Hallo ihr beiden!
Was Coverversionen angeht, hast du, Lone, halt deine klare Meinung, dass sie möglichst nah am Original sein sollten.
Je nach Situation sehe ich das manchmal genauso, z.B. wenn wir unser Weihnachtsprogramm mit Rock-Klassikern spielen. Da übe ich mir den Allerwertesten ab, um dann die Originalsoli, Riffs, Fills u.s.w. abzuliefern. Da habe ich dann auch einen eigenen Ehrgeiz und Spaß dran.
Dann gibt es aber noch das weite Feld meiner "privaten" künstlerischen Betätigung. Auch da kommt es vor, dass ich fremde Kompositionen spiele. Dann steht für mich aber keine Coverversion im Fokus, sondern eine Bearbeitung des Originals. Und dort möchte ich mich dann wiederfinden, auf meine eigene Weise. Das muss dann auch nicht unbedingt einem Liebhaber des Originalinterpreten gefallen, ist mir dann aber auch egal. Und so lange es ein Publikum gibt, dass sich diese Ergüsse anhören möchte, ist das alles noch viel egaler :-)
Zum Groove:
Ich habe einmal auf einem Workshop bei uns in der Musikhochschule Peter Weihe und Anselm Kluge erlebt (beide Profs beim Kontaktstudiengang für Pop in Hamburg), wie sie Bandcoaching mit einer Studentenband gemacht haben. Die waren schon ziemlich gut, haben recht kompliziertes Jazz-Rock-Fusion-Zeugs gespielt.
Die beiden grauen Eminenzen des Grooves waren mit ihrem Zusammenspiel aber überhaupt nicht zufrieden und haben dann mit "ganz einfachen" Basicübungen angefangen. Anselm hat dann am Bass vorgemacht, wie sich der Groove ändert, wenn man vor- oder hinter der Zeit spielt, nur einzelne Beats zu spät nimmt, Töne länger oder kürzer aushält u.s.w.
Die Studenten hatten aber trotzdem recht große Schwierigkeiten, diese Übungen umzusetzen, weil sie sich selbst im Groove teilweise ganz anders wahrgenommen haben.
Das alles ist eine ziemlich schwierige Geschichte, wenn man keine Naturbegabung ist. Ich hätte deswegen schon einmal fast mit dem Musikmachen aufgehört, weil mein hektisches Timing einfach keine wirklich gelungenen musikalischen Momente zuließ. Da übt man ohne Ende für irgendwelche Frickeleien, und dann hört man die Aufnahme vom Gig, und ist entsetzt. Das habe ich immer gehasst beim Abhören meiner Livemitschnitte. In den letzten Jahren ist das aber Gott sei Dank besser geworden.
Was ich damit sagen will:
Es lohnt sich, daran zu arbeiten, vielleicht auch mal einen Coach zu den Bandproben zu nehmen, sich einfach mal einlassen auf das spannende Thema Timing. Miles Davis hat mal gesagt: "Rhythm is not the most important thing, Rhythm is everything!"
Gruß Martin