Erfahrungsbericht Damage Control Womanizer Teil 1


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Beitrag von Jochen vom Mai 05. 2005 um 00:52:05:

Tachchen,

am Mittwoch brachte der Paketdienst eine kleine Überraschung und zwar einen Damage Control Womanizer.

Hier ein Bild, bitte entschuldigt die schlechte Aufnahme, ich konnte das Bild erst machen als es schon dunkel war und die Stative waren leider ausser Haus.



Weiter unten gibt es übrigens ein kleines Soundfile, welches ich heute mit dem Womanizer eingespielt habe. Die cleane Gitarre auf der linken Seite war schon auf dem Backing.

Mehr zum Hersteller gibt es auf seiner Webseite.

Der Womanizer ist ein Röhrenpreamp in Class A Technik mit bis zu 4 kaskadierenden Gainstufen. Er ist sowohl als Vorschaltgerät vor einem Amp oder einer Endstufe konzipiert, (dazu werde ich ein weiteres Posting schreiben wenn ich ihn ausführlich mit der Band getestet habe) als auch als Recordingdevice in Verbindung mit einem Mischpult oder - so wie ich es heute gemacht habe - direkt mit einem PC.

Das robust wirkende Metallgehäuse ist mit gut 1,7 kg nicht unbedingt ein Federgewicht verspricht aber Roadtauglichkeit.

Auf der Rückseite sind zum einen die Anschlüsse für das im Lieferumfang erhaltene Netzteil als auch der Input und zwei verschiedene Ausgänge (Amp Out und Direct Out). Die signalführenden Anschlüsse sind allesamt 6,3mm Klinkenbuchsen.

Auf der Oberseite finden wir auf der linken Seite den Schalter, mit dessen Hilfe wir das Gerät aus seinem mit True Bypass versehenen Ruhezustand erwecken können und auf der rechten Seite befindet sich ein weiterer Schalter, der einen Boost mit 14 dB aktiviert.

Ganz links und ganz rechts sehen wir noch die beiden Röhren (jeweils 12AX7), die unter durchsichtigen Abdeckungen in ihren Halterungen ruhen und mit einer pfiffigen Hintergrundbeleuchtung ins rechte Licht gerückt werden - je nach Schaltzustand der beiden Fußschalter werden die Röhren mit unterschiedlichen Farben angestrahlt (Grün, orange und rot). Ganz oben in der Mitte ist noch eine runde mattierte Scheibe, darunter ist ein weiterer optisch sehr ansprechender Effekt versteckt, das sogenannte "Magic Eye Bio-Feedback Meter". Wenn man spielt gibt es eine vom Anschlag abhängige Lightshow, ziemlich abgefahren. :-)

Kommen wir nun zu den Regelmöglichkeiten: in der oberen Reihe gibt es von links nach rechts folgende Regler:
Level, regelt die Ausgangslautstärke der beiden Ausgänge (Amp out und Direct Out) - kann man auch prima benutzen um einen nachfolgenden Amp gut anzublasen
Drive, regelt die Verzerrung
Opto Comp, regelt den Anteil des Opto-Kompressors am Gesamtsound, zwischen keiner Kompresion und einer maximal möglichen Kompresion von 20dB

Darunter gibt es die beiden Klangregelungen (den sogenannten Bionic EQ) mit jeweils einem Doppelpoti, die linke Seite (Pre EQ) ist zuständig für die Klangregelung der Röhreneingangsstufe. Mit dem äußeren Poti wird der Filter (zwischen 200 Hz und 800 Hz) ausgewählt, mit dem inneren Poti kann dann der ausgewählte Bereich um jeweils bis zu 20 dB abgeschwächt oder geboostet werden.

Die rechte Seite (Post EQ) ist eine aktive Klangregelung nach den Röhrenstufen mit einem Bass- und einem Treble-Poti - auch hier kann man stufenlos zwischen 20 dB Abschwächung und 20 dB Boost sehr effektiv ins Klanggeschehen eingreifen.

Was mich an der Klangregelung wirklich fasziniert hat, ist wie unglaublich fein man durch den Pre EQ schon auf die Grundverzerrung Einfluß nehmen kann: Ihr müßt Euch das so vorstellen, daß Ihr, bevor überhaupt die ersten Verzerrungen eintreten, alles in der Hand habt, indem man z.B: die Mitten von vornherein ein wenig boostet und damit den Gesamtklang radikal ändert, denn hier wird nicht nur der Ton verändert, sondern wie die Verzerrung entsteht. Es klingt vollkommen unterschiedlich ob man z.B. die Mitten erst etwas absenkt oder ordentlich verstärkt. Der Pre EQ ist ein sehr effektives Werkzeug und für mich wirklich ein echtes Highlight. Ich war überrascht, wie viele tolle Sounds sich schnell einstellen ließen.

Ein weiteres Highlight ist der Opto-Kompressor, ich habe schon seit einigen Jahren einen MXR Dynacomp aber wurde nie so richtig grün mit ihm, aber dieser integrierte Kompressor arbeitet so gut und mit dem einen Regler ist er narrensicher einzustellen, daß es eine Freude war ihn zu benutzen.

Weitere Highlights sind die Boxensimulation am Direct Out, die ein offenes Combogehäuse mit einem 12-Zöller simuliert und wirklich richtig gut klingt (ihr könnt Euch davon gleich selber überzeugen) und der zuschaltbare Boost, der nochmal eine Schüppe Kohlen nachlegt, der macht mir aber vor einem Amp mehr Spaß als in einer Recordingsituation, ich hatte den Womanizer natürlich auch kurz vor zottel-zwo getestet, aber der Test mit der Band und somit auch weiteren Amps steht noch aus.

So, bevor ich Euch noch länger langweile, hier ist ein Soundfile, das ich heute mit dem Womanizer eingespielt habe:

Soundfile Damage Control Womanizer mit Kurtinat Thinline Tele und Barden PUs

Ich habe mir einfach ein Backing geschnappt und ein paar verschiedene Sounds aufgenommen. Es war keine Klangregelung ausser der am Womanizer im Spiel. Nach der Aufnahme habe ich bei der cleanen Gitarre auf der rechten Seite am Anfang ein wenig Chorus hinzugefügt und bei den anderen Spuren noch etwas Hall und Echo - aber das ist ja eine vollkommen normale Recordingsituation, denn im Zweifelsfall sind die Effekte des Studios oft die Besseren und kommen i.d.R. nachher dazu. Ich sehe es also nicht als Nachteil, daß es keine eingebauten Effekte gibt, denn meine Lieblingseffekte besitze ich eh und die Effekte z.B. im Pod sind für mich ja auch nur ein Kompromiss.

Das Soundfile bietet allerdings nur einen Bruchteil der Soundmöglichkeiten. Was ich jetzt schon sagen kann, ist das es sehr viel Spaß gemacht hat mit dem Womanizer aufzunehmen, er fühlt sich toll an beim Spielen, er hängt an der Gitarre wie ein richtiger Amp, Latenz gibt es aufgrund der analogen Technik natürlich auch keine und es war leicht die Sounds, die mir vorschwebten, einzustellen.

Bisheriges Fazit: unbedingt antesten. Teil 2 (Bandeinsatz) folgt nächste Woche.

Gibt es auch etwas zu beanstanden? Ja, die Stellungen der Potis sind schlecht zu erkennen. Mehr habe ich bisher noch nicht zu beanstanden.

Viele Grüße,

Jochen


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