: jaaaaah!
: genau!
: mehr davon!
Gerne Monsieur Le Tom!
Ich dachte bisher es ginge nur um Bands ...
Irgendwann rief mich mal eine Tanzmucken-Band an. Ich hatte in einer Zeitung eine Anzeige laufen und sie brauchten eine gitarristische Aushilfe
Urspruenglich wollten sie mich fuer einen Gig. Mein Nachfragen nach Tapes und Lead sheets ergab Achselzucken (insofern man das telefonisch realisieren kann) - doch sie waren bemueht und stellten mir 2 CDs sowie drei bis vier Kassetten zusammen. Noten gab's nicht.
Zu Beginn der gesamten Kommunikation liess ich durchblicken, dass ich es fuer 300 DM eh nicht machen wuerde, weil das einfach zu viel Arbeit sei, sich fuer einen Gig die ganzen Songs draufzuziehen. Sie wollten den Gig aber auf gar keinen Fall Canceln.
Eigentlich suchten sie zu dieser Zeit auch einen festen Gitarristen , weil eine Trennung vom vorherigen beschlossen war und sagten sie koennten mir - so als Anreiz - weitere Gigs in der Faschingszeit zusagen, die ich sogar dann sicher haben wuerde, wenn sie bis dahin einen festen Gitarristen gefunden haben sollten.
Ich sagte also "ja", erbot mir soviel relevantes Audio-Material wie moeglich, stellte klar, dass ich nur 1x Proben wuerde und harrte der Dinge.
Um's kurz zu machen die Liste der Titel wuchs von anfaenglichen "so um die 20" auf eher 50 zzgl. "nur einiger Medleys" .... " aber da kannste auch die Girtarre zudrehen"!!! Wir probten 2x, nicht weil's so schlecht lief sondern weil's so langsam lief (der Saenger steckt im Stau und musste vorher noch sein Kind irgendwohin bringen - liebe AS'ler bitte vormerken!), nicht inkludiert, das erste Treffen - schliesslich wollten sie mich ja auch mal gesehen haben. Man fragte mich, ob ich nicht in die Band einsteigen wollte - ich lehnte aber dankend ab, da mir Potsdam auf Dauer zu weit, das durchschnittliche Alter zu hoch und die Qualitaet der gebotenen Ausfuehrung letztendlich auch nicht gut genug war.
Weil ich mich also als einen gewissenhaften Menschen empfinde, habe ich dann sage und schreibe mehr als 40 Songs in Noten umgewandelt. Wenn man schliesslich 2 Monate spaeter noch Gigs zu erwarten hat, dann macht sich soetwas schon bezahlt.
Der Tag des Gigs kam.
Was ich bis dato noch nicht erwaehnt habe ist uebrigens der Fakt, dass ich dieser Band noch einen befreundeten Soundman organisiert hatte, mit dem ich mich leider ob des langen Weges und des Staus um ca. 40 min. verspaetete - ist sonst nicht meine Art - aber Prenzelberg Potsdam kann schon, wenn's schlecht laeuft, gute 1 1/2 Stunden fahrt dauern. Wenn's gut laeuft ... eine knappe Stunde ... es lief nicht gut!
Als wir ankamen hatte die Band also bereits eingeladen und wir konnten direkt losfahren.
Das war um ca. 14.30 - schliesslich musste man ja noch soundchecken ...
Einschub: Ich soundchecke, du soundcheckst, er/sie/es soundchecken, usw.
... und wollte bereits um halb neun spielen - WIE BITTE?!?!?! - na gut- hab ja noch nicht erwaehnt, dass wir uns in der Pampa befanden - zwar bin ich aus dem Herzen von Berlin - diese Band war allerdings aus Potsdam und der Gig fand in irgendeinem Dorfe statt.
Weit und breit keine Laeden, in denen man sich mal eben was zu essen holen kann. Auch kurz mal nach Hause fahren war nicht drin.
Macht ja nix - schliesslich war ja auch Aekschn angesagt. Zunaechst galt es erstmal die "Buehne" *pruust@Buehne* von wunderschoenen Zierpflanzen der tonnenschweren Art zu befreien. Wohlgemerkt unter dem Gemeckere des Wirtes, der dafuer natuerlich ueberhaupt kein Verstaendnis aufbringen konnte - boten doch die vorhandenen 2 Quadratmeter genuegend Platz, um eine 5-koepfige Band unterzubringen.
Noch waehrend wir checkten, liess man bereits die Leute in den Saal, die natuerlich, ob der Lautstaerke, bereits nach kuerzester Zeit gar finster dreinblickten.
