Re: CD-Tuning


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von lauter vom April 01. 2004 um 14:09:21:

Als Antwort zu: Re: CD-Tuning geschrieben von groby am April 01. 2004 um 13:11:48:

Groby -

: Ich kann mir vieles nicht vorstellen, was es dennoch gibt.

Ich kann auch keine Radiowellen sehen, weiß aber dennoch, daß es sie gibt. Glaube ich also jedenfalls...

: Nur weil es nicht in das passt was ich schon weiß, heisst das ja nichts.

Stimmt. Deshalb mal ein bißchen technischer:

Die CD hat Nullen und Einsen und eine Null oder Eins an der falschen Stelle würde nicht den Wohlklang erhönen, sondern vielleicht sogar ein heftiges Knacken verursachen. Soweit sind wir uns sicher alle einig.

Daß die Fehlerkorrektur eine Rolle spielen kann wie in dem von Günter angeführten Beispiel mit der Politur, ist auch klar.

Nun nehmen wir mal eine intakte CD und ein intaktes Lesegerät. Ja, sowas gibts. Es gibt auch CD-Grabber-Programme, die nach erfolgtem Kopiervorgang die CD nochmal einlesen und mit der Kopie vergleichen. Und die beiden sind dann auch noch häufiger identisch als man so glaubt, denn bei gut gepreßten CDs, die gut behandelt werden, in einem intakten Lesegerät, und so, kommt die Fehlerkorrektur kaum noch zum Einsatz.

Aber schalten wir die Fehlerkorrektur in diesem Gedankenexperiment einfach mal komplett aus, und machen eine Kopie. Dann prüfen wir die Kopie in verschiedenen Durchgängen auf Gleichheit und stellen fest, daß die Kopie wirklich exakt aufs Bit identisch ist.

Jetzt legen wir die CD auf dieses Voodoo-Gerät und machen danach wieder eine Kopie davon.

Exkurs: Da diese cleveren Geschäftsleute einen Notausgang nach dem Motto "wenn Deine Anlage nicht teuer genug ist, hörst Du halt nix" vorgesehen haben, muß ich da noch kurz drauf eingehen, Das obige Motto heißt ja eigentlich "Wenn Du den Unterschied nicht hörst, ist Deine Anlage nicht gut genug" und so werden alle audiophilen Vielgeldausgeber natürlich gern bereit sein, den Unterschied zu hören, spätestens nachdem sie sicherheitshalber eine *noch* teurere Anlage gekauft haben. Nehmen wir also an, wir haben das teuerste und beste Auslesegerät der Welt verwendet, wegen mir eins, welches die CD unter dem Rasterelektronenmikroskop betrachtet und die Berge und Täler einzeln identifiziert und auswertet. Exkurs Ende.

Nun gibt es für die CD nach der Behandlung in dieser Wundermaschine genau zwei Möglichkeiten:

a) Sie wurde verändert, so daß die digitale Kopie danach abweicht.

b) Sie ist gleichgeblieben und die digitale Kopie der behandelten CD ist identisch mit der Kopie der unbehandelten CD.

Ich will nicht verhehlen, daß ich Möglichkeit (b) für wahrscheinlicher halte. Aber bleiben wir noch eine Weile bei (a). Da die Laufzeit der CD durch das Verfahren nicht geändert wird, nehme ich einfach mal an, passen die beiden digitalen Abdrücke exakt aufeinander, auch wenn sie unterschiedlich ausgeprägt sind. Man kann sie also Sample für Sample voneinander abziehen und erhält so die Differenzmenge, mithin eine akustische Manifestation dessen, was der Apparat hinzugezaubert hat.
Sowas können gute Studio-Effekte auch, so eine Art "out minus in" Funktion, die einem akustisch deutlich macht, was der Effekt tut. Sehr sinnvoll bei Harmonizern einzusetzen. Und der Beschreibung nach soll ja das Gerät so ähnlich wie ein Harmonizer wirken, jedenfalls liest sich das wie aus einem Harmonizer-Prospekt abgeschrieben.

Wie würde sich diese Differenmenge dann wohl anhören? Ein tiefes Brummen im Bassbereich da,wo zusätzliche Bässe generiert wurden, ein hohes Zischeln da, wo eine Extraschaufel Präsenzen beigewürzt wurden? Dann wäre das Gerät in der Tat ein Harmonizer. Oder was ganz obskures? Oder etwa- nichts?

Leider kann man solche Auffrischungen an dem akustischen Material nicht vornehmen, ohne selbiges zuvor zu analysieren. Und dazu braucht man Energie. Wo nimmt das Teil die her? Ein Permanentmagnet dürfte nicht ausreichen, und eine Knopfzelle (die in der Tat auch 5 Jahre halten kann) wird nicht genug Energie aufbringen können, um Änderungen an der phyikalischen Struktur der CD zu bewirken.

Und damit sind wir bei meinem Kernpunkt: um eine objektiv hörbare Änderung bewirken zu können, müssen die in der Alufolie innerhalb der CD eingeprägten Berge und Täler ja tatsächlich verändert werden. Aus einem Berg wird mal ein Tal, mal umgekehrt. Dazu existiert bislang eigentlich überhaupt keine Technologie, denn Alu ist ja nicht magnetisch, und die Schutzschicht wird ja angeblich nicht zerstört. Wir jeden ja von einer gepreßten CD, nicht von einer gebrannten, gell?

Also müßte, wenn (a) zutrifft, das Rasterelektronenmikroskopfoto der CD-Landschaft nach der Behandlung anders aussehen als davor. Bloß wie wird das gemacht.

Oder halt (b) - die Mikroskopische Landschaft der CD würde immer noch so aussehen wie vorher. Und was hätte das Gerät damit bewirkt? Nichts.

: ....Schulweisheit-sich-träumen-lässt-Wochen.

Gutes Stichwort. Die Schulweisheit sagt ja auch "meine Wahrnehmung stimmt". Und genau das ist das Prinzip dieser Selbsttäuschungsgeneratoren: man redet sich ein, daß es besser klingt, und zack! schon klingt es besser.

lauter Grüße


verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.