Nachdem sich das ganze Projekt doch ein wenig hingezogen hat, darf ich jetzt endlich das Ergebnis präsentieren: Die alte Höfner lebt wieder!
Zum Anfang, für all die, die die Geschichte nicht mitbekommen haben: Mir ist durch Zufall alte Höfner Jazzgitarre (aus den 60ern) in die Hände geraten. Das Teil sa nicht gut aus (und das ist noch milde ausgedrückt), es stand ca. 10 Jahre nur als Staubfänger in einem abgelegenen Eck. Der Hals war vom Korpus gebrochen, und unter der Dreckschicht, die die ganze Gitarre bedeckte, konnte man nur mit ein wenig Phantasie noch so etwas wie ein Griffbrett oder Lack schimmern sehen. Die Bünde waren komplett gerostet, die Mechaniken auch etc.. Unspielbar im eigentlichen Sinn des Wortes, da die Saitenlage durch den Halsbruch auch ungefähr bei 4 cm lag. Hier ein paar Eindrücke vom Orginalzustand (Die Bilder öffnen sich durch klicken auf die Vorschau in einem neuen Fenster - jedes ist ca. 100- 130 kb groß):



Nachdem ich das Geld zusammenhatte, brachte ich das Stück zu einem Gitarrenbauer, der mir dann den Hals wieder leimte und außerdem noch die Gitarre wieder auf Hochglanz poliert hat. Auch wichtig: Er bestätigte mir, das der Korpus noch gut intakt ist (keine Löcher und Risse - durch die vielen Risse im Lack schwer zu unterscheiden). Als ich das Instrument wiederbekam, war die Freude groß: Schaut gut aus - nur leider: Spielen hat sich immer noch nicht drauf lassen, da man eine enorme Kraft brauchte, um überhaupt eine Saite auf's Griffbrett zu drücken. Also, zum nächsten Gitarrebauer (Der erste war auch eigentlich ein Spezialist für Konzertgitarren und die Höfner nicht sein Gebiet): Der bestätigte mir, das der erste seine Arbeit gut gemacht hatte, und sorgte dann letztendlich mit einer handgefertigten Ebenholzbrücke für ein sehr gutes Spielverhalten. Ich war begeistert! Und jetzt fing ich an: Schlagbrett neu gefertigt, Endpin angebracht, Elektronik verlötet, ein wenig gemalt und das ganze zusammengebastelt - v.a. das Pickguard hat mich dann einiges an Zeit und Nerven gekostet. Aber schaut euch das Ergebnis an (Inklusive Eindrücke aus meiner Studentenbude -Hüstel- , ich hab' mir nur kurz eine Kamera ausgeliehen):






Zum Klang: Eine echte Jazzmama. Mein Gitarrenlehrer, der eine Gibson ES175 spielt, war begeistert (bis auf die kleinen Abstriche, kommt gleich), ich bin's auch. Unglaublich kraftvoll, aber gleichzeitg zu einem ultrasanften Ton regelbar. Die Nachteile möcht ich natürlich auch nicht verschweigen: Sie Gute hat einen komplett hohlen Korpus (kein Wunder, war ja eine reine Akustik), und ist dadurch ein Rückkopplungswunder. Für Bandproben etc. nicht zu gebrauchen - schon wenn ich meinen LC30 auf normale Bandlautstärke stelle (wohlgemerkt, ich spiel in einer Jazzband mit Bläsern unplugged in der Probe) fängt die Gitarre an zu vibrieren, das man meint, sie müsste auseinanderfallen. Die hohe eSaite fällt in der Lautstärke minimal ab zu den anderen Saiten. Und die Bünde und Mechaniken sind noch Orginal - vor ihrer "Ruhezeit" wurde diese Gitarre aber anscheinend häufig gespielt (siehe Bilder), die Bünde sind ziemlich runter, die Mechaniken nicht mit heutigen zu vergleichen, aber immerhin äußerst stimmstabil. Aber: Kommt Zeit kommt Geld, und jetzt lohnt es sich inzwischen weiter zu investieren.
Jetzt kommt aber noch das wichtigste an diesem Beitrag: Diese Gitarre würde ohne die Hilfe von ein paar Leuten nicht so existieren. Deshalb möchte ich mich hier mal bedanken. Namentlich erwähnt seien:
Highseppl, ohne dessen Ortskenntnis ich hier in Erlangen nie an das Pickguardmaterial und die Adresse für den 2. Gitarrenbauer gekommen wäre.
Woody, der mir seinen alten Attila Zoller verkauft hat.
Walter Geipel für das schöne Zelluloid, das jetzt mein Pickguard ist.
Und natürlich allen anderen beteiligten Aussensaitern für ihre Tips (Endpin, Kleber, Potis...). Ohne diese Hilfen wäre ich nicht so schnell und günstig an eine so tolle Gitarre gekommen! Vielen Dank nochmal!
Servus,
Euer Markus