Moin Aussensaiter,

ich gebe zu, auch ich kann mich nicht davon frei sprechen (oder freisprechen?), regelmäßig bei Ibäh vorbeizusegeln.

Doch wenn ich mir die Präsentation so mancher Angebote ansehe, sträuben sich mir die (letzten) Haare.
Nobody is perfect, but:
Allein aufgrund dieser "Präsentation" nehme ich manchmal Abstand zu einem -von der Sache eigentlich recht interessantem- Angebot.

Nun frage ich mal so ganz zaghaft:

Ist das nun irnxeine Viel-O-Sofie, dass die Leute ein derartiges Deutsch schreiben, wie jemand, der mit Mühe 4 Schulklassen in 10 Jahren durchlaufen hat?
Oder ist das einfach "IN" - und ich habe da nur ein (Generations-)Verständnisproblem?

Neue oder alte Rechtschreibung - hin oder her - aber von irnxeiner sollte man doch mal irnxwie gehört haben, oder?

greetings
Werner

: Moin Aussensaiter,

Moin Werner,
Du bist nicht allein um 'mal unseren seligen Roy zu zitieren.
Daß manche im eMail-Verkehr noch auf die Großschreibung verzichten mag ich wohl noch akzeptieren, keinesfalls jedoch gutheißen, aber wenn ich die Beschreibungen ansehe und so eine verquirlte Sch*** lese, dann kommt der Artikel nicht 'mal auf "beobachten".
eBay ist ja gerade als Käufer eine gewisse Vertrauenssache und wenn jemand nicht 'mal einen "geraden" deutschen Satz formulieren kann, dann ist das, für mich zumindest, eine Person, der ich nicht blind mein Geld anvertrauen würde.

Versteh' mich bitte nicht falsch, hab' keine Vorurteile gegen Legastheniker oder diejenigen, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, aber die mit Gewalt "hip" sein wollen oder wie immer das auch nennen mag - die werden nicht 'mal ignoriert (Zitat Oly) und das - das mag mein (ureigenstes) Generationsproblem sein, aber mit diesem Problem kann ich leben.

In diesem Sinne...

Klaus

Hmmmm... Mir tut es auch sehr weh, wenn ich sehe was aus unserer "Modersprache" (O. Waalkes) manchmal wird.

Aber bei Ibaeh geht's mir wie bei Musikinstrumenten. Wenn eine Gitarre ein Griffloch, rosa lack und spitze Kopfplatte hat, darf sie trotzdem zum Bluesgig auf dei Buehne - wenn sie gut klingt, und gut bespielt werden kann - warum nicht?

Wenn jeman bei Ibaeh ein reiner Depp zu sein scheint, oder einfach ludrig, ist mir das solange egal, solange er viele gute Bewertungen hat.

Ich trenne gerne das "berufliche" *gg* von der privaten Meinung, und warte mit dem Stoehnen, bis der geile Song vorbei / das geile Teil bei mir ist!

gut Ton!
ullli

Servus,

die vorletzte Woche hab ich mich mal genauer mir dieser "Reform" beschäftigt. Es ist unglaublich, welcher Blödsinn da mit welcher Borniertheit verzapft wurde/wird.

Ein Ergebnis war u.a. dieser Brief an die Kultusministerkonferenz

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre letzte Pressemitteilung (http://www.kmk.org/aktuell/pm041001a.htm) vom
1. Oktober 2004 beginnen Sie mit dem Satz: „Die 1998 in den Schulen
eingeführte reformierte Rechtschreibung erfährt in den Schulen hohe Akzeptanz
und wird von den am Schulleben Beteiligten ausdrücklich unterstützt.“

Das glaube ich nicht. Meine Erfahrung ist vielmehr, daß sowohl Eltern, Schüler
als auch Lehrer (im privaten Gespräch, nicht in ihrer - ihrem Dienstherrn
verpflichteten - Arbeit) in ihrer überwältigenden Mehrheit wenig bis gar nichts
von dieser sogenannten Reform halten.

