert, ein Trompeter könnte es sich von der Muskulatur her nie leisten, das Instrument für Wochen in der Ecke verstauben zu lassen.

Gruss
Silvio

Re: (Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

Hi Felix,

das Gefühl kenn ich. Inzwischen hab ich mir aber für mich selbst ganz klar gemacht, daß ich musikalisch keinem mehr was beweisen muß und will, auch nicht mir selbst. Ich werde eh kein Star. In meinem Beruf steh ich denke ich ganz passabel da, da bin ich Profi, bei der Musik ist es ein Hobby und muß in erster Linie Spaß machen. Daher erwarte ich von mir keine künstlerischen Ergüsse und dergleichen, ergo gibts auch keine Schaffenskrise mehr. :-)

Keep rockin'
Friedlieb (kommste eigentlich auch nach DA?)

Re: (Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

: Und es sollte so viel Geld kosten, das man sich darüber ärgert, wenn am für die nächste Stunde nichts vorbereitet hat. :-)


Jau, Catz, exakt das denke ich auch - was gibt es schlimmeres, als unvorbereitet zu einer Gitarrenstunde zu gehen?
Aber nicht bloss wegen des Geldes: Ich finde es ausserdem immer sehr förderlich, wenn man dem Lehrer gegenüber eine Art 'schlechtes Gewissen' entwickelt, wenn man nicht richtig geübt hat ;)

Diese Motivation, die man dadurch bekommt, dass man dem Lehrer doch so gern beweisen will, wie gut man übt, ist für mich ein ganz wichtiger Faktor. Allerdings sollte die Motivation nicht ausarten (wenn man mal nicht so viel gespielt hat)....

Gruss,
W.P.

Re: (Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

Hi Felix!

: Benjamin's Soundfile hat's mir mal wieder vor Augen geführt: Ich kann nix! Danke Benjamin!! ;-)

Autsch! *ggg*

Ich hatte eine ganze zeitlang das Problem eben nicht gescheit über meinen Amp zu spielen ohne andere damit zu belästigen. Seit Pod hat sich das geändert, weil man gute Sounds bei Zimmerlautstärke hat. Ich fuddele eigentlich auch mehr rum, als das ich konsequent spiele. Die einzigen Übungen die ich wirklich mache, ist wenn ich mal eine Aufnahme habe und einen verdammten Lauf in 16tel bei 120-140bpm im Wechselschlag spielen möchte. Dann setze ich mich mit Metronom hin und übe langsam, um sauber zu spielen. Das wars dann aber auch schon. Solche Sachen kriege ich dann auch nur für 2-3 Tage hin, solange ich speziell dafür über. Danach geht's schon wieder nicht mehr...
Grundsätzlich ist es aber auch so, daß man mind. 30min spielen sollte, weil man da erst langsam warm wird.

Und auch bei mir gibt es Phasen, in denen ich die Gitarre mal 3 Wochen überhaupt nicht anfasse und denke mir, jetzt kann ichs schon vergessen. Danach nimmt man die Gitarre aber einfach mal wieder unvoreingenommen in die Hand und spielt drauf los. Plötzlich klingt die wieder!!! :-)
Natürlich lässt auch bei sowas immer ein bißchen Technik nach. Aber man wird auch nicht glücklich damit, wenn man nur 16tel bei 150bpm spielen kann oder der Tapping-König ist, wenn man nix gescheites hat, was man spielen kann... :-)

Ich merke z.B. das bei mir mit der Geschwindigkeit nix mehr zu machen ist... Also setze ich mich jetzt hin und versuche hier und da Melodien, Riffs oder Soli nachzuspielen. Man spürt eben daß das Gitarrenspiel mit der zeit detailverliebter und nuancenreicher wird. Und darauf freue ich mich.
Beispiel: Seit einem Jahr hab ich es nicht mehr geschafft mir neue Patterns draufzuschaffen, meine Theorie zu verbessern oder meine Geschwindigkeit zu erhöhen. Trotzdem sagt mir ein anderer Gitarrist, daß ich ihn technisch in den letzten Monaten eingeholt hätte, obwohl er nicht schlechter geworden ist... Klingt für mich seltsam, aber ist seine Meinung. Das man besser wird (oder einfach überzeugter spielt), merkt man oft gar nicht.

Fazit: Wenn Dir die Gitarre auf die Nerven geht, häng sie ein paar Tage an die Wand. Irgendwann bekommst Du von ganz alleine wieder Lust das Ding zu spielen. Und je mehr Spaß Du am Spielen hast, desto besser gefällt Dir Dein Spiel auch!

Lass Dich nicht von 6 Saiten kleinkriegen! :-)

Gruß Benjamin

Re: (Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

Hi Felix!

Erst mal eine Beruhigung: Du kannst eine Menge Sachen spielen, die ich nicht kann. Davon mal abgesehen, wirst Du Dich in vielen Dingen entwickelt haben, die Du selbst gar nicht hörst.

Ich bin mit meinem Geklimpere auch nicht zufrieden, sehe keine Fortschritte und halte mich für einen hundsmiserablen Saitenquäler. Am meisten wundert es mich, wenn jemand nicht dieser Ansicht ist...

Davon abgesehen, helfen gegen Schaffenskrisen Bands und Pausen. Alles weitere besprechen wir in DA beim Frühstück!

Gruß

Matthias

Re: (Philosophie) Die gute alte Schaffenskrise

kennichhabichauchwarichschon. habe da bei mir aber 2 verschiedene arten von keinen bock mehr erlebt. die erst war die schlimmste, ist mir bisher auch nur 1x passiert: ich hatte einfach keine lust mehr. also hab ich meine pedal-steel eingetütet und nicht mehr angeguckt. natürlich hat sich sich irgendwann wieder gemeldet und ich habe weiter geübt.

richtig übel reingegrätscht wurde mir aber von der frustration, zu wenig zeit zum üben zu haben. deswegen hätte ich wirklich mal fast aufgehört. aber ich will wenig auf der welt mehr als gut pedal-steel spielen zu können. wenn ich das nicht schaffe, bin ich's selber schuld, und das kann ich einfach nicht zulassen. das prinzip schlechtes gewissen also. ich übe jetzt jeden tag, und wenn's nur 'ne halbe stunde ist. wichtig für mich ist, ziele zu setzen, also sowas wie: den song schaffe ich in einer woche oder so. man kann ja dann immer noch mit sich verhandeln, aber so in's blaue zu üben bringt bei mir nix.

den grössten schub hat mir neulich eine mir bekannte band gegeben, die mich fragte, ob ich nicht auf ihrer nächsten cd spielen möchte. sie haben mich vorher nicht gehört und ich hoffe, sie haben auch den angstschweiss auf meiner stirn nicht gesehen, aber eher hacke ich mir alle finger ab, als DANN zu versagen... denn da wollte ich schon immer mal hin...

alles gute und molto inspiratione,

martin