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(Gitarre) Vibrato-Technik

Hallo!

Heute geht es bei mir mal nicht um Gitarren oder Amps sondern die Spieltechnik.

12 Jahre Geigenunterricht haben bei mir dazu geführt, dass ich die dort verwendete Vibrato-technik sehr verinnerlicht hat. Sie besteht ja daraus, dass der Finger in Längsrichtung der Saite "vibriert". Da die Geige bundlos ist, kann man vom langsamen bis zum sehr schnellen Vibrato alles machen.

Auf der Gitarre verwende ich diese Technik auch oft. Dabei entsteht, bedingt durch die Bünde, meist ein zwar sehr schnelles aber wenig ausgeprägtes Vibrato.

Im Blues und Rock dagegen wird häufig ein langsames aber stärkeres Vibrato benutzt. Das spiele ich meist so dass ich mit dem Finger über das erste und zweite Fingergelenk parallel zu den Bundstäbchen vibriere.

Das passt aber ich habe bei vielen Gitarristen gesehen, dass sie, wenn es ein sehr ausgeprägtes Vibrato ist, das Vibrato eher mit "steifen" Finger durch Drehung aus dem Handgelenk spielen.

Wie macht ihr das? Habt Ihr eine Idee, wie ich die Technik verbessern kann? Oder hilft nur gnadenloses Üben?

Alternativ: Sollte ich vielleicht meine Art von Vibrato einfach als eigenen Ton akzeptieren?

Re: (Gitarre) Vibrato-Technik

Hallo!

Wie macht ihr das? Habt Ihr eine Idee, wie ich die Technik verbessern kann? Oder hilft nur gnadenloses Üben?

Es ist nicht nur üben, es ist erstmal hinhören und probieren. Es gibt auch nicht DAS Vibrato, es gibt diverse.

Alternativ: Sollte ich vielleicht meine Art von Vibrato einfach als eigenen Ton akzeptieren?

Absolut!

Ganz richtig wäre natürlich ein anderer Weg. Versuch mal ganz bewusst, so viel und so unterschiedlich zu vibrieren, wie es irgendwie geht. Schnell, langsam, stark, schwach und auch mal gar nicht. Und wenn du verschiedene Vibratos "kannst", dann setze sie musikalisch sinnvoll ein. Interessant ist es auch, mit dem Vibrato erst einzusetzen, wenn der Ton schon länger steht. Oder erst schnell und intensiv vibrieren und dann langsamer werden und schließlich ganz ohne Vibrato den Ton stehen lassen. Oder oder oder.

Es ist schonmal viel wert, dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt!

Gruß

Matthias




Re: (Gitarre) Vibrato-Technik


: Es ist schonmal viel wert, dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt!

Danke. Das hat in dieser Form erst vor einiger Zeit angefangen. Nachdem ich jetzt 20 Jahre Gitarre spiele und langsam in ein reiferes Alter komme, habe ich meine Ausrüstung stark abgespeckt. Alle Effekte und überflüssige Gitarren weg, nur eine neue Fender Telecaster in meinen ebenfalls neuen Vox AD50VT.

Und ich merke immer mehr, wieviel Spaß es mir macht, mit den Fingern den Ton zu verändern. Hätte ich das mal 10 Jahre vorher gemerkt :-)

(Vielleicht eine ganz kurze Anmerkung zum Vox. Ich hatte durchaus mit dem Gedanken gespielt, einen reinen Röhrenamp zu kaufen. Hatt mich da bei meinem Budget schon auf die üblichen verdächtigen eingeschossen. Die Vox Valvetronix ist aber wirklich eine Alternative. Die Technik basiert auf einer Vorstufenröhre in der Endstufenschaltung. Und dadurch interargiert dieser Amp (beinahe) wie ein richtiger Röhrenamp. Der Schwerpunkt liegt dabei im Clean, Blues, Crunch Bereich. Und ich bin wirklich positiv überrascht von den Teil.)

Re: (Gitarre) Vibrato-Technik

Hi,

das Vibrato ist in der Tat DAS Ausdrucksmittel der Einzelnote. Es ist schon erstaunlich, wie manche Größen es schaffen, mit einer Kombination aus Anschlag und Vibrato die eine einzelne Note mal frech, mal albern, mal romantisch verklärt und mal aggressiv klingen zu lassen. Das beeindruckt mich tausendmal mehr als aberwitzig schnelle Frickeleien, welche mMn mehr mit Sport, weniger mit Musik zu tun haben.

Ich kann dir nur sagen, wie ich es mache:

Die hohe Kunst ist für mich das Vibrieren gezogener Noten, zB der H-Saite und einen Ganzton. Etwa jede dritte Note ist bei mir gezogen und bestimmt jede zweite vibriert.