Sicherlich kennen Sie den Artikel von Prof. Munske „Lob der Rechtschreibung“
in der FAZ vom 4. Oktober. Dem ist nichts hinzuzufügen. Worin bestehen die
Verbesserungen der „neuen“ gegenüber der „alten“ Rechtschreibung?

Die Schreibung soll hauptsächlich das Lesen erleichtern, weshalb viele
Schreibregeln sich mit dem Buchdruck entwickelt haben. Ein Text wird
schließlich ein Mal geschrieben aber u. U. viele viele Male gelesen. Und da
müssen Sie mir zustimmen: Das Lesen wird durch die reformierte Schreibung
(eher) erschwert. Das betrifft vor allem das „ß“ und die Silbentrennung.

Bei vielen Bekundungen der Reformierer drängt sich der Eindruck auf, daß sie
(inzwischen) zwar eingesehen haben, daß ihre Reform zumindest nicht gut
war/ist, doch wie trotzige Kinder beharren sie auf ihrer Entscheidung.

So bringt es die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung in
ihrem 4.Bericht auf S. 22 trotz anderer Einsicht fertig, „Leid tun“ mit der
Begründung (auch) vorzuschreiben, bei „Leid“ handle es sich um ein Substantiv.
Da man sich aber doch nicht ganz wohl dabei fühlt, erlaubt man als „Variante“
die Schreibung „leidtun“, da es zu „Zusammensetzungen aus (teilweise auch
verblasstem) Substantiv + Verb“ gehöre. Die „alte“ Schreibung „leid tun“ wird
mit Begründungen (S. 52) abgelehnt, die das ganze Dilemma dieser Reform
aufzeigen.

Es wurde (wird?) versucht, für die Rechtschreibung - und damit für einen Teil
der Sprache - in ein in sich stimmiges, auf formalen Unterscheidungskriterien
beruhendes Regelsystem zu schaffen. Da das natürlich nicht funktionieren kann,
wird alles, was nicht reinpaßt, eben passend gemacht oder als Variante
zugelassen, womit man dann natürlich auch die Regelvielfalt vereinfacht hat!

In den Stellungnahmen zur Getrennt- und Zusammenschreibung auf S. 52, heißt
es weiter, daß zum „Punkt § 36 E2 (2): Der deutsche Beirat empfiehlt, diese
Änderung nicht in das künftige Regelwerk aufzunehmen, da sich daraus
gravierende Auswirkungen auf die Variantenvielfalt, auf die öffentliche
Diskussion und auf andere Paragrafen ergeben können.“ Der österreichische
Beirat kann das noch besser und schreibt auf S. 65, im neuen „E2(2) sollte
jedoch darauf Bedacht genommen werden, dass damit keine neuerliche (und aus
der Geschichte als undurchführbar erkannte) semantische Differenzierung
bewirkt wird.“

Klasse, Sprachregeln ohne Rücksicht auf die Bedeutung - denn, wie heißt es auch
(oder dagegen?) auf S. 52, die „Eindeutigkeit wird durch den Kontext
gewährleistet.“ Darauf muß man erstmal kommen!

Mit freundlichen Grüßen

So, das mußte hier auch mal raus. Ich hoffe - wahrscheinlich vergebens - daß andere, wichtigere, z.B. wirtschaftliche Entscheidungen besser getroffen werden. Wobei - wenn man an Karstadt denkt ... (z.B.) oder die Maut ...

redi,
obwohl fast schon 50 Jahre alt, noch ein bißchen mehr desillusioniert

Hallo redi,

ich finde die Korellation zwischen Lebensalter und Ablehnung der Reform zu auffällig, um sie unerwähnt zu lassen.

Im Übrigen bestätige ich die relative Akzeptanz der Reform bei Schülern und Eltern ausdrücklich. Ich habe noch nie, von KEINEM Kollegen, KEINEM Schüler, KEINEM Elternteil etwas gegen die Rform gehört. Wo du die Erfahrung gesammelt hast, dass diese Gruppe samt der Lehrer "wenig bis gar nichts" von der Reform hält, kann ich mir nur mit selektiver Wahrnehmung erklären.