Als ich dann fragte, wie lange wir spielen wuerden, hiess es, man sei sich nicht sicher, da der Gesangsverein - fuer den wir da spielten - selbst Vorfuehrungen geplant habe ... auf Deutsch wir fungierten als Lueckenfueller. Beim Betrachten des Publikums, war mir spaetestens dann auch klar, dass ich die eine oder andere Toto-/ Santana-/ oder-was-auch-immer-Rock-Nummer gar nicht haette transkribieren muessen - weil gar nicht relevant fuer diesen Abend. Egal spaeter sollten ja noch die Faschings-Mucken kommen.
Der Gig lief dann gut - spaetestens bei "Herzilein" und "Polonese Blankenese" tobte der Saal. Freundlicherweise hatte man mir auch ein Mikro hingestellt, obwohl ich bereits bei den Proben gesagt hatte, dass ich wohl nicht zum Mitsingen kommen wuerde, da ich genug mit den Noten zu tun haette - womit auch jeder einverstanden war. Na gut ein paar Einwurfe hier und dort hatte ich ihnen zugesagt und die hatten wir auch geprobt.
Nachts um ca. 1.30 Uhr waren wir dann bereits fertig.
Was ich bis dato nicht wusste - wir befanden uns im tiefsten November - war, das draussen mittlerweile ein Schnee-Chaos herrschte. Der Polo, den ich zu fahren pflege ist nicht nur schoen klein, so dass sich prima Parkluecken in der City Berlins finden lassen - nein er ist dadurch auch leicht und verfuegt ueber super-ungriffige Sommerreifen, die besonders bei spontan vereisten Dorfstrassen - irgendwo in der Pampa - auf geradezu egozentrische Art und Weise die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen pflegen.
Ich fragte also hoeflichst an, ob es ihnen was ausmachen wuerde, wenn ich mich, statt brav mit nach Potsdam City zu fahren, um auszuladen, um den Heimweg kuemmern koennte, da ich ja noch den Sound-Mann nachhause bringen muesste und bestenfalls um die 30 Km/h fahren koenne.
Man sagte mir, dass man es schon ganz gerne sehen wuerde, dass ich noch mit ausladen wuerde.
Ich liess mich breitschlagen, denn obwohl ich die Kohle wie vereinbart bereits bekommen hatte, wollte ich den Abend friedlich ausklingen lassen.
Man rauschte also vondannen.
Ich als Letztes. Vor mir ein mit Equipment beladener Kleinbus sowie irgendein Audi, die alle recht flott in der Dunkelheit verschwanden - hatten sie doch mit ihrem Gewicht eine weitaus bessere Traktion.
Bei mir und meinem Wagen ging allerdings nix mehr. Bei der kleinsten Andeutung eines Bremsversuches, bzw. einer Lenkradbewegung brach das Ungetuem aus. So fuhren wir dann einige hunderte von Metern, vorbei an irgendeiner Autobahn-Auffahrt - in der Hoffnung, die vorauseilenden Fahrzeuge wenigtens nach der naechsten Kurve erblicken zu koennen.
Fehlanzeige! Der PKW war quasi manoevrierunfaehig und wir hatten nicht den blassesten Schimmer, wo wir waren.
Ich schlitterte also auf den Buergersteig, zueckte mein Handy und rief den Drummer der Band auf seinem Handy an. Leider ging dann nur die Mailbox an und ich sagte, wir haetten keinen Clou, wo wir waeren, koennten quasi nicht fahren, haetten gerade ein Autobahn-Auffahrt passiert, die wir nun aufsuchen wurden, da sie uns irgendwohin fuehren koennte, wo wir uns besser auskennnen wuerden.
Gesagt getan.
Ich konnte echt nur Strich 40 fahren. Und ich hatte noch nie soviel Schiss im eigenen Auto wie damals. Um 4.30 Uhr in der Frueh war ich dann auch zu Hause und fiel ins Bett.
Natuerlich (!) war man, ob solcher Inkollegialitaet, sauer auf mich und teilte mir mit, dass die Faschings-Gigs vom alten Gitarristen bestritten werden sollten, den auf einmal wieder alle in der Band willkommen hiessen!
Man jammerte noch ein wenig herum, dass man mir das meiste Geld gegeben hatte und mockierte sich darueber, dass ich zu wenig mitgesungen haette - schliesslich haette ich doch hoeren muessen, dass die Saengerin erkaeltet war und somit unterstuetzt werden wollte.
Ach und ausserdem waere ich ja wahrscheinlich mit Absicht zu spaet zum Einladen gekommen, da ich mich druecken wollte.
Bla bla bla ...
Gluecklicherweise habe ich von ihnen nie wieder etwas gehoert.
Gruesse, Clem
PS: Einen Tag zuvor feierte ich meinen 25sten Geburtstag - das war ein wirklich schoener Tag!!!
PPS: Neulich spielte ich eine Aushilfe, da kam die Band als alles aufgebeut war. Ein Line6-Floorboard lag praktischerweise bereits da. Nach dem Gig sind wir da zuegig na Hause aufgebrochen - um den Abbau kuemmerte sich jemand anders.