Tachchen,
heute nachmittag bei uns zuhause:
Christiane: "Wer hatte eigentlich die Idee, Plektren zu fotografieren und ins Internet zu stellen?"
ich: "Aääähhhh, Friedlieb."
Christiane: "Na, vielen Dank Friedlieb."
:-)
O.k., also kann ich mich jetzt auch ruhig als Plektrenverrückter outen. ;-)
Bei mir fing damals eigentlich alles ganz normal und harmlos an: Fender oder Gibson Medium in der Normalform (351), das war mein Ding. Heavy ging auch.
Ziemlich früh merkte ich aber schon, daß so ein Plektrum einen wichtigen Teil zum Ton beitragen kann und das bezieht sich nicht mal nur primär auf den eigentlichen Ton, sondern sekundär auch durch das Spielgefühl und oder die Variationsmöglichkeiten des Anschlags, die eben auch einen Großteil der Tonformung darstellen. Aber das ist bestimmt eh allen hier klar.
Toll war aber: Plektren kosten nicht viel und so habe ich immer, wenn ich beim Musikalienhändler war, auch einen Blick in die Plektrenkisten geworfen und wenn was für mich Neues darunter war, habe ich es halt auch immer gekauft. So kam dann nach und nach ne ganze Menge an Plektren zusammen, die wurden dann nach Typen und Material in so Fächerkisten sortiert und ab und an habe ich mir dann einen ganzen Schwung davon gegriffen und an der Gitarre miteinander verglichen.
Welches Plec passt am besten zu mir und meinem Ton? Das war immer die Frage. Wie sieht es aus mit Ton, Spielgefühl, Dynamik, Rückmeldung, Tonformung usw., anfühlen muss es sich auch noch gut. :-)
Irgendwie war ich immer mehr der Zelluloid-Typ, Nylon, Carbon, Delrin, Delrex, Polycarbonat, Celltex, Tortex usw. usf. waren nie so richtig meins. Ton und Spielgefühl haben mir nie so wirklich gefallen und außerdem fühlen sie sich für mich nicht gut an. Plecs aus Stein, Metall, Keramik usw. habe ich natürlich auch getestet und eine Zeit lang habe ich sogar mit einem Filzplektrum, welches erstaunlich steif war, gespielt, das ist aber schon seeeeehr lange her, aber ein paar von diesen Filzplektren habe ich sogar noch heute.
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks13.jpg)
In der linken Dose, das schmuddlige Plec rechts, das ist eins von den Filzplektren.
Irgendwann bin ich dann bei Fender/Gibson
Heavy gelandet, klassische Zelluloidplecs also und da ich im Moment nicht so einfach an meine alten Fächerkisten rankomme, war es gar nicht so einfach, noch eins meiner alten Medium Picks zu knipsen, habe aber dann doch noch eins in einer Dose gefunden:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks14.jpg)
Da sind sogar noch die beiden Versionen der Bakersfield-Plektren zu sehen, das weiße ist ziemlich dünn und das schwarze ist noch dünner, aber die Dinger wurden mal ziemlich gelobt und da musste ich sie natürlich in meine Finger bekommen. 1999 war das und über das Archiv kann man sogar noch heute die verzweifelte Suche nach diesen Wunderplecs :-) nachlesen.
Für mich das Wichtigste an der Geschichte ist aber, daß ich hier bei den aussensaitern endlich auf einen
weiteren Verrückten Seelenverwandten, nämlich unseren geliebten erniecaster traf. Mit unseren Telefonaten über Plektren haben wir wohl damals die Privatisierung der Telekom erst ermöglicht. ;-) Aber dadurch kam ich mit noch ausgefalleneren Plektren in Berührung, Matthias ist da ja nicht nur Missionar, sondern dabei auch noch sehr freigiebig und großzügig. Danke nochmals. :-)
Die Bakersfield habe ich dann mal für eine ganze Weile gespielt, aber es nütze nichts, sie waren einfach viel zu dünn, ich musste unbedingt wieder wechseln. Daher habe ich aber noch recht große Bakersfield Bestände, vielleicht werden sie ja eines fernen Tages noch wertvoll? ;-))
Danach spielte ich Fender Heavy oder Extra Heavy in Perlmuttoptik mit Custom Shop-Audruck, natürlich Normalform, aber ab dann auch ab und an die etwas kleinere Form (bei Kasho ist das die #3, aber Kasho kommt erst später). Die klangen gut und sahen auch noch gut aus.
Irgendwann schien es ja auch bei den aussensaitern immer wieder einen "flavor of the month" (fotm) zu geben, sei es Line6 Pod, Reussenzehn Daniel D., Okko Diablo usw. zu geben und hin und wieder waren das auch mal Plektren. Ich glaube unsere ersten fotm-Plektren waren die Clayton Ultems, da habe ich natürlich auch zugeschlagen, das ganze Sortiment:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks10.jpg)
Leider nicht mein Ding und ich hab' mir wirklich Mühe gegeben, aber da ist so ein Klick beim Anschlag, den ich nicht mag und die Naht mag ich auch nicht so.
Die nächsten aussensaiter-fotm-picks waren dann die Kashos und auch da war ich natürlich wieder dabei:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks07.jpg)
Stärke meist gold oder schwarz, manchmal auch die blauen. Aber auch bei den Kashos passiert mir das, was mir bei allen Zelluloid-plecs passiert, ich spiele sie ziemlich schnell rund, das sieht dann so aus:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks08.jpg)
So wie das Fender links unten und das Kasho (unten, 3. von links) sehen meine Plecs ziemlich schnell aus. Auch das Madison Ave. , das Tortoise Todd's und das Shü Shü gehen diesen Weg.