Relative Akzeptanz deshalb, weil die Akzeptanz aus gutem Grund höher ist als die der alten Schreibweisen. Zugegeben: Wenn einige Varianten gestrichen würden (=> Schikoree), täte mir das nicht weh. Auch finde ich die grundsätzliche Getrenntschreibung sinnentleerend (=> sitzen lassen). Aber den Krampf der alten Schreibweisen war mMn größer, allemal. Riß? Biß? Was für ein Quatsch!

Dass dir allerdings die Argumentationsstränge der Beiräte usw auf den Magen schlagen, kann ich bestens nachvollziehen- das geht mir bei den Ergüssen des Ministeriums für Bildung, Jugend und Kinder oder wie es jetzt heißt meist so. Da du doch auch Lehrer bist (richtig?), solltest du dich eigentlich über die Schere zwischen Zielen und Voraussetzungen unserer Bildungspolitik mehr aufregen als über den Nebenschauplatz Rechtschreibreform. Unsere Bildung wird doch wohl an ganz anderen Schauplätzen zugrunde gerichtet als in der Rechtschreibkommission.

cu, ferdi

Hi.

Du investierst so viel Energie, weil Du möchtest, dass Kinder gefälligst "leid tun" statt "Leid tun" schreiben?

Wozu?

Um sicherzustellen, dass auch in 30 Jahren kein FAZ-Leser durch befremdliche Orthographie schon beim Frühstück im tiefsten Bildungsbürgermark traumatisiert wird wenn er "Leid tun" liest.

Hauptsache, es gibt nichts Wichtigeres.


Gruß,
groby
*

Diese Rechtschreibreform "jetzt" zu beklagen ist mMn müßig. Das hätte man tun müssen bevor sie eingeführt wurde. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, hat erhebliche Kosten verursacht und würde bei einer Rücknahme nochmals Kosten verursachen.
Diejenigen, die in der Öffentlichkeit mit der Rechtschreibung zu tun haben (Medien, Verlage etc.), sollten diese Reform akzeptieren und sich wieder dem Tagesgeschäft widmen. Niemand wird seelischen Schaden davontragen.
Gerade die Printmedien sollten die Klappe halten, denn diese haben auch die alte Rechtschreibung nicht beherrscht, was man in manchen Zeitungen zu lesen bekam bzw. bekommt schreit zum Himmel.

Ich für meinen Teil, behaupte nicht, die alte oder neue Rechtschreibung zu beherrschen, sondern schreibe so, wie ich glaube es mal gelernt zu haben. Wenn ich denn mal was neues aufschnappe, versuche ich es zu verwenden, wenns nicht klappt, auch egal. Für uns Ältere ist das nicht mehr so wichtig, es sei denn, ich habe beruflich damit zu tun.

Ich schätze mal ca. 95% aller deutschsprachigen Menschen beherrschen die Rechtschreibung "nicht" einwandfrei, weder vor noch nach der Reform! Na und, ist daran jemand gestorben? Es gibt weitaus wichtigeres! Abhaken! Hinnehmen! Das Beste draus machen!
Im Übrigen sind wir nicht die Ersten, die eine solche Reform mitmachen müssen.

Gruß Wolfgang

Du investierst so viel Energie, weil Du möchtest, dass Kinder gefälligst "leid tun" statt "Leid tun" schreiben?

Hm,
das ist nicht das Problem. Problematisch ist, daß Hauptwörter groß geschrieben werden, und "Leid" in "leid tun" alles andere als ein Hauptwort ist. Das hat die Kommission auch so festgestellt. Trotzdem hält sie an der falschen Schreibweise fest. Das kann doch nicht sein - oder?

redi

Zu den Lehrern an der Schule - einer Sprachenschule - an der ich unterrichte: Dort ist keiner für die neue Rechtschreibung gewesen, auch wenn sie sich jetzt damit arrangiert haben.

Kann es sein, daß eher Grundschullehrer "für" die Reform sind?

redi