Grundsätzlich gehört der Hals der Gitarre für mich dabei IN die Hand, das heißt, der Daumen greift zwangsweise immer oben über das Griffbrett, sodass ich quasi alle Noten auf E6 auch mit dem Daumen greifen könnte und das auch oft mache. Nur so kann ich die nötige "Gegenkraft" zum vibrierenden Finger, der ohne Gegendruck den ganzen Hals verschieben/bewegen würde. Dadurch, dass er IN der Hand liegt, mit Daumen, einem Teil der Handfläche und zB Zeige- und Mittelfinger, können Ring- und kleiner Finger die Saite bewegen, meist in Richtung E6. die Vibratos mit dem Zeigefinger spiele ich aber in Richtung E1, auch die typischen Double Stops auf G- und H-Saite. Ob das durch Drehung aus dem Handgelenk oder durch Streckung des jeweiligen Fingers entsteht ist Geschmacksache, beides klingt etwas anders, selten geschieht eins der beiden in Reinform. Je nach Saitendicke gehört dazu mehr oder weniger Kraft und Schmerzresistenz, bis sich die Hornhaut so weit aufgebaut hat.

Ein Wort noch zum Instrument.
Unterschiedliche Gitarren sprechen auch unterschiedlich auf's Vibrato an. Gibson-artige Gitarren zB neigen dazu, nach dem Abschlag unter dem Vibrato den Ton geradezu aufblühen zu lassen, das liegt mehr am Mahagoni als an anderem. Das kann ganz großes Kino sein (Stichwort Peter Green) und ich habe lange auf solche Gitarren geschworen. Fenders aber sind mMn letzten Endes die sensibleren Gitarren, das liegt zwar hauptsächlich an dem größeren Dynamikumfang, macht sich aber auch beim Vibrato bemerkbar. Eine Lindenkorpus-Jackson mit 16kOhm-Humbuckern und Floyd schließlich hat ihre Stärken auf anderen Gebieten als der Wiedergabe von solchen Feinfühligkeiten wie Vibrato aus dem Handgelenk oder mit dem Finger selbst.


cu, ferdi

Re: (Gitarre) Vibrato-Technik

Hallo und vielen Dank.


Dann bich ich ja mit meiner Technik nicht so weit weg. Hornhaut ist schon seit Geigenzeiten kein Problem mehr und ich stehe auch auf ein schönes Vibrato, das auf eine gezogene Note kommt. Vielleicht als Beispiel: Richie Blackmore auf "When a blind man cries" von Deep Purple. Das sind Soli die mich beeindrucken.

Tatsächlich war meine erste etwas bessere Gitarre ein Lindenkorpus mit Floyd Rose. Und dann in diesem Sommer meine erste Telecaster: Die hat mir beim Anspielen fast die Socken ausgezogen.


Ich glaube, technikmäßig brauche ich nicht mehr so viel, anscheinend muss ich das nur bewusster einsetzen, halt im richtigen musikalischen Kontext.

Insoweit habt ihr meine Selbstzweifel etwas zerstreut... Danke :-)

Re: (Gitarre) Vibrato-Technik

Mojn Chris,

Tatsächlich war meine erste etwas bessere Gitarre ein Lindenkorpus mit Floyd Rose. Und dann in diesem Sommer meine erste Telecaster: Die hat mir beim Anspielen fast die Socken ausgezogen.

Da hast Du doch die besten Voraussetzungen.

Ich glaube, technikmäßig brauche ich nicht mehr so viel, anscheinend muss ich das nur bewusster einsetzen, halt im richtigen musikalischen Kontext.

Das von Dir eingesetzte Vibrato kannst Du bei B.B. King hören.
Das andere hat Albert King mit seiner Bending Technik kombiniert, wobei er mit seinen Riesenpranken und seiner umgedrehten Flying sicher einen heftigen Vorteil hatte. Anspieltipp: I play the blues for You.

Ne schöne Jrooß, Mathias


Re: (Gitarre) Vibrato-Technik

Hallo Chris,


: Im Blues und Rock dagegen wird häufig ein langsames aber stärkeres Vibrato benutzt. Das spiele ich meist so dass ich mit dem Finger über das erste und zweite Fingergelenk parallel zu den Bundstäbchen vibriere.



Das (Ver)ziehen der Saiten parallel zu den Bundstäbchen nennt man "Bending", dabei wird aber nur eine "halbe Vibratoschwingung" ausgeführt, sprich: man zieht die Saite hoch, meist um einen Halbton (sauber intonieren, sagt der Lehrer!) oder sogar Ganzton, manchmal um
weniger (bei Blue-Notes oder halt wenns dreckig klingen soll).
Halt, Korrektur: natürlich gibts auch "eine ganze Vibratoschwingung",
indem man die gezogene Saite wieder auf Normalspannung zurückzieht.

: Das passt aber ich habe bei vielen Gitarristen gesehen, dass sie, wenn es ein sehr ausgeprägtes Vibrato ist, das Vibrato eher mit "steifen" Finger durch Drehung aus dem Handgelenk spielen.

Daß Bending als "Vibrato" genutzt wird, habe ich eigentlich noch nie gesehen, kann aber auch an meiner Unbedarftheit liegen.

Sei froh wenn Du mit der linken Hand so viel kannst! Laß Dir nicht einreden, daß es nur eine einzige amtliche Spieltechnik gibt, die Meister spielen auch jeder auf seine Weise.

Gruß
Kurt