Re: (Band) No more Mr Niceguy...


[ verfasste Antworten ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Friedlieb vom September 15. 2000 um 19:36:39:

Als Antwort zu: (Band) No more Mr Niceguy... geschrieben von Tom(2) am September 07. 2000 um 11:50:59:

So, weil der Tom mich eben im retroHeadz-Chat drauf angesprochen hat und ich jetzt die Zeit habe, die mir vor einer Woche fehlte, hier noch mein Senf.

Die erste Band hatte ich mit meinem Bruder. Er war 6, ich 10, wir nannten die Band "Krach-Mach-Band", er haute mit Kochlöffeln auf Pappkisten und Töpfen rum und ich schrammelte auf der Gitarre (ein Mikro reingelegt und ans Röhrenradio angeschlossen, gab geiles Feedback). Band aufgelöst mangels anhaltendem kommerziellem Mißerfolg.

Dann gabs ne Session-Band mit ein paar Leuten, und mit einigen von denen hatte ich dann später meine erste "richtige" Band. Wir nannten uns Splash und probten einmal die Woche. Der Keyboarder konnte zwar recht gut spielen, war aber ziemlich auf Sound-Effekte aus und ließ lieber Hubschrauber in d-Moll rumfliegen als mal nur einen Teppich oder gar nichts zu spielen.
Irgendwie wollte der Keyboarder dann aussteigen oder der Bassist konnte wg. Freundin nicht mehr, ich weiß es nicht mehr genau. Und so sind wir dann auseinandergegangen, ohne daß wir einen Auftritt hatten. War mir damals aber auch nicht so wichtig.

Danach kamen einige Sessions mit Henning (dem Drummer von Splash) unser aller Guido und noch ein paar Leuten, aber das wurde irgendwie nie bis zur Publikumsreife verfolgt und war auch damals nicht das Ziel. Glaub ich. Guido?

Eine weitere Band, auch mit Henning und dem Bassisten von Splash sowie einem Gitarristen, der nur Stones und Marius spielen wollte. Da der das ziemlich gut konnte und der Bassist ein verkappter Keyboarder war, spielte ich oft Bass, wenn das Stück nach Keyboards verlangte. Machte auch Spaß.

Dann in Siegen beim Equipment testen mit Henning zufällig einen ziemlich guten Heavy Metal Gitarristen kennengelernt, der außerdem auch noch ein ziemlich guter Organist war und ein paar Minimoogs sowie eine echte B3 da rumstehen hatte. Haben wir also ein bißchen Musik zusammen gemacht, ein paar Wochen. Ich wieder entweder Gitarre oder Bass gespielt, "Carry on wayward Son" und so ein Zeugs haben wir gespielt, und Deep Purple Kram. Mehr kam aber nicht dabei rum und so gingen wir irgendwann auseinander.

Dann Studium in und Umzug nach Gummersbach, auf eine Zeitungsanzeige gemeldet, "Rock-Band sucht Solo-Gitarrist". Das war dann Dragon, wo Andreas sang und auch Gitarre spielte, da war er glaub ich 14 und jetzt ist er mindestens doppelt so alt, demnach muß das schon ne Weile her sein. Die Musik machte Spaß, der Drummer war ein ziemlicher Krachschläger und leider, wie sich später rausstellte, auch ein Arsch. Irgendwann wurde nämlich in den Proberaum eingebrochen und meine wunderschöne selbstgebaute Lichtorgel, mein selbstgebauter Amp und ein paar andere nette Sachen waren weg. Später erfuhr ich dann, daß der Drummer diese Sachen einem Second Händler angeboten hatte - der hatte den Einbruch also fingiert. Da der Typ dann irgendwann (nicht wegen mir) per Haftbefehl gesucht wurde und untergetaucht war, konnte ich ihn noch nicht einmal zur Rede stellen und die Band löste sich auf.

Danach hab ich ne Weile keine Lust auf Band gehabt, habe Unterricht genommen, meine Spieltechnik verfeinert (aka Schlafzimmergitarristenkarriere gepflegt) und nebenbei auch studiert.