Zwischendurch habe ich immer wieder mal Alternativen ausprobiert:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks11.jpg)
wie z.B. die Jim Dunlop 200er Reihe, die auch Werner schon ansprach Das 207 ist z.B. auch heute noch eines der beiden Plektren für meine elektrische PhilGood Reso.
Auf der elektrischen Reso und besonders auch der Tricone spiele ich aber auch sehr gerne mit Plektren aus Perlmutt:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks04.jpg)
Dann habe ich zwischendurch auch noch Hölzer, Knochen, Nüsse usw. wie hier bei den Dugains ausprobiert:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks09.jpg)
Aber so recht kann ich mich mit den Mulden bei den Dugains nicht anfreunden.
Oder dann habe ich mir sogar selber welche aus alten Perloidplatten, die ich noch von der Kopfplattenanhübschungsaktion von Pearly übrig hatte, geschnitten:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks12.jpg)
Hier ist ein Stück der Platte zu sehen.
Und hier noch eins der fertigen Picks:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks06.jpg)
rechts, das rote. Auf dem Bild ist auch mein bisheriger Favorit für die Akustik, das Golden Gate Tortoise Mandolin Flat Pick.
Für meine andere Akustik, die Maccaferri-Kopie klingt nur ein einziges Plec für mich gut, das AK Gypsy Jazz:
![](http://www.tonetoys.de/de/media/images/ak_pick_2.jpg)
Das Bild ist von der Tone Toys Webseite, dort gibt es fast alle der von mir hier beschriebenen Picks zu kaufen.
Die neueste Alternative für die Tricone und vielleicht auch für die Akustik ist im Moment eins der Mammut-Elfenbeinplektren, die Jonas organisiert hat:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks05.jpg)
Schön ist, daß garantiert kein Mammut für diese Plektren sein Leben lassen musste. Es ist übrigens das Plec in der Mitte. Manchmal frage ich mich, was der Bursche, von dessen Stoßzahn das rechte Plec ist angestellt hat, der muss ja ein wildes Leben geführt haben. ;-)
A propos "Leben lassen", irgendwann ist mir mal ein echtes Schildpattplektrum in die Finger gekommen, ich hatte wirklich nicht danach gesucht und ich möchte auch nicht dazu beitragen, daß auch nur eine Schildkröte umgebracht wird, damit aus ihrem Panzer Plektren, Brillengestelle oder Kämme gemacht werden. Meeresschildkröten sind vom Aussterben bedroht und da möchte ich nun wirklich nicht auch noch dazu beitragen, ganz im Gegenteil.
Aber dieses Plektrum war schon mehr als beeindruckend und daher kann ich verstehen, daß so viele Hersteller von Picks versuchen, Nachahmungen herzustellen, die dem Ton und Spielgefühl nahe kommen.
Die Plecs von Tor-Tis, d.h. die alten von Turtle-Works (Colette Hanson):
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks02.jpg)
waren die ersten, die in meinen Ohren und Fingern wirklich nah dran waren. Teuer, aber gut, leider spielen auch die sich bei mir recht schnell ab, wie man an dem Pick oben links erkennen kann, das war wirklich mal genau so groß wie die anderen drei. Es ist aber immer noch (also so abgespielt wie es gerade ist) das Standardplektrum für meine Thinline-Tele.
Aber wenn ich mal bei der Thinline Tele etwas mehr Anschlagsbiss und/oder bluesigen Schmutz brauche, dann ist das Helios Artis Ebonit Pick:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks03.jpg)
meine erste Wahl.
Seit Oktober letzten Jahres habe ich nun ein Problem, denn ich habe mein Idealplektrum gefunden:
![](http://www.zottelweb.de/images/picks/picks01.jpg)
Ja wieso denn Problem? Spinnt er nun komplett?
Nein, eigentlich nicht mehr als sonst auch, aber es ist das Pickboy Custom
Old Fashioned Tortoise Shell und wer dem link gefolgt ist, der hat beim Preis vielleicht auch gezuckt. Es ist auch nicht nur der Preis, wobei der schon ziemlich heftig ist. Es ist auch so, daß ich zwei Stück besitze - die beiden auf dem Bild oben - und sie unterscheiden sich leicht. Jetzt kann man natürlich sagen, daß echte Schildpatt-Picks wohl auch nie identisch waren. Aber wenn man sich so ganz und gar auf ein Plec eingeschossen hat und das kommt unter die Räder, geht verloren oder kaputt - was dann? Das nächste (Ersatz-)Pick kann anders ausfallen.
Absolut positiv, neben dem Ton und dem Spielgefühl ist die Haltbarkeit, denn das Pick links ist das, welches ich seit Oktober spiele, das rechte ist noch unbenutzt. Erste Spielspuren, d.h. Kerben entstehen gerade, aber im Vergleich zu den anderen Tortoisenachahmungen ist das sensationell wenig und von Zelluloid reden wir erst gar nicht.
Mal sehen, was ich da mache, ob es zu diesem Preis mein neues Standardplektrum wird, kann ich noch nicht sagen.
Und ja, ich habe zur Sicherheit immer eins dabei. Seit Oktober das Old Fashioned Tortoise Shell. Wozu gibt es denn sonst auch bei Jeans die kleine fünfte Tasche rechts vorne?
Viele Grüße
Jochen