Re-Moin,
kannst Du das "verbleiben im Hausmeistermodus" noch mal genauer erläutern?
Sischer. Ich meinte das hier:
ob sich das auf den, Deiner Meinung nach, zu engen "Werbe"interpretationsrahmen bezieht.
Im übrigen sehe ich das ähnlich wie Martin,
Ich weiß nicht, ob ihr das ähnlich seht, ich jedenfalls fand Rollis "Werbepostings" für das KulturGUT unproblematisch und die Kritik daran kleinkariert. Zumal man hier froh sein kann, wenn überhaupt mal jemand was schreibt.
Veranstaltungen in den Veranstaltungskalender, Equipment in die Börse, Backstories dazu in Forum, so müsste das doch klappen.
Aus anderen Foren und Gruppen kenne ich es so, dass dann die "Backstories" nur als Appendix und Rechtfertigungsschablone gepostet werden ... wenn das jemand moderieren will und meint, dass das dem Klima gut tut - probiert es aus! Im guitarworld hat das Durchfegen mit dem Drahtbesen jedenfalls dazu geführt, dass das Guitarworld ebenfalls abstirbt. Die Zeiten, wo täglich dutzende bis hunderte Postings reinkamen, sind längst vorbei.
Ein Beispiel für das andere Extrem wäre die Guitarlounge oder die Gitarrenbu.de. Dort haben Mitglieder versucht, über das Forum ein Einkommen zu generieren. Das ständige Bewerben bestimmter Produkte durch bestimmte Mitglieder gegen jede Vernunft und über jeden Rahmen hinaus - quasi bei jeder Gelegenheit - ist mir so auf den Sack gegangen bzw ich habe das so deutlich gezeigt, dass ich rausgeflogen bin (wir erinnern uns: ins Aussensaiter-Forum bin ich auch nur gekommen, weil ich aus dem G&B-Forum geflogen bin).
Was Regeln angeht, ist jedenfalls in mir die Erkenntnis gewachsen, dass nicht Gleichbehandlung, sondern Gleichberechtigung der Weg zu gefühlter Gerechtigkeit ist.
Das bedeutet, dass eben nicht alle Regeln strikt in jedem Fall auf jeden User in gleicher Weise angewendet werden dürfen, aus dem ganz einfachen Grunde, dass Menschen verschieden sind - und es geht immer um Menschen, deren Auffassungen, Beziehungen und Bedürfnisse. Einen Hausmeister mit Drahtbesen, der Regelverstöße gnadenlos ahndet (was TUST du denn, wenn jemand seine zum Verkauf stehende Gitarre auffällig häufig erwähnt, sie aber nicht "wirklich" bewirbt?) fände ich grauenhaft. Und mal ehrlich: welcher Schaden ist denn durch "nächsten Dienstag im KulturGUT" enstanden?
Es geht bei einem Internetforum wie diesem nicht um Regeln und deren Durchsetzung, sondern um ein Klima der Begünstigung dessen, was wir mit diesem Forum wollen: Austausch über Musik, Instrumente und alles, was dran hängt. Die persönlichen Grenzen zu Werbung und ähnlichem sind hierbei bei jedem woanders verortet.
Eine Art Rechtspositivismus jedenfalls lässt mir einen Schauer des Gruselns über den Rücken laufen. Regeln sind immer nur ein Zwischenergebnis des beständigen Wandels, und genau so muss man damit umgehen.
Wer sich dafür interessiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rechtspositivismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Diskurstheorie_des_Rechts
https://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis
Ein Jurist wird einwenden, dass man, wenn auch "der Kodex" nur eine Art Richtschnur ist, diese Schnur dennoch irgendwo ziehen muss. Die Linie des Grenzübertritts zur Unerträglichkeit könnte zB dort liegen, wo persönlicher materieller Gewinn ins Spiel kommt.
Obwohl es auch da gute Gegenbeispiele gibt - in der Facebook PEDALBOARD-Gruppe laufen direkte Verkaufsangebote und Kaufgesuche mit inhaltlichen Diskussion bunt durcheinander und es besteht überhaupt kein Problem, einfach deshalb, weil sich niemand scheiße verhält. Im AMP BOARD auf FB verhält es sich ebenso.
Die Linie zum "sich scheiße Verhalten" könnte da gezogen werden, wo es um Betrug, Beleidigung, Verunglimpfung, persönliche Bereicherung, Verstoß gegen Menschen- oder Persönlichkeitsrechte und dergleichen geht.
Kurzum: ich fand Martins Problematisierung des Begriffs der Werbefreiheit fruchtbar und längst überfällig.
Gruß, Ferdi