Irgendwann kam ein Anruf von Andreas, neue Band, ob ich nicht mitmachen wollte. Da die damalige Sängerin karminrotes Haar hatte und niemand wußte, was Karmin auf englisch heißt, wohl aber einer das englische Wort für Kamin (vulgo Schornstein) kannte, nannte man die Band Chinmey Red. Da hab ich ne Weile, ein halbes Jahr oder so, mitgeprobt und es machte großen Spaß. Noch vor dem ersten gemeinsamen Auftritt - inzwischen hatte die Band eine andere Sängerin - bin ich ausgestiegen, weil eine Kommilitonin schwanger war und immer schwangerer wurde, und das auch noch von mir. Da das Ganze auch noch mitten in unserer gemeinsamen Diplomarbeit stattfand, wurde es mir einfach zu viel. Außerdem stellten sich dann Komplikationen ein und ich konnte einfach nicht mehr und bin halt sehr schweren Herzens ausgestiegen. Das war das einzige Mal, daß ich aus einer funktionierenden Band ausgestiegen bin.

Ungefähr ein Jahr später war Annika aus dem Gröbsten raus und ich traf bei irgendeinem Konzert den Drummer Henning wieder, ein guter "ich seh Dich alle zwei Jahre und die Freundschaft lebt sofort wieder auf"-Kumpel und bis heute ein Drummer, mit dem ich besonders gut interagieren kann. Wir beschlossen, eine neue Band aufzumachen, weil Henning gerade einen ziemlich abgefahrenen Keyboarder kennengelernt hatte. Der machte auch interessante Töne, hielt sich aber ausschließlich auf den schwarzen Tasten auf und daher waren alle Stücke in Cis-Moll oder Fis-Dur. Da ich aber zum Proben immer nach Siegen fahren mußte und mir die 2 Stunden Fahrt hin und zurück irgendwann zuviel wurden, verlor ich ein bißchen die Lust und leistete dann nur wenig Widerstand, als die anderen beiden der Sache ein Ende bereiten wollten.

Irgendwann Ende 93 wollte ich gerade mein ganzes Geraffel verkaufen ("ich spiel eh nie wieder in ner Band") und mir einen Rockman oder so kaufen, rief Andreas an und fragte, ob ich nicht wieder einsteigen wollte. Da ich gerade meinen Nebenjob als Lehrer an so ner komischen Abendschule aufgegeben hatte und irgendwas in die Lücke mußte, dachte ich, ach schaus Dir doch mal an und bin hingegangen. Und die Band war erstaunlich professionell geworden, man probte richtig gut und die Gigs kamen regelmäßig. Und da bin ich dann geblieben bis jetzt, habe zwei oder drei Bassisten-Wechsel miterlebt und unzählige tolle und einige beschissene Konzerte gehabt. Und uns allen war immer vollkommen klar, daß die Band sich niemals trennen wird. Irgendwie.
War aber dann doch nicht; die Ausrichtung war ein Streit-Thema (mehr covern vs. mehr eigene Stücke) und auch das Herangehen an eben diese Konfliktbewältigung wurde derart unterschiedlich gehandhabt. Dann erklärte die Isa, daß sie jetzt demnächst umzieht, leider zu weit weg, und irgendwann erklärten der Bassmann und der Keyboarder gleichzeitig ihren Austritt. Und das wars dann.
Für das Abschiedskonzert haben wir uns dann nochmal zusammengerafft, fand ich auch toll, und ich glaub auch, daß sowas ein besseres Ende ist für so ne tolle Band als einfach sang- und klanglos (im wahrsten Wortsinn) unterzugehen.
Gestern abend haben wir uns getroffen, um die Beute aufzuteilen, nömlich die Boxen etc., die wir uns von den Gagen gekauft hatten. Der Michael (Drums), der Peter (Bass) und ich kaufen der Band das Zeugs jetzt ab; damit ist ein "Nachfolgeprojekt" zumindest in Sicht.

Und daher endet auch dieser Beitrag mit einem dreifach genoppten und unerschütterlichen

Keep rockin'
Friedlieb


verